

So schön das Spielkonzept in der Realität aufgeht und für heitere und gesellige Abende sorgt, desto viel Flair lässt die elektronische Variante vermissen. Nicht nur, dass eben selbst die besten CPU-Konkurrenten einen menschlichen Mitspieler einfach nicht ersetzen können, Catan leidet auch noch unter einen erstaunlich hohem Schwierigkeitsgrad. Angefangen vom völlig einseitigen Handel der Computerspieler untereinander bis hin zu einem verdammten Würfelglück, für das man noch vor Hundert Jahren im Wilden Westen erschossen worden wäre, zieht die CPU praktisch alle Register, um euch keine Chance zu lassen. Dieser Autor schaffte trotz seiner jahrelangen Catan-Erfahrung tatsächlich erst im dritten Anlauf überhaupt die erste (!) Mission der enthaltenen Kampagne - wer eine Herausforderung sucht, wird hier also fündig.
Dabei spielt es gar keine Rolle, ob ihr euch im linearen Kampagnenmodus mit seiner Story oder bei einem Freien Spiel versucht: Hier wie dort ist der Frustfaktor oft groß, eben weil die CPU ähnlich wie bei manch einem Rennspiel unabhängig von eurer Leistung stets an eurer Stoßstange zu hängen scheint. Ausnahme bildet da lediglich der Multiplayermodus für bis zu vier menschliche Spieler, allerdings Bedarf es hierzu jeweils einer Catan-Fassung pro Spieler. Nicht cool. Zumal vielversprechende Online Duelle per WiFi nicht vorgesehen sind und lediglich drahtlose Multiplayerspiele mit Freunden fleißige Kolonisten beschäftigen sollen. Ob man in diesem Fall dann nicht lieber gleich direkt zur Brettspielvariante greift?
Drei Stärken hat die DS-Version von Catan dann aber doch vorzuweisen: Neben einem umfangreichen Almanach, der unbedarften Neulingen auf Wunsch Begriffe erläutert und immer wieder im Spiel aufgerufen werden kann, sorgt auch ein enthaltener Batteriespeicher für Entspannung. Hier können praktisch jederzeit bis zu vier verschiedene Spielstände abgespeichert werden. Außerdem ist der Umfang von Catan erfreulich: Neben dem Basisspiel aus dem Jahre 1995 befinden sich auch Szenarien aus der Seefahrer-Erweiterung auf der DS-Cart, was zusätzliche Abwechslung beschert. Einziger Wehmutstropfen: Ihr müsst diese erstmal im Kampagnenmodus freispielen...


Noch ein paar Worte zur Technik - die Grafik ist unverkennbar im Comic Stil gehalten und eigentlich ganz hübsch zu betrachten. Leider wars das aber auch schon mit Worten zur Optik, denn viel gibt es sonst nicht mehr viel zu sagen - Animationen sind äußerst rar gesäht, aufwendigere Szenen sucht ihr vollends vergeblich und bekommt stattdessen immer nur die irgendwann ermüdende Inselkarte vorgesetzt.
Die Soundkulisse wechselt zwischen unauffällig und okay, geschlampt wurde hat Entwickler exozet aber leider beim Interface: Zu klein geratene Icons erschweren die Orientierung und sind teilweise nur schwer mit dem Stylus-Pen zu treffen. Unsinnige, weil überflüssige Klicks, wie der "Würfeln" Button zu Beginn einer Runde zehren nach längerer Spielzeit ebenfalls an den Nerven - hier wäre noch einiges zu optimieren gewesen. Und von einem leider fehlenden Karteneditor fangen wir erst gar nicht an..
Als alter Catan Siedler hatte ich mich wirklich auf die Umsetzung gefreut, aber dann kam alles anders: Eine eher dürftige Bedienumgebung, fehlender Online-Multiplayer und vorallem fiese Gegner liessen so manches Mal Frust aufkommen. Dabei hätte bekanntlich alles so schön sein können....Letztlich bekommen Fans mit Catan eine passable Umsetzung der Brettspielidee geliefert, was sie womöglich mit den Einschränkungen leben lässt. Wer Catan nicht unbedingt auf dem Nintendo DS spielen will, sieht sich besser nach Alternativen im Bereich Strategie um.