
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als Turok 3 im Jahr 2000 in den Handel kam. Die Nintendo 64 Gemeinde klebte an den Fernsehern, was den Jungs von Rare und ihrem Meilenstein Perfect Dark zu verdanken war, dass ein neuer Teil der Turok Saga in den Regalen stand wurde schon beinahe übersehen. Doch ich habe mir damals sofort ein Exemplar gesichert und so wanderte der bis dahin schon vierte Turok-Teil in meine Konsole. Ein Jahr zuvor erschien das auf Multiplayer basierte Turok – Legenden des verlorenen Landes. Mit Turok 3 wollte Acclaim die Fans wieder in ein waschechtes Singleplayer-Abenteuer stürzen.
Oblivion, eine böse außerirdische Lebensform, ist nach der Vernichtung des Primagen in Turok 2 aufgetaucht und plant die Zerstörung des verlorenen Landes. Wohlwissend, dass nur Turok Oblivion zur Strecke bringen kann, schickt das Wesen seine Schergen los um Turok aus dem Weg zu räumen. Dieser lebt mit seiner Schwester Danielle und seinem jüngeren Bruder Joseph zusammen und ahnt, dass etwas Böses naht. Doch bevor Turok etwas unternehmen kann wird er von Oblivions Schergen getötet. Adon, die Fans schon aus Turok 2 kennen sollten, taucht auf und rettet Danielle und Joseph. Sie klärt die Beiden über Oblivion auf. Natürlich können Danielle und Joseph den Tod ihres Bruders nicht einfach so hinnehmen und machen sich nun auf, um Oblivion in das Loch zurück zu schicken, aus dem es gekommen war.

Die Story wird dem Spieler in einer für N64 Verhältnisse sehr gut gemachten Introsequenz erzählt. Das komplett synchronisierte Video lässt euch euren Zeigefinger schon erwartungsvoll um den Z-Trigger kreisen. Doch bevor ihr endlich loslegen könnt, müsst ihr eine wichtige Entscheidung treffen. Hier tritt eine Erneuerung gegenüber anderen Turok Games ein. Ihr müsst euch nämlich für einen Hauptcharakter entscheiden. Wollt ihr als die hübsche Danielle ins Rennen gehen oder euch doch lieber als Joseph durch die Level kämpfen? Eure Entscheidung hat Auswirkungen auf den Spielverlauf. Danielle kann mit ihrem Enterhaken in Bereiche vordingen, die ihr jüngerer Bruder nicht erreichen kann und umgekehrt, was zum wiederholten Durchspielen motiviert.
Fortan kämpft ihr euch als frisch gebackener Turok durch fünf mehr oder weniger lineare Kapitel, die jeweils in verschiedene Abschnitte unterteilt sind. Auf eurem Weg könnt ihr zudem jederzeit speichern. Bis ihr Oblivion in den Hintern treten könnt müsst ihr z.B. eine zerstörte Stadt, einen Militärkomplex oder den Dschungel des verlorenen Landes durchforsten. Die verschiedenen Kapitel werden immer mit einer Sequenz in Spielgrafik eingeleitet und konfrontieren euch am Ende jeweils mit einem pompösen Endgegner. In bewährter Turok-Manier ballert ihr euch auf eurem Weg dorthin durch viele unterschiedliche Gegnerhorden. Ihr bekommt es unter anderem mit Raptoren, mutierten Echsen und sogar menschlichen Soldaten zu tun. Abwechslung im Gegnerdesign wird also geboten. Leider hat Acclaim bei der KI der Gegner im Vergleich zu Turok 2 zurück geschraubt. Meist laufen sie auf euch zu und stellen so ein gelungenes Kanonenfutter dar.

Schade, da der Vorgänger mit seinen intelligenten Gegnern überzeugen konnte. Um des großen Gegneraufkommens Herr zu werden, stehen euch bei Turok 3 ganze 24 Waffen zur Verfügung. Im Arsenal findet ihr Standartkost wie z.B. die einfache Pistole und Shotgun, aber auch der Gehirnbohrer aus Turok 2 ist wieder mit dabei. Dazu kommen noch einige neue Wummen, die sehr gute Durchschlagskraft besitzen. Eine weitere Neuheit ist das Upgrade-System der Waffen. Im Spielverlauf könnt ihr alle 24 Waffen tunen, sodass auch hier mehr als genug Abwechslung geboten wird.

Anders als bei den Vorgängern gibt es von Turok 3 eine einheitliche PAL-Version. Dies bedeutet, dass das Spiel bei uns in Deutschland komplett auf Englisch und ungeschnitten erschienen ist. Ihr bekommt also Blut und abgetrennte Körperteile zu sehen, wobei diese sofort nach Ableben des Gegners verschwinden. Bis ihr euch durch die blutigen Szenarien zum Endboss durch gekämpft habt vergehen ca. 5-7 Stunden. Danach könnt ihr das Ganze noch einmal mit dem zweiten Charakter und anderen Wegen, Waffen und Fähigkeiten starten oder euch am Multiplayer-Modus versuchen. Mit bis zu vier Spielern könnt ihr in acht verschiedenen Modi auf Kriegsfuß gehen. Deathmatch, Capture The Flag oder der aus Turok 2 bekannte Monkey Tag Modus können von euch ausgewählt werden. Wenn ihr keinen anderen Mitspieler finden solltet, könnt ihr mit max. drei Bots ins Kampfgetümmel einsteigen. Der Multiplayer-Modus erinnert sehr stark an Turok – Legenden des verlorenen Landes und macht in 22 verschiedenen Arenen genauso viel Spaß. Nur, dass in dem Modul noch ein ganzes Singleplayer-Spiel steckt. Bravo, Acclaim!

Grafisch präsentiert sich Turok 3 in einem schönen Gewand. Die Charaktere sind detailliert und glänzen vor allem mit guten Gesichtsanimationen in den Zwischensequenzen. Auch die verschiedenen Levels sind alle unterschiedlich gestaltet, bleiben jedoch von Pop-Ups und kleineren Grafikfehlern nicht verschont. Was die reine Grafikengine angeht, so kann es Turok 2 nicht das Wasser reichen. Der 1998 erschienene Vorgänger sieht im direkten Vergleich immer noch besser aus. Da hätte Acclaim noch was machen können. Auch der Turok-typische Nebel taucht stellenweise noch auf. Jedoch ist das aber zu verkraften. Besitzer eines Expansion Packs können in den Optionen auf Hi-Res umstellen. Soundtechnisch gibt es bei Turoks letztem N64-Ausflug nichts zu meckern. Der Soundtrack ist sehr abwechslungsreich und trägt vieles zur genialen Atmosphäre bei. Die englischen Synchronsprecher machen ihre Arbeit sehr gut und vermitteln ein schon filmreifes Flair in den Videosequenzen. Die Soundeffekte runden das positive Gesamtbild ab.
Mir hat Turok 3 seinerzeit sehr viel Spaß gemacht. Und auch heute fliegt das Modul immer wieder in mein N64. Anfangs vielleicht etwas träge wird das Spiel mit jedem Level besser. Die Solo-Kampagne ist sehr spannend und abwechslungsreich gestaltet. Auch die Option, dass man vor Spielbeginn einen Charakter auswählt und so das ganze Spiel in abgewandelter Form erlebt, erntet viele Pluspunkte. Wenn man Oblivion dann endlich besiegt hat, kann man sich in den genialen Multiplayer stürzen und mit Freunden Stunden vor der Glotze verbringen. Grafisch hätte noch mehr drin sein können. Turok 3 sieht zwar gut aus, aber Perfect Dark oder das früher erschienen Turok 2 zeigen, was das N64 seinerzeit grafisch konnte. Dafür ist der Sound fantastisch und erzeugt eine dichte Atmosphäre. Wer einen N64 besitzt und Turok 3 noch nicht gespielt hat, der sollte dies auf jeden Fall nachholen!! Schließlich zählt das Spiel zu den besten Ego-Shootern der Nintedo-64-Ära.