Im Spielverlauf könnt ihr zwar anhand von Rückblenden einen Bezug auf die vorherigen Spiele herstellen, wirklich alles werdet ihr damit aber nicht erfahren. So bleiben die Intentionen der Hauptcharaktere schlicht und ergreifend verborgen und ihr müsst euch euren Teil im Laufe der ca. 30 Stunden selbst dazudenken.
Storytechnisch dreht sich hier alles um den Kampf gegen Xehanort. Um dem Fiesling aber endgültig gegenübertreten zu können, müssen sieben schlafende Welten erweckt werden. Die natürlich allesamt Bezug auf berühmte Disney Filme wie Pinochio, Der Glöckler von Notre Dame oder Tron Bezug nehmen. Indem ihr die Welten befreit, beweist ihr dem Zauberer Yen Sid, dass ihr ein würdiger Schwertmeister seid und Xehanort gehörig in den Allerwertesten treten werdet.
So steuert ihr dieses Mal abwechselnd zwei Helden. Riku und Sora, beide bekannt aus dem ersten Teil der Reihe, dienen hier als spielbare Charaktere und müssen ihren Weg durch das Spiel auf separaten Wegen bestreiten. Dafür haben die Entwickler eine sogenannte Sturz-Mechanik integriert.
Im Klartext heißt das, dass ihr jeden Charakter unter Zeitdruck steuert. Spielt ihr also als Sora und es läuft ein Countdown ab, verfällt der Held in einen Schlummer und das Geschehen wechselt zu Riku. Mit diesem habt ihr nun ebenfalls eine bestimmte Dauer, bevor der Sturz einsetzt und es zurück zu Sora geht. Dadurch entsteht zwar eine schöne Dynamik in der Erzählweise und dem Spielgeschehen, aber mich hat das Element des Sturzes oftmals aufgeregt. Am meisten störte es, wenn ich in einem Kampf gegen einen Endboss war, diesem gerade einheizte und auf einmal mein Charakter wegknickte und ich in ein anderes Szenario versetzt wurde. Den Sturz kann man zwar auch manuell auslösen, aber in der Hitze des Gefechts achtet man da einfach nicht drauf.
Die Kämpfe gestalten sich flott und actionreich. Nur die Kamera sorgt manchmal für Aufreger. Aber die macht ja bekanntlich seit dem ersten Kingdom Hearts Probleme und es ist unfassbar, dass man dieses Problem in zehn Jahren nicht in den Griff bekommen hat. Glücklicherweise untersützt KH 3D das Circle Pad Pro. So bekommt man die Kamera zumindest die meiste Zeit über in den Griff. Ohne das Circle Pad Pro müssen die Schultertasten herhalten.
Hilfbereit sind auch die Traumfänger, putzige Kreaturen, die ihr fangen, trainieren und in den Kampf schicken könnt. Das Prinzip erinnert entfernt an einen Mix aus Pokemon und Nintendogs. So steigen die Traumfänger Level, eignen sich neue Fähigkeiten an und mögen es, wenn ihr sie via Touchpen oder Finger streichelt und mit ihnen in Minigames herumtolt. Ich empfand die Keatur-Zucht als nettes Feature, wirklich begeistern konnte mich die Neuerung im neuen Kingdom Hearts Abenteuer aber nicht.
Was mich dafür umso mehr beeindruckte, war die technische Seite des Echtzeit-RPGs. Grafisch steht KH 3D seinen PS2 Vorgängern in nichts nach. Die Charaktere sind wunderbar animiert worden und verleihen dem Spiel durch die klassen Gesichtsmimiken eine tolle Atmosphäre.
Die Disney Figuren wurden wunderbar eingegliedert und man merkt hier wieder einmal deutlich, wie gut das Square-Enix und das Disney Universum miteinander harmonieren. Ebenfalls gut gelungen ist der 3D Effekt. Vor allem in den Zwischensequenzen solltet ihr euren 3D-Regler komplett aufdrehen. In den hitzigen Kämpfen kann die Dreidimensionalität mitunter ein wenig stören, ansonsten ist der Effekt ein wahrer Pluspunkt des Spiels.
Der Soundtrack ist ebenfalls über alle Maße erhaben und glänzt mit schönen Melodien, die an viele bekannte Disney Filme angelehnt sind. Neukompositionen sind natürlich auch vertreten und machen KH 3D zu einem musikalischen Ohrenschmaus. Dazu gibt es tolle englische Sprachausgabe, die mit einer guten deutschen Übersetzung in Form von Untertiteln daherkommt.
Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance sieht super aus und bietet Fans alles, was man von einem guten Kingdom Hearts Ableger erwartet. Obendrein serviert uns Square-Enix noch einige coole Features, die das Spielgeschehen bereichern. Altbekannte Probleme mit der Kamera sind zwar auch hier zu finden, schmälern den Gesamteindruck aber nur marginal, da man die Kamera mit dem Circle Pad Pro gut in den Griff bekommt. Einzig die wirre Story könnte Serienneulinge abschrecken. Jeder, der mit den Kingdom Hearts Spielen etwas anfangen kann, sollte sich dieses Spiel kaufen. Der offizielle dritte Teil kann kommen!