Fable: The Lost Chapters im Test

Zu Beginn werdet ihr anhand eines Intros in die Story von Fable eingeführt, die ihr im weiteren Verlauf des Spiels größtenteils selber weiterschreibt. Als kleiner unschuldiger Knirps lebt ihr mit euren Eltern und eurer Schwester in Oakvale, einem von vielen friedlichen Dörfern des Landes Albion. Doch der Frieden hält nicht lange - schon bald wird euer Dorf überfallen... euer Vater wird ermordet, von Mutter und Schwester fehlt jede Spur. Ohne Bezugsperson läuft der verwirrte Junge durch das brennende Dorf, ehe sich ein Meister der Heldengilde spontan entschließt, euch mitzunehmen. In der Gilde wird der junge Held einer ausführlichen Ausbildung (Tutorial) unterzogen. Nachdem ihr die Abschlussprüfung bestanden habt, liegt es an euch, wie ihr euer Leben angehen wollt. Der Hauptbestandteil von Fable besteht darin, Quests zu erledigen. Neben Mainquests, die euch im eigentlichen Verlauf der Story zu Fable weiterbringen, gibt es zahlreiche Sidequests, die ihr je nach Lust und Laune bestreiten könnt.

Die Quests sind recht abwechslungsreich gestaltet worden. Ihr müsst Gegenstände besorgen, Diebesbanden ausschalten, verschollene Personen auffinden, Händler durch gefährliche Gebiete eskortieren und so weiter. Nach einer gelungenen Mission erhaltet ihr eine Belohnung. Dabei handelt es sich um Geld, Erfahrungspunkte und die sogenannten ‚Renown‘ Punkte. Diese Renown Punkte stellen euren Bekanntheitsgrad in Albion dar. Nach einigen Spielstunden habt ihr einen gewissen Wiedererkennungswert bei der Bevölkerung ‚erarbeitet‘ und die Bewohner der einzelnen Dörfer nennen euch bei eurem Titel und reagieren demnach auf euch.

Hauptanlaufstelle für neue Quests ist in der Regel die Heldengilde. Dort angekommen geht es in ein grünes Portal, welches zum Aufleveln bereitsteht. Hier könnt ihr drei Bereiche eures Charakters anwählen und nach Belieben aufwerten. Unter Strength pumpt ihr zum Beispiel eure Lebensleiste auf oder bestimmt eure körperlichen Abwehrkräfte, während ihr unter Skill unter anderem eure Zielgenauigkeit beim Gebrauch von Distanzwaffen wie Bogen oder Armbrust verbessern könnt. Im Will Bereich werdet ihr beim Aufleveln vor eine größere Wahl gestellt. Denn im Gegensatz zu den beiden anderen Kategorien greift ihr hier nicht nur in die Charakterwerte ein, sondern habt auch die Möglichkeit neue Magien zu erlernen. Die Palette an Zaubersprüchen ist recht ausgeprägt und bietet beispielsweise neben Schutzmagien, auch eindrucksvolle und sehr wirksame Attacken wie den ‚Berserker‘ Spruch. Sämtliche Sprüche, die ihr bereits erlernt habt, könnt ihr im weiteren Verlauf des Spiels (wie die anderen Elemente auch) weiter verstärken und damit wirksamer machen.

Ein extrem großes Element von Fable ist die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Denn schon recht früh im Spiel werdet ihr vor diese Entscheidung gestellt. Durch die enorme Freiheit, die Fable dem Spieler bietet, liegt es auch an euch, ob ihr lieber ein angesehener Held oder ein furchteinflößender Bösewicht werden wollt. Für jede Tat, die ihr im Spiel vollbringt, erhaltet ihr entweder positive oder negative Punkte - wer zum Beispiel klaut oder sich von seiner Frau scheiden lässt wird im Laufe des Spiels zum Bösewicht mutieren. Dabei hilft außerdem furchteinflößende, dunkle Kleidung oder ein wildes Gesichtstatoo, denn auch euer Äußeres spielt eine wichtige Rolle. Je nachdem, wie ihr euch kleidet, gehen die Mitmenschen auf euch zu, oder meiden euch.

Was mir in Fable gut gefiel, ist die Freiheit. Warum also nach den ersten Quests nicht langsam mal auf Brautschau machen? Eine Frau wird sich schneller auf eine Heirat mit euch einlassen, wenn ihr stolzer Hausbesitzer seid. In allen größeren Orten steht je ein Gebäude zum Kauf bereit. Hier könnt ihr dann mit eurer Liebsten einziehen. Mehrere Frauen zu heiraten ist übrigens kein Problem - vorausgesetzt die beiden leben in unterschiedlichen Orten. Ihr wollt nicht heiraten? Gut, es gibt ja genügend andere Dinge, mit denen ihr eure Zeit herumbringen könnt. Ihr sucht eine zusätzliche Einnahmequelle? Wie wäre es denn ein Haus zu kaufen, um es zu vermieten? In Fable kein Problem! Das Haus lässt sich außerdem noch verschönern, um eure Mieteinkünfte zu steigern. Solltet ihr eh schon mit einem bösen Charakter belastet sein, werdet ihr auch die negativen Punkte nicht mehr scheuen die ihr erhaltet, wenn ihr einen Ladenbesitzer umbringt, um im Nachhinein seinen Laden zu übernehmen beziehungsweise zu vermieten.

Neben den Quests und dem ‚Alltagsleben‘, gibt es noch weitere Elemente, die länger beschäftigen. So sind auf der ganzen Welt zum Beispiel Schlüssel verteilt, mit denen ihr dazugehörige Truhen öffnet und so seltene Gegenstände findet. Zudem findet ihr in ganz Albion Bücher und andere Schriftstücke, die ihr zu jeder Zeit im Menü nachlesen könnt und die euch eventuell bei euren Aufgaben helfen. In jenem Menü seht ihr außerdem eine umfangreiche Statistik, die das ganze Leben eures Helden in Zahlen zusammenfasst. Neben halbwegs ‚normalen‘ Dingen wie beispielsweise ‚Wie alt seid ihr? ‚ findet ihr dort auch Angaben, die ihr nur in einem Titel wie Fable finden werdet. So zum Beispiel wie oft euer Charakter sich nach Saufgelagen in den örtlichen Kneipen übergeben hat... :-)

Wer vielleicht schon das Original auf der Xbox erfolgreich beendet hat, will natürlich unbedingt wissen, was sich mit der „Lost Chapters“ Fassung genau verändert hat. Im Original konntet ihr nach dem Endboss zwar auch weiterspielen, allerdings gab es keine großen Aufgaben mehr. Die neue Storyline in The Lost Chapters setzt direkt nach dem Ende der eigentlichen Mainquest ein und bringt euch in den Norden von Albion. Dort sorgt etwas für Angst und Schrecken - ihr sollt herausfinden, was los ist und das Problem im besten Fall aus der Welt schaffen.

In der Praxis heißt das Folgendes: ihr besucht neue Gegenden, findet neue Items, kämpft mit neuen Waffen gegen neue Gegner, seht neue Zwischensequenzen und hört neue Dialoge. Und es freut mich euch mitteilen zu können, dass sich dieser neue Inhalt wunderbar ins Spiel integriert und die gleiche tolle Qualität hat wie der Rest des Spiels.

Die Grafik von Fable war zum Zeitpunkt des Release ein Hingucker - die wunderschöne Welt von Albion faszinierte mit grandiosen Dörfern, beeindruckenden Charakterdesigns (vor allem bei den bis auf die Zähne bewaffneten Banditen) und ein Effekt-Feuerwerk in den Kämpfen. Leider liegt die Betonung auf „Zeitpunkt des Release“, denn seitdem sind geschlagene vier (!) Jahre vergangen und die Ansprüche eine ganze Ecke gewachsen. Gerade z. B. die recht steifen Bewegungen der NPCs fallen negativ auf und der allgemeine „aha!“ Effekt ist mittlerweile einem „sieht nett aus“ Eindruck gewichen. Zudem merkt man einigen Stellen doch immer wieder, dass die Freiheit durch unsichtbare Barrieren etwas eingegrenzt wird. Auch die gelegentlich auftretenden Ruckler auf unserem iMac G5 Testsystem hätte man nach der dreijährigen Portierungszeit eigentlich nicht mehr erwartet ...

Neben den tollen Soundeffekten möchte ich die schlichtweg geniale Synchronisation hervorheben. Insbesondere die UK-Fassung tut sich hier hervor, denn durch die vielen britischen Akzente die in der englischen Fassung von Fable miteinander vereint wurden, entsteht eine wahnsinnig angenehme Atmosphäre, die auch Raum für anspruchsvollen Wortwitz lassen. Daumen ganz weit hoch! Doch Germanen müssen nicht verzweifeln, denn selbst die deutsche Synchronisation ist gelungen und atmosphärisch, wenn gleich man in puncto Selbstironie und Anspielungen nicht mit der englischen Variante mithalten kann.

In Sachen Systemanforderungen gibt man sich relativ genügsam, auch wenn es dennoch (wie geschildert) immer wieder zu kleinen Rucklern kam. Der Theorie nach sollte jedenfalls bereits ein „kleiner“ G5 Macintosh mit 1,8 Ghz und 512 MB RAM reichen. Natürlich nebst 64 MB Grafikkarte, OS X 10.4.8 und ausreichend Platz auf der Festplatte für die 3 GB Daten. In der Praxis dürfte sich Fable allerdings erst auf einem ausgebauten PowerMac G5 bzw. dank Universal Binary auf einem Intel Rechenknecht so wirklich wohl fühlen.