Schach ist langweilig, dröge, bieder und langsam. Richtig? Falsch! Das zumindest dachte sich Topware Entertainment und versuchte sich an einer zeitgemäßen digitalen Version des Spiels der Könige. Setzt "Battle vs. Chess" die Konkurrenz Schachmatt?
Zumindest will man die Dinge anders angehen. Statt akkurater Schachsimulation á la "Fritz", "Chessmaster" oder "Rybka" versucht sich "Battle vs. Chess" an einem anderen Ansatz. Effektvoller, verspielter. Wie Kollege Stefan fühlte ich mich direkt an Battle Chess anno dazumal auf meinem Amiga 500 erinnert. Wie damals werden alle Kämpfe hübsch animiert und lassen das Geschehen auf dem Schachbrett dadurch lebendiger wirken. Gerade denjenigen, den Schach sonst zu trocken ist, werden dies zu schätzen wissen. Schachprofis hingegen stört jedoch womöglich der "unnötige Firlefanz". Ansichtssache eben.
Ein dickes Lob haben sich die Entwickler aber für die Erstellung eines Kampagnen-Modus verdient: Hier gibt es zwei Storys mit jeweils 15 Missionen, bei der sich die „Armeen der Ordnung“ und die „Armee der Finsternis“ gegenüberstehen. Alle Schlachten werden hierbei auf einem der sechs unterschiedlichen Schauplätze absolviert. In jeder Stufe werdet ihr mit einer Aufgabe konfrontiert, sprich es sind nur bestimmte Figuren auf der Spielfläche, welche bereits auf vorgegebenen Feldern stehen. Je weiter ihr in der Story voran schreitet, desto höher werden die Auflagen. Zeit- und Zuglimits oder Kontrollpunkte erhöhen die Spannung genauso wie plötzlich auftretender Nebel. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei schon in den ersten Schlachten nicht zu verachten.
Gelungen empfand ich die Einbindung kleinerer Minispiele. So zum Beispiel „Treasure Hunt“, bei dem ihr Kristalle auf dem Brett in koordinierten Angriffen einsacken müsst, um damit Punkte zu erzielen. Gepimpt wird dieser Bereich durch verschiedene Puzzle Spiele auf Zeit oder unter Vorgabe der Zuganzahl. Mit den beiden „Battleground-Einstellungen „Slasher“ und „Duell“ würzt ihr jede Schach Partie zusätzlich auf. Werdet ihr bei „Slasher“ angegriffen oder möchtet selbst ein Feld einnehmen, wechselt der Bildschirm in den Kampfmodus und ihr tretet mit weiteren Figuren zu einer kleinen Schlacht an. Hier wird in bester Hack´n Slash Manier mit leichten und schweren Angriffen bei freier Beweglichkeit auf den Feind eingedroschen. Im Modus „Duell“ steht ihr Eurem Feind wie in einem Beat´em Up solo gegenüber. Hier entscheidet ein "Reaktions-Quicktime-Event“ wer das Feld am Ende übernehmen darf. Bei beiden Spielvarianten habt ihr die Chance, dass der Angreifer euer Feld nicht bekommt und geschwächt auf seinen ursprünglichen Platz zurück weichen muss. Wie man es zu Beginn des 21. Jahrhunderts erwarten kann, beinhaltet Battle vs. Chess selbstverständlich auch einen Mehrspielermodus - über den nicht unumstrittenen "Windows Live" Dienst.
Wer vorher noch üben will, erhält dank des einstellbaren Schwierigkeitsgrades (Skala 0 - 9) ausreichend Gelegenheit zur Vorbereitung. Das ist gut gelöst, zumal die Wartezeit auch in höheren Stufen im erträglichen Rahmen bleibt. Die Lizenzierung der bewährten "Fritz" Engine war eine gute Entscheidung. Für Schach-Anfänger wartet das Programm sogar mit einer Lernecke auf, in der die Grundlagen des Spiels erlernt oder wiederholt werden. Also Dinge wie welche Figur wie ziehen kann, was eine Rochade ist usw. ein echtes, richtiges Tutorial enthält Battle vs. Chess allerdings nicht. Wer mehr über unterschiedliche Eröffnungen oder Strategien erfahren will, muss andere Quellen konsultieren.
Dicke Schimpfe verdient sich Topware Entertainment aber für die fürchterliche Mac Anpassung. Während unter Windows (sowohl XP, Vista als auch Win7 werden unterstützt!) ein Auto-Start den Installer durchjagt, gibt es auf der Mac Seite nichts vergleichbares. Nicht einmal eine Ordnerstruktur á la Mac / PC. Stattdessen liegen alle Dateien direkt auf der obersten Ebene der Schillerscheibe. Lediglich die .pkg Datei deutet dabei auf den Mac Installer hin. Nicht cool. Und dann lässt der Installer nicht mal den Zielort frei bestimmen, sondern packt das Spiel einfach unter "Programme". Wer wie der Autor dieser Zeilen einen Unterordner für Spiele hat, muss nachträglich verschieben. Problemlos, aber nervig. Ansonsten ist die technische Umsetzung aber als gelungen zu bezeichnen. Keine Abstürze während des Testlaufs, Steuerung per Maus & Keyboard möglich, sogar ein Fenstermodus und variable Bildauflösungen sind enthalten. Und die Systemanforderungen sind erfreulich moderat (Pentium 4 2,5 GHz, 512 MB RAM, 128 MB Grafikspeicher mit Pixel Shader 3.0 Unterstützung), so dass Battle vs. Chess auch auf Notebooks eine gute Figur macht. Zumal keine DVD im Laufwerk benötigt wird, was über eine Produktaktivierung per Internet/Telefon erkauft wird. Was uns wieder zum alten Thema "Der Ehrliche wird bestraft" führt...
Sebastian meint:
Battle vs. Chess hinterließ einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir. Zwiespältig? Ja. Und zwar eingedenk der Tatsache, dass der potenzielle Käufer hierfür 30-40 Euro auf den Tisch legen muss. Klar, als Redakteur habe ich ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten und hatte viel Freude damit. Aber zum Vollpreis kaufen, dafür böte mir Battle vs. Chess zu wenig Inhalt. Kein richtiges Tutorial, etwas lieblos präsentierte Kampagne - am Ende muss jeder selbst wissen, ob ihm in Zeiten von im Betriebsystem integrierten Schachspielen bzw. kostenlosen Flash-Spielereien ein „etwas anderes“ Schachspiel diese Investition wert ist.
Battle vs. Chess hinterließ einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir. Zwiespältig? Ja. Und zwar eingedenk der Tatsache, dass der potenzielle Käufer hierfür 30-40 Euro auf den Tisch legen muss. Klar, als Redakteur habe ich ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten und hatte viel Freude damit. Aber zum Vollpreis kaufen, dafür böte mir Battle vs. Chess zu wenig Inhalt. Kein richtiges Tutorial, etwas lieblos präsentierte Kampagne - am Ende muss jeder selbst wissen, ob ihm in Zeiten von im Betriebsystem integrierten Schachspielen bzw. kostenlosen Flash-Spielereien ein „etwas anderes“ Schachspiel diese Investition wert ist.