Am ersten Oktober erscheint mit der PSP Go das neueste Update des aktuellen Sony Handhelds. Normalerweise wäre dies kein Grund zur Aufregung, schließlich gehört es zur Videospiel-Branche dazu, dass die Hardware-Produzenten regelmäßig neue Geräte herausbringen. Doch dieser Fall ist deshalb so interessant, da hier auf ein Laufwerk verzichtet wird, mit dem man auf einem physikalischen Medium - im Falle der PlayStation Portable die UMDs - gepresste Spiele abspielen kann.
Um an die Spiele zu gelangen, muss man sich in den PlayStation Store einloggen, wo aus einer Liste an Titeln ausgewählt wird. Die Titel dort kauft man und lädt sie sich auf das Gerät runter. Bis zu 32GB können gefüllt werden. Damit sich die Besitzer einer normalen PSP, die über ein physikalisches Laufwerk verfügt, sich nicht benachteiligt fühlen, hat Sony versprochen, dass die Spiele parallel auf UMD erscheinen werden. Ebenso wurde zugesagt, dass die normale Variante weiterhin produziert wird. Doch es stellt sich die Frage: bis wann? Früher oder später wird es sicherlich die ersten PSP Go exklusiven Titel geben. Und je nachdem, wie gut sich diese verkaufen werden, wird sich auch die nächste Konsolengeneration entwickeln. Vielleicht wird der Nachfolger vom Nintendo Wii zwar HD-Grafik bieten, aber gar kein Laufwerk mehr besitzen. Wer weiß?
Der Versuch Spiele „über die Leitung“ zu verkaufen ist mindestens so alt sind wie die ersten Konsolen. Der Prototyp aller Online-Verkäufer war die Gameline für den Atari 2600. In den USA konnten Spieler sich einen bestimmten Titel aussuchen und über ihre Telefonleitung holen. Allerdings war nur eine begrenzte Anzahl an Anwendungen möglich. Nach maximal zehn Versuchen durfte man sich das Spiel wieder von neuem kaufen. Dies kostete damals 1 US-Dollar. Dies hätte funktioniertg, wären die meisten der auf der Gameline erhältlichen Games sozusagen online exklusiv gewesen. Waren sie aber nicht. Ungefähr 99.9% aller erhältlichen Titel waren für einen unwesentlich höheren Preis im Handel erhältlich. Und da gab es keine Limitierung der Spieldauer. Das einzige Spiel, welches man nicht auf Modul kaufen konnte, war „Save the Whales“. Ziemlich dürftig. Und so fehlte es der Gameline an überzeugenden Argumenten. Als dann der berühmte Crash des Videospiel-Marktes 1983 kam, war es endgültig aus und vorbei. Ganz? Nun, aus den Konzepten des Anbieters wurde später der bekannte Online-Provider AOL.
Im Laufe der Zeit gab es weitere Versuche, Spiele online-only zu verkaufen. Man denke nur an den Satellaview für das Super Famicom in Japan oder der SEGA Channel für den Mega Drive (nur Raum Kaiserslautern). Zwei Dinge aber hatten alle diese Versuche gemein: Sie waren nicht sehr von Erfolg gekrönt und regional begrenzt. Dies hat sich erst heute verändert. Erst in der aktuellen Konsolengeneration können Games auch wirklich online verkauft werden. Man denke nur an die Vielzahl unterschiedlicher WiiWare, Xbox-Live Arcade oder PSN Titel, die nicht auf einem physikalischen Medium erhältlich sind.
Es war lange Zeit so, dass die Größe von herunterladbaren Spielen limitiert war. Auf der Xbox-Live Arcade durfte jeder Titel anfänglich nur 350 MB umfassen. Dieses Limit wurde erst letztes Jahr aufgehoben. Doch was wesentlich wichtiger war: Die verschiedenen Download-Titel sind vom Preis her niedriger als jene aus dem Laden. Auch wenn sich bei den Vollpreis-Spielen, die Microsoft neuerdings online anbietet, vortrefflich über die zu bezahlende Summe streiten lässt. Diese liegt schließlich deutlich über dem jeweils aktuellen Marktpreis. Und auf letzteren Punkt müssen die Hersteller in Zukunft achten. Aus der Perspektive des Spielers ist man gewohnt, für Download-Titel weniger zu bezahlen. Hier tat Sony einen ersten Fehltritt, als bekannt wurde, dass die Titel zum Download und jene auf UMD gleich viel kosten würden.
Aus Sicht der Videospielhersteller dürfte sich der Schritt fort vom physikalischen Medium lohnen. Es bedeutet eine massive Kostenersparnis, wenn man den Titel nicht mit Verpackung und Handbuch ausstatten muss. Auch die Kosten für das Pressen aufs physikalische Medium und den klassischen Vertrieb fallen weg. Ebenso schiebt man dem Handel mit gebrauchten Spielen einen Riegel vor. Viele große Firmen haben sich in der Vergangenheit negativ über den wachsenden Gebrauchthandel geäußert. Wenn die physikalischen Medien wegfallen, gibt es auch keine gebrauchten Exemplare mehr.
Anders sieht das der Handel: Aus Sicht der Händler ist die PSP Go kein Segen. Sie können zwar Hardware verkaufen, doch der eigentliche Profit (traditionell mit Software erzielt) geht an ihnen vorbei. Wen wundert es, dass bereits einige Großhändler in Australien und den Niederlanden beschlossen haben, den neuen Sony Handheld nicht anzubieten. Ob und wie diese Entscheidung sich auf die Zukunft auswirken wird, bleibt spannend zu beobachten.
Und die Spieler? Für mich ist es ein schönes Gefühl, mit dem Blick über meine Sammlung zu fahren, um zu sehen, was ich alles bereits habe. Letzten Endes trifft dies aber nur auf uns Hardcore-Gamer zu. Also diejenigen, die mehrere Konsolengenerationen bei sich zu Hause stehen haben. Mit der PSP Go hat Sony die Möglichkeit, eine vollkommen neue Generation heranzuziehen. Eine Generation von Spielern, denen es relativ egal ist, ob sie ein Spiel in ihrer Hand oder auf ihrem Gerät haben. Die Zukunft wird es zeigen.
In diesem Sinne!
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