Missile Command 3D im Test

Jaguar
Es gibt Spiele, da ist die Hintergrundstory interessanter wie das eigentliche Spiel. Und nein, ich rede jetzt nicht von "Rette die Prinzessin", sondern vielmehr von dem Geschehen hinter den Kulissen.
Missile Command 3D ist solch ein Spiel. Man kommt eigentlich nicht drum herum
eine kleine Geschichtsstunde zu halten. Also setzen wir uns alle an den Kamin und lauschen. Virtual Reality, das Wort der frühen 90er. Endlich war die Technik gut genug um den alten Traum der künstlichen Realität erstmals umzusetzen. Überall sprossen VR Spielhallen mit den verrücktesten Konstruktionen aus dem Boden, das Militär rüstete fleißig ihre Soldaten aus und in einschlägigen Fachzeitschriften wurde spekuliert ob ein Atari TT wohl genug Power dafür hat.



Unbezahlbares Schmuckstück jeder Jaguar Sammlung...


Atari setzte sich damals ein ehrgeiziges Ziel: VR für jedermann, getreu dem Motto "Power without the price". Und das Ganze auf ihrem neusten Kind, dem Jaguar. Nach langer Entwicklung waren schließlich die ersten Prototypen fertig und wurden zusammen mit dem extra dafür entworfenen Spiel Missile Command 3D präsentiert. Aufgrund einiger Kinderkrankheiten sollte der VR Helm aber nochmals überarbeitet werden. Schließlich landete Konkurrent Nintendo mit dem Virtual Boy gerade den größten Flop der Firmengeschichte. Sowas schreckt ab und Atari war sicher nicht in der Situation sich solch einen Flop leisten zu können. Und so verzögerte sich der Release immer weiter nach hinten. Zu lange, denn Atari ging mittlerweile Bankrott. Das Spiel Missile Command 3D allerdings schaffte es noch in die Läden. Vom wegweisenden Helm hingegen gibt es weltweit nur eine Hand voll Prototypen, welche bei Ebay astronomische Summen erzielen. So, genug Märchenonkel gespielt, zurück zum Spiel.

Schon beim Spielen nach kurzer Zeit wird klar, dass die gesamte Präsentation ist auf 3D getrimmt ist. Rotierende Polygon Buchstaben, 3D Menütafeln und sonstige Effekte lassen erahnen wie das Spiel mit VR Helm aussehen würde. Wie schon bei Ataris anderen Klassiker-Verwurstungen gibt es auch hier verschiedene Varianten des Originalspiels.



Der Klassiker und...


Das Grundprinzip wurde dabei für alle drei Spielmodi unverändert übernommen: Schalte zwischen verschiedenen Verteidigungsgeschützen hin und her und verteidige Städte mit begrenzter Munition vor herabstürzenden Raketen und feindlichen Flugobjekten. Spielvariante Nr. 1 ist der Klassik Modus. Grafik und Gameplay wurden hier fast 1:1 vom Oldie übernommen und so richtet er sich vor allem an die Retro Fans. Doch eine kleine Überraschung gibt es trotzdem. Zoomt man etwas in die Ferne, erkennt man, dass u.a. auf einem virtuellen Spielautomat oder auch einem Lynx gespielt wird. Diese können nach Belieben gedreht und von allen Seiten bewundert werden, während auf deren Screen der Klassiker läuft.

Variante Nr. 2 „3D Missile Command“ ist ein grafisches Remake. Der Klassiker kommt jetzt im Polygongewand daher und es gibt Spezialwaffen. Die Städte entwickeln sich im Laufe der Zeit und beeinflussen so das Verteidigungsrepartoire. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Durch die mit Kameraschwenks gespickte Perspektive und das größere Spielfeld leidet allerdings die Übersicht etwas.



...seine Neuauflage!


Nr. 3 stellt die aufwändigste Neuauflage dar - Virtual Missile Command. Die Geschütztürme befinden sich nun rings um die Städte herum und gezielt wird aus der Ego Perspektive. Verschiedene Waffen, Gegner, Powerups und Settings runden das Ganze ab. Mal befindet man sich unter Wasser, ein anderes Mal in luftigen Höhen umzingelt von Drachen. Gelegentlich gilt es auch kleine Endgegner zu bezwingen. Aufgrund der beschränkten Übersicht und fehlenden Karte leider auch der schwierigste Modus.

Die Steuerung unterscheidet sich in jedem Modus, ist aber simpel und schnell erlernt. Einzig das Fadenkreuz könnte etwas flotter sein. Nicht selten erwischt man die schnelleren Feinde nur noch knapp. Die JagVR Unit wird zwar unterstützt, doch wer darf sich schon glücklich schätzen so ein Exemplar zu besitzen?

Grafisch darf man von dem Spiel zwar nicht zuviel erwarten, es schlägt sich aber dank einiger Details überraschend gut. Während der Klassik-Modus mit eher zweckmäßiger Grafik daherkommt, punkten die modernen Varianten mit einigen netten Effekten. Transparente Energieschilde, Lens-Flare-Effekte, vereinzelte Texturen und z.B. hübsche Verzerrungen stehen im Kontrast zur schlichten Polygonlandschaft. Eines haben aber alle Varianten gemein. Irgendwo gibt es immer etwas, was rotiert, verzerrt oder gezoomt wird. Auf einem normalen TV bleibt dieser Versuch einer 3D-Illusion aber größtenteils erfolglos.



Man beachte die coolen Lens-Flare Effekte..


Untermalt wird das Geschehen von netten Synthie- sowie leicht poppigen Melodien und typischen 80er Jahre Sound FX, natürlich auch hier wie bei nahezu allen Jaguar-Spielen über die bekannte Pause-Kombination einstellbar.

Nils meint:

Nils

Missile Command hat zwei große Probleme: Einmal das träge Handling und auf der anderen Seite das Spielprinzip selbst. Im Vergleich zu Defender oder Tempest hat das Gameplay am meisten unter der verstrichenen Zeit gelitten. Das einst so beliebte Spiel bietet trotz einiger netter Ideen einfach wenig Abwechslung und spielt sich leider auch zu zäh um heute noch begeistern zu können. Mit etwas Feintuning und einem 2 Spieler Modus hätte man da noch viel herausholen können. Fans des Spielprinzips können aber dennoch zugreifen, wenn sie mit der etwas trägen Steuerung leben können. Sicherlich eine der interessantesten Neuauflagen des Klassikers, wenn auch kein Hit. 

Positiv

  • drei verschiedene Spielmodi
  • etliche grafische Spielereien

Negativ

  • träger Spielablauf
  • abwechslungsarm
Userwertung
7.86667 3 Stimmen
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Missile Command 3D Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit Dezember 1995
Vermarkter Atari
Wertung 6.4
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