An Yu-Gi-Oh! scheiden sich die Geister. Während manche Eltern sich darüber freuen, dass ihre Kinder endlich mal wieder brav Karten spielen statt vor der Glotze zu sitzen, ärgern sich andere Taschengeldstifter über die hohen Preise, die der Nachwuchs für bedruckte Pappe aus dem Fenster wirft. Ebenso umstritten sind die zugehörigen Fernsehserien, in denen fast jede Episode auf die gleiche Art und Weise endet: Die Situation erscheint aussichtslos, der Held spielt irgendwelche ganz tollen Karten aus, gibt ein wenig Fachchinesisch von sich und steht als strahlender Sieger da. Doch keine Angst! Ebenso wie Tamagotchis und YPS mit Gimmick wird auch Yu-Gi-Oh! irgendwann wieder in der Versenkung verschwinden. Vorher dürfen sich die Fans aber noch an ein paar Videospielen zum Thema austoben. Duel Spirit Caller nennt sich das neueste Werk, mit dem Konami die Begeisterung noch einmal anfachen möchte.
Was die Story angeht, wurde entweder großzügig bei Harry Potter abgekupfert oder es hat so viele Zufälle gegeben, dass Statistiker noch jahrelang darüber fachsimpeln können. Spirit Caller basiert auf der aktuellen Yu-Gi-Oh!-Zeichentrickserie mit dem Untertitel GX. Man schlüpft also in die Rolle eines Nachwuchskartenspielers, der sich an einer Duellakademie behaupten muss. Nachdem man sich einen Charakter gebastelt hat, wird man zunächst in das Loser-Haus auf dem virtuellen Campus gesteckt. Man beginnt also ganz weit unten mit einer Handvoll mäßiger Karten und arbeitet sich im Laufe der Zeit immer weiter an die Spitze der Yu-Gi-Oh!-Liga. Fans der Vorlage wird es freuen, dass man auf diesem harten Weg auf allerlei Figuren aus den Animes trifft.
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Schon nach kurzer Zeit macht sich das erste große Manko des Spiels bemerkbar. Die Charaktere werden nicht müde, end- und belanglose Dialoge zu führen. Bevor man zum ersten Duell antreten darf, hat man mindestens zehn Minuten damit verbracht, die furchtbaren Gespräche zu verfolgen. Da man sich mit Sprachausgabe zurück hält, strapaziert der Zocker seine Augen beim Lesen. Aber vielleicht darf man das alles gar nicht so negativ sehen. Schließlich sind junge Zocker die Hauptzielgruppe des Games und denen wird ja bekanntlich gern vorgeworfen, dass sie dem geschriebenen Wort nicht genügend Beachtung schenken. Dumm nur, dass die Story sehr langsam in Fahrt kommt, kaum Überraschungen bereit hält und insgesamt äußerst platt ausgefallen ist.
Obwohl die Vermutung nahe liegt, dass auf dem Modul ein typisches Kinderspiel schlummert, sollte man nicht vorschnell urteilen. Bei dem aktuellen Yu-Gi-Oh! handelt es sich um ein extrem komplexes Game und es bedarf einer langen Trainingsphase, bis man taktisch kluge Entscheidungen treffen kann. Leider fehlt ein wirklich gutes Tutorial, das langsam an die Thematik heranführt. Stattdessen werden Neueinsteiger mit unendlich viel Text konfrontiert, in dem die Geheimnisse der Duellphasen, Deckstrategien und Monsterkategorien schlummern. Da kann selbst ein erfahrener Stratege schon mal verzweifeln, wenn er merkt, dass ihm jeder Viertklässler mit Vorkenntnissen auch nach Stunden haushoch überlegen ist. Dennoch lauert ein gutes System hinter den Kartenkonfrontationen. Das ist auch extrem wichtig, da es außerhalb der Duelle nicht viel zu entdecken gibt.
Eifrige Kartenkäufer werden sich natürlich besonders für den Umfang des Spiels interessieren. Glücklicherweise enttäuscht Duel Spirit Caller in diesem Bereich nicht. Über 1400 der begehrten Sammlerstücke warten in digitaler Form darauf, entdeckt zu werden, und um Freunde der Vorlage restlos zufrieden zu stellen, sind drei limitierte echte Karten enthalten. Während in der realen Welt oft derjenige gewinnt, der sich die beste Ausgangssituation erkauft hat, wird auf dem DS Leistung belohnt. Nur wer sich durch das Einzelspieler-Abenteuer kämpft, hat später auch wertvolle Kartenschätze zur Verfügung. Die Langzeitmotivation ist durch kabellose Duelle und einen nagelneuen Online-Modus sehr hoch.
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Technisch hat sich seit Nightmare Troubadour, dem ersten DS-Teil der Reihe, nur wenig verändert. Optische Abwechslung statt grafischer Perfektion lautet die Devise. Es gibt jede Menge interessante Schauplätze zu entdecken und die Masse der Karten samt zugehöriger Effekte ist beeindruckend. Die Animationen wurden etwas verbessert, bleiben aber auf gehobenem Mittelmaß. Auch die Monster wirken häufig ein wenig grob, was aber aufgrund Ihrer Kurzauftritte nicht sehr unangenehm auffällt. Wirklich gelungen ist die Übersichtlichkeit während der Duelle dank gleichzeitiger 2D- und 3D-Darstellung auf den beiden Bildschirmen. Soundtrack und Effekte sind ebenfalls abwechslungsreich genug ausgefallen. Mitsummen wird man zwar nicht, aber die Nerven bleiben selbst nach Stunden vor dem Handheld unbeschädigt.
Tim meint:
Ein rundum gutes Produkt für Fans der Serie und des Kartenspiels. Obwohl man die tatsächlichen Verbesserungen seit dem letzten Teil an einer Hand abzählen kann, gibt es im aktuellen Yu-Gi-Oh!-Titel viel zu entdecken. Der große Umfang und die Zweispielermodi sollten ausreichen, um die Zielgruppe für eine ganze Weile davon abzuhalten, das Taschengeld gleich säckeweise am nächsten Kiosk in Karten zu investieren. Auch wenn es sicherlich mehr Spaß bringt die Duelle in ihrer klassischen Form auszutragen, sind die unzähligen Online-Gegner ein guter Ersatz für nicht körperlich anwesende Freunde. Wer bei dümmlichen Geschichten schnell die Nerven verliert, sich nicht in ein komplexes Regelwerk einarbeiten möchte oder generell nichts von Kartenspielumsetzungen hält, macht am besten einen weiten Bogen um das Modul.
Ein rundum gutes Produkt für Fans der Serie und des Kartenspiels. Obwohl man die tatsächlichen Verbesserungen seit dem letzten Teil an einer Hand abzählen kann, gibt es im aktuellen Yu-Gi-Oh!-Titel viel zu entdecken. Der große Umfang und die Zweispielermodi sollten ausreichen, um die Zielgruppe für eine ganze Weile davon abzuhalten, das Taschengeld gleich säckeweise am nächsten Kiosk in Karten zu investieren. Auch wenn es sicherlich mehr Spaß bringt die Duelle in ihrer klassischen Form auszutragen, sind die unzähligen Online-Gegner ein guter Ersatz für nicht körperlich anwesende Freunde. Wer bei dümmlichen Geschichten schnell die Nerven verliert, sich nicht in ein komplexes Regelwerk einarbeiten möchte oder generell nichts von Kartenspielumsetzungen hält, macht am besten einen weiten Bogen um das Modul.