Im Intro werden die Wrestler vorgestellt..
Im Jahre 1995 war das American Wrestling in Deutschland auf einem absoluten Höhepunkt: Der deutschsprachige Sender RTL 2 erzielte durch das Ausstrahlen der wöchentlichen Shows (WWF Superstars u.s.w.) und den Hauptveranstaltungen (Royal Rumble, Wrestlemania u.s.w.) die im monatlichen Rhytmus über die Glotze flimmerten wahre Zuschauerrekorde und die Europatourneen der WWF waren restlos ausverkauft. Fanartikel wurden den Betreibern regelrecht aus den Händen gerissen und die Sportler selber wurden als Götter gefeiert.
Um den Fans immer neues Futter zu geben, wurde schon in der Vergangenheit erfolgreich auf Game Gear oder Mega Drive Produkte veröffentlicht. Durch die technischen Vorteile der späteren Konsolengenerationen und des besseren Supports der WWF wurden die Wrestlinggames von Jahr zu Jahr qualitativ besser.
Im Winter 1994 veröffentlichte Lijn (Tochterunternehmen von Acclaim) WWF Raw, was Fans mit seinen vielen Spielmodis und einem launigen Mehrspielermodus begeistern konnte. Vom Erfolg beflügelt versuchte Acclaim nun auch die Spielhallen der Welt mit dem Markenprodukt WWF zu erobern. Dazu wurde Sculptured Software (Super Star Wars Serie, Alien Trilogy) der Auftrag gegeben, ein Wrestlinggame mit mehr Arcade-Inhalten zu erschaffen, daß den Spieler nicht aufgrund einer komplizierten Steuerung schnell das Interesse an dem Automaten verlieren lässt. Herausgekommen ist WWF Wrestlemania: The Arcade Game, welches mit Motion-Capturing der Wrestler, toller Soundkulisse und schnell erlernbarer Steuerung punkten konnte. Ein Jahr nach dem Automatenrelease wurden die Heimversionen für SNES, Mega Drive, Playstation und Saturn veröffentlicht, was bei Fans allerdings weniger Erfolg hatte.
Fantasyattacken standen beim Balgen der Protagonisten an der Tagesordnung..
Zum Leidwesen der Fans stehen in der Mega Drive Version nur sechs Wrestler zur Auswahl. Darunter bekannte Gesichter wie Brett ’’The Hitman’’ Hart, Razor Ramon oder The Undertaker. Punktete WWF Raw noch mit Modis wie Royal Rumble oder Survivor Series, gibt es bei Wrestlemania nur noch zwei Spielmodis, die sich allein vom Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Als Anwärter auf den Titel Intercontinental- oder WWF Championgürtel durchlauft ihr die Karriere eines Wrestlers. Bei jeder Station die ihr durchlauft, kommt euch ein Gegner in die Quere, den ihr dann unter dem Ring begraben müsst.
Sind diese 1-on-1 Matches anfangs noch erträglich, müsst ihr euch nachher gegen zwei Gegner gleichzeitig beweisen, was bei einem relativ hoch eingestellten Schwierigkeitsgrad zu Frustmomenten führt. Zudem wird der Wrestlingfan erneut enttäuscht werden: Waren die Vorgänger noch auf eine originalgetreue Wiedergabe des Sportes ausgelegt, verkommt Wrestlemania zum sinnlosen Gekloppe mit Fantasymanövern.
The Undertaker geht hier als beispielloses Vorbild voran: Mit flammender Faust, Grabstein und Lila Seelen drischt er auf seine Gegner ein, was schon fast als Spott gegenüber dem Wrestlingsport zu bezeichnen ist. Auch fliegen Gegner schon mal meterhoch durch den Ring, werden elektrisiert oder mit einem Baseballschläger zurechtgestutzt. So hat jeder Wrestler seine eigenen Specialmoves, die auf seine Persönlichkeit zurückzuführen sind.
Vom eigentlichen Wrestling selbst bekommt der Spieler nicht viel mit. Doch finden sich auch Moves wie Legdrop, Backsuplex oder Dropkick im Repertoire jedes Muskelberges. Nur wirklich Sinn haben diese Manöver nicht. Richtig Chaos kommt erst auf, wenn drei Gegner gleichzeitig im Ring sind. So passiert es oft, dass sich die Teamkollegen selbst ausknocken, was mehr als öfters für einen Lacher gut ist.
Immer auf die Fresse heisst das Motto von WWF Wrestlemania!
Bei der grafischen Ausführung hat sich Sculptured Software von Acclaims Mortal Kombat inspirieren lassen. Alle Wrestler sind mit Motion-Capturing Animtionen ausgestattet worden, was den Erkennungswert und die Animationen wirklich bei jedem Protagonisten einzigartig machen. Im Gegenzug dafür wurde dafür beim Publikum umso mehr gespart: Hört sich das Gejubel auf dem heimischen Fernseher noch rasant an, wird beim Blick zum Publikum die Frage aufkommen warum sie Jubeln, wenn sie doch nur regungslos da sitzen. Das total überdrehte Geschehen im Ring wird dafür mit den Originalstimmen von Vince McMane und Jerry "The King'' Lawler in feinster Digi-Qualität wiedergegeben.
Junge, was war ich enttäuscht von WWF Wrestlemania: The Arcade Game. Habe ich bei den ersten Screenshots noch auf coole Multiplayeraction mit Mortal Kombat Grafik gehofft, präsentiert sich Acclaims neuester Lizenzstreich eher chaotisch und arcadelastig. Vorbei sind die Zeiten, als gekonnte Wrestlingmanöver und gutes Teamplay Voraussetzungen waren, um im Ring der WWF zu bestehen. Meiner Meinung nach hätte sich Acclaim die Konsolenumsetzungen sparen können, da Wrestlemania einfach mehr für die Spielhalle geeignet ist. Wer sich trotzdem als alteingesessener WWF-Fan diesen Titel zulegen will, bekommt grafisch und soundtechnisch ein hochwertiges Produkt, das leider unter gelegentlichen Rucklern leidet, an Wrestlern mangelt und dessen Spielmodis auch eher was für zwischendurch sind.