Als Top Spin für die Xbox erschien, kam nicht nur seit langem ein vernünftiges Tennisspiel, sondern auch ein Anwärter, der es mit der Virtua Tennis Serie von SEGA aufnehmen konnte. Nach etlichen Gerüchten um die Entwickler PaM, geriet ein Nachfolger zu Top Spin immer mehr ins Ungewisse, doch Take 2 zog die Spendierhosen an und sicherte sich die Entwickler samt Lizenz. So schaffte es ein Nachfolger doch noch auf die Xbox 360. Wie sich Top Spin 2 im Härtetest schlägt, erfahrt ihr natürlich wie immer bei uns ...
Zu Beginn des Spiels wird euch das komplett überarbeitete Hauptmenü auffallen. Während der Erstling noch mit einer optisch netten, allerdings recht umständlichen Weltübersichtskarte daherkam, wartet der Nachfolger nun mit einem wesentlich einfacherem und übersichtlicherem Menü auf. Von hier aus könnt ihr eure bevorstehende Tenniskarriere bis ins kleinste Detail planen. Trainingseinheiten festlegen, Trainerwechsel, Outfits aussuchen oder verschiedene Statistiken einsehen. Natürlich könnt ihr nach wie vor auch mit eurem eigenen kreierten Ebenbild den Weg bis nach ganz oben antreten. Wer lieber mit Stars a là Roger Federer, Tommi Haas, Nicolas Kiefer oder anderen Prominenten aus der Tennis-Szene spielen möchte, kann dies auch weiterhin tun, allerdings nur in Einzelmatches. Sobald ihr euer virtuelles Ebenbild fertig bekommen habt, könnt ihr eine vorgegebene Zahl an Bronze-Sternen auf verschiedene Eigenschaften verteilen, wie unter anderem Aufschlag, Vor- und Rückhand, Volley, Schnelligkeit und Kraft. Die bereits mit bronze belegten Sterneplätze können nun mit silbernen bzw. goldnen Sternen aufgebessert werden. Weitere Sterne müssen sich durch nicht immer ganz nervfreie Trainingseinheiten erarbeitet werden. Hier entscheidet auch die Wahl eures Trainers eine nicht ganz unwichtige Rolle. Achtet dabei auf das Übungslevel des Trainers, damit er euch effektiv in der Fähigkeit, auf die ihr euch spezialisiert habt, trainieren kann . Eine sinnvolle Trainingseinheit für Spieler, die auf einen kraftvollen Aufschlag setzen, wäre zum Beispiel in einem vorgegebenen Zeitlimit kleine, blaue Felder zu treffen. Am Anfang solltet ihr euch hauptsächlich aufs Trainieren konzentrieren, um schnell konkurrenzfähig zu werden.
Damit ist euch eine Teilnahme an größeren Turnieren so gut wie gesichert. Allerdings fängt jeder Star mal klein an und so müsst auch ihr euch erst mal mit den weniger bedeutenden „Events“ zufrieden geben. Könnt ihr euch als Sieger behaupten, verbessert sich automatisch euer Weltlistenrang, der euch bei stetigem aufsteigen die Türen zu größeren Turnieren a là Wimbledon öffnet. Mit steigendem Ruhm klingeln auch ordentlich die Kassen und euer Schotter steigt ins unermessliche. Allerdings gibt’s nicht all zu viele Möglichkeiten euer Geld loszuwerden. Zwar könnt ihr euch neue Schläger oder diverse Kleidungsstücke zulegen, doch schon als ich die erste Millionen gezählt haben, wusste ich bereits nicht mehr wohin mit dem ganzen Zasta. Im Laufe des Spiels wird sich nach und nach ein kleiner Fan-Club bilden, der euch mittels des Nachrichtensystems unterstützt und euch gegebenenfalls nach Niederlagen versucht wieder aufzubauen. Über das Nachrichtensystem werden allerdings nicht nur Lobeshymnen eurer Fans gesendet, sondern auch Kommentare eures Trainers über eure Leistung oder Sticheleien seitens eures Kontrahenten. Je nach Nationalität, die ihr für euren Charakter gewählt habt, wird euch ein anderer Rivale zugeordnet. Gegen euren Rivalen werdet ihr des Öfteren antreten und müsst dabei euer Können unter Beweis stellen. Denn wie auch ihr strebt dieser ebenfalls nach einer großen Karriere als Tennisprofi. Die Spiele gegen den Rivalen haben sich meist als extrem nervig herausgestellt, zu all dem Übel dürft ihr ständig seine nervtötenden Nachrichten ertragen. Generell ist Top Spin 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich schwieriger ausgefallen. Während man beim Erstling noch so gut wie ohne Probleme durchkam, sind selbst kleinere Turniere recht fordernd. Zu den Schwersten zählen die Wimbledon Turniere. Um dieses Turnier ins Visier zu nehmen, solltet ihr euch recht viel Zeit einplanen. Hier müsst ihr nämlich mehrere Matches nacheinander bestreiten.
Gespeichert werden kann nur nach bestrittenen Matches. Verlorene Spiele können nicht neugeladen werden. Es sei denn, ihr macht euch die Mühe und sichert eure Spielstände immer vorher auf die Memorycard. Gerade die letzten Partien sind oft richtig heftig, dafür ist die Gegner K.I. recht gut ausbalanciert und so kann es bei längeren Partien passieren, dass der Gegenspieler auch mal einen Ball ins Netz pfeffert oder ins Aus befördert. Recht gelegen kommt euch dann das neue Feature in Top Spin 2. Am rechten, oberen Bildschirmrand befindet sich nun eine Art „gute Launebalken“. Bei steigender „Laune“ könnt ihr nun mittels der linken Schultertaste und einem der jeweiligen Schlagbuttons einen äußerst fiesen Ball an euren Gegenspieler schlagen. Die altbekannten „Risk-Shots“ sind ebenfalls wieder mit von der Partie. Allerdings werden diese nun deutlich schwerer ausführbar sein und sollten nur im Notfall eingesetzt werden, um nicht unnötig Punkte abzugeben. Bei der Steuerung funktioniert alles, wie gewohnt, gut und geht prima von der Hand. Jederzeit hat man stets das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben.
Grafisch siedelt sich Top Spin im gehobeneren Mittelmaß an. Die Spielermodelle sehen richtig schick aus und dank der vielen Details hinterlassen die Modelle einen positiven Eindruck. Die Umgebungsgrafik ist dafür etwas mager ausgefallen. Zwar gibt’s einige schöne Hintergrunddetails, wie jubelnde Zuschauer etc., dafür fehlt es dem Rest an dem nötigen „Aha-Effekt“. Beim Sound gibt’s die üblichen Stöhn- und Schlaggeräusche, sowie eine Handvoll lizensierter Musikstücke. Nur wird man ungefähr nach der Hälfte der Spielzeit genervt den Ton leiser drehen, weil einem die Lieder einfach nur noch zum Hals raushängen, hier wäre eine breitere Auswahl an Musikstücken äußerst sinnvoll gewesen.
Top Spin 2 ist ein gelungener Nachfolger, der mit vielen Verbesserung auftrumpfen kann. Nicht zu letzt wegen den Gameplayverbesserungen, wie in etwa der Entschärfung der Risk-Shots, sondern auch, dass die K.I. nun deutlich herausfordernder ausgefallen ist. Der Singleplayer wird euch mit mehr als 20 Stunden gut unterhalten, danach könnt ihr euren Skill im Online-Modus unter Beweis stellen. Des weiteren sind nun auch endlich Partien im Doppel online spielbar, was im Vorgänger ausschließlich nur im Systemlink funktionierte.