

Vermutlich, weil sich die Raserei durch die nachgebildete Metropole San Francisco nicht besonders ernst nimmt. Die Story ist ein kreativer Erguss sinnfreier Unlogik: Mr. Pop und sein halblegaler Kurierdienst stehen kurz vor dem Bankrott, als seine Tochter Shirley ihr Dorfleben aufgibt, ihm das Rauchen abgewöhnt und neue Aufträge an Land zieht. Szenario A ist geboren! Währenddessen vermutet das FBI hinter dem Familienbetrieb-Kurierdienst eine terroristische Organisation, die kurz davor steht, diverse Anschläge in San Francisco zu verüben. Kein Problem für die städtische Polizei, schließlich nehmen sich die beiden inkompetenten Gehirnakrobaten in Uniform, Brandon und Redman, der Problematik höchstpersönlich an. Szenario B ist geboren!
Fortan schlittert Ihr also durch die Straßen von San Francisco und erfüllt die skurrilsten Missionen: Limousinen ins Meer schieben, Bomben einsammeln, Falschparker bestrafen und einen F1 Boliden den Feinstaub eures A-Klasse Auspuffs fressen lassen. Natürlich ergänzen sich die beiden Szenarien inhaltlich äußerst unterhaltsam: Während Ihr als Kurierfahrer unterwegs seid, um die Zutaten für einen schmackhaften HotDog zu besorgen, kümmern sich die Kollegen von der Polizei in Szenario B um Ketchup und Senf. Auch der Service ist beeindruckend: Geliefert wird nicht bis vor die Tür, sondern mit dem Panzer direkt an den Tisch - dem Geschrei der Gäste zum Trotz!


Zwischendurch rettet Ihr noch flott die halbe Familie des Präsidenten, um mit weiteren Autos belohnt zu werden. So erweitert sich der Fuhrpark von anfänglich vier Vehikeln je Szenario auf rund 25 fahrbare Untersätze, die sich alle nicht besonders elegant durch die Straßen San Franciscos navigieren lassen. Drei Kategorien konnte ich während dem Testen ausmachen: 1. Fährt halbwegs schnell, rutscht aber ununterbrochen. 2. Fährt ziemlich langsam, rutscht trotzdem ununterbrochen. 3. Rutscht nicht, hat dafür aber nur 2 Räder und fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Offensichtlich muss man als Spieler also aus der Not eine Tugend machen und sich die gewöhnungsbedürftigen Fahreigenschaften der Autos, Limousinen, Quads und Vans zu Nutze machen.
Das klappt sogar relativ gut, denn alle Gegenstände (Autos, Zäune, Würstchenbuden), die nicht fest am Straßenrand oder auf der Straße montiert sind, gehen bei der geringsten Berührung in Qualm auf und machen einen dezenten Satz durch die Spielwelt. Ein Mofa muss nicht zwangläufig gegen einen Bus verlieren...ein Panzer aber gegen eine Ampel (Achtung: befestigt), denn die stellt für das Kettenfahrzeug ein schier unüberwindbares Hindernis dar. Nichts desto Trotz, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hat man die Tücken des virtuellen San Francisco durchschaut und schlittert feuchtfröhlich von Mission zu Mission, um nach drei Stunden den Abspann beider Szenarien zu begutachten.


Zu diesem Zeitpunkt hat man allerdings längst noch nicht alles gesehen (bzw. gefahren), denn viele der freischaltbaren Vehikel lassen sich erst durch das Erfüllen der Aufgaben in höheren Schwierigkeitsgraden ergattern. Besonders knappe Zeitlimits und die ungenaue Steuerung, über die man auf „easy“ noch lächelnd hinwegsehen konnte, sorgen dann für spielspaßtötende Frustmomente. Für einen letzten Motivationsschub sorgt dann nur noch der „Free Run“ Modus, in dem es darum geht, so schnell wie möglich durch 4 Rundkurse zu heizen. Ein netter Zusatz, aber leider nicht mehr.
Grafisch erkauft sich der Titel aus dem Hause Climax seine große, frei befahrbare Spielwelt durch PopUps und streckenweise unangenehmes Kantenflimmern. Dafür läuft Super Runabout auch bei größerem Verkehrsaufkommen und / oder vielen der billigen Effekte absolut stabil und ruckelfrei! Den Vergleich mit Metropolis Street Racer oder Vanishing Point spare ich mir aus offensichtlichen Gründen an dieser Stelle =)


Musikalisch zeigt sich der Fun-Racer von einer soliden Seite. Kalifornische Surf-Musik und aus Sonic Adventure abgekupferte Melodien erfüllen ihren Zweck und lassen eine Fahrt mit dem Streifenwagen in den Sonnenuntergang unerwartet atmosphärisch wirken! Die Szenario-Intros müssen leider ohne Sprachausgabe auskommen, dafür schreien panische Passanten gerne mal nach der Polizei, während ein penetrantes Dauergehupe den typischen Verkehrswahn einer Großstadt wiederspiegelt.
Super Runabout kämpft hauptsächlich mit einer nicht vorhandenen Fahrphysik und den daraus resultierenden Gameplay-Schwächen. Eine lächerliche Kollisionsabfrage und ein ebenso witziges Schadensmodell tun ihr Übriges. Trotzdem (oder gerade deswegen): Der Titel weiß zu gefallen und versprüht einen kurzweiligen Charme, der den Spieler rund 3 - 6 Stunden an den Bildschirm fesseln kann und ihm ein Gefühl der Freude entlockt. Wer auf Funracer steht und etwas Abwechslung von Crazy Taxi gut gebrauchen kann, der wird bei Super Runabout durchaus fündig. Freunde realistischer Rennspiele, die etwas Abwechslung von MSR und Co. gebrauchen können aber leider nicht.