

Sicherlich, manch einer mag argumentieren das es ganz schön mutig ist ein "Stand-Alone" Schachspiel auf den Markt zu bringen, schließlich bekommen Gamer beim Erwerb von Nintendos 42 Spieleklassiker etwa eine einfache, aber fähige Schachvariante neben 41 anderen Spielen zum kleinen Preis mitgeliefert. Doch der Vergleich täuscht - Schach ist eben nicht gleich Schach.
Zumindest Nintendos Schach kann sich in keinen Belangen mit Schach DS messen. Das wird allein schon bei der Vielfalt an Schachvarianten deutlich. Neben klassischen Partien existieren etwa auch Spielmodi wie Blitzschach, Schnellschach oder Schach 960, was den Deutschen Schachbund übrigens entzückt dazu veranlasst, dem Spiel verzückt seine offizielle Segnung zu erteilen.
Gespielt werden darf zudem in insgesamt 15 Schwierigkeitsstufen mit variabler Bedenkzeit, so daß sich die Stärke des CPU Kollegen sehr fein abstimmen lässt und sowohl Könner als auch Anfängern einen ebenbürtigen Gegner geliefert bekommen.
Daneben kommen Freunde von knackigen Kopfnüssen mit dem Schachrätsel auf ihre Kosten, wo mithilfe der Schachregeln immer schwieriger werdende Rätsel gelöst werden müssen. Ein echtes Schmankerl für alle Fans des klassischen Spiels enthält aber der Punkt "Historische Partien", in denen ihr angefangen von der ersten Schachmeisterschaft 1851 bis ins Jahr 2005 zahlreiche geschichtliche Duelle neu ausfechten dürft und in die Fußstapfen so klangvoller Namen wie Adolf Anderssen, Paul Morphy oder natürlich dem Briten Howard Staunton tretet. Einige derer Partien lassen sich übrigens im Menüpunkt "Bibliothek" einsehen und studieren, was für echte Schachcracks natürlich eine wahre Offenbarung darstellt.


Gesteuert wird dabei ganz komfortabel mittels Stylus Pen, der sich im Gegensatz zum klassischen Steuerkreuz als eindeutig überlegen erweist. War das punktgenaue Anwählen einer Spielfigur bei früheren Programmen mittels Steuerkreuz nach kurzer Dauer meist etwas lästig, so entfällt nun dieser Negativaspekt. Nur ein netter Gag hingegen ist die Sprachsteuerung, die euch per DS Mikrofon Kommandos á la "B1 auf C3 - OK" geben lässt. Auch wenn der Vorstoß in diese Richtung sicherlich löblich ist, so zeigt sich die Spracherkennung in der Praxis einfach noch zu fehlerbehaftet und zerrt durch häufig notwendige Präzisierungen etwas an den Nerven des Spielers. Glücklicherweise lässt sich diese Steuerung auch in den Optionen deaktiveren, so daß laute Umgebungsgeräusche (kleine Kinder, Preßlufthammer, Xbox360 ^_^) keinerlei Einfluß auf euer Spiel nehmen können.
Präsentationstechnisch gibt sich Schach DS erwartungsgemäß nüchtern. Die Figuren sind anfänglich im üblichen Staunton Format gehalten (es gibt aber noch zahlreiche andere) und werden am oberen Bildschirm in einer 3D-Perspektive dargestellt, die wohl den Überblick auf dem Brett verbessern soll. Persönlich habe ich sie nie benötigt, mir reichte stets die nüchterne Vogelperspektive auf dem Touch-Screen, doch manch ein Spieler mag da womöglich anders denken. Sie sieht zumindest schick aus :-)


Übrigens lässt sich das von Independent Arts entwickelte Schach DS auch im Multiplayer spielen, auf Wunsch gar in der Hot Seat Variante an nur einem DS. Komfortabler ist da schon das Duell per Wi-Fi, allerdings benötigen hier beide Akteure leider ihre eigene Version, so daß sich die Suche nach einem möglichen Partner etwas hinziehen dürfte und letztlich das gute alte Schachbrett nicht zu ersetzen vermag.
Eindeutig fähig! Schach DS setzt zwar keine neuen Maßstäbe, bietet dafür aber einen guten Umfang und eine ansprechende Präsentation zum fairen Preis. Lediglich ein Tutorial für komplette Neueinsteiger in den Schachsport wäre wünschenswert gewesen, so muß man zur Nachlese der Regeln extra die beiliegende Anleitung in die Hand nehmen. Für Kenner ist das freilich zu verschmerzen. Sollte es euch also mal wieder nach ein paar Partien Schach gelüsten - DTP young hat da gerade was interessantes im Angebot...