Ratatouille im Test

Nintendo DS
Kochen ist der neue Volkssport. Zappt man durch das abendliche Fernsehprogramm, kann man sicher sein, dass gleich auf mehreren Kanälen Experten und Laien Zutaten für den Verzehr vorbereiten. Dank Pixars animierten Kinostreifen Ratatouille, in dem es um eine putzige Ratte geht, die zum besten Koch von Paris aufsteigt, weiß nun auch der Nachwuchs, dass es einen Unterschied zwischen Essen machen und Kochen gibt. Das Spiel zum Film wird mit Sicherheit weit oben auf diversen Wunschzetteln stehen. Ob es sich lohnt zur DS-Version zu greifen, um die lieben Kleinen ruhig zu stellen, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.

Unscheinbares Genie: Starkoch Remy ist auch auf dem DS der Hauptdarsteller.


Ohne Zweifel ist die Story der Vorlage sehr gelungen und selbst erwachsenen Zuschauern fällt es schwer, sich dem Charme der Nager-Protagonisten zu entziehen. Da ist es umso enttäuschender, dass in der Videospiel-Umsetzung nur sehr wenig getan wird, um den Zauber der großen Leinwand zu erhalten. Natürlich orientiert sich die Geschichte stark am Film, aber dennoch wird sie häufig lieblos präsentiert. Statt Ausschnitten gibt es immer wieder Standbilder mit ein wenig Text zu sehen, was gerade die Zielgruppe traurig stimmen dürfte.

Sobald die erste Enttäuschung überwunden ist, findet man sich in einer durchaus interessanten und abwechslungsreichen Umgebung wieder. Selbstverständlich schlüpft der Zocker in die Rolle des Hauptdarstellers Remy. Dieser Nachwuchs-Tim Mälzer im Hosentaschenformat muss eine ganze Reihe von Abenteuern bestehen, bevor er sein Happy End erreicht. An diversen Schauplätzen des Films wird ein bunter Genremix präsentiert, der sich zwar sehr stark Richtung Jump´N`Run orientiert, aber auch ein paar kleine Überraschungen bereit hält. Neben klettern und springen kann der kleine Gourmet auch noch auf diversen Gegenständen balancieren oder Hindernisse durch ähnlich akrobatische Aktionen überwinden. Um Leckerbissen innerhalb der Levels aufzuspüren, reicht es aus, den Geruchssinn per Tastendruck zu aktivieren. Remy schnuppert ein wenig herum und zeigt anschließend automatisch die Richtung an, in der kulinarische Genüsse warten.


Immer auf der Suche nach Leckerbissen. Remy besucht viele Orte, die Kennern des Films bestens bekannt sind.


Offensichtlich gehören nicht nur die Sterne-Köche des Planeten zu den Vorbildern der kleinen Ratte. Auch von Solid Snake, dem Agenten der Metal Gear Solid Reihe, hat sich unser Held ein paar Tricks abgeschaut. So gibt es in einigen der Levels eine Anzeige, die darüber informiert, ob man Gefahr läuft, von Menschen entdeckt zu werden. Will man nicht mit Gemüse beworfen werden, empfiehlt es sich, häufig zu schleichen oder ein Versteck aufzusuchen, um dort zu warten, bis sich die Situation beruhigt hat.

Zwei Steuerungen werden angeboten. So bleibt es dem Zocker überlassen, ob der Stylus zum Einsatz kommt oder nicht. Ehrlich gesagt empfiehlt es sich allerdings die klassische Tastenbelegung zu wählen, da das Abenteuer dann sehr viel einfacher von der Hand geht. Viel zu meckern gibt es nicht, da die Aktionen exakt ausgeführt werden. Lediglich die Sprünge benötigen eine gewisse Eingewöhnungszeit. Der kleine Nager macht nämlich deutlich weitere Sätze, als man ihm zu Beginn zutraut.

Obwohl Remys Fähigkeiten durchaus abwechslungsreich ausgefallen sind, können sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Ratatouille um ein äußerst simples Game handelt. Oft geht es lediglich darum, den Ausgang des jeweiligen Spielabschnittes zu erreichen oder eine bestimmte Zutat zu finden. Viel zu selten muss ein wenig nachgedacht werden, um diese Ziele zu erreichen. Ein weiteres klares Indiz dafür, dass sich dieses Produkt wirklich ausschließlich an die jüngsten DS-Besitzer richt, sind die vielen Käsestücke, die überall herumliegen und neue Energie für Remy bedeuten. Da es ohnehin nur wenige Gefahren gibt, werden ältere Spieler das Game beenden können, ohne auch nur ein einziges Mal das Zeitliche zu segnen. Nach alter Jump´N´Run-Tradition lassen sich außerdem Sternsymbole sammeln, um weitere Leben zu erhalten. Ratatouille hat zwar für ein Spiel dieser Art einen ordentlichen Umfang, aber wer mit dem Genre vertraut ist, wird nicht viel mehr als einen Nachmittag investieren müssen, um das Ende zu erreichen.

Neben den 3D-Levels gibt es im Story-Modus auch eine Reihe reiner Koch-Herausforderungen, die sich sowohl optisch als auch gameplaytechnisch deutlich vom Rest des Spiels unterscheiden. Während auf der oberen Bildschirmhälfte diverse Anzeigen zu sehen sind und die Helden des Films das Geschehen kritisch beäugen, müssen auf dem Touchscreen diverse Zutaten in mehreren Arbeitsschritten in eine schmackhafte Speise verwandelt werden. Mit dem Stylus werden Gemüse, Fisch, Fleisch und sonstige Leckereien bearbeitet. Nachdem die typischen Schneide- und Hackarbeiten beendet sind, geht es an die Herdplatte, wo drei Gerichte zeitgleich beaufsichtigt werden. Zutaten hinzufügen, umrühren und pusten steht nun auf dem Programm. Zu guter Letzt werden die Teller, wieder mit Hilfe des Touchscreens, garniert und die fertigen Mahlzeiten verlassen die Küche. Obwohl sich das Kochen als cleveres kleines Spielchen entpuppt, muss auch hier gesagt werden, dass es keine ernsthaften Herausforderungen bietet. Selbst gegen Ende des Games ist das Zeitlimit noch immer sehr großzügig angesetzt und nur Kinder im Grundschulalter werden ins Schwitzen geraten.


Beim Kochen kommt der Stylus zum Einsatz. Besonders wenn mehrere DS-Besitzer zum Kochduell antreten wird es spaßig.


Hat man das eigentliche Abenteuer beendet, bleiben die Koch-Minispiele, die sowohl allein als auch im Multiplayer-Modus bestritten werden dürfen. Es wird nur ein Modul benötigt, um vier Zocker zu belustigen. Die Duelle sind durchaus kurzweilig und eignen sich perfekt für ein schnelles Spielchen auf dem Schulhof. Doch auch in diesem Bereich hätte mehr getan werden können, um die Langzeitmotivation positiv zu beeinflussen. Kleine Gags, wie freischaltbare Rezepte sucht man vergeblich und selbst eine Highscoreliste haben sich die Macher gespart.

Grafisch überrascht Ratatouille mit einer soliden 3D-Engine. Dank fixierter Kamera verliert man nie die Übersicht und Remys Animationen können sich wirklich sehen lassen. Ratatouille ist kein Effekt-Feuerwerk, kann aber dank liebevoll gestalteter und abwechslungsreicher Levels, die viel von der Atmosphäre des Films einfangen dennoch überzeugen. Etwas schade ist, dass sich außer Remy kaum etwas bewegt, so dass der ein oder andere Abschnitt ein wenig langweilig erscheint. Die reinen Kochlevels sind kein Grund ins Schwärmen zu geraten, bieten aber die volle Übersicht über das Geschehen und haben dank den in 2D präsentierten Figuren einen gewissen Charme.


Nicht nur die Texturen können sich sehen lassen. Ratatouille sieht besser aus als die meisten Lizenz-Spiele.


Was die akustische Untermalung angeht, wird wesentlich weniger geboten als in Sachen Optik. Die kleinen Melodien haben diesen typisch französischen 50er-Jahre Flair. Das war zwar im Film ganz nett, doch dem Game fehlen eindeutig ein paar schnellere und dramatische Stücke. Dass es keine Sprachausgabe gibt und auch die Effekte eher Fließbandware sind, lässt die Sound-Wertung weiter sinken.

Tim meint:

Tim

Ratatouille ist ein solides Game für Zocker im Grundschulalter, das man, trotz mittelmäßiger Präsentation, bedenkenlos jedem jungen Fan des Kinohits empfehlen kann. Hat man jedoch eine gewisse Altersgrenze überschritten, bietet das Modul keine nennenswerten Herausforderungen mehr, was sehr traurig ist, denn das Potential ist vorhanden. Schon ein weiterer Schwierigkeitsgrad, ein paar Highscorelisten und ein wenig Gameplay-Feintuning hätten aus Ratatouille ein Abenteuer für die ganze Familie machen können.

Positiv

  • Kindergerechter Spaß
  • Gute 3D-Engine
  • Clevere Koch-Minispiele im Einzel- und Multiplayer-Modus

Negativ

  • Keine Herausforderungen für ältere Zocker
  • Etwas lieblos präsentiert
  • Wenig Langzeitmotivation
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Ratatouille Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 26. September 2007
Vermarkter THQ
Wertung 6.4
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