
Männer und ihre Hobbies! Die einen spielen (virtuellen) Krieg, während andere entweder auf dem Fußballplatz ihre Lieblingsmannschaft anfeuern oder selber den Ball ins gegnerische Tor kicken. Die Männerdomaine schlechthin ist und bleibt das Auto! Warum das so ist, weiß ich eigentlich auch nicht. Vielleicht liegt es an der hohen Geschwindigkeit oder der komplizierten Technik, die unter der Haube schlummert. Männer die gerne von schnellen Autos träumen, sich jene aber nicht leisten können, sind öfters am PC oder Konsole zu finden, um dort ihr Traumauto über eine Rennstrecken zu jagen. Dabei ist das Genre der Racinggames sehr breit gefächert. Von Formel-1-Simulationen bis zum Offroad-Raser wird ein breites Spektrum an Produkten geboten. Natürlich hat jede Konsole ihren eigenen Genreprimus. Auf der PlayStation war es schon immer Gran Turismo, während Microsoft Project Gotham Racing und Forza Motorsport hat. Auf dem PC ist es die GTR/Race-Spielserie von Simbin, die am glaubwürdigsten den Rennsport herüber bringt. Mit Race Pro kommt der erste Versuch SimBins, PC-Erfolge auch auf der Xbox360 zu feiern.

Race Pro steht vor einem großen Problem: Es möchte Konsolenspieler mit einem realistischen Fahrverhalten und originalgetreuen Rennsport für sich gewinnen. Das tut es im ersten Augenblick auch, aber hierbei fällt das Thema Präsentation sowie Grafik weit nach unten. Aber fangen wir von vorne an. Über ein schmuckloses Menü könnt ihre euren Spieltyp herauswählen. Das Einzelrennen sowie der Zeitangriff sprechen für sich selbst. Im Mehrspielermodus könnt ihr mittels Systemlinkfunktion mit 12 anderen Freunden gemeinsam zocken oder gleich via Xbox Live online gehen. Offlinerennen an einem Bildschirm sind dank Hot Seat-Funktion auch möglich.
Der Karrieremodus ist auch in diesem Rennspiel der Dreh- und Angelpunkt. Mit ihm schaltet ihr neue Fahrzeuge frei, die ihr erst dann in den anderen Modi benutzen dürft. Aber kommen wir wieder auf den Karrieremodus zu sprechen, der wie folgt abläuft. Zu Beginn besitzt ihr eine gewisse Anzahl Credits, die auf eurem Konto stehen. Rennteams bieten euch einen Job als Teilzeitfahrer an. Diese müsst ihr erst aber in einer Proberunde für euch gewinnen. Zuvor wird ein Vertrag unterzeichnet, durch den ihr euch verpflichtet, für das Team mindestens den dritten Platz einzufahren. Als Pfand behält das Team ein Teil eurer Credits ein und abhängig von eurer gebotenen Leistung werdet ihr anschließend bezahlt.


Jeder Vertrag verpflichtet euch für drei Rennen in unterschiedlichen Vehikeln. Zum Anfang müsst ihr euch mit einem Mini Cooper abfinden aber sobald Siege und somit Geld auf euer Konto kommt, stehen neue Verträge für euch bereit mit echt dicken Autos. 48 Fahrzeuge könnt ihr steuern und freischalten, die sich, wie es sich für eine anständige Simulation gehört, alle unterschiedlich verhalten. Bevor es aber ins virtuelle Cockpit geht, habt ihr die Wahl beim Schwierigkeitsgrad. Bei ''Neuling'' werden alle Fahrhilfen sowie Ideallinie angezeigt, während der ''Profimodus'' auf sämtlichen Komfort und Unterstützung verzichtet. Dieser ist dementsprechend dann auch am anspruchsvollsten. Äußerst lobenswert ist, dass nach jedem Vertragsende ihr den Schwierigkeitsgrad neu einstellen könnt, um euch an den ''Profimodus'' heranzuarbeiten.
Ist eine der 13 Strecken in Sicht und ihr seht euer Vehikel schon am Start, könnt ihr mittels eines weiteren schmucklosen Menüs das Setup bis auf kleinste Details anpassen. Vom Reifendruck bis zum Übersetzungsverhältnis des Getriebes werdet ihr genug Schalter und Regler finden, um euer Fahrzeug besser zu konfigurieren. Erwartet ihr viel Tamtam nebenbei, werdet ihr recht schnell unbeeindruckt aus der Röhre schauen. Ist ein Rennen gewonnen gibt es keine Siegerehrung, Gespräche mit dem Teamleiter über Mikrofon gibt es auch nicht und das Papppublikum kommt auch nicht wirklich in die Puschen. Also von echter Rennspielatmosphäre ist hier nichts zu sprechen.

Das ist aber schnell vergessen, sobald die Wagen rollen. Dann könnt ihr euer Können unter Beweis stellen. Die gegnerischen Fahrer sind leider nicht die größte Herausforderung bei den vielen Rennen. Vielmehr kämpft ihr mit eurem Auto als gegen die Gegner selbst. Im Neulingsmodus ist der Schwierigkeitsgrad sogar zu leicht und ihr werdet (fast) immer als Erster vom Platz gehen. Natürlich machen euch Witterungseinflüsse genauso zu schaffen. Race Pro konzentriert sich wie vorhin beschrieben wirklich nur auf das Rennen selbst und lässt alles andere außen vor. Das merkt man bei dem hohen Detailgrad der Autos sowie des Cockpits. Alle lizenzierten Wagen wirken sehr detailgetreu. Der Motorensound gröhlt unglaublich realistisch durch die Boxen, so dass mit einer passenden Anlage gleich echtes Rennfeeling aufkommt.
Die Grafik und somit die Präsentation ist das Sorgenkind von SimBins Xbox 360 exklusiver Rennsimulation. Denn diese ist einfach nicht ganz zeitgemäß. Alle 13 original Strecken sind unglaublich fade und wirken wie aus einem Levelbaukasten. Das Publikum und die Mitarbeiter am Wegesrand sind Pappfiguren ohne jeweillige Animation. Die Texturqualität der Wegstrecke oder des Grases ist leider teils verwaschen. Aus der Ferne wirken die Autos extrem detailreich. Sobald ihr jemanden in den Kofferraum gefahren seid, zeigt sich der Detailmangel auf eurem heimischen Fernseher. Das geht so weit, dass ihr selbst das Nummerschild eures Gegners nicht lesen könnt. Abgerundet wird das von Popups, zu spät eingeblendeten Kotflügeln bei gegnerischen Autos sowie mangelhaften Hintergrundtexturen.
Es war anfangs schwer Race Pro zu mögen, denn die lieblose Präsentation, die trockenen Menüs und die unpersönlichen sowie austauschbaren Rennen gegen Standard K.I.-Fahrer tun ihres dazu den Titel nicht heißblütig zu lieben. Sobald aber mal das Rennen läuft und ihr im Profimodus über 220 Sachen durch Monza düst, kommt doch Freude auf. Somit muss bei Race Pro ein alter Spruch neu umgestaltet werden: Außen pfui, innen hui!