Nach einem sehr vom Fussball geprägten Sommer landet nun endlich der nächste Teil von Konamis großartiger Pro Evolution Soccer-Reihe in den heimischen Laufwerken. Neben einer Premiere auf dem Nintendo DS gibt es in diesem Jahr außerdem zum ersten Mal eine eigene Fassung für die Xbox 360. Shingo 'Seabass' Takatsuka, seines Zeichens Pro Evo-Schöpfer und gern gesehener Gast auf der Games Convention, ließ wissen, dass es sich dabei nicht nur um ein optisches Update, sondern um ein ganz neu entwickeltes Spiel handeln werde. Ob die Vorfreude anhalten konnte, erfahrt ihr im folgenden Review.
Pro Evolution Soccer 6 ist also endlich auf der Xbox 360 angekommen und um euch direkt ein wenig abzukühlen fange ich untypisch mit meinen Kritikpunkten an, denn das Spiel bietet mehr von ihnen als ich es mir erwünscht hätte. Diese Kritik dreht sich in erster Linie darum, dass die Xbox 360-Fassung des Spiels weitreichend beschnitten wurde und so viele Dinge, an die sich Pro Evo-Fans im Laufe der Jahre gewöhnt haben, nun schlichtweg nicht mehr da sind. Da wäre z.B. der Editor, der in den letzten Jahren unglaublich detailreich daher kam und durch den das Fehlen der vielen Lizenzen nicht mehr ganz so schlimm schmerzte. Editierfreudige Spieler könnten beim Anblick des Xbox 360-Editors in Tränen ausbrechen. Ihr habt nur noch die Möglichkeit, den Namen und die Werte einzelner Spieler zu verändern. Das heisst, dass eine Bearbeitung von Vereinsnamen, Stadiennamen, Spieleraussehen, Trikots, Schuhe, Vereinszugehörigkeit usw. nicht mehr möglich ist. Und das ist kein schlechter Scherz, es ist die bittere Wahrheit.
Manch einem mag das schon übel aufstoßen, aber es kommt noch 'besser'. So dürfte es vor allem deutsche Pro Evolution Soccer 6-Käufer interessieren, dass bis auf den FC Bayern München von sämtlichen Bundesliga-Vereinen jegliche Spur fehlt. Damit meine ich nicht, dass sie wie in den Vorgängern einfach nur andere Namen haben. Nein, sie sind wirklich nicht da. Danke DFL, habt ihr ganz toll hingekriegt... Der FC Bayern hingegen ist zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe voll lizensiert worden (abgesehen von Extrawurst Kahn) und ist in der Teamauswahl unter den 'anderen Vereinen' zu finden.
In Sachen Teamauswahl haben sich noch ein paar andere Dinge verändert. Vier europäische Ligen sind komplett lizensiert am Start (Italien, Frankreich, Niederlande und Spanien). Die fünfte zur Auswahl stehende Liga, die englische Premier League, ist wie im letzten Jahr zwar anwesend, aber nicht komplett mit richtigen Teamnamen und Logos versehen. Um genau zu sein sind es in diesem Jahr eigentlich nur zwei englische Teams, die korrekt auflaufen: Arsenal London und Manchester United. Was mit den im letzten Jahr voll lizensierten Londoner Jungs aus Chelsea passiert ist, ist eines der vielen Rätsel der Xbox 360-Fassung von Pro Evolution Soccer 6... in Pro Evo 6 heissen sie wieder London FC. Unter den anderen Vereinen findet ihr weitere lizensierte Vereine wie Galatasaray Istanbul, Glasgow Rangers, Dynamo Kiev, FC Porto u.v.m. Auch bei den Stadien wird einem auf der Xbox 360 nicht die gewohnte Auswahl geboten. Gerade mal acht (!) Stadien haben es ins Spiel geschafft, von denen nicht mal die Hälfte ihre richtigen Namen tragen. Und da es wie schon erwähnt keine Möglichkeit mehr gibt, den Stadiennamen zu editieren, wird sich daran für euch auch nichts ändern.
Achtung, jetzt wird es richtig traurig. Denn die 'Das fehlt in der Xbox 360-Fassung'-Liste ist noch immer nicht fertig. Da wäre zum Beispiel noch die Tatsache, dass sich Torwiederholungen auf der Xbox 360 nicht speichern lassen. Das schmerzt besonders, da die Wiederholung in Pro Evolution Soccer 6 viel ausführlicher ist als im Vorgänger und ihr so den kompletten Spielzug, der zum Tor geführt hat, ansehen könnt. Was hätte man mit den gespeicherten Wiederholungen über Xbox Live nicht alles anstellen können... aber da hat wohl niemand dran gedacht. Es geht noch weiter... Der Überraschungsspiel-Modus fehlt komplett, ebenso die internationale Relegation. Die neue Option auf Hin- und Rückspiel fehlt, es kann kein eigenes Master League-Team mehr erstellt werden, es gibt keinen PES-Shop mehr und auf der Xbox 360 wird online nur zu zweit gespielt. Falls ihr noch nicht die Lust auf die Xbox 360-Fassung verloren habt, solltet ihr weiterlesen, denn auch wenn es im ersten Moment nicht so scheinen mag, haben auch Verbesserungen den Weg auf die Disc gefunden.
Kommen wir also endlich zu den spielerischen Aspekten von Pro Evolution Soccer 6. Da wäre zunächst zu erwähnen, dass sich der sechste Teil der Reihe wieder mehr an Pro Evo 4 orientiert, zumindest was den Schwierigkeitsgrad angeht. Während Pro Evolution Soccer 5 aufgrund von Hardcore-Realismus besonders Neueinsteigern das Leben schwer machte, geht Pro Evo 6 wieder deutlich leichter von der Hand. Profis brauchen sich nun aber keine Sorgen zu machen, denn die leichtere Zugänglichkeit beschränkt sich auf die niedrigeren Schwierigkeitsgrade. Kenner können sich auf eine verbesserte Torwart-KI und auf eine deutlich verbesserte Vorteilsauslegung freuen, die den Spielfluss aufrecht erhält. Für einen stabilen Spielfluss sorgt auch der Schiedsrichter, der sich im Vergleich zum direkten Vorgänger wieder deutlich beruhigt hat und nicht mehr jedes kleine Geplänkel abpfeift. Neu sind übrigens die Linienrichter, die nun immer am Spielfeldrand zu sehen sind und nicht nur bei Abseits-Wiederholungen ins Bild kommen.
Aber auch die Jungs an der Linie pfeifen in Pro Evolution Soccer 6 weniger. Denn dadurch, dass sich eure Mitspieler intelligenter freilaufen, kommt es zu deutlich weniger Abseits-Entscheidungen als in Pro Evolution Soccer 5. Wer die Xbox-Fassung des Vorgängers schonmal auf seiner Xbox 360 gespielt hat, wird in Sachen Steuerung keine Probleme bekommen. Lediglich die Funktionen der Trigger und Bumper wurden miteinander vertauscht, doch das lässt sich zum Glück in den Optionen umstellen. Umstellen lässt sich aber nicht, dass das digitale Steuerkreuz des Xbox 360-Pads für Pro Evo einfach nicht geeignet ist und die Steuerung somit deutlich schwammiger und unpräziser wird, als man das von den PlayStation 2-Fassungen der Reihe gewohnt ist.
Die Sensibilität der Schuss- und Flanketaste wurde erneut erhöht, so dass ihr eventuell ein paar Spiele brauchen werdet, bis ihr wisst wie stark ihr drücken dürft. Wer viel Pro Evo 5 gespielt hat wird die Bewegungen der Spieler im sechsten Teil unter Umständen zunächst als wenig positiv verzeichnen. So sind Standard Manöver wie der Sidestep oder ein einfacher Doppelpass nicht mehr ganz so leicht auszuführen. Nach einer gewissen Spielzeit stellt sich aber heraus, dass neue Alternativen mit dabei sind. Mehr Details dazu gibt es in unserem Artikel zum Pro Evolution 6-Expertebuch von Piggyback, welcher Anfang kommender Woche online gehen wird. Haltet also die Augen offen!
Online warten Ranglisten- und normale Spiele auf euch. Ihr könnt wie gehabt ein paar Einstellungen vornehmen und / oder nach Spielen mit bestimmten Gegebenheiten suchen, Vereins- oder Nationalmannschaften auswählen usw. Erfreulich ist, dass während unserer Testpartien mit Pressevertretern aus diversen europäischen Ländern die Spiele weitesgehend flüssig liefen und es nur bei Standardsituationen (Eckball, Freistoß) und bei Torwartabstößen zu kleineren Hängern kam, die sich aber in Windeseile wieder auflösten. Natürlich werden euch auch wieder zahlreiche Ranglisten zur Verfügung gestellt, anhand derer ihr euer Können mit dem anderer Pro Evo 6-Spieler vergleichen könnt. Um in dieser Statistik nicht schnell unten zu landen müsst ihr eure Spielweise anpassen. Denn erst online wird so richtig sichtbar, wieviel schneller Pro Evolution Soccer seit dem letzten Jahr geworden ist.
Vor allem wegen der grafischen Möglichkeiten der Xbox 360 entschlossen sich Takatsuka san und seine Kollegen dafür, eine eigene Xbox 360-Fassung zu entwickeln. Somit sieht Pro Evolution Soccer 6 zwar deutlich besser aus als sein direkter Vorgänger, doch wäre sicherlich noch mehr drin gewesen. Die Qualität der Spielermodelle reicht von einem sehr 'echt' aussehenden Rio Ferdinand bis hin zu Wayne Rooney, der komischerweise viel zu schmächtig ausgefallen ist und dessen Statur eher an Philipp Lahm erinnert. Neue Animationen gibt es nur wenige zu sehen, dafür ist die Framerate stabil und es gibt keine Einbrüche mehr, wenn es in die Strafraumnähe geht. Die Menügestaltung ist sehr übersichtlich, in der Master League gibt es z.B. nur noch vier Hauptkategorien. Hinter diesen versteckt sich aber die gewohnte Strukturierung.
Beim Sound gibt es wenig Neues zu vermelden. Die deutschen Kommentatoren haben ein paar neue nervige Floskeln auf Lager ('Hier ist XY'), können aber durch die zumindest etwas besseren englischsprachigen Kollegen ersetzt werden. Im Stadion hören wir die gewohnten Jubelarien und mehr Pfeifkonzerte als im Vorgänger – auf die Vereine bezogene Fangesänge, wie sie in FIFA 07 erklingen, bietet Pro Evolution Soccer leider nach wie vor nicht.
Pro Evolution Soccer 6 - Trailer
(click play to start)
Gregory meint:
Die Xbox 360-Fassung von Pro Evolution Soccer 6 hinterlässt aufgrund der vielen fehlenden Elemente einen sehr bitteren Nachgeschmack. Ich bin wirklich ein großer Fan der Serie und ich habe sehr viele Stunden mit den Vorgängern verbracht, doch die überarbeitete grafische Präsentation ist es meiner Meinung nach nicht wert, um auf die genannten Dinge zu verzichten. Wer zuhause neben der Xbox 360 eine PlayStation 2 stehen hat, sollte sich auf jeden Fall Gedanken darüber machen, was für ihn wichtiger ist - grafisches Lifting oder gewohnter Umfang.
Spielerisch bringt Pro Evolution Soccer 6 einige kleinere Neuerungen mit sich, die weitesgehend als positiv ausgelegt werden können. Eine Umstellung ist zwar vor allem wegen der höheren Spielgeschwindigkeit wieder nötig, jedoch wird euch der Übergang nicht so schwer gemacht wie damals von Teil 4 auf 5. Wer mit den fehlenden Inhalten leben kann, kriegt mit der Xbox 360-Version von Pro Evolution Soccer 6 ein tolles Fussballspiel, welches aber noch Spielraum für weitere Verbesserungen bietet. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr, wenn sich Seabass und co. noch länger mit der Xbox 360 auseinandergesetzt haben, wieder wunschlos glücklich sein werden. Für dieses Jahr gilt das aber leider nicht...
Ich hab mal ne Frage zur Master League:
Wie ist die Ligenstruktur aufgebaut?
Laufen da mehrere parallel oder kann man sich von unten durch 5 Ligen kicken?
Hab leider noch nirgends einen Hinweis darauf finden können....
von Böhser Arzt:
Original von Mattlok
Original von Böhser Arzt
habe alle pokale bereits gewonnen im meisterschaftsmodus. doch wie kann ich den "europäischen meisterschafts pokal" gewinnen??
Meisterligaliga speilen, in Liga 1 Meister werden, und dann die...
von Mattlok:
Original von Böhser Arzt
habe alle pokale bereits gewonnen im meisterschaftsmodus. doch wie kann ich den "europäischen meisterschafts pokal" gewinnen??
Meisterligaliga speilen, in Liga 1 Meister werden, und dann die Europäische Meisterschaft gewinnen (quasi CL)...
Die Xbox 360-Fassung von Pro Evolution Soccer 6 hinterlässt aufgrund der vielen fehlenden Elemente einen sehr bitteren Nachgeschmack. Ich bin wirklich ein großer Fan der Serie und ich habe sehr viele Stunden mit den Vorgängern verbracht, doch die überarbeitete grafische Präsentation ist es meiner Meinung nach nicht wert, um auf die genannten Dinge zu verzichten. Wer zuhause neben der Xbox 360 eine PlayStation 2 stehen hat, sollte sich auf jeden Fall Gedanken darüber machen, was für ihn wichtiger ist - grafisches Lifting oder gewohnter Umfang.
Spielerisch bringt Pro Evolution Soccer 6 einige kleinere Neuerungen mit sich, die weitesgehend als positiv ausgelegt werden können. Eine Umstellung ist zwar vor allem wegen der höheren Spielgeschwindigkeit wieder nötig, jedoch wird euch der Übergang nicht so schwer gemacht wie damals von Teil 4 auf 5. Wer mit den fehlenden Inhalten leben kann, kriegt mit der Xbox 360-Version von Pro Evolution Soccer 6 ein tolles Fussballspiel, welches aber noch Spielraum für weitere Verbesserungen bietet. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr, wenn sich Seabass und co. noch länger mit der Xbox 360 auseinandergesetzt haben, wieder wunschlos glücklich sein werden. Für dieses Jahr gilt das aber leider nicht...