
Zunächst sollte man als bekennender PES-Fan alles vergessen, was man bisher gespielt hat. Laufen via digitalem Steuerkreuz oder Analogstick, zwei Buttons für das Passen, ein Button für das Sprinten... auf der Wii ist alles anders. Die erste „mentale Hürde“ über die man steigen muss ist die Tatsache, dass es keinen Button für das Wechseln des aktiv gesteuerten Spielers gibt, denn in PES 2008 für Wii könnt ihr, sowohl theoretisch als auch praktisch, alle elf Spieler eures Teams gleichzeitig steuern. Um einen Spieler zu bewegen, „klickt“ ihr ihn kurz mit der Wiimote an und zieht jene anschließend einfach dahin, wo der ausgewählte Spieler hinlaufen soll. Der Vergleich mit einer PC Maus trifft es wohl am besten. Der Laufweg, den ihr eurem Athleten auferlegt, wird gleichzeitig mit einem Pfeil bildlich dargestellt, so dass ihr weitere Spielzüge planen könnt.
Denn nicht nur der ballführende Spieler wird von euch auf diese Art gesteuert, auch alle anderen Mitspieler können zwischendurch anders positioniert werden. Besonders interessant wird das in Verbindung mit dem Pass in den freien Raum (Xbox 360 Y-Button, PS3 Dreieck-Button). In der Praxis sieht das so aus, dass ihr mit eurem ballführenden Stürmer in Richtung Tor lauft. Währenddessen befehlt ihr dem Linksaussen durch einen Schwung mit der Wiimote, auf direktem Wege durch die gegnerische Abwehrreihe zu laufen. Wenn ihr nun im richtigen Moment den B-Button auf der Rückseite der Wiimote drückt um zum Pass anzusetzen, trifft der Ball genau in den Laufweg des herannahenden Spielers, der im Idealfall direkt zum Schuss ansetzt und so das Leder unhaltbar in die Torecke befördert.

So zumindest die Theorie, denn bis ihr einen solchen „flawless“ Spielzug in der Praxis auf die Reihe kriegt, vergeht rund eine Stunde Einspielzeit. So war es zumindest bei mir, denn wenn man Jahre lang PES auf dem „klassischen Wege“ gespielt hat, ist schon ziemliche Umgewöhnung nötig. Am schwierigsten war es für mich, den Daumen vom Analogstick des Nunchuck zu lassen, denn jener ist nicht zur normalen Richtungssteuerung des Spielers da. Wie bereits geschrieben „zieht“ ihr den ballführenden Spieler mit der Wiimote über den Bildschirm. Der Analogstick hingegen ist in der Wii Version für die Feinheiten zuständig, sprich wenn ihr nach dem „Wiimote Sprint“ in die Nähe des gegnerischen Strafraums gelangt, setzt ihr den Analogstick ein, um am letzten verbleibenden Widerstand der gegnerischen Abwehr vorbei zu dribbeln und so in eine gute Schussposition zu kommen. Durch den Gebrauch des Analogsticks wird eurem Spieler auch automatisch das Tempo aus den Beinen genommen, weshalb sich die Steuerung darüber wirklich nicht für das Geplänkel im Mittelfeld eignet.

Damit man als Gegner dieser neuen, sehr intuitiven Art des Passes in den freien Raum nicht hilflos ausgeliefert ist, haben die Entwickler die Abseitsfalle als direkte Gegenwehr viel zugänglicher gemacht. Spielt ihr in der verteidigenden Rolle braucht ihr nur eure Wiimote gerade hoch zu ziehen um die Abseitsfalle einzuleiten. Dies wird durch eine Linie auf dem Spielfeld visualisiert, ähnlich wie bei TV Wiederholungen im Falle von fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen. Das Hochziehen der Wiimote soll dabei den Abwehrchef simulieren, der seine Hand hebt um seinen Mitspielern zu signalisieren, dass die Abseitsfalle eingesetzt werden soll. Geschossen wird auf der Wii übrigens mit dem Nunchuk. Sobald ihr euch in einer guten Position zum gegnerischen Tor befindet, sorgt ihr durch einen kräftigen Schwung mit dem Nunchuk dafür, dass euer Stürmer ordentlich abzieht. Die Stärke des Schusses ist abhängig von der Stärke des Rucks, den ihr durch den Nunchuk fahren lasst. Die Schussrichtung wird durch die Blickrichtung des schießenden Spielers zum Tor bestimmt.
Interessant ist auch das Elfmeterschießen. Für den „ausführenden“ Spieler wird ein Marker auf dem Bildschirm angezeigt, damit er genau zielen kann. Diesen sieht der gegnerische Spieler, den den Torhüter bedienen muss, natürlich auch. Deshalb kann der Marker per Druck auf den A-Button der Wiimote ausgeblendet und so noch Feinabstimmungen vorgenommen werden – Vorsicht ist geboten, denn dadurch dass jetzt keiner mehr den Marker sieht, kann die „Feinabstimmung“ auch daneben gehen. Der Torhüter reagiert durch Bewegung der aufrecht gehaltenen Wiimote, was mich persönlich ein wenig an die Torhüter bei Tipp Kick erinnert hat.

Neben dem normalen Einzelspiel bietet PES 2008 auf der Wii natürlich auch einen ausführlichen Trainingsmodus, damit man auch ohne das Handbuch zu studieren alles erlernen kann, was die ungewöhnliche Steuerung her gibt. Statt einer Meisterliga wird auf der Wii die „Champions Road“ gespielt. Hier wählt ihr ein Team und müsst verschiedene Turniere oder andere Szenarien bestehen, um weiter voran zu kommen. Nach jedem Spiel gibt es die Möglichkeit, Spieler der gegnerischen Mannschaft zu übernehmen – ohne dass ihr wisst, welche Spieler ihr erhaltet. So könnt ihr euer Team progressiv verstärken und zu einem echten Juwel formen. Auch im Multiplayer darf natürlich gekickt werden. Online lief während unserer Tests alles flüssig und wenn man sich schon an die nervige Wii Online Struktur mit Freundescodes gewöhnt hat, steht hier dem Spielspass nichts mehr im Weg.

Als langjähriger PES Fan konnte ich mir die alternative Steuerung via Wiimote und Nunchuk nur schwer als gelungen vorstellen. Doch ich wurde eines besseren belehrt. Dadurch, dass Konami das Spiel nicht einfach nur umgesetzt, sondern völlig auf die Wii abgestimmt und überarbeitet hat, kommt hier ein wirklich bemerkenswertes Fußballspiel auf uns zu. Die Wii Version von PES 2008 ist definitiv anders, aber auf ihre ganz eigene Art und Weise auch genial.