Prey im Test

Macintosh
Zumindest mit den Ego-Shooter Freunden auf dem Macintosh meint man es derzeit gut - kriegen sie mit Titeln wie Doom 3, Call of Duty und Quake IV doch kontinuierlich frische und qualitativ hochwertige Kost geliefert. Doch Prey will mehr als nur schnelle Action und Spannung offerieren - gerade auch die Story und Charakterentwicklung wird bei dem ursprünglich übrigens im Jahr 1997 begonnenen (und zwischenzeitlich auf Eis gelegten) Titel groß geschrieben.
Prey versetzt euch in die Rolle von Tommy, einem Cherokee Indianer, der sich nicht mit seinen Wurzeln identifizieren kann und keine Lust mehr hat auf das Leben im Reservat. Aus diesem Grund versucht er verzweifelt seine Freundin Jen, Kellnerin in einer lokalen Bar, zu überreden, das Reservat mit ihm zu verlassen und an einer anderen Stelle ein ganz normales amerikanisches Leben zu führen. Während einer von vielen Diskussionen über das Thema in der Bar kommt den beiden jedoch etwas dazwischen – grüne Lichter erscheinen am Himmel und bevor die Anwesenden sich versehen, werden Autos, Stühle und letztlich auch sie selber von einem Raumschiff aufgesaugt. Dank der Hilfe eines Rebellen kann sich Tommy befreien und begibt sich im Raumschiff auf die Suche nach seiner Freundin Jen und seinem Großvater, der ebenfalls entführt wurde. So startet die wirklich filmreife Story von Prey mit einem fulminanten Anfang, der nur noch durch die letzte Spielstunde getoppt wird.



In dieser Toilette startet ihr euer Abenteuer..


Das Gameplay von Prey wird durch einige weniger konventionelle Elemente geprägt, die wir uns als erstes anschauen sollten. Zum einen wären da die Portale, die an sämtlichen Stellen des Spiels erscheinen und euch in Windeseile von Punkt A nach Punkt B bringen. Diese Portale sind entweder immer an jenem bestimmten Punkt oder erscheinen, nachdem ihr eine bestimmte Aufgabe erfüllt habt. Steht ihr vor einem solchen, meist kreisförmigem Portal, könnt ihr schon die ‚andere Seite sehen’ und so auch schon Feinde sehen und eventuell angreifen, die euch nach dem Durchschreiten erwarten werden.



Das Alienschiff ist alles andere als einladend...


Ein weiteres wichtiges Element des Spiels ist die Tatsache, dass im Raumschiff die Gesetze der Gravitation ein bischen anders aussehen als auf der Erde. Neben speziellen Bahnen, die euch nach deren Aktivierung an Wänden und Decken von Räumen entlang laufen lassen, gibt es außerdem Portale die euch in einen bereits bekannten Raum bringen, den ihr aber dieses Mal aus einer anderen Perspektive erlebt. In anderen Fällen sind an Wänden und Decken bestimmte Vorrichtungen angebracht, anhand derer ihr durch einen einfachen Schuss aus eurer Waffe die Anziehungskraft beeinträchtigen und somit den ganzen Raum wortwörtlich auf den Kopf stellen könnt.

Diese beiden nicht alltäglichen Features sind zudem die Quelle für viele der eher einfach gestrickten Rätsel in Prey. Das Leveldesign des Spiels ist grundsätzlich recht linear und somit verbringt ihr, wie das Genre es verlangt, die meiste Zeit im Kampf. Dabei werden die Gegnermassen jedoch nie unübersichtlich oder überfordernd. Überraschend können die Auftritte bestimmter Gegner dann doch werden, denn schließlich sind diese Portale die euch auf eurem Weg helfen ihre Erfindung und somit nutzen sie diese auch. Wenn ihr gerade an einer Decke entlang lauft und unter euch dann zwei Gegner auf dem eigentlichen Boden erscheinen, ist dies durchaus eine ungewöhnliche Situation, mit der man erstmal zurechtkommen muss.




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Zuvorkommend ist deshalb die Tatsache, dass die Gegner im Normalfall nicht hinter euch erscheinen und euch in den Rücken angreifen um einen Vorteil zu erringen. Generell ist die künstliche Intelligenz der Bösewichte nicht all zu hoch angesiedelt. Die Hunter sind mit der gleichen Waffe ausgestattet die auch als eure erste auf dem Raumschiff dient und bedienen sich nur in Einzelfällen ihrer Ausweichmannöver und ihrer Sekundärwaffen wie z.B. Granaten. Die meisten anderen Gegner, deren Bandbreite sich von klassischen Alien-Kreaturen über menschliche Missbildungen bis hin zu fliegenden Robotern erstreckt, greifen euch lieber aus der Ferne an und kreisen um euch herum, um sich in die beste Angriffsposition zu bringen. Gelegentlich auftretende größere Zwischenbosse setzen da eher auf Nahkampf und stürmen kopflos auf euch zu.


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Vor größere Probleme wird Tommy von seinen Gegnern im Verlauf des Spiels nicht gestellt. Das ist natürlich vor allem dem Waffenarsenal zu verdanken, auf das er zurückgreifen kann. Dieses ist schön übersichtlich und bietet einige durchschlagende Alien-Waffen, deren Design auch zu gefallen weiss. Zu Beginn des Spiels seit ihr mit einem großen Schraubschlüssel bewaffnet, der euch aber nur über die ersten Minuten begleitet. Nachdem ihr den ersten feindlichen Hunter besiegt habt, gibt es eine Waffe die man wohl am besten als Kombination und Maschinen- und Scharfschützengewehr beschreiben kann. Alle Waffen an Bord des Raumschiffes sind natürlich außerirdischem Ursprungs und halten dadurch die Mischung aus organischem und Metall aufrecht. Als gutes Beispiel dafür dienen die ‚Handgranaten’, deren Rolle in Prey kleine krabbelnde Kreaturen übernehmen, denen ihr zum ‚scharf machen’ einfach ein Bein rausreisst.


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Obwohl Tommy mit seiner Herkunft nicht viel anfangen kann, kann er sie auch nicht verleugnen. Und schließlich hilft sie ihm noch ein großes Stück weiter in seinem Abenteuer. Nachdem die Rettung für seinen Großvater recht früh im Spiel zu spät gekommen ist, begleitet euch dieser spirituell und gibt euch neue Fähigkeiten mit auf den Weg. Die wichtigste dieser Fähigkeiten ist der sogenannte Spirit Walk. Damit verlässt Tommy seinen Körper und wandelt mit seiner Seele umher, bewaffnet mit Pfeil und Bogen. Dieser Bogen kann zwar viele Gegner mit nur einem Treffer umlegen, aber der Spirit Walk wird in erster Linie zum Absolvieren von Rätseln benötigt. Nicht selten werdet ihr auf Kraftfelder stoßen, die euch ein Weiterkommen in menschlicher Gestalt nicht ermöglichen. Dann wechselt ihr in die Spirit-Form und sucht den dazugehörigen Schalter, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen.


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Da ihr in dieser Form nicht für Infrarotsensoren und Gegner sichtbar seid, empfiehlt es sich dieses Feature auch taktisch klug einzusetzen. Sobald ihr also in einen Raum mit Infrarotstrahlen und daran angeschlossener ‚Alarmanlage’ seid, solltet ihr als Seele erstmal die Sensoren abschalten gehen bevor ihr in körperlicher Gestalt weiter voran schreitet. Die Erlernung des Spirit Walk bringt ein weiteres Feature mit sich. Sobald Tommy stirbt, wird er in eine bestimmte Ebene zwischen Leben und Tod geschickt. Hier wartet quasi ein kleines Minispiel auf euch: rote und blaue Seelen schwirren um euch herum und ihr müsst jene mit eurem Bogen abschießen. Rote Seelen bringen euch neue Lebensenergie, blaue Seelen füllen eure Spirit Walk Anzeige wieder auf. Nach ca. 15-20 Sekunden wird das Minispiel abgebrochen und ihr werdet wieder genau an die Stelle gebracht, an der ihr ‘gestorben’ seid. Durch dieses Feature ist der Tod natürlich weniger bedrohlich als in vergleichbaren Spielen und jegliche Schwierigkeit wird dem Spiel dadurch genommen.


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Für die Singleplayer-Kampagne solltet ihr euch 6-12 Stunden freihalten, je nachdem wie erfahren ihr mit dem Genre seid. Schwer ist Prey eigentlich fast nie, nicht zuletzt wegen dem bereits beschriebenen etwas anderem Verhältnis zum Tod. Zudem lässt sich das Spiel jederzeit abspeichern, das Wiederholen von bestimmten Abschnitten fällt also quasi komplett weg. Die Ladezeiten von Prey beschränken sich auf die Wechsel zwischen den verschiedenen Kapiteln und sind dann aber auch recht lang.



Nachdem ihr den Singleplayer Modus durchgespielt habt, schaltet ihr den ‚Cherokee’-Schwierigkeitsgrad frei. Schade, dass diese etwas schwierigere Variante nicht von Anfang an da ist, denn hier gibt es doch eine Ladung Herausforderung mehr als im normalen Schwierigkeitsgrad. Aber auch hier sind Spirit Walk, Todes-Minigame sowie Speichermöglichkeit jederzeit gegeben, von daher lohnt sich ein zweiter Durchlauf nicht so richtig.


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Was den Multiplayer angeht bietet euch Prey zwei Modi, die mit bis zu acht Mann gespielt werden können. Die beiden Varianten sind die Klassiker Deathmatch und Team Deathmatch. Die Maps sind recht gut gestaltet und machen besseren Gebrauch von den Portalen sowie der Gravitations-Geschichte als der Singleplayer. Der Multiplayer Modus ist aber insgesamt ein bischen dünn und man merkt Prey doch recht deutlich an, dass es auf Singleplayer Faktor ausgelegt ist.


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Grafisch nutzt Prey die Doom 3-Engine und bietet somit die gleiche Qualität wie der erfolgreiche Genrekollege. Prey spielt sich dabei meist in den Gängen und Räumen des Raumschiffes ab, nur selten kriegt ihr auf einen Blick einen Eindruck über die gewaltige Größe der Spielfläche. Spezielle Effekte sind dabei zwar eher Mangelware, aber der gesamte Stil des Spiels hat mich durchaus angesprochen. Zwar ist das Grundschema schon tausende Male von anderen Spielen des Genres aufgefasst worden, aber Prey schafft es auf ganz bestimmte Art und Weise herauszustechen und sein eigenes Ding durchzuziehen. Das Leveldesign wirkt zwar oftmals ein wenig linear, durch die Portale wird hier aber ein bischen Abhilfe geschaffen. Die gegnerischen Charaktere sind recht detailliert und lassen euch, vor allem bei den selteneren großen Gegnern, hin und wieder kräftig schlucken.


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In Sachen Sound sticht vor allem die englische Sprachausgabe heraus. Sowohl Tommy als auch Jen, Tommys Großvater und alle anderen Charaktere wurden richtig gut synchronisiert und bringen die genaue Stimmung wunderbar herüber. Sehr prägnant ist dies vor allem nach einer bestimmten Stelle im Spiel, zu deren Zeitpunkt Tommy wirklich alles egal ist und er durch seine Äußerungen seine Stimmung wiedergibt und diese Stimmung direkt auf den Spieler transferiert wird. Die Soundeffekte der Waffen reihen sich ins Mittelmaß ein, während der Soundtrack wieder gelobt werden muss. So wurden z.B. einige Songs lizensiert wie ‚You’ve got another thing comin’ von Judas Priest, welches der Anfangssequenz seinen ganz individuellen Stempel aufdrückt. Sehr amüsant sind zudem die Radio-Sendungen des amerikanischen Moderators Art Bell, die ihr euch an verschiedenen Stellen im Spiel anhören könnt und in denen es um die aktuellen Ereignisse über dem Himmel von Texas geht.

Kommen wir abschließend noch zu einer Kehrseite von Prey - der enorme Hardwarehunger. Ihr habt einen G4 daheim? Vergesst es! Ihr habt gerade ein neues MacBook gekauft? Vergesst es! Auf eurem Schreibtisch steht ein Standard G5 iMac? Vergesst es! Im Ernst ... Prey will schon ordentlich Power von euch sehen. Zwar werden auch noch PPC Macintoshs unterstützt, aber hier sollte es schon möglichst ein kräftiger Power Mac sein, sofern ihr auch etwas geboten bekommen wollt. Für den optischen Zuckerguss sollte es hingegen besser schon ein neuer Macintosh mit flotter 2Ghz Intel CPU, 1 (besser 2) GB RAM und natürlich einer 256 MB Grafikkarte sein. Habt ihr ein entsprechendes System in den eigenen vier Wänden stehen, könnt ihr Prey so richtig geniessen.

Sebastian meint:

Sebastian

Machen wir es kurz: Prey ist ein gutes Spiel. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die innovativen Features (Spirit Walk z. B.) sind eine unterhaltsame Ergänzung des zuletzt gut versorgten Genre, werden alte Hasen aber sicherlich nicht mehr beeindrucken können. Seinen Reiz zieht Prey vielmehr aus seiner dichten Story, die durchaus auch dem Skript eines Hollywood Streifens entsprungen sein könnte. Für volljährige Mac Spieler einen Blick wert, aber ganz sicher kein Muss.

Positiv

  • Spirit Walk ist cool :-)
  • Einsteigerfreundlich
  • Technisch gute Arbeit

Negativ

  • Großer Hardwarehunger
  • Nur ca. 10 Std. Spielzeit
  • KI reagiert recht einfältig
Userwertung
10 1 Stimmen
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Prey Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 26. Februar 2007
Vermarkter ASH
Wertung 7.1
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neXGam YouTube Channel
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