Bloß keine Verwechslungen aufkommen lassen: Wenn es um Arcade NBA-Spiele geht, gibt es zwei Lizenzhalter. Da wäre zum Einen Branchenriese Electronic Arts, der uns mit seiner NBA Street Reihe verwöhnt. Und wenn in einem Jahr kein neuer NBA Street Ableger auf den Markt kommt, schlägt Midway mit den NBA Ballers zu. Letztere erklimmen mit dem Untertitel „Chosen One“ nun die aktuelle Konsolengeneration.
Sowohl für ein schnelles Spiel als auch für den längerfristigen Aufbau einer Basketballkarriere sind in NBA Ballers: Chosen One die jeweils passenden Modi von Beginn an verfügbar. Im schnellen Spiel habt ihr die Möglichkeit zwischen 1on1, 2on2 oder 1on1on1. Alternativ lassen sich die Fähigkeiten auch im Trainingsmodus oder einem Drei Punkte Contest verbessern. Ja, auch ein Online Multiplayer Modus hat sich auf die Disc geschlichen, in dessen Rahmen ihr sowohl private Matches als auch Ranglistenpartien ausspielen könnt. Das alles auch mit eurem selber erstellten Baller. Doch das Herzstück des Spiels ist definitiv der Story Modus, zu dem ich daher auch direkt kommen möchte. Im Story Modus beginnt ihr mit der Erstellung eines eigenen Charakters. Der Editor ist für die Zwecke gut ausgestattet und es ist dank hunderter verschiedener Shirts, Hosen, Schuhe und Schmuckstücken durchaus möglich, einen einzigartigen Baller ins Leben zu rufen. Im Laufe des Storymodus schaltet ihr weitere Dinge frei um euer Alter Ego zu personalisieren. In Sachen Fähigkeiten befindet sich der frische Baller auf unterirdischem Niveau. Kein Grund zur Panik – Euer Spieler entwickelt sich nach jedem gespielten Match weiter. Diverse Fähigkeiten werden präzise ausgebaut, basierend auf dem Verlauf des vergangenen Matches und den dort eingesetzten „Mitteln“.
Der Hintergrund des Story Modus ist simpel gestrikt: Jedes Jahr nehmen die absoluten Superstars der NBA nach den Playoffs der regulären Saison an einem Street Ball Turnier teil. Der Sieger dieses Turniers erhält den Beinamen „Chosen One“, also „Auserwählter“. Der Story Mode ist in sechs Episoden unterteilt, von der wiederum jede fünf einzelne Kapitel beherbergt. Die Episoden starten mit einem kurzen Video von einer NBA Tonight ähnlichen Show, die von Chuck D (Public Enemy) moderiert wird. Die Clips sind nett gemacht und hauchen dem Spiel wenigstens ein klein bisschen Realismus ein.
Obwohl die sechs Episoden unter diverse „Themen“ gestellt werden, unterscheiden sie sich nicht wirklich großartig voneinander. Meist geht in 1on1 Spielen gegen einen NBA Star – euer Ziel hierbei ist selbstverständlich der Sieg. Kleinere Regeländerungen wie z.B. die Wertsteigerung eines Dunks auf drei Punkte, die Pflicht das Spiel mit einem bestimmten Special Move zu beenden oder das Spiel erst bei 21 statt bei 11 Punkten enden zu lassen sorgen für ein Mindestmaß an Abwechslung. Aber ist eine große Story überhaupt nötig bei einem Arcade Basketballspiel? Wer sich solch ein Spiel kauft will für gewöhnlich die besten und bekanntesten Spieler, total übertriebene Dunks, harte Fouls, coole Locations und ein spaßiges Gameplay. In den meisten Punkten kann NBA Ballers: Chosen One zumindest theoretisch befriedigen. So sind z.B. über 80 aktuelle NBA Spieler auf der Disc zu finden. Hinzu kommen Legenden wie Larry Bird, Magic oder Moses Malone. Auch die Courts, die eine kleine Zahl von interessanten Locations wie z.B. Flugzeughangar, eine Penthouse Suite in Boston oder chinesisches Gebirge abdecken, enttäuschen nicht sonderlich. Abgefahrene Dunks sind auch am Start, Kombinationsspiel mit Zuschauern lässt geniale Alley-Oops Wirklichkeit werden.
Das Problem an der Sache: Ballers erfüllt den letzten Punkt, das „spaßige Gameplay“, leider nicht. Und dafür gibt es so einige Gründe. Da wäre zunächst die Steuerung, die für diese Art von Spiel meiner Meinung nach viel zu komplex daher kommt. Tricks und Dribbelmoves können mit dem rechten Stick oder aber dem X-Button durchgeführt werden. Um jene Moves weiter zu modifizieren, kann jeder Trigger und Bumper hinzugezogen werden. Wer wirklich viel Zeit mit dem Spiel verbringt wird vielleicht irgendwann genau wissen, welcher Move über welche Kombination zu erreichen ist. Doch selbst dann gibt es Frustmomente, da die Steuerung nicht wirklich die direkteste ist. Wie in NBA Street füllt ihr durch die coolen Moves einen Balken. Bei NBA Ballers sorgt dieser volle Balken dafür, dass ein weiterer Balken auch noch gefüllt wird. Sind alle drei voll verleiht euch das „quasi Superkräfte“, die sich durch garantierte Steals, Blocks u.ä. bemerkbar machen.
Diese Supermoves, vor allem die Super Dunks, sind so effektiv, dass man sich in einem Match quasi hauptsächlich damit beschäftigt, die Balken mit dem schlimmsten „Feature“ des Spiels zu füllen: den Act-a-Fool Combos. Eine solche Combo startet ihr, indem ihr vor einem Gegner steht und eine Schultertaste sowie einen Frontbutton drückt. Sobald die Combo beginnt, erscheinen auf dem Bildschirm eingeblendete Buttons, die ihr anschließend schnell genug drücken müsst. Der Gegner kann auch versuchen die angezeigten Buttons zu drücken – schaffen er es vor euch führt das zum Ende der Combo. Die KI von Chosen One wird euch allerdings nur höchst selten aufhalten und nachdem fünf Moves miteinander verbunden wurden endet die Combo mit einem freien Weg zum Dunk, der nun, aufgrund der Bonuspunkte der Combo, fünf Punkte zählt. Nach drei bis vier erfolgreichen Act-a-Fool Combos ist der Balken soweit gefüllt, dass ihr den das Spiel beendenden Super Dunk ausführen könnt – irgendwas stimmt hier nicht...
So wird die Präsentation von NBA Ballers: Chosen One, die einen auch nicht wirklich vom Hocker reisst, trotzdem der stärkste Aspekt des Spiels. Die Menüs und Zwischensequenzen sind sehr attraktiv entworfen und fangen den ganzen Flair der Geschichte um diesen Elite-Event gut ein. Die Spielermodelle sind auch nicht schlecht und sehen ihren echten Vorbildern sogar mehr oder weniger ähnlich. Bei den Animationen wurde natürlich richtig dick aufgetragen. Während die normalen Moves total glaubwürdig aussehen, wird es bei Special Moves und vor allem bei manchen Dunks fast schon lächerlich. Klar soll Ballers keine Simulation sein, aber für meinen Geschmack wird es hier ein wenig zu albern. Beim Sound gibt es wie erwartet einen guten Soundtrack mit passender R&B und Rap Mucke auf die Ohren.
Gregory meint:
Die Entwickler von NBA Ballers: Chosen One haben sich Lob verdient, weil sie ein paar neue Ideen in ein Genre bringen wollen, was sich in den letzten Jahren nur geringfügig weiterentwickelt hat. Viele dieser Ideen haben sich in der Entwicklungsphase gut angehört, doch letztlich passen sie leider Gottes nicht zum eigentlichen Gameplay des Spiels. Somit kann man Chosen One wirklich nicht weiter empfehlen, selbst absolute Basketball Cracks, die alle Alternativen schon auswendig kennen, nehmen Abstand.
Die Entwickler von NBA Ballers: Chosen One haben sich Lob verdient, weil sie ein paar neue Ideen in ein Genre bringen wollen, was sich in den letzten Jahren nur geringfügig weiterentwickelt hat. Viele dieser Ideen haben sich in der Entwicklungsphase gut angehört, doch letztlich passen sie leider Gottes nicht zum eigentlichen Gameplay des Spiels. Somit kann man Chosen One wirklich nicht weiter empfehlen, selbst absolute Basketball Cracks, die alle Alternativen schon auswendig kennen, nehmen Abstand.