
Die Ruhe vor dem Sturm. In wenigen Augenblicken verliert DK die Nerven.
Um was geht es in fast jedem Mario-Spiel? Richtig, um das Retten einer Prinzessin! Auch in Mario vs. Donkey Kong 2 findet sich dieses uralte Story-Element wieder. Doch überraschenderweise betätigt sich diesmal nicht Schildkrötenkönig Bowser als Entführer und Marios Flamme Peach taucht ebenfalls nicht im Game auf. Während der Eröffnung eines Freizeitparks trifft Donkey Kong auf seine Herzensdame Pauline. Als die Prinzessin dann in aller Öffentlichkeit mit Mario flirtet, besinnt sich der Gorilla auf alte Untugenden und tut es seinem Verwandten King Kong gleich: die Frau wird einkassiert und mitgenommen. Obwohl Mario sich schon häufig als ebenbürtiger Gegner erwiesen hat, wählt er diesmal eine subtilere Form der Affenbekämpfung. Statt selbst auf die Jagd zu gehen, schickt unser Held die Mini-Marios, kleine Spielzeugroboter, ins Rennen, um Pauline vor einem Schicksal als Affenbraut zu bewahren.
Trotz der Zahl Zwei auf dem Modul hat das Spiel in Sachen Gameplay nur wenig mit dem Vorgänger zu tun. Statt Jump´N´Run-Kost serviert uns Nintendo eine gesunde Mischung aus Puzzle-, Strategie- und Action-Elementen. Ziel in jedem der 72 regulären Levels ist es, eine kleine Schar von Mini-Marios mit Hilfe des Stylus an allerlei Gefahren und Gegnern vorbei zu einem Tor zu manövrieren. Die Steuerung erklärt sich dabei fast von selbst. Zieht man den Stift über einen Kleinklempner, bewegt er sich in die entsprechende Richtung oder führt einen Sprung aus. Ein kurzes Antippen stoppt hingegen den jeweiligen Protagonisten. Doch nicht nur die niedlichen Helden sind steuerbar.
Auch die Levels selbst beinhalten eine Reihe von Elementen, die sich aktivieren oder abschalten lassen. Fahrstühle und Brücken können beispielsweise direkt beeinflusst werden, während einige Barrieren nur durch einen beherzten Sprung auf entsprechende Schalter verschwinden. Wie es sich für einen Mario-Titel gehört, sind selbstverständlich auch eine Reihe von Extras vorhanden, mit denen man die Feinde attackieren kann, und Münzen, die sich positiv auf die Highscore auswirken, sind oft an besonders unzugänglichen Stellen zu finden. Insgesamt ist das Gameplay, welches fast komplett auf den Einsatz der Knöpfe verzichtet, sehr gut gelungen. Lediglich die gleichzeitige Steuerung mehrerer Mini-Marios klappt nicht immer ganz so, wie man es sich wünschen würde. Gerade wenn man versucht, eine Dreiergruppe schnell zu stoppen, tanzt gern einer der Aufziehhelden aus der Reihe, wodurch es gelegentlich zu kleineren Wutausbrüchen beim Zocker kommt.


Interaktion wird groß geschrieben. Oft muss ein Mini Held Fieslinge in Schach halten oder Türen öffnen, um seine Kameraden zu unterstützen.
Nach dem ersten halben Dutzend Missionen hat man das dumme Gefühl, eine Art Lemmings für Volltrottel vor sich zu haben. Doch glücklicherweise entpuppt sich diese erste Enttäuschung schnell als Fehleinschätzung, denn in Wirklichkeit hat man es mit der nintendotypischen Einsteigerfreundlichkeit zu tun, die schon bald äußerst kniffligen Levels weichen muss. Der Schwierigkeitsgrad steigt genau im richtigen Maß an und spätestens wenn es darum geht, die diversen Highscores zu knacken, werden auch Puzzle-Profis gefordert. Flinke Finger sind bei diesem Vorhaben allerdings mindestens genau so wichtig wie eine gute Strategie, denn oft muss blitzschnell von einem Mini-Mario zum anderen gewechselt werden, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Die Macher haben sich einiges einfallen lassen, um den DS-Besitzer lange bei Laune zu halten. So findet man in unregelmäßigen Abständen neue Elemente in den Levels, die getestet und verstanden werden müssen. Abwechslung ist somit garantiert. Ging es gerade noch darum, ein labyrinthartiges System mit vielen Fallen zu überlisten, findet man sich im nächsten Moment in einem Spielabschnitt voller Trampoline und unbekannter Fieslinge wieder. So ist mal Gehirnakrobatik und mal Timing besonders wichtig.


Der goldene Mini-Klempner sorgt für die meisten Punkte. Die Highscore-Jagd fordert selbst Gehirnakrobaten.
Dass die Protagonisten möglichst direkt nacheinander durchs Ziel marschieren sollten und es sich immer lohnt, einen goldenen Mini-Mario als letzten in den Ausgang zu lotsen, da er die Punkte verdoppelt, wird Perfektionisten schlaflose Nächte bereiten. Wer nur einen der Wichte rettet, darf zwar die nächste Mission in Angriff nehmen, doch eventuell rächen sich solche Unachtsamkeiten später. Nach neun Levels folgt immer ein Bosskampf und je mehr Spielzeuge zur Verfügung stehen, desto besser sind die Chancen im Duell mit Donkey Kong. Leider muss erwähnt werden, dass die direkten Auseinandersetzungen mit dem Affen den schwächsten Teil des Games darstellen.
Abgerundet wird das gute Gesamtbild durch einen kinderleicht bedienbaren Level-Editor. Bestimmte Leistungen im regulären Spiel werden mit neuen Bausteinen für die Gestaltung eigener Missionen belohnt. Zwischen zwei DS-Systemen oder über das Internet lassen sich die Kreationen tauschen, wodurch die Langzeitmotivation weiter in die Höhe schnellt.


Das Game geizt nicht mit originellen Levels.
In grafischer Hinsicht werden kaum Überraschungen geboten. Mario vs. Donkey Kong 2 kann mit kunterbunter, übersichtlicher und flüssiger 2D-Optik überzeugen. Die Animationen sind eher niedlich als beeindruckend und auch die Effekte halten sich vornehm zurück. Wirklich gelungen sind allerdings die Zwischensequenzen, die mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzt wurden und locker mit den cartoonartigen Filmchen anderer Mario-Games für stationäre Systeme mithalten können.
Auch beim Sound wurden keine Experimente gewagt. Simple und fröhliche Melodien begleiten den Zocker durch die Levels. Neben guten Effekten ist es vor allem die zurückhaltend eingesetzte Sprachausgabe der Mini-Helden, die für ein Lächeln auf dem Gesicht jedes Nintendo-Fans sorgen dürfte.
Ein wirklich origineller Genre-Mix, der sich voll und ganz auf die Vorteile des Touchscreens besinnt. Kleinere Schönheitsfehler wie die Probleme bei der Steuerung mehrerer Mini-Marios gleichzeitig oder die etwas langweiligen Bosskämpfe können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Nintendo mal wieder ein qualitativ hochwertiges Game abgeliefert hat. Der ohnehin schon große Umfang wird durch die Möglichkeit, neue Levels zu kreieren und zu empfangen, noch gesteigert, so dass man dieses Modul jedem Fan kniffliger Puzzle-Missionen empfehlen kann.