

Das Konzept sollte eigentlich klar sein, aber für alle Neulinge und aus sonstigen Gründen Interessierte hier noch einmal das Grundrezept: Man digitalisiere Aufgaben aus den altbekannten Rätselheftchen und suggeriere wissenschaftlich fundiert, dass man durch wiederholtes Ausführen eben jener Aufgaben seine Gehirnleistung signifikant verbessern kann. Zur besseren Überprüfung der eigenen Fortschritte speichert das Programm alle eure Ergebnisse und kann sie bei Bedarf optisch ansprechend aufbereiten. Die Krone der Motivation stellen freischaltbare Aufgaben dar, die man durch tägliches spielen erhält. Die von Nintendo höchstpersönlich erdachte Erfolgszutat stellt natürlich der sympathische Begleiter dar und im Falle des Gehirnjoggings war er auch wirklich wie das Salz in der Suppe.


Gehirntraining macht in jedem Fall keine Experimente, denn wir haben gleich die Wahl zwischen zwei freundlichen Begleitern. Beide sehen aus wie smarte Medizinstudenten kurz vor dem Abschluss und sind eindeutig leichter zu ertragen als etwa der durchgeknallte Comic-Professor aus Think. Auch bei der Einteilung der Aufgaben geht man ausgetretene Wege und teilte die Gehirnfähigkeiten in fünf Teilbereiche auf, die da wären Logik, Mathe, Merken, Visuell und Fokus. Etwas relativ neues stellen die Stresstests dar. Diese sind im Grunde auch nur weitere Gehirntraining-Aufgaben, jedoch sind sie eben so konzipiert, dass der Stressfaktor teilweise mehr behindert als die Schwierigkeit der Aufgaben. So schreit in einer Aufgabe etwa ein Polizist wutentbrannt die Aufgaben oder ein Rudel Spinnen läuft über den Bildschirm und versperrt die Sicht auf die geometrischen Körper, die es zu sortieren gilt.


Optisch macht Gehirntraining einen sehr guten Eindruck. Man merkt, dass der Titel nicht im Zuge von wirtschaftlichen Problemen in kürzester Zeit „rausgehauen“ wurde. Die Aufgaben sind durchweg gut gemacht und fordern auf allen Schwierigkeitsgraden - es gibt drei pro Aufgabe - auf faire Weise. Auch die Animationen sind nett anzusehen und auch die Menüstrukturen sind sehr durchdacht. Und letztendlich ist Design natürlich auch immer eine Frage des Geschmacks. Statt einem Sudoku-Spiel bietet Gehirntraining als zusätzliches Schmankerl einen Multiplayer-Modus. In diesem können freigespielte Aufgaben mit menschlicher Konkurrenz im Nacken gelöst werden. Im Vergleich zum Genrekönig von Nintendo muss man schon sagen, dass Qualitätsunterschiede bestehen. Die Icons, Dr. Kawashima und die vielen kleinen Details haben beim originalen Gehirnjogging einfach mehr Eigenleben. Auch die seitliche Haltung des DS hat mir persönlich bei dem erhöhten Touchscreen-Einsatz solcher Titel immer sehr gefallen und wurde leider nicht angewandt. Auch die Texte der Helferlein sind wirklich nett gemacht, aber die Originalität des Genreprimus bleibt auch bei Gehirntraining unerreicht.
Es gibt eindeutig schlechtere Gehirnjogging-Klone und wer mit dem Stil von Herrn Kawashima z.B. nicht warm wird, der sollte sich Gehirntraining mit Sicherheit einmal anschauen. Wer sich jedoch neu im Genre ist und sich nur einen Titel gönnen will, dem empfehle ich nach wie vor Nintendos Gehirnjogging.