Game & Watch Collection (jap.) im Test

Nintendo DS
Als der Nintendo DS am 21. November 2004 in Japan veröffentlicht wurde, galt er mit seinen zwei Bildschirmen als Revolution und Innovation im Handheldsektor. Doch Nintendos Handheld mit gewagtem Produktdesign, war nicht der erste Handheld mit zwei Bildschirmen. Lange bevor überhaupt vom Gameboy die Rede war, gab es schon mal ein portables Spielsystemen, unter anderem auch mit Double-Screen-Konzept: Das Game&Watch.
Schon 1980 machte es möglich die geliebten Spiele aus der Arcade mit nach Hause zu nehmen. Bis 1991 wurden 60 verschiedene Game&Watch Games produziert, darunter Titel wie Donkey Kong, Oil Panic, Mario Bros. und Zelda. Auch heutzutage freuen sich die monochromen Oldtimer noch grosser Beliebtheit und werden sogar auf speziellen Tauschbörsen im Internet, zu zum Teil ernormen Summen unter den Fans gehandelt! Da der Nintendo DS mit seinem ähnlichen Design sozusagen der innoffzielle Nachfolger der Game&Watch Spiele ist und mit seinen zwei Bildschirmen die perfekte Maschine darstellt um die Perlen von einst orginalgetreu zu emulieren, lag nichts näher als die alten Arcade Klassiker auf den Nintendo DS zu portieren. Und tatsächlich - 2006 fasste sich Nintendo ein Herz und brachte mit der Game&Watch Collection drei besonders beliebte Titel von damals auf ihren neuen Vorzeige-Handheld.

Das Spiel ist aber leider nie in den offiziellen Handel gekommen, sondern war nur für kurze Zeit (zum Preis von 500 Punkte - sozusagen als kleiner Treuebonus für langjährige Platin-Club-Nintendo Mitglieder in Japan) im Sternenkatalog zu erwerben. Auch wir konnten mittlerweile eine Kopie ergattern. Ob die Klassiker mit der simplen Technik von damals auch gegen die Konkurrenz von 2007 bestehen können?



Bei den drei portierten Spielen handelt es sich um die Double-Screen-Klassiker Oil Panic, Donkey Kong und Green House von 1982, die mit zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Unterhaltung sorgen. Erwähnenswert ist, dass die Titel zwar mit einem zeitgemässen Menü samt Musik und Touchscreensupport präsentiert werden, der bei allen Game&Watch Spielen enthaltene Alarmmodus aber auch hier beibehalten wurde. So könnt ihr euch theoretisch auch morgens von eurem DS wecken lassen und den nervigen Sound den dass Ding macht per zuklappen ausschalten. Ein kleines, aber geniales Feature, dass den Anspruch einer orginalgetreuen Emulation noch mal unterstreicht. Aber kommen wir wieder zurück zu den Spielen:

Oil Panic
Der Klassiker und einer der meistgekauften Titel unter den Game&Watch Spielen. Ihr seid ein Tankwart und müsst Öl, dass an verschiedenen Stellen aus einer lecken Pipeline (die direkt über den heissen Pfannen der Tankstellenküche (!) verläuft) mit einem Eimer auffangen und zudem im richtigen Augenblick den Inhalt des Eimers vor dem überlaufen durch ein Fenster in die grössere Tonne eures eine Etage tiefer umherlaufenden Kollegen schütten. Hört sich hektisch an? Ist es auch. So kommt ihr schon auf der leichten Spielstufe in den ersten Sekunden gehörig ins Schwitzen und wenn ihr nicht hochkonzentriert seid geht schon mal ein Tropfen daneben auf die heißen Pfannen oder einem der tankenden Gäste direkt auf den Kopf.

Damit kein Feuer ausbricht oder euch die Kunden verärgert davonlaufen sollte euch das nicht allzu oft passieren, denn nach dem dritten Ausrutscher ist bereits Schluss. Dadurch wird das Spiel zwar höllisch schwer, motiviert aber dank „Ich kann es eigentlich schaffen“ Gameplay ungemein. Der obere Bildschirm zeigt übrigens die Küche samt lecker Pipeline und eurem Tankwart, der untere wird zur Außsendarstellung der Tankstelle, eurem Kollegen und den Kunden samt Fahrzeugen genutzt. Insgesamt wurden die Bildschirme gut ausgenutzt, so dass es viel zu tun und viel zu sehen gibt. Die Steuerung bleibt dabei sehr einfach - ihr steuert per Steuerkreuz euren Charakter, weitere Knöpfe braucht ihr nicht.

Donkey Kong
Das zweite Spiel dürfte auch jüngeren Nintendo Fans zumindest vom Titel bekannt sein, da der damals noch als Bösewicht agierende Riesenaffe mittlerweile zu einem der Masskottchen für Nintendo geworden und in zahlreichen Versoftungen als Haupt- oder Nebencharakter bis heute zu finden ist. Der sympatische Krawattenträger feierte im 1981 erschienenen Arcade Spiel gleichen namens sein Debüt (hier noch ohne Krawatte) aber nicht nur er feierte in Donkey Kong Premiere - mit seinem Widersacher Mario, hier noch schlicht Jumpman genannt, wurde eine Figur geschaffen welche die Erfolge des Affen noch bei weitem übertrumpfen sollte. Zudem darf man Donkey Kong zu Recht als Begründer des Jump´n Run Genres ansehen, da es ausser dem ein Jahr vorher veröffentlichten Plattformer Space Panic (bei dem ihr aber nicht spingen, sondern nur Leitern hochklettern konntet) nicht gab. Ganz schön viel Premieren also, die uns noch bis heute in Erinnerung geblieben sind. Auch weil sich Donkey Kong aufgrund des damals revolutionären Spielkonzepts bei Fans grosser Beliebtheit erfreute und bis heute dass zweiterfolgreichste Automatenspiel aller Zeiten ist.



Im Jahr 1982 wurde das Spiel dann für die Game&Watch Systeme umgesetzt, wobei dass Spielprinzip trotz anderer und vorallem günstigerer Technik kaum verändert wurde. So wurde zwar das Spielfeld trotz Double-Screen-Feature erheblich eingeschränkt, das Konzept vom Fässer werfenden Gorilla und der entführten blonden Maid sowie ihrem engagierten Retter wurde aber übernommen. Nur seid ihr auf dem Game&Watch nicht mit Mario unterwegs, sondern mit einem Game&Watch typischen bartlosen Mützenträger, der auch in anderen Spielen wie Oil Panic, Fire oder Toss Up vorkommt. Dieser hat die Aufgabe die besagte blonde Schönheit aus der Gefangenschaft des Riesenaffen zu befreien und so macht er sich auf, an den Gerüstbauten eines im Bau befindlichen Wolkenkratzers hinaufzukraxeln um den von der Spitze mit Fässern werfenden Unhold zu stellen und die wehklagende Schönheit von seinem Joch zu erretten.

Anders als im Arcadeoriginal gibt es hier aber nur einen Level, der eine Variante des letzten Levels der Arcadeversion darstellt. Da ihr in der Game&Watch Adaption keinen Hammer benutzen dürft, um die auf euch zurollenden Fässer aus dem Weg zu räumen, gilt es den Fässern per richtig getimeten Sprung per A-Knopf auszuweichen. Dies geht aber nicht immer, da ihr nur an bestimmten Stellen (wo genügend Platz ist) springen dürft und zudem an gewissen Stellen Stahlträger an Seilen durch die Luft schweben und so zusätzlich den Platz zum Springen einschränken. Kurze Verschnaufpausen könnt ihr euch übrigens nur auf den im Level verteilten Leitern gönnen, aber auch hier ist Vorsicht geboten, da Donkey Kong unermüdlich von oben mit Fässern wirft und euch diese auch auf den Leitern, auf den Kopf fallen können. Habt ihr es trotz aller Widrigkeiten nach ganz oben geschafft, gilt es einen Kran zu aktivieren, den immer heftiger werdenden Attacken des Affen auszuweichen und zum richtigen Zeitpunkt an den Haken des Krans zu springen, um nach und nach die Sicherungen der Plattform, auf der es sich Donkey Kong gemütlich gemacht hat zu lösen und ihn ins Verderben stürzen zu lassen. Nachdem ihr Donkey besiegt und Küsse von der Schönheit zur Belohnung entgegengenommen habt, fangt ihr wieder von unten an und müsst Donkey von neuem zu Leibe rücken. Insgesamt ist Donkey Kong nicht so ganz so hektisch und vorallem schwierig wie OilPanic geworden. Wenn man die kritischen Stellen kennt und Geduld sowie Konzentration mitbringt, lässt sich das Spiel eigentlich problemlos meistern, doch bis dahin werdet ihr sicher auch das ein oder andere Mal ins Grass beissen und von vorne anfangen, zumal ihr auch hier nur drei Leben zur Verfügung habt.

Green House
In Greenhouse seid ihr wie der Name schon verrät ein Gärtner in einem Gewächshaus. Diesmal gilt es fiese Raupen und Spinnen per Pestizidspritze davon abzuhalten, eure Arbeit zunichte zu machen. Lasst sie euren Zöglingen (vornehmlich Sonnenblumen) nicht zu nahe kommen und nebelt sie gehörig per A-Taste mit eurem Gift ein! Gesteuert wird der besorgte Gärtner per Steuerkreuz. Auf dem oberen Bildschirm gilt es langsam kriechende Raupen zu vernichten, auf dem unteren müsst ihr Spinnen (!) die euren Pflanzen ebenfalls zu Leibe rücken wollen, in ihre Netzte zurückzutreiben.
Auch hier wird das Spielgeschehen immer schneller und nach und nach tauchen immer mehr Schädlinge auf, dennoch bleibt das Spiel immer fair, leider aber auch recht eintönig. Das einfachste, aber gleichzeitig auch das schwächste Game der Compilation.



Da man die Spiele möglichst orginalgetreu portieren wollte, wurden in Punkto Grafik und Sound kaum Veränderungen vorgenommen. Zwar gibt es dank dem besseren Display etwas kräftigere Farben zu sehen, doch im Grunde genommen handelt es sich um die Originalgrafik der LCD-Spiele. So bewegt sich euer Charakter in ca. 20 Animationsstufen über den Bildschirm, was unweigerlich zu etwas abgehackten Bewegungen führt. Da die monochromen LCD-Bildschirme der Game&Watch Spiele von damals nicht wie die heutigen Systeme das ganze Bild samt Hintergrund problemlos darstellen konnten, bediente man sich eines „Tricks“. Die farbigen Hintergrundbilder waren sozusagen aufgemalt, also statisch, nur die einfarbigen Figuren konnten sich „bewegen“. Da die Technik damals noch keine Pixel auf LCD-Bildschirmen ermöglichte, waren die einzelnen Phasen der Bewegung sozusagen auf dem Hintergrund vorgezeichnet und wurden nur an der Stelle mit Farbe „gefüllt“, an der sich euer Charakter gerade befand. Bei genauem Hinschauen und besonders bei direkter Sonneneinstrahlung, konnte man die einzelnen, gezeichneten Animationsphasen sogar direkt nebeneinander liegend erkennen. Dies erklärt auch warum es auf Game&Watch Systemen (im Gegensatz zu heute) immer nur möglich war ein Spiel pro Handheld zu spielen.

Nintendo hat bei der Game&Watch Collection dieser einfachen, aber für ihre Zeit genialen, Technik Tribut gezollt und sich im Design eins zu eins an die Vorlagen gehalten. So sind die Animationsphasen auch auf dem DS (wenn auch nur pseudomässig) auf dem Display zu sehen, was das Retrofeeling voll zur Geltung kommen lässt. Insgesamt sind die Farben wie schon erwähnt etwas kräftiger als auf den Urzeit-Displays geworden, grafisch ist die Game&Watch Collection aber keinesfalls mit anderen Titeln auf dem DS vergleichbar - um nicht zu sagen, dass maueste was ihr auf dem DS finden könnt bzw. je wieder finden werdet. Auch soundtechnisch bewegt sich die Collection am Ende der Leistungstabelle und kann ebenfalls maximal mit Retrocharme punkten. Gibt es im Menu noch annehmbare Musik, kriegt ihr während des Spielens nur noch piepsige Monosounds zu hören, auch hier hat man sich ganz an die fast 30 Jahre alten Vorbilder gehalten.

Philipp meint:

Philipp

Die Game&Watch Compilation macht Spass, keine Frage. Gerade Liebhaber der alten Game&Watch Spiele werden das Retrofeeling sicher toll finden. Doch für mich bietet das Spiel einfach zu wenig um wirklich überzeugen zu können, mit gerade mal drei verschiedenen Portierungen und ohne grunderneuerte Versionen ist nach ein paar Minuten die Luft raus, zumal Grafik und Sound mehr als mäßig sind. Warum man keine generalüberholten Versionen wie die von Balloon Fight integriert hat, ist mir schleierhaft. So bleibts wirklich nur eine perfekte Emulation, die dank nur einem vorkommenden Satz auf japanisch, uneingeschränkt auch für Europäer zu verstehen ist.

Retronerds wird’s freuen, alle anderen, die mal in Nintendos Vergangenheit Stöbern wollen, sind die für Gameboy(Color) und GameboyAdvance erschienenen Neuauflagen der Game&Watch Spiele, aus der um längen besseren Game&Watch Gallery- Reihe, zu empfehlen.

Positiv

  • pures Retro Feeling
  • orignalgetreue Adaptionen
  • Alarmfeature

Negativ

  • nur 3 Game&Watch Spiele
  • Grafik & Sound von Vor-Vorgestern
  • keine Remakeversionen
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Game & Watch Collection (jap.) Daten
Genre Geschicklichkeit
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC-JP
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 01. August 2006
Vermarkter Nintendo
Wertung 6
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