Fun! Fun! Minigolf (WiiWare) im Test

Nintendo Wii
Wer erinnert sich nicht gern an die ersten Tage mit seiner neuen Wii? Zum ersten Mal seit Urzeiten hatte ein Konsolenhersteller einem neuen System ein Spiel beigelegt, so dass man sich sofort ins Vergnügen stürzen durfte, ohne ein weiteres Loch ins knappe Budget reißen zu müssen. Die fünf Sportarten, die in Wii Sports enthalten sind, wurden damals seltsamerweise fast immer in der gleichen Reihenfolge getestet: Mit Bowling weihte man die Wiimote ein, anschließend drosch man ein paar Tennisbälle übers Netz und schwang die Baseballkeule. Alles war schön einfach und erklärte sich praktisch von allein. Hatte man sich etwas ausgetobt, widmete man sich dem schweißtreibenden und taktisch etwas anspruchsvolleren Boxen. Erst dann wagten sich viele der modernen Nintendosportler auf den virtuellen Golfplatz und stellten fest, dass gerade dieser Ort bestens geeignet war, um einen ganzen verregneten Nachmittag zu überstehen. Nun steht der WiiWare-Titel Fun! Fun! Minigolf zum Download bereit und will bei der Kundschaft eine ähnliche Verbissenheit im Kampf um das Handicap auslösen wie der Klassiker. Ob das auch ohne kraftvolle Abschläge gelingt, haben wir ausführlich getestet.

Hier muss man sich nicht über Macken im Beton ärgern. Auf Wii ist alles im Neuzustand.


Mit 900 Punkten liegt Fun! Fun! Minigolf im mittleren WiiWare-Preissegment. Darum muss man sich wohl auch mit einem etwas mickrigen Umfang zufrieden geben. Drei Kurse mit jeweils neun Löchern sind vorhanden. Wurde einer der vier vorgefertigten virtuellen Sportler gewählt, darf man sich entscheiden, ob man den leichten, den mittleren oder den schweren Platz besuchen will. Die Qual der Wahl ist aber nicht von langer Dauer, denn besondere Schläger, Bälle oder Optionen sucht man vergeblich.

Es ist schade, dass die Entwickler bei der Gestaltung der Herausforderung ihre humorlose Seite zeigen. Jeder Parcours orientiert sich stark an der tristen Realität. Zeitgenossen, die sich tatsächlich häufig mit Minigolf beschäftigen, werden also viele Löcher wieder erkennen. Man kann getrost davon ausgehen, dass der durchschnittliche Wii-Besitzer den Sport nicht so ernst nimmt und sich über fantastischere Schauplätze gefreut hätte.


Das kleine Schaubild am rechten Rand fasst das Spielprinzip recht gut zusammen.


Die Steuerung ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig stellt sich dann aber doch als grundsätzlich gelungen heraus. Nachdem die Richtung mit Hilfe des Steuerkreuzes eingestellt wurde, entscheiden nur noch die Faktoren Schlagstärke und Timing über Sieg oder Niederlage. Wahrscheinlich wäre das Game zu simpel ausgefallen, wenn lediglich die Kraft des Schwungs gezählt hätte, darum muss der Ball auch zum richtigen Zeitpunkt erwischt werden. Ein kleiner Punkt läuft von links nach rechts über das Sportgerät und nur wer die Mitte trifft, kann sich über einen gerade Lauf freuen. Manchmal macht es aber auch Sinn, ein wenig Drall einzusetzen, um besonders knifflige Hindernisse zu umspielen.

Es gibt eine Tatsache, die jeder Wii-Besitzer früher oder später einsehen muss: Die Fernbedienung ist nicht dazu in der Lage, Bewegungen perfekt zu erfassen. Wer diese simple Wahrheit akzeptiert, kann mit dem aktuellen Nintendo-System glücklich und alt werden. Auch in der virtuellen Minigolf-Welt gelten eigene Gesetze. Es ist also unsinnig zu erwarten, dass die Schläge mit der gleichen Stärke durchgeführt werden müssen, wie in der wirklichen Welt. Der erste Hieb wird bei Fun! Fun! Minigolf in der Regel mit etwas mehr Kraft ausgeführt als auf einem echten Platz und wenn man dem Loch schon sehr nah ist, wird ein wenig mehr Feingefühl gefordert. Übersensibel ist die Abfrage allerdings nicht. Schnell findet der erfahrene Wiimote-Sportler heraus, dass viel davon abhängt, ob der gedachte Schläger direkt nach vorn bewegt oder zuvor ausgeholt wird. Auch wenn es keine Großtat seitens der Programmierer ist, muss darauf hingewiesen werden, dass die Kollisionsabfrage und die Ballphysik gut funktionieren.


Diese Frau braucht weder Blumen noch Komplimente für ihr gelungenes Outfit. Nur Minigolf-Erfolge versetzen sie in Ekstase.


Die eigentliche Frage lautet natürlich: “Ist der Kram jetzt besser als Wii Sports Golf?“ – “Leider nicht“, lautet die Antwort, denn Fun! Fun! Minigolf bietet deutlich weniger Abwechslung. Die Gründe dafür liegen selbstverständlich auch in der Natur der Sache. Ohne Bunker, hohes Gras und Wasserhindernisse muss auch keine echte Taktik erarbeitet werden. In der Regel benötigt man für das Versenken eines Balles zwei bis vier Schläge und sobald man einmal den richtigen Weg zum Erfolg gefunden hat, lässt sich die entsprechende Aktion immer wieder ausführen. Nach einer halben Stunde hat man alles gesehen, was das Game zu bieten hat und nach einer ebenso langen Zeitspanne sind die meisten Tricks verinnerlicht. Was danach noch bleibt ist der simple Multiplayer-Modus, in dem sich bis zu vier Spieler miteinander messen können. So lange sich ein paar Gegner finden, kommt hier zumindest ein wenig Langzeitmotivation auf.


Wirklich abgedrehte Herausforderungen gibt es nicht. Die Designs orientieren sich ausschließlich am Standard-Minigolfplatz.


Es gibt ein paar ganz einfache Tricks, mit deren Hilfe sich ein mittelmäßiges Spiel aufwerten lässt. Trophäen, Highscorelisten und freispielbare Extras haben schon viele Zocker dazu bewegt, diverse Schnitzer großzügig zu übersehen. Leider hat irgendjemand vergessen, die Programmierer im Hause Shin´en in dieses Geheimnis einzuweihen, denn in Fun! Fun! Minigolf sucht man den ganzen netten Schickschnack vergeblich. Zwar kann jeder der Kurse mit einer Gold-, Silber- oder Bronze-Medaille abgeschlossen werden, doch außer einem kurzen Aufblitzen des Edelmetalls gibt es keine Belohnung für gute Leistungen. Neue Schläger oder Charaktere sucht man vergeblich und weder das Handicap noch sonst irgendwelche Daten werden nach einer Partie gespeichert. Es fällt tatsächlich äußerst schwer, sich mit einer vorgefertigten und nicht modifizierbaren Figur zu identifizieren, die auf den schillernden Namen “Spieler 3“ hört.

Das deutsche Entwicklerteam mit dem exotischen Namen Shin´en hat bereits auf dem GBA und dem Nintendo DS einiges Aufsehen erregt. Besonders mit den Shooter-Serien Iridion und Nanostray zeigten die Münchener, dass sie sehr schicke Grafik aus Nintendo-Handhelds kitzeln können. Leider haben sie die Wii bei ihrem ersten Titel für das System noch nicht so gut im Griff. So bietet die Umgebung zwar ein paar nette Details wirkt aber gleichzeitig statisch. Außer einem gelegentlichen Windhauch, der die Pflanzenwelt in sanfte Schwingungen versetzt, wurde nicht viel getan, um den Schauplätzen Leben einzuhauchen. Die Charaktermodelle und Bewegungsabläufe sind ordentlich ausgefallen, wenn man bedenkt, dass es sich um einen WiiWare-Titel handelt. Dennoch gelingt es nicht, dass Aufkommen von Langeweile auf Dauer zu vermeiden, denn es gibt einfach zu wenige unterschiedliche Animationen zu sehen. Spätestens wenn sich die eigene Spielfigur zum vierten Mal innerhalb ebenso vieler Minuten mit einem leicht dämlichen Gesichtsausdruck auf die gleiche Art und Weise freut, ist die Luft raus. Auch die sporadischen akustischen Effekte und der Soundtrack, der verdächtig an Fahrstuhlmusik erinnert, kurbeln die Stimmung kaum an.


Um hier Par zu spielen ist viel Fingerspitzengefühl nötig.

Tim meint:

Tim

Da helfen auch Ausrufezeichen und ein doppeltes Fun im Namen wenig. Wirklich viel Spaß macht diese Simulation leider nicht. Auch wenn Fun! Fun! Minigolf keine körperlichen Schmerzen auslöst, finden sich im Wii-Angebot jede Menge besserer Alternativen für sportbegeisterte Zocker. Im Gegensatz zum ausgewachsenen Rasenspiel bietet die kleine Version einfach nicht genügend spielerische Abwechslung, um mehr als eine Stunde zu begeistern. Die Macher haben das spaßige Hobby sehr nüchtern umgesetzt und so die Chance verpasst, ein motivierendes Videospiel zu kreieren. Da hilft auch die ordentliche Steuerung nicht viel. 

Positiv

  • Durchdachte Steuerung
  • Preis-Leistungsverhältnis ist gerade noch okay

Negativ

  • Geringer Umfang
  • Keine freischaltbaren Extras
  • Nüchterne Präsentation
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Fun! Fun! Minigolf (WiiWare) Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 02.01.2009
Vermarkter Shin´en
Wertung 5.5
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