Europa Universalis: Rome im Test

Macintosh
Paradox hat wieder zugeschlagen! Nachdem die Schweden mit Titeln wie Hearts of Iron II, Europa Universalis II, Victoria und Crusader Kings bereits so ziemlich alles akkurat simuliert haben, was sich an geschichtlichem Material so anbietet, wird der nächste Trumpf gezogen - dieses Mal geht es nämlich in die europäische Antike, wo sich Griechen und Römer um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum streiten!
Wie aus den Vorgängern bekannt, schlüpft ihr auch hier wieder ganz nach Wunsch in eine kleinere oder größere Nation dieser Menschheitsepoche. Ob römische Toga oder kleines Armenien bestimmt dabei nicht nur die Ausgangslage auf der hübsch nachgezeichneten Europa Karte, sondern auch den Schwierigkeitsgrad.



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Dabei ist es mehr als schade, dass lediglich 14 Nationen zur Wahl stehen und die aus den üblichen Teilen bereits liebgewonnene riesige Auswahl an Völkern der Schere zum Opfer gefallen ist. Warum man sich explizit nur auf den Mittelmeerraum konzentrierte, bleibt auch etwas rätselhaft, denn andernorts ging zu dieser Zeit ja ebenfalls bereits die Post ab. Man denke nur mal an Persien, China oder die Skythen im Osten.



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Doch dies bleibt nicht der einzigste unverständliche Faktor bei Europa Universalis: Rome für den Macintosh. Was bereits Crusader Kings Besitzer in den Wahnsinn trieb, war das völlig überzogene Charakter-Management, bei dem man nie so wirklich durchblickte. "Aus Fehlern lernt man", tröstete die Oma dieses Autor ihn stets nach einem Mißgeschick - bei Paradox hätte man auch Verwendung für Ratschläge von Omi gehabt, denn bereits nach kurzer Spielzeit erwischt man sich gähnend dabei, die Charaktere völlig unbewusst irgendwelchen Kommandoposten oder Ämtern zuzuschieben. Prinzip Hauptsache irgendwie verteilt. Dabei wäre es nicht so, als würde dies viel bewirken - der Einfluss der Charaktere auf das Reich offenbart sich nämlich ohnehin nur als marginal und da vom Ausland inspirierte Attentäter mit hübscher Regelmäßigkeit eure Politiker dahinraffen, verliert man ohnehin in Kürze bereits den Überblick über Ränge und Namen.



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Und weil wenn Dinge mal falsch laufen meist gleich richtig daneben geben, ist auch die KI von Europa Universalis: Rome ein Fall für den Komposthaufen. Häufig kommt es vor, dass die CPU ganze Nationen durch derart unsinnige Investition herunterwirtschaftet, dass ihr nur noch einmarschieren müsst - Gegenwehr Fehlanzeige. Doch auch in der Armeeführung beweisen die Generäle mit der künstlichen Intelligenz kein Fingerspitzengefühl - statt Truppenverbände zu bilden und mit vereinten Kräften zu marschieren, verheizt man die demoralisierten Verbände in Einzelpackungen.



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Ein weiterer unerklärlicher Faktor ist die fehlende spielerische Unterscheidung zwischen Monarchie oder Republik. Obwohl explizit mit diesem Feature geworben wird, zeigt sich in der spielerischen Realität doch praktisch kaum ein Unterschied bei Heerführung, Diplomatie, etc. Gerade wenn man sich zum Start für eine größere Nation entschieden hat, muss man sich ohnehin keine großartigen Sorgen um den Status als Großmacht machen - das Balancing der Handvoll Nationen ist nämlich derart stümperhaft, dass ihr nie wirklich in Gefahr schweben werdet und im Prinzip fröhlich bis ins Jahr 311 n. Chr. kolonisiert, ehe EU: Rome dann ohne Vorwarnung abbricht und euch auf die Ankunft des Christentums verweist. Ende, aus - und zurück ins Hauptmenü. Tiefgreifende Statistiken oder Auswertungen eures Fortschritts bleibt das Programm schuldig, ebenso wie übrigens die recherchierten historischen Events mit verzweigender Handlung á la Hearts of Iron II.



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Tja und wäre das nicht schon ein Grund die Römer ruhen zu lassen, so ist auch noch die Optik bestenfalls bemitleidenswert. Die hier zum Einsatz gebrachte, leicht aufpolierte Grafik-Engine von Europa Universalis 3 ist bestenfalls bemitleidenswert und sieht weder gut aus, noch läuft sie ansatzweise flüssig. Die praktisch fast völlige Abstinenz von Animationen ist bei Paradox Titeln ja hingegen nichts neues, dementsprechend würdigen wir diesen Mangel auch gar nicht mehr ausführlich. Musikalisch wird solide Standardkost geboten, die aber weit hinter den Ohrwürmern eines Hearts of Iron II oder Europa Universalis II zurückbleibt - und dynamisch reagiert sich auch nicht mehr auf den Spielablauf. Dabei wären doch gerade bei einem antiken Szenario so viele Möglichkeiten offen gewesen...

Sebastian meint:

Sebastian

Hier gibts nichts zu beschönigen - selbst Hardcore Paradox Fans müssen sich eingestehen, dass hier ordentlich was daneben gegangen ist. Angefangen vom misslungenen Handling und einem dadurch ständigen Gefühl der fehlenden Kontrolle über eine miese KI bis hin zur Gammeloptik, die weder hübsch noch zweckmäßig ist. Wer trotzdem zuschlagen will, der sage nachher nicht, wir hätten ihn nicht gewarnt - ob es mit der in Kürze wohl auch für den Macintosh erscheinenden Erweiterung Vae Victis Besserung in Sicht ist, wird sich erst in einem ausführlichen Test erweisen.

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Europa Universalis: Rome Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit Herbst 2008
Vermarkter -
Wertung 3.7
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