
Hier werden ordentlich Kopfnüsse verteilt...
Spätestens nachdem die Begeisterung über die respektable Anzahl von 60 Kämpfern, 3 Modi (Karriere, Exhibition, Tournament) und unzähligen Matchoptionen (Cage, Barbed Wire, Table, Dumpster usw...) ungläubigen Blicken während des ersten Kampfes weicht, steht fest: Man hätte das Geld lieber für eines der Konkurrenzprodukte ausgegeben sollen. Jeder Wrestler verfügt über eine mehr oder weniger magere Anzahl an verschiedenes Moves. Um solch einen auszuführen griff Akklaim nicht auf das bewährte System des „Grappling“ zurück, sondern schaute sich einige Gameplayfinessen typischer 2D und 3D Prügler ab, nämlich Tastenkombinationen. Das mag in Spielen wie Dead or Alive 2 oder Soul Calibur gut funktionieren, nicht aber im Ring, sprich bevor man auch nur eine Tastenkombination vernünftig timen kann, haut euch euer Gegenüber den Schmalz aus den Ohren. Wer hier keine Geduld hat, der wird die GD nach gut einer Stunde in die Tonne kloppen. Das machen auch ein durchaus umfangreicher Create-a-Player und Create-a-PPV-Modus nicht mehr wett.

Auch das weibliche Geschlecht darf ordentlich mitmischen...
Aber, wenn auch vergebens: Akklaim hat den Versuch unternommen, die Ringatmosphäre der realen Sportveranstaltungen auf den heimischen Bildschirm zu bringen. Die Kämpfer stolzieren nicht nur mir ihrer eigenen Musik in den Ring, sondern lassen vor jedem Kampf noch einen flotten Spruch ab (das sich dazu die Lippen bewegen wäre allerdings zu viel verlangt gewesen). Wie dem auch sei: Zwei Kommentatoren versuchen das Kampfgeschehen verbal zu analysieren, allerdings hat das Gesprochene selten einen Zusammenhang zu dem Gesehenen. Das könnte man durchaus verkraften, hätte man nicht schon nach der oben angesprochenen Stunde jeden Kommentar zweimal gehört. Pluspunkte für die Idee, Minuspunkte für die Umsetzung = Schade.

Bei Bedarf kann man sich seinen eigenen Wrestler basteln...
Anspruchsvolle Grafiken... muss man leider mit der Lupe suchen. Das Publikum ist platter als ein Pizzakarton und nur wenige Mann stark, die Animationen sind hölzern, die Akteure eckig und die dargebotene Detailarmut kaum zu unterbieten. Halten wir dem Spiel zugute, dass es für einen der ersten Titel trotzdem eine halbwegs akzeptable Figur macht. Hier zählt schlichtweg die Masse an Kämpfern und nicht deren optische Qualität.
Die Geräuschkulisse ist ebenfalls von schlechten Eltern. Ob ich mit meinem Wrestler einen Schlag ausführe oder in einem beliebigen Ego-Shooter mit der Shotgun feuere ist meinem Gehörgang egal. Er erkannte kaum einen Unterschied. Dafür gibt es ordentlich Gestöhne im Ring: UH - AH - OH und schon hat mir wieder einer die Fresse poliert. Ich fang gleich an zu heulen...

Hier geht es beinhart zur Sache: Die Ärztin steht schon bereit...
Dieser Titel ist ein Werk Gottes, kaum ein anderes Spiel konnte mich so stark an den Bildschirm fesseln wie dieses. Hier stimmt einfach alles. Nein, leider nicht. Eine solch positive Wertung blieb leider jedem Wrestling Spiel für SEGAs Traumkiste verwehrt, daran ändert auch ECW Hardcore Revolution nichts. Ich bin mehr als froh, dass mir dieses Spiel als „nette“ Dreingabe bei einer Bestellung bei einem einschlägigen Shop mitgeliefert wurde, über jeden dafür ausgegebenen Cent bzw. Pfennig hätte ich mich nämlich mehr als geärgert. Fazit: Notorische Wrestling Sammler greifen sowieso zu, alle anderen investieren das wohlverdiente Geld in WWF Attitude.
written by Thomas Wilke, ©neXGam