
Laaaannddd in Siiiicht!
Das ist gar nicht unwichtig, denn neben den drei vom computergesteuerten europäischen Nationen sind natürlich auch die Eingeborenen mit von der Partie. Tupi, Inka, Azteken, Cherokee, Sioux oder Irokesen können dabei zu wertvollen Handelspartnern, Freunden und militärischen Verbündeten werden oder aber dazu dienen, eure Schatzkammer aufzubessern. Durch die Beziehungen zu den Indianern ergeben sich zudem auch individuelle Taktiken, da ihr die beispielsweise auch zum Kampf gegen andere Europäer aufstacheln und dann mit Waffen und Pferden beliefern könnt. Auf diese Weise macht man sich natürlich nicht selbst die Hände schmutzig, wobei sich der Spieß auch schnell umdrehen kann, wenn ihr euch immer weiter in Richtung der Indianerstämme ausbreitet.
Doch selbst die beste Taktiken im Bezug auf die europäische Konkurrenz ist keinen Penny wert, wenn ihr euch nicht selbst um die Sicherheit und Gedeihen eurer Kolonien kümmert. Ähnlich wie bei Civilization bewegt ihr Einheiten dabei auf der originalen Nord/Südamerika Karte (oder einer zufällig generierten) rundenbasierend durch die Pampa. An geeigneten Stellen lassen sich Kolonien erreichten, sowie Straßen und Bewässerungen anlegen, wobei die umliegenden Ressourcenfelder im Auge behalten sein wollen. Erfahrene Civilization Veteranen werden sich bei Colonization mehr als schnell zurecht finden.

Im Heimathafen wird fleißig gehandelt
Den einzigen richtig großen Unterschied markiert dabei das Handelssystem. Statt eines automatisch generierten Einkommens pro Runde, produzieren eure Kolonien allesamt unterschiedliche Waren, die ihr dann per Schiff in den europäischen Hafen verfrachtet und vertickt. Auf dem Rückweg werden dann wiederrum bitter benötigte Waren eingeführt und das eigene kleine Wirtschaftsnetzwerk immer weiter erweitert. Colonization orientiert sich dabei an volkswirtschaftlichen Theorien von Angebot/Nachfrage sowie des Grenznutzens, weshalb sich eine Überflutung des europäischen Festlandes z. B. mit Silber auf Dauer nicht mehr wirklich auszahlt, schließlich ist die Nachfrage (und damit die Preise) irgendwann im Keller angekommen. Durch dieses System, die Möglichkeit von Handelsboykotten und dem Engagement von Freibeutern um anderen Schiffen aufzulauern gewinnt Colonization aber eine erstaunliche Spieltiefe (gemessen am Releasejahr 1994!), die euch oft auch nach wochenlanger Beschäftigung mit dem Spiel immer wieder etwas neues dazulernen lässt. Nicht ohne Grund hat das beiliegende Handbuch stolze 130 Seiten - in Zeiten von beigelegten Flyern oder billigen .pdf Anleitungen durchaus ungewohnt übrigens. :-)
Wie sich daraus ersehen lässt, gehört aber auch etwas Geduld hinzu, denn gerade wer keine Erfahrung im Genre besitzt, wird anfänglich - mangels wirklich nützlichem Tutorial - sicherlich erstmal nur Bahnhof verstehen. Sich hier nicht entmutigen zu lassen ist der Schlüssel zum Erfolg, um irgendwann im Namen seiner Kolonie die Unabhängigkeit ausrufen zu können und die Truppen des Königs über den Atlantik zurückzujagen. Doch bis dahin, dürfte die eine oder andere Runde ins Land gehen...

Die Grafik ist eher spartanischer Natur...
Schon damals bot Colonization eine Sache ganz bestimmt nicht - aufregende Grafik & Soundleistungen. Die Optik erstrahlt im bunten End-80er Look á la Civilization und sträubt sich förmlich gegen unterhaltsame Animationen - was übrigens auch für die kargen Soundeffekte gilt. Wenigstens die Melodien basierend auf historischen Vorbildern können sich hören lassen. Als Kehrseite gibt sich Colonozation relativ genügsam in Sachen Hardware: Schon ein alter 386er DX mit 2 MB RAM reicht den Herrn Kolonisatoren völlig aus.

Ist Colonization so gut wie Civilization? Diese seinerzeit unerhört oft gestellte Frage ist schwer zu beantworten, denn nur rein äußerlich sind sich diese Spiele sehr ähnlich: Inhaltlich herrscht jedoch ein großer Unterschied. Während sich Civilization auf Kampf, Erforschung und Diplomatie fokussiert, legt Colonization einen großen Wert auf Wirtschaft und Produktion. Beide Titel haben ihren eigenen Reiz und sollten dementsprechend unbedingt gespielt werden.
Übrigens kündigte Sid Meier für Ende 2008 ein Remake des Klassikers an, basierend auf der Civilization IV Engine, auf den man als Fan des Originals nur gespannt sein kann!
Weitere Screenshots:





