
Mpenza legt sich voll ins Zeug
Der Einstieg ins Spiel fällt relativ schwer, was aber weniger an der Qualität der Gegner als vielmehr an der Steuerung liegt. Die Tatsache, dass Pässe und der Wechsel auf einen anderen Spieler nicht auf dem gleichen Knopf liegen, erschwert gute Kombinationen erheblich. Wirklich unangenehm ist, dass man gerade in der Defensive oft die Steuerung von Sportlern übernimmt, die ohnehin keine Chance haben, in das Spielgeschehen einzugreifen. Die Distanz zum Ball scheint das einzige Auswahlkriterium zu sein, und da die Wechsel auch recht träge ablaufen, ist manchmal alles schon zu spät, bevor man den passenden Mann in der eigenen Abwehr gefunden hat. Vor allem wenn zwei bis vier Zocker vor der Konsole sitzen, erreicht die Verwirrung oft ein ganz neues Niveau, wodurch der Multiplayer-Modus traurigerweise noch frustrierender als das Einzelspiel ist.

Auch in Dortmund geht es voll zur Sache
Auch die Torschüsse sind unnötig kompliziert und es dauert selbst auf einem der niedrigen Schwierigkeitsgrade lange, bis das Runde wirklich mal im Eckigen landet. Auch einem Jan Koller kann es mal passieren, dass der Ball aus kurzer Distanz einen Meter über die Latte fliegt. Doch wenn man bei Club Football 2005 nicht wirklich exakt mit der Schusskraft arbeitet, wird diese Ausnahme zur Regel. Laut Codemasters wurde viel Zeit investiert, um die seltsame Ballphysik der Vorgänger zu verbessern. Gelungen ist dieses Unternehmen leider nur teilweise, denn immer wieder hat man das Gefühl, als würde jemand heimlich am versteckten Schwerkraft-Regler in der Schaltzentrale des Stadions drehen, um das Leder mal am Boden kleben zu lassen und mal zu einem langsam schwebenden Flugobjekt zu machen.
Neben den Macken der Steuerung und der teilweise merkwürdigen Ballphysik gibt es noch eine ganze Reihe weiterer kleiner Mankos, die teilweise negativ die Atmosphäre beeinflussen. Was auf dem Fernseher passiert, wirkt oft einfach nicht wie Fußball. Vor allem das Verhalten gegnerischer Spieler verrät häufig ihre reichlich beschränkte künstliche Intelligenz. Fouls oder gelungene Abseitsfallen sind absolute Mangelware und manchmal führt ein computergesteuerter Kicker einen skurrilen Tanz mit dem Ball auf oder rennt direkt ins Aus, obwohl der nächste Kontrahent 20 Meter vom Geschehen entfernt ist. Bei Standardsituationen gibt es sehr viel weniger Ausführungsvarianten und Kontrollmöglichkeiten als bei den bekannteren Fußball-Games, aber dank der neuen Precision Trigger Funktion, mit deren Hilfe auf ein alternatives Dribbling umgeschaltet werden kann, ist die diesjährige Version von Club Football wenigstens etwas abwechslungsreicher als ihre Ahnen.

Jede Version hat natülich sein Stadion - hier Hamburg...
Natürlich gibt es nicht nur Schlechtes zu berichten. Die Art und Weise, in welcher die Spiele präsentiert werden, ist durchaus konkurrenzfähig und in einigen Punkten sogar den großen Simulationen überlegen. Nach interessanten Szenen wird oft weit mehr gezeigt als eine simple Wiederholung in Zeitlupe. Bei Club Football 2005 schimpft der Keeper mit seiner Abwehr, Trainer jubeln nach Toren und verletzte Spieler humpeln gestützt von Helfern vom Platz. Ausführliche Statistiken und Einblendungen über den aktuellen Stand bei anderen wichtigen Liga-Begegnungen sorgen ebenfalls dafür, dass alles tatsächlich an eine Fernsehübertragung erinnert. Schade nur, dass diese Atmosphäre durch Schlampereien in anderen Bereichen wieder zunichte gemacht wird. Die unnötig augenfeindliche Mini-Schrift und jede Menge Übersetzungsfehler in den Menüs sind noch das kleinste Übel. Wesentlich schlimmer ist die Tatsache, dass die Games nicht wirklich an die Vereine und Länder angepasst wurden. So kann ein Pokal-Spiel zwischen Dortmund und Bayern auch mal im Estadio Santiago Bernabeu stattfinden, wenn man nicht selbst die richtigen Einstellungen vornimmt. Auch viele weitere Mini-Mankos deuten darauf hin, dass hier einfach nur lieblos eine Vereinsversion zu einer anderen umfunktioniert wurde, statt jedes Game der Reihe wirklich exakt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Fans zuzuschneiden.

... und zum Vergleich das Dortmunder Grün
In einer Liga-Saison, einem gesamteuropäischen Wettbewerb, Freundschaftsspielen, Training und eigenen Turnieren darf man an seinem Können feilen und sich mit insgesamt 250 anderen Mannschaften messen. Neu ist eine Karriere-Variante, die sich voll und ganz auf einen einzelnen Star konzentriert. In einem Editor, der tatsächlich so gut ist, dass es an ein Wunder grenzt, ausgerechnet in diesem Spiel darauf zu stoßen, darf man einen neuen Spieler kreieren. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt und von Segelohren über eine grellgrüne Fußballerfrisur bis hin zu einer gebrochenen Nase ist fast alles möglich. Während einer Partie Rasenschach steuert man ausschließlich den eigenen Schützling. Auch wenn diese Variante anfangs interessant ist, verliert man schnell den Spaß daran, da es tatsächlich etwas langweilig ist, minutenlang im Mittelfeld herumzulaufen und den Ball zu fordern.
Das größte Verkaufsargument sind natürlich die vereinsspezifischen Features der einzelnen Club Football Versionen. Videos, Bilder und Informationen können mit Punkten, die durch Erfolge gesammelt werden, frei geschaltet werden. Doch obwohl Stadionbegehungen, besonders schöne Tore und ein virtuelles Sticker-Album sicherlich eine motivationssteigernde Wirkung haben, wäre auch hier wesentlich mehr möglich gewesen. Besonders die Tatsache, dass ein Großteil der Extras aus den letzten paar Jahren stammt, wird die Historiker unter den Fans der Traditionsvereine sicherlich ärgern. Es gibt die Möglichkeit, eine Handvoll verschiedene Szenarien zu spielen, aber zumindest bei den vorliegenden Testversionen ist das älteste Rasenduell dieser Art das Championsleague-Finale von 1997, wo man 23 Minuten vor Abpfiff einsteigt und versuchen muss, Dortmunds 2:1 Führung gegen Juventus Turin zu verteidigen. Geradezu peinlich ist, dass auch in solchen klassischen Begegnungen der aktuelle Kader der Vereine aufläuft.

Egal wo ein Tor auch fällt...
Die Animationen sind eine der großen Schwächen der Grafik. Die Bewegungen auf dem Spielfeld wirken oft hölzern und wenig abwechslungsreich. Manchmal scheint auch die Geschwindigkeit einfach nicht zu passen. Da wirft sich der Torwart schon mal waghalsig in eine Ecke seines Tores und steht innerhalb vom Bruchteil einer Sekunde mit Hilfe einer holprigen Bewegung wieder auf den Beinen. In den Wiederholungen werden weitere Fehler deutlich. Hier bekommt man zum Beispiel in Zeitlupe zu sehen, dass einige der Kicker über telekinetische Fähigkeiten verfügen, denn sie sind in der Lage, die Richtung des Balls zu beeinflussen, ohne das Sportgerät wirklich zu berühren. Die Spieler der Vereine mit eigener Clubversion des Games haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Auch wenn die Modelle ein wenig glatter und dadurch fünf Jahre jünger wirken als ihre realen Vorbilder, muss man nicht erst aufs Trikot schauen, um zu sehen, wer da gerade gezeigt wird.

... jeder genießt den Jubel des Publikums
Bei anderen Vereinen kommt es allerdings doch oft dazu, dass man belustigt oder verwirrt ist, wenn man einzelne Sportler erblickt. Kaierslauterns Stürmer Carsten Jancker sieht beispielsweise nicht mal wie ein entfernter Verwandter von sich selbst aus. Der Tiefpunkt der Optik ist eindeutig das Publikum. Anscheinend hat Codemasters hier einen Praktikanten mit Digital-Kamera ins Stadion geschickt, um drei Bilder zu machen, die im fertigen Spiel in Sekundenintervallen wiederholt werden, um das kleine Wunder von bewegten Bildern zu erzeugen. Oft werden die Augen durch einen leichten Nebeleffekt vor dem schrecklichen Anblick bewahrt, aber ganz schlimm wird es, wenn die Fans in all ihrer Grobheit bei Wiederholungen oder Standardsituationen aus nächster Nähe gezeigt werden. Bei einer Ecke kann schon mal ein großer Klumpen wabernder Pixelbrei am unteren Bildschirmrand auftauchen, den wir nach langer Diskussion inzwischen für die Hand eines Zuschauers halten.
Die Soundkulisse liegt qualitativ noch einmal ein gutes Stück unter der grafischen Darbietung. Einen Kommentar, der so holprig und gestückelt wirkt, hat man selbst in den frühen PSone-Zeiten nur selten vorgesetzt bekommen, und auch der recht überschaubare Wortschatz der Sprecher ist hoffnungslos überholt. Noch liebloser klingen die virtuellen Fans. Vereinsspezifische Schlachtrufe und Gesänge, wie man sie von einem Spiel dieser Art wohl erwarten darf, sind leider nicht zu hören. Stattdessen dröhnt ein unverständliches und dumpfes Massengemurmel von den Rängen, was nicht gerade zu einer sonderlich authentischen Atmosphäre beiträgt.

Aber egal wie es auch ausgeht...

... am nächsten Samstag geht es wieder von vorne los!
Auch in diesem Jahr belegt die Club Football Reihe leider wieder einen der hinteren Plätze in der Rangliste der Fußball-Simulationen. Dass es kaum eine Chance gibt, EA Sports und Konami ernsthaft Konkurrenz zu machen, dürfte eigentlich jedem Zocker schon vorher klar gewesen sein. Aber auch wenn man die aktuellen Versionen der Codemasters-Games unabhängig von den Vorzeige-Serien FIFA Football und Pro Evolution Soccer betrachtet, fallen schnell jede Menge Mankos auf. Die mittelmäßige Grafik und die wirklich katastrophale akustische Untermalung könnte man noch verschmerzen, wenn da nicht auch noch die deutlichen Macken im Gameplay wären. Echte Fans der jeweiligen Vereine dürften sich aufgrund des enthaltenen Bonus-Materials freuen, wenn Club Football 2005 unter dem diesjährigen Weihnachtsbaum liegt, aber im Grunde hätte auch in diesem Bereich sehr viel mehr getan werden müssen, um den Vollpreis der einzelnen Versionen zu rechtfertigen. Einige nette Ideen bei der Präsentation der virtuellen Spiele können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Probleme dieser Games nicht mit den jährlichen kleinen Veränderungen behoben werden können. Ein kompletter Neustart des Projektes wäre sicherlich für Entwickler und Zocker die beste Lösung.