Brian Lara International Cricket 2007 (uk.) im Test
Britischer Nationalsport und Exportgut #1 des Commonwealth: Cricket! Trotz meiner Vorliebe für die Insel habe ich mich nie sonderlich für diesen Sport interessiert... bis mir der Tourführer bei der Besichtigung des Old Trafford Stadions in Manchester erzählte, dass an einem Cricket-Wochenende im benachbarten Stadion vier mal mehr Bier verkauft wird als an einem normalen Premier League Fussball Spieltag in Old Trafford. Wir haben uns Codemasters Brian Lara International Cricket 2007 für die Xbox 360 besorgt um uns mit der Sportart und den vielen komplizierten Begriffen anzufreunden...
Brian Lara International Cricket, welches in anderen Teilen unseres Planeten übrigens mit jeweils zur Nationalität passenden „Titelhelden“ im Namen ausgeliefert wird, kam Ende März in UK, Australien und Indien auf den Markt – zeitlich perfekt abgestimmt, denn zu dieser Zeit fand der ICC Cricket World Cup statt, quasi die FIFA WM der Cricket Fans. Jene können im Spiel mit all ihren Helden spielen, denn Codemasters hat sich die ICC Lizenz gesichert und darf somit die echten Namen der jeweiligen Spieler im Videospiel verwenden. Eines gleich vorweg: die Cricket Regeln sind alles andere als einfach zu verstehen und da der Sport in Deutschland ein Nischendasein fristet, ist die Erklärung der Grundregeln nicht möglich, ohne auf Massen von Anglizismen zu verzichten. Und da ich nach einigen Stunden mit dem Spiel und wirklich motivierten Versuchen noch immer keinen 100%igen Durchblick habe werd ich mich hüten, hier irgendwas erklären zu wollen und bleib dabei was ich kann: euch zu sagen, ob das Spiel sein Geld wert ist oder nicht. Wer sich mit den Cricket Regeln vertraut machen will, sollte sich progressiv in die Materie einlesen – Wikipedia ist ein guter Start.
Das Herzstück von Brian Lara International Cricket 2007 ist das bereits angesprochene ICC Cricket World Cup Turnier. Hier wählt ihr eine Mannschaft aus den 16 Finalisten aus und zieht, angefangen bei der original strukturierten Gruppenphase, durch das wichtigste Turnier der Cricket-Szene. Weitere Modi lassen euch andere Trophäen der Sportart, wie z.B. den ICC Cup und die ICC Champions Trophy, gewinnen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass ihr das Spielprinzip versteht und die Steuerung verinnerlicht.
Um euch dabei ein bisschen unter die Arme zu greifen, haben die Entwickler Tutorials ins Spiel eingefügt, in denen ihr die Basics anhand von einfachen Aufgaben erlernen könnt. Drei verschiedene Positionen sind beim Cricket entscheidend: Batting (der Spieler, der den Ball schlägt), Bowling (der Spieler, der den Ball wirft) und Fielding (die Spieler auf dem Platz, die den geschlagenen Ball fangen und zurückwerfen müssen). Die Tutorials sind in diese drei Bereiche aufgeteilt und ich lege euch ans Herz, jede dieser drei Hilfen zu spielen, denn sonst habt ihr im regulären Spiel keine Ahnung was los ist. Beim Batting haben die Entwickler auf eine Kombination zwischen Buttons und Analogstick gesetzt. Grundbälle und Heber sind auf zwei verschiedene Buttons des Xbox 360-Pads gelegt, so dass ihr immer schnell entscheiden könnt, wie ihr einen Ball spielt. Hinzu kommen seitliche Zieher, die über die Bumper des Pads ausgelöst werden. In der rechten unteren Ecke des Bildschirms seht ihr einen kleinen Radar, der die Positionen der Fielding Spieler anzeigt. Anhand dieser Info solltet ihr euch schonmal entscheiden, in welche Richtung ihr den Ball beim Batting schlagen wollt – bestimmt wird dies über den linken Analogstick. Das Wichtigste beim Batting ist jedoch das Timing: wer den Button eine Sekunde zu spät oder zu früh drückt, sieht nur noch wie der Ball vorbeisegelt und selbst wer keine Ahnung von den Regeln hat kann sich vorstellen, dass das nicht wünschenswert ist.
Auch das Bowling haben die Entwickler möglichst einfach halten wollen. Über den A-Button werft ihr den Ball normal, mit B- und X-Button lässt sich der Wurf in die entsprechende Richtung anschneiden. Ein Wurf via Y-Button sorgt dafür, dass der Ball langsam am Ziel ankommt und für den Batter somit schwerer zu treffen ist. Die Position, an welcher der Ball auftickt, wird über den linken Stick bestimmt, während der Bowler anläuft. Eine Powerleiste bestimmt, wie hart der Wurf ist und wie nah er vor dem Batter aufschlägt. Für Profis stehen weitere Optionen zur Verfügung: bringt ihr mehrere gute Deliveries, füllt sich eine Leiste, die euch anschließend ein paar fiese Tricks ausführen lässt, die dem gegnerischen Batter das Leben schwer machen.
Während sowohl Batting als auch Bowling in Hinsicht auf die Steuerung recht einfach ausgefallen sind, können euch beim Fielding schonmal die Sicherungen durchbrennen. Nachdem der Batter den Ball getroffen hat und der Ball fliegt, läuft der sich am nahesten befindende Field-Spieler automatisch los, um den Ball zu fangen. Kurz bevor er den Ball erreicht, erscheint eine Leiste über seinem Kopf, die sich schnell füllt. Ihr müsst nun im richtigen Moment den A-Button drücken, damit der Spieler den Ball ordentlich fängt bzw. aufnimmt. Und hier tritt die Frustration ein, denn den richtigen Zeitpunkt für das Drücken des A-Buttons herauszufinden bedarf einiges an Übung und Training. Aber es muss erlernt werden, denn solange ihr das nicht hinkriegt, werdet ihr in Wettkämpfen verständlicherweise nicht den Hauch einer Chance haben. Abschließend kann man sagen, dass sich die Entwickler bei der Steuerung wirklich große Mühe gegeben haben, um alles so einfach wie möglich zu halten. Das Bowling und Batting ist schnell erlernt, beim Fielding kann es etwas länger dauern, aber sobald man das geschnallt hat steht dem Erfolg nichts mehr im Wege. Verschiedene Schwierigkeitsgrade helfen Einsteigern weiter, doch schon bald werden auch diese auf den höchsten Schwierigkeitsgrad (Test Match) wechseln, denn die KI ist bis dahin eher lächerlich und erinnert in keinster Weise an eine ansprechende Sportsimulation.
Brian Lara International Cricket 2007 verfügt nur über die ICC World Cup Lizenz, sprich es gibt nur die 16 Finalisten des diesjährigen Turniers zur Auswahl – und das gilt für alle Modi. Egal ob Test Match, One Day Internationel oder Twenty20 Game: ihr müsst euch stets für eine Nationalmannschaft entscheiden. Es gibt keinerleid Tour Modi, heimische Herausforderungen unter Clubmannschaften o.ä., was dem Spiel in Sachen Abwechslung nicht gut tut. Immerhin ist bei den 16 Teams alles mit dabei, was Rang und Namen hat: sowohl die Top Teams aus Indien und Australien als auch die kleineren Cricket-Nationen wie Irland und Kanada sind vertreten. Durch Lizenzschwierigkeiten sind die Namen der echten Cricket Spieler übrigens nur im ICC World Cup Modus zu sehen. Auf der Xbox 360 lässt sich Brian Lara International Cricket 2007 übrigens auch online im Multiplayer spielen, was sauber funktioniert und besonderen Spaß macht, wenn ihr durch Zufall auf einen Cricket-Noob wie euch selber als Gegner trefft. Ein wenig mehr Optionen hätten dem Xbox Live Modus noch gut getan.
Brian Lara International Cricket 2007 ist das erste Cricket-Spiel für die Xbox 360. Die technische Darbietung ist solide, aber in keinster Weise spektakulär. Die Spielermodelle erinnern eher an vergangene Xbox- und PlayStation 2-Tage, nur wenige Spieler sehen ihren echten Vorbildern ähnlich. Die Animationen hingegen sind gut gelungen und wirken durchaus realistisch, besonders bei den Batter, Bowler und Wicket Keeper. Die Fielder können weniger überzeugen, besonders ihre Laufanimationen wirken ziemlich altbacken. Ähnlich wechselhaft sieht es bei der Umgebung aus: während die Stadien ausnahmslos zufriedenstellen, erinnern die Zuschauer eher an Lego Männchen als an echte Cricket Fans... Beim Sound wird auch nicht sonderlich viel geboten, im Menü erklingt durchgehend der gleiche Song. Während der Spieler übernehmen Tony Greig und Bill Lawzy den Kommentar – Namen, die Cricket Fans kennen und über welche sie sich freuen dürften.
Gregory meint:
Brian Lara International Cricket 2007 will offensichtlich dafür sorgen, dass Genre Neulinge wie ich einen möglichst einfachen Einstieg haben und sich langsam aber sicher für das Spiel und die Sportart begeistern. Das ist den Entwicklern auch durchaus gelungen: nachdem ihr die Regeln einigermaßen verinnerlicht habt und die Steuerung euch keine Probleme mehr bereitet, macht es sogar richtig Spaß. Eine schickere Präsentation und mehr Modi hätten dem Spiel zu einer höheren Wertung verholfen. Wer offen für Neues ist und keine Angst vor einem komplexen Regelwerk hat, in das man sich erstmal einarbeiten muss, sollte auf jeden Fall mal ein Auge auf den UK-Import werfen.
Brian Lara International Cricket 2007 will offensichtlich dafür sorgen, dass Genre Neulinge wie ich einen möglichst einfachen Einstieg haben und sich langsam aber sicher für das Spiel und die Sportart begeistern. Das ist den Entwicklern auch durchaus gelungen: nachdem ihr die Regeln einigermaßen verinnerlicht habt und die Steuerung euch keine Probleme mehr bereitet, macht es sogar richtig Spaß. Eine schickere Präsentation und mehr Modi hätten dem Spiel zu einer höheren Wertung verholfen. Wer offen für Neues ist und keine Angst vor einem komplexen Regelwerk hat, in das man sich erstmal einarbeiten muss, sollte auf jeden Fall mal ein Auge auf den UK-Import werfen.