Braid im Test

Macintosh
Wir Mac User sind ja bekanntlichermaßen nicht nur besonders schön und unheimlich klug, sondern besitzen auch durch die Bank einen besonders gut ausgebildeten Sinn für die wirklich schönen und besonderen Dinge des Lebens. Obwohl unsere positiven Eigenschaften der Welt eigentlich mittlerweile hinreichend bekannt sein müssten, haben es die Spieleentwickler bisher trotzdem geradezu sträflich vernachlässigt, Spiele für den erlesenen Geschmack eines Apfel-Freundes zu erschaffen. Doch nun könnte alles ganz anders werden, denn Braid wurde auf unsere geliebten Macs portiert. Ob es sich hierbei wirklich um einen Spiel für einen wahren Gourmet handelt? Nach meinem Test seid ihr schlauer.
Voller Vorfreude auf diesen Test, habe ich es mir mit einem Glas guten Rotwein und gedämpfter Beleuchtung an meinem Mac gemütlich gemacht. Also schnell das Spiel installiert und die Lizenz online verifiziert. Nachdem ich einen stärkenden Schluck zu mir genommen und mich etwas gesammelt hatte, war es dann endlich soweit: Ich startete das Spiel.

Schnell noch die angenehmste Auflösung eingestellt und ich fand mich in einer Spielwelt wieder, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Alles erinnert frappierend an einen, sich permanent in Bewegung befindlichen, Cézanne. Die Formen sind verwaschen und wie mit einer Schwammtechnik aufgetupft, alles wirkt unglaublich weich und ätherisch. Die eigene Spielfigur, die den Namen Tim trägt, erscheint nur als Schatten, vor der glühenden Kulisse einer Stadt, die von der untergehenden Sonne beleuchtet wird.


Braid (Macintosh) - click to enlarge


Das ganze wird klanglich durch eine Art Einstimmen eines Orchesters begleitet, das im Gegensatz zur Realität aber eine ungeheuere Melodik aufweist und auf wirklich beeindruckende Weise die Spannung eines kommenden großen Konzertes auf den Spieler überträgt.

Schon in der Overtüre führt einem dieses Spiel auf beschämende Art vor, dass es weder die schnellste und beste 3D Grafik noch den größten Knalleffekt braucht um den Spieler in seinen Bann zu ziehen. Was hier in den ersten Sekunden geboten wird ist wirklich ein Kunstwerk mit einer unheimlichen Strahlkraft und Faszination.

Nachdem meine erste Bewunderung etwas abgeklungen war, machte ich mich an die Erkundung meiner Umgebung. Nach einer kurze Wegstrecke betritt man schließlich ein kleines Schloss, an dessen Wänden zahlreiche übermannsgroße, leere Bilderrahmen aufgehängt sind. Direkt neben jedem Bilderrahmen befindet sich eine Tür durch welche die zu dem Rahmen gehörende Spielwelt betreten werden kann(insgesammt 6 an der Zahl).


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Wohlgemerkt sind zu Anfang nicht alle Level zugänglich, vielmehr muss wie in einem normalen Jump and Run erst der aktuelle Level gemeistert werden um Zugang zu dem Nächsten zu erlangen. Die ersten 5 Level zu bestehen stellt übrigens kein größeres Problem dar und ist auch nicht die Hauptaufgabe, die euch Braid stellt.

Das eigentliche Ziel eurer Bemühungen sind die in den Level verstreute Puzzelteile, die zusammengesetzt das fehlende Bild in den Bilderrahmen ergeben. Erst wenn Tim alle Puzzelteile gefunden und zusammengesetzt hat, könnt ihr den finalen Level betreten.

Nachdem man nun durch die Tür des ersten Levels getreten ist, passiert man eine Reihe von Büchern, die auf sehr poetische Weise die traurige Geschichte von Braid erzählen. Kurz zusammengefasst möchte Tim seine geliebte Prinzessin retten, die durch sein Verhalten und seine Fehler, von einem schrecklichen Monster entführt wurde. Obwohl die Geschichte „nur“ in Textform erzählt wird, geschieht dieses auf so anrührende Weise und mit stellenweise unheimlich tiefgehenden, philosophischen Anklängen, dass die Bücher den Vergleich mit aktuellen Cutcenes nicht nur nicht scheuen müssen, sondern ihn, was Klasse und Tiefe betrifft, locker für sich entscheiden.


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Nachdem man also die Reihe der Bücher passiert hat, die übrigens vor jedem neuen Level erneut die Geschichte weiter vertiefen, gelangt man durch eine weitere Tür in die eigentliche Spielwelt. Hier werden wir mittels eines kurzen Tutorials mit der Spielsteuerung vertraut gemacht und begegnet nach kurzer Zeit auch schon den ersten Rätseln. Die begehrten Puzzelteile sind nämlich genauso logischer, wie auch gemeiner Weise stets an Orten zu finden, die nur äußerst problematisch erreicht werden können.

Der zentrale Punkt der Rätsel, wie auch des Spieles, liegt dabei in der besondere Fähigkeit von Tim jederzeit die Zeit zurückdrehen zu können. Als Ergebnis davon kann Tim z.B nicht sterben. Einen Game Over Bildschirm werdet ihr folglich niemals zu Gesicht bekommen. Wer in in Loch gestürzt ist, oder von einem Monster aus dem Leben befördert wurde, dreht kurz einmal die Zeit zurück und passt das nächste mal einfach besser auf.



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Die zahlreichen Rätsel wiederum verlangen eine höchst einfallsreiche Nutzung der Zeitmanipulation. Manche Gegenstände sind z.B Imun gegen die Zeitumkehr und lassen sich somit an einen anderen Ort bringen oder in sonstiger Weise in eine neue Beziehung zu der Umgebung setzen, die euch dem ersehnten Puzzelstück näher bringt. Später im Spiel kann Tim sogar in einem begrenzten Bereich die Zeit verlangsamen, oder je nachdem ob er sich nach rechts oder links bewegt die Zeit vor- oder zurückspulen. Ihr seht, es gibt unzählige Effekte und Möglichkeiten, die euch dieses Element bietet.



Die Rätsel selbst sind übrigens hervorragend designed und verlangen meistens durchaus größere und verwinkelte Denkanstrengungen. Der Schwierigkeitsgrad kann allerdings manchmal etwas frustrierend sein, was größtenteils jedoch durch die wundervolle Grafik und Musik von Braid ausgeglichen wird.


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Sowohl die Grafik als auch die Musik verdienen an dieser Stelle übrigens eine besondere Erwähnung. Es hat wohl noch nie ein 2D Jump, Puzzle n‘ Run mit so einer einzigartigen Atmosphäre gegeben, wie Braid. Die unheimlich stimmungsvollen und wunderschön gezeichneten Level in Verbindung mit der zauberhaften, aber immer etwas traurigen Musik schaffen eine melancholische Stimmung wie sie wirklich einzigartig im Spielebereich ist. Oft möchte man am liebsten einfach nur, durch die Level wandern und die Musik und die Bilder bewundern. Einziger Kritikpunkt ist hier, dass die gesamte Umgebung, sobald sich Tim bewegt, sehr unscharf wird. Dieser Effekt kann manchmal etwas unangenehm sein.

Freunde des Nintendo Aushängeklempners werden übrigens eine frappierende Ähnlichkeit zwischen Mario-Spielen und Braid feststellen. Das Schloss mit den Bildern an der Wand erinnert an Mario 64, Tim muss eine Prinzessin retten - Mario kennt praktisch keinen anderen Zeitvertreib, zum Ende jedes Levels holen beide eine Fahne ein usw.. Die gewollten Ähnlichkeiten gehen übrigens sogar soweit, dass viele der Feinde aus Mario-Spielen auch bei Braid ihren Auftritt haben, als Beispiel seien nur die berühmten fleischfressenden Pflanzen genannt. Mit dieser Ähnlichkeit kokettiert Braid immer wieder auf sehr intelligente Art, nutzt aber auch wieder fast jede Möglichkeit um sie zu brechen. An der Stelle kann ich nur noch einmal sagen, dass es sich bei Braid wirklich um ein sehr intelligentes Spiel handelt, welches selbst was den Humor angeht, höchst vielschichtig ist. Von der Geschichte Tims und den Interpretationsmöglichkeiten natürlich ganz zu schweigen.


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Der Umfang von Braid ist mit nur 6 Leveln übigens zugegebenermaßen nicht sehr groß bemessen. Allerdings sind die 6 Level voller Qualität und die schweren Rästel werden euch stundenlang beschäftigen. Folglich auch hier Entwarnung. Wer das Spiel genießen möchte, sollte mindestens einen G4 oder Intel Mac ab 1Ghz mit 512 MB RAM sowie mindestens Mac OS X 10.4 sein Eigen nennen. An Grafikkarten werden ATI Radeon 9500, Nvidia GeForce 5900 und Intel GMA 950 sowie die entsprechend neueren Versionen unterstützt.

Andreas meint:

Andreas

Braid ist kein normales Spiel. Vielmehr stellt es einen Schnittpunkt zwischen Spiel und Kunst dar und ist somit absolut einzigartig auf dem Mac. Intelligente Rätsel, eine wunderbare, einzigartige Atmosphäre und ein innovatives Spieldesign vereinen sich hier in einem kleinen Meisterwerk, welches anspruchsvolle Unterhaltung garantiert.

Positiv

  • Wunderbare Musik und Grafik
  • Innovative Zeitmanipulation
  • Tiefgehende, teils philosophische Geschichte

Negativ

  • Umgebung wird bei Bewegung unscharf
Userwertung
8.2 1 Stimmen
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Braid Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit 2009
Vermarkter -
Wertung 7.8
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neXGam YouTube Channel
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