

(click to enlarge)
In einem Punkt ist das Spiel auf jeden Fall schon jetzt rekordverdächtig, nämlich in der Anzahl der präsentierten Disziplinen. Ganze 38, eingeteilt in sechs Kategorien, haben es in das Spiel geschafft, zumindest wenn man den nackten Zahlen blind vertraut. Denn das Ganze stellt natürlich eine gewisse Mogelpackung dar. Da Sportarten teilweise mehrmals mitgezählt wurden und sich andere bei ihrer spielerischen Ausführung viel zu ähnlich sind, um ohne schlechtes Gewissen doppelt gezählt zu werden. Aber darauf will ich erst später näher eingehen.
Erst einmal möchte ich kurz die verschiedenen Spielarten vorstellen, die SEGA für uns eingebaut hat. Beginnen sollte man natürlich beim Training, der sinngemäßen ersten Anlaufstelle. Aber auch wenn ihr ansonsten diesen Punkt auslasst und als unsinnig betrachtet - tut euch selber einen Gefallen und nutzt diesen hier von Anfang an ausgiebig. Man kann sich zwar vor jedem Wettbewerb eine kurze theoretische Einführung geben lassen, aber glaubt mir, ohne entsprechende Übung habt ihr bei den meisten Disziplinen keine Chance. Denn trotz der überall vorhandenen Minimalistik in der Steuerung kann man leider keineswegs von Einsteigerfreundlichkeit sprechen, womit das Spiel auch direkt mal als Partykracher flach fällt. Was hauptsächlich am oft benötigten und unnötig komplizierten Timing liegt, aber auch teilweise an der etwas bockigen und verzögerten Steuerung in manchen Disziplinen.


(click to enlarge)
Aber mal ganz davon abgesehen ist das notwendige Training nicht der einzige Grund, sich hier aufzuhalten. Denn nur die hier erzielten Ergebnisse werden in Highscorelisten eingetragen und mit denen der anderen weltweit agierenden Spieler verglichen. Wobei die anfängliche Freude darüber doch recht schnell einen ordentlichen Dämpfer bekommt, trüben doch unzählige Cheater das eigentliche Vergnügen, die mit Fabel-Rekorden die ersten Stellen blockieren. Oder sollten wirklich 1.000 Meter beim Weitsprung möglich sein? Oder über eine Million Punkte beim Turmspringen? Das darf dann wohl doch eher bezweifelt werden. Hoffentlich schiebt SEGA dem bald einen Riegel vor, denn die momentanen Zustände führen das Ganze ad absurdum.


(click to enlarge)
Hat man sich trotz aller widrigen Umstände so ausreichend auf den harten Alltag eines Sportlers vorbereitet, gibt es zwei Möglichkeiten, seine Fähigkeiten ausgiebig zu testen. Die Entscheidung hängt hauptsächlich davon ab, ob man alleine spielen möchte oder doch lieber in Gesellschaft. Wir gehen aber auf jeden Fall erst einmal kurz auf den Multiplayer-Modus ein, der sich hinter dem Punkt Turnier verbirgt. Hier kann man sich, wie der Name schon sagt, Turniere aus den einzelnen Disziplinen zusammenstellen und gegen bis zu acht Leuten spielen. Dabei ist es egal, ob ihr über Split-Screen an einer Konsole, über System-Link an mehreren, oder per Xbox-Live über das Internet spielt, das Spiel bleibt das gleiche, nur die Anzahl der möglichen Spieler schwankt. Doch erwartet hier kein wirkliches Turnier im eigentlichem Sinne, denn es werden einfach nur die ausgewählten Disziplinen aneinander gereiht und mit einer Gesamt-Ergebnisstabelle verbunden. Nicht einmal für einen vernünftigen Abschluss mit Siegerehrung hat es gereicht. Trotzdem stellt sich hier, dank der Möglichkeit, sich die Sportarten frei auszusuchen und sich darin mit seinen Freunden zu messen, erwartungsgemäß der meiste Spielspaß ein.


(click to enlarge)
Dagegen kommt der Single-Player-Part naturgemäß nicht wirklich an, der mit dem so genannten Olympia-Modus vertreten ist. Selbiger soll eigentlich auch das Herzstück des Spieles darstellen (ich unterstreiche jetzt schon einmal im voraus das Wörtchen "soll", aber lest ruhig erst einmal weiter). Hier durchlebt man den kompletten Olympia-Ablauf mit all seinen Qualifikationen und Finales am eigenen Leib. Wobei man an jedem Tag vor eine neue Aufgabe gestellt wird, will heißen, an bestimmten Disziplinen teilnehmen und vorgegebene Resultate erzielen muss. Dabei bekommt man für das Erledigen dieser und anderer Aufgaben Punkte, mit denen man sein Team in wichtigen Attributen verbessern kann. Wobei das wohl das falsche Wort ist, denn man bringt sie eigentlich auf das Normalniveau, auf dem sie in den anderen Modi von Anfang an sind. Dieser Modus setzt dabei natürlich voraus, dass man die meisten Disziplinen halbwegs beherrscht und darin fit ist, denn ohne die Erfüllung der Vorgaben heißt es ganz schnell 'Game Over'.


(click to enlarge)
Leider war es das damit auch schon mit den Erweiterungen, denn ansonsten ist der Modus in allen wichtigen Punkten mit den anderen identisch. Man darf sich dabei also ernsthaft fragen, wie ein kurzes Intro, ein oberflächliches Skill-System und eine gesichtslose Mannschaft motivieren soll, sich durch alle Disziplinen mit ihren teilweise langweiligen, frustrierenden und eintönigen Sportarten zu quälen und das auch noch ohne den Bonus eines Multiplayers. Da hätte man lieber komplett darauf verzichten und etwas mehr Mühe in den Mehrspieler-Part des Spieles stecken sollen.
Damit ihr versteht, worin meine Probleme bei den einzelnen Sportarten liegen, will ich nun etwas ausführlicher darauf eingehen. Selbige lassen sich grob in drei Kategorien einteilen. Zum einen wären das die so genannte und gefürchtete Gruppe der Button-Smasher-Disziplinen, bei der es sich auch leider um die größte Gruppe handelt. Hier kommt es nur auf eines an, möglichst schnell und oft vorgegebene Tasten zu drücken oder die Analogsticks kreisen zu lassen. Wobei sich für mich hierbei der Spielspaß nicht ganz erschließt, denn seit dem seeligen Track & Field, das inzwischen schon über 20 Jahre auf dem Buckel hat, hat sich das Spielprinzip nicht weiter entwickelt und bietet auch kaum Möglichkeiten zur eigenen Verbesserung. Hierunter fallen fast alle Lauf-, Sprung-, Schwimm- und Wurfdisziplinen. Natürlich mit kleinen Abwandlungen, da man bei einigen noch die großartige Aufgabe hat, einen oder mehrere Knöpfe im richtigen Moment zu drücken. Herausforderung pur sozusagen. Aber auch öfter mal Frust pur,,, spätestens dann nämlich, wenn man anschließend noch im Bruchteil einer Sekunde die Vorgabe treffen muss, da das Ganze ansonsten in einem nicht gewerteten Foul endet.


(click to enlarge)
Vor allem das Speerwerfen ist so einfach nur unspielbar, da man hier zuerst mit A+B beschleunigt, danach schnell den linken Stick nach rechts bewegen muss, um ihn anschließend im richtigen Winkel wieder nach vorne zu drücken und das innerhalb von Sekunden. Wie soll das bitte bei einem Joypad funktionieren, ohne sich die Finger zu verknoten? Ein anderes Negativ-Beispiel wäre das Hürdenlaufen, das unter einer argen Verzögerung krankt, denn der Läufer springt nicht direkt auf Knopfdruck, sondern erst etwa eine Sekunde später, was das Ganze zu einer gewissen Glückssache macht.
Die Krönung der Langeweile stellt allerdings das Radrennen da, bei dem man anfangs die beiden Trigger so schnell wie möglich drücken muss, um Geschwindigkeit aufzubauen. Um danach den rechten Stick kreisen zu lassen, um die Geschwindigkeit zu halten. Das ist ja bis hierhin auch noch in Ordnung, da man die Bewegung der Beine praktisch nachzeichnet. Aber so etwas macht doch keiner freiwillig mehrere Minuten mit, so lange dauern die 16 Runden nämlich.
Ein halbwegs gelungenes Beispiel sind die Schwimmdisziplinen, bei denen man zuerst mit dem rechten Trigger abspringt und dann durch kreisende Bewegungen des rechten Analogsticks, den Sportler schwimmen lässt. Zwar unterscheiden sich die vier Disziplinen innerhalb dieser Sportart nur durch die Richtung der Kreisbewegung, trotzdem stellen selbige meiner bescheidenen Meinung nach den Höhepunkt dieser Kategorie dar. Auch wenn der aufmerksame Leser sicherlich schon bemerkt hat, dass sie mit der Steuerung des Radfahrens fast identisch ist.


(click to enlarge)
Die zweite Gruppe wären die, nennen wir sie einfach mal so, Nachzeichner. Bei denen man vorgegebene Knöpfe zum richtigen Zeitpunkt betätigen oder die Analogsticks entsprechend der Vorgabe bewegen muss. Zu dieser Gruppe gehört das Turmspringen und einige Turnsportarten wie zum Beispiel das Bodenturnen, bei dem wir einem Turner bei seiner Kür begleiten. In bestimmten Abständen erscheinen nun vor ihm die Abbildungen bestimmter Tasten, die wir drücken müssen, sobald er sie erreicht. Umso besser unser Timing dabei, umso mehr Punkte bekommen wir anschließend von den Wertungsrichtern. Leider hat das erfolglose oder erfolgreiche Drücken dabei keinerlei Auswirkungen auf die grafische Darstellung der Kür, der Sportler macht also unbeirrt weiter, egal wie gut oder wie schlecht wir sind.


(click to enlarge)
Ein weiteres Beispiel wäre das Turmspringen, bei dem ein Kreis mit einem sich bewegenden Punkt um den Sportler erscheint. Unsere Aufgabe ist es nun, den Analogstick entsprechend des Punktes mit zu bewegen. Leider unterscheiden sich die unterschiedlichen Tricks dabei nur durch die Geschwindigkeit und die Richtung des Punktes und auch hier können wir keinerlei sichtbaren Einfluss auf die Ausführung des Tricks nehmen. So dass man zusammenfassen kann, dass das sicherlich vorhandene Potential auch hier leichtsinnig verschenkt wurde, da die Aufgaben viel zu abwechslungsarm, einfach und langatmig ausgefallen sind.


(click to enlarge)
Die dritte Kategorie sind die Disziplinen, die nicht in die anderen beiden passen. Hier finden sich ein paar wirkliche Highlights, aber leider auch genauso ein paar Totalausfälle. Wie zum Beispiel das Kajakfahren, das zwar mit einer relativ freien Steuerung aufwarten kann, aber dummerweise absolut unspielbar ist - so verkorkst ist die Steuerung und so witzlos die Physik. Eine weiteres Negativ-Beispiel wäre Tischtennis, hier wurde das Gameplay so weit reduziert, dass das Ganze zu einer simplen Knöpfchendrückerei verkommen ist. Zwar kann man sich auch hier relativ frei bewegen, aber warum sollte man, wenn man sich damit nur das Leben unnötig schwer macht? Es reicht, einfach auf der Stelle stehen zu bleiben und den Knopf zu drücken, sobald der Ball in der Nähe ist.


(click to enlarge)
Aber um zu zeigen, das ich nicht nur meckern kann und es auch etwas Positives zu berichten gibt, will ich noch auf zwei gut gelungene Disziplinen eingehen. Zum einen wäre dies das Tontaubenschießen. Hier steuert man ein Fadenkreuz über einen festgelegten Zielbereich, gibt bei Bereitschaft mit X den Befehl, die Tontaube abzufeuern, folgt ihr ein Stück, um die Geschwindigkeit anzugleichen und feuert dann im hoffentlich richtigen Moment mit dem rechten Trigger. Aber auch das Bogenschießen weiß zu gefallen, hier spannt man durch das Zurückziehen des rechten Analogsticks den Bogen und durch das Loslassen desselben schießt man den Pfeil auf das Ziel. Dabei sollte man aber den Wind im Auge behalten, ansonsten geht das Ganze nämlich ganz schnell daneben. Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, ist hier die Steuerung einfach und intuitiv, benötigt aber trotzdem eine gewisse Fingerfertigkeit und Übung, um sie perfekt zu beherrschen. Also eigentlich genau so, wie es sein soll. Schade, dass das eigentlich einleuchtende Prinzip nur bei so wenigen Sportarten vernünftig angewendet wurde, denn ansonsten hätte das Spiel eine richtige Bombe werden können.


(click to enlarge)
Hier aber trotzdem noch einmal die komplette Liste der präsentierten Sportarten. Übergeordnet aufgeteilt durch meine Kategorien und dann noch einmal unterteilt durch die des Spieles:
Button-Smashing:
Bahn: 100m, 200m, 400m, 800m, 1500m, 100m+110m Hürden
Feld: Stabhochsprung, Weitsprung, Dreisprung, Kugelstoßen, Diskuswerfen, Speerwerfen
Turnen: Barren, Sprung
Schwimmen: 50m Freistil, 100m Rücken, 100m Schmetterling, 100m Brust
Sonstiges: Radrennen, Gewichtheben
Nachfahren:
Feld: Hochsprung, Hammerwerfen
Schwimmen: 3m+10m Turmspringen
Turnen: Ringe, Bodenturnen, Schwebebalken, Stufenbarren
Sonstiges: Judo
Der Rest:
Schießen: Taubenschießen, 10m Luftpistole, 25m Schnellfeuerpistole
Sonstiges: Tischtennis, Kajak, Bogenschießen
Traurig, dass es SEGA nicht geschafft hat, das Gameplay seit dem über 20 Jahre altem Track & Field nennenswert weiter zu entwickeln. Denn auch hier kommt es bei den meisten Sportdisziplinen nur darauf an, monoton und mit irrem Tempo auf Knöpfe zu hämmern oder die Analogsticks zu bewegen. Das hat vielleicht in den Anfangstagen dieser Spiele funktioniert und motiviert, aber heutzutage kann man dann doch zum Glück etwas mehr erwarten. Hinzu kommt, dass sich viele Disziplinen viel zu ähnlich steuern, einige total einschläfernd sind oder im Extremfall ganz unspielbar daher kommen. Genauso nervt die Lieblosigkeit des Multiplayer-Modus und die Einfalls- und die Konsequenzlosigkeit des Olympia-Modus, dem selbst ernannten Herzstück des Spieles. Also ist nicht nur der Singleplayer absolut unbrauchbar, sondern auch der Multiplayer nur eingeschränkt empfehlenswert. Da gibt es wirklich haufenweise bessere Alternativen.