
Als wäre das Thema „zweiter Weltkrieg“ in Videospielen nicht schon oft genug behandelt worden, schickt uns Eidos mit Battlestations Pacific erneut in den Kampf. Im Gegensatz zu den meisten WW2-Games geht es dieses Mal aber nicht per Ego-Perspektive in die Normandie oder nach Russland sondern als Kommandeur einer ganzen Streitmacht in den pazifischen Raum. Grundlage des Spiels bildet der Konflikt der Japaner mit den vereinigten Staaten, welcher wie bekannt sein sollte mit dem verheerenden Angriff der japanischen Armee auf Pearl Harbour am 07. Dezember 1941 seinen Anfang nahm. Resultierend daraus entbrannte ein See- und Luft-Krieg, der den ganzen Südpazifik erschütterte… Und genau an dieser Stelle setzt die Handlung von Battlestations Pacific ein.
Wir schlüpfen entweder in die Rolle der USA oder des Kaiserreichs Japan, wobei uns das Spiel zwei getrennte Kampagnen bietet die aber auch parallel zueinander gespielt werden dürfen. In insgesamt 28 umfangreichen Missionen kämpfen wir um die Vorherrschaft im pazifischen Ozean. Was uns aber auch schon zum ersten Kritikpunkt kommen lässt. Eine richtige Story bietet Battlestations Pacific nämlich gar nicht, die Missionen und Aufträge sind kunterbunt und ohne erkennbaren Zusammenhang aneinandergereiht, was natürlich auch Zweifel an der historischen Glaubwürdigkeit der einzelnen Schlachten aufkommen lässt. Aber sei´s drum, Hauptsache es fliegen ordentlich die Fetzen und davon sind wir nach dem atemberaubend inszenierten Introvideo auch voll und ganz überzeugt.

Wie schon im Vorgänger setzt sich das Gameplay des Titels zu gleichen Teilen aus Action- und Strategie-Elementen zusammen und erfindet das Rad nicht neu. In einem kurzen Missions-Briefing bekommen wir unseren Auftrag erklärt und werden durch kleinere Zwischensequenzen schon einmal auf den bevorstehenden Kampf eingestimmt. Bei Missionsbeginn werfen wir einen Blick auf die taktische Übersichtskarte, auf der wir unsere Einheiten positionieren und befehligen können. Das Zusammenfassen einzelner Flottenverbände oder Flugzeuge stellt kein Problem dar und der Einstieg ins Spiel wir dank eines umfangreichen Tutorials auch Genre-Neulingen nicht schwer fallen. Das Spielprinzip besteht einfach ausgedrückt darin alle gegnerischen Einheiten auf dem Bildschirm zu vernichten, natürlich immer mit anderem Hintergrund… So müssen Luftkämpfe ausgetragen, Flugzeugträger und Kriegsschiffe beschützt –bzw. zerstört oder bestimmte Ziele auf kleineren Inseln erfüllt werden. Innerhalb der Missionen übernehmen wir übrigens die verschiedensten Rollen. Gerade sind wir noch als Pilot unterwegs und holen feindliche Jäger vom Himmel, schon sitzen wir an Bord eines U-Boots und schicken Torpedos in Richtung der feindlichen Schlachtschiffe oder steuern einen riesigen Zerstörer.
Hierbei gestaltet sich das Missionsdesign zwar einigermaßen abwechslungsreich, wiederholt sich aber auf Dauer doch zunehmend. Die fehlende Abwechslung zieht sich leider durch viele Bereiche des Spiels was wohl in erster Linie an den eigentlichen „Schlachtfeldern“ liegt. Diese bestehen nämlich größtenteils aus dem offenen Ozean, weswegen wir auch keine Bodentruppen befehligen dürfen. Lediglich beim Einnehmen diverser Inseln bekommen wir unsere Infanterie zu Gesicht und dürfen sie aus der Luft unterstützen.

Was Battlestations Pacific von anderen RTS-Spielen unterscheidet ist die Tatsache dass wir selbst ins Cockpit unserer Kampfflugzeuge oder am Steuer von Ozeanriesen und U-Booten Platz nehmen dürfen. Das heißt wir geben nicht nur passiv den Befehl zum Angriff und lassen unsere Truppen auf den Gegner los, sondern springen per Knopfdruck selbst ins Geschehen. So steuern wir z.B. unsere Jagdflieger ähnlich wie in Tom Clancy´s H.A.W.X oder Blazing Angels 2. Ähnlich heißt in diesem Fall in der selben Ansicht, denn mit der Komplexität der genannten Action-Titel hat Battlestations Pacific nur wenig gemein. Auf Realismus wurde nicht besonders viel Wert gelegt und vor allem die Flugzeuge steuern sich sehr arcadelastig. Das macht das Spiel zwar dynamischer und einfacher zu bedienen, aber leider fehlen dadurch auch die Möglichkeiten besondere Manöver auszuführen wodurch sich sowohl die Luft- als auch die ziemlich trägen Seekämpfe sehr ähnlich spielen, was dem Spielspaß nicht unbedingt zugute kommt.

Beim Verlassen der taktischen Übersicht finden wir uns also mitten im Getümmel wieder und dürfen per Steuerkreuz jederzeit zwischen einzelnen Einheiten und Flottenverbänden hin und her springen. Das funktioniert recht komfortabel und sobald unsere aktuell gewählte Einheit abgeschossen wird oder sich in einer schlechten Angriffsposition befindet, wird einfach zur nächsten gewechselt. Am Anfang einer Mission haben wir ein gewisses Truppenkontingent zur Verfügung, haben wir dieses verheizt heißt es Game Over. Im späteren Spielverlauf erhalten wir stärkere Einheiten und auch ihre Anzahl erhöht sich zunehmend, wodurch wir schon nach kurzer Zeit über eine beachtliche Flottenstärke verfügen. Das ist auch nicht ganz unwichtig, denn um den unzähligen feindlichen Schiffen und Flugzeugen Herr zu werden ist neben einer großen Auswahl an Einheiten auch die passende Bewaffnung unerlässlich.
Einen gegnerischen Zerstörer mit dem MG eines Jagdfliegers anzugreifen ist zum Beispiel nur selten von Erfolg gekrönt, anders sieht es da schon mit den Bordgeschützen der eigenen Fregatte oder den Torpedos eines U-Bootes aus. Alternativ können wir auch mit unseren Bombern einen Angriff auf das Schiff fliegen um es fachgerecht in seine Einzelteile zu zerlegen. Taktisches Denken ist also unumgänglich, wobei wir natürlich auch einfache Angriffs- bzw. Rückzugbefehle geben, unsere beschädigten Kriegsschiffe reparieren lassen oder die Bewaffnung der Jäger und Bomber auswählen können. Das hin- und herschalten zwischen der strategischen Karte und dem Cockpit der einzelnen Einheiten funktioniert ausgezeichnet und lässt eine interessante Art der virtuellen Kriegsführung zu. Im Vergleich zu reinrassigen Strategiespielen sind die hier gegeben Möglichkeiten insgesamt zwar etwas begrenzt, sollten aber bei weitem ausreichen um auch die Hobby-Taktiker unter euch zufrieden zu stellen. Kenner des Genres sollten allerdings tunlichste den Rekrut-Schwierigkeitsgrad vermeiden, da einem der Sieg hier doch etwas zu leicht gemacht wird. In den beiden höheren Schwierigkeitsgraden entstehen dagegen durchaus anspruchsvolle Gefechte mit intelligent agierenden Feinden und Mitstreitern.

Die einzelnen Schlachten sind recht weiträumig ausgefallen und erstrecken sich über etliche Ozean-Meilen, das lässt zwar viele Freiheiten zu, sorgt teilweise aber auch für nicht zu unterschätzende Orientierungsschwierigkeiten. Die Übersicht geht gern mal verloren und da ist es auch nicht sonderlich hilfreich dass der der gesamte Bildschirm voll mit Zeichen, Anzeigen und blinkenden Symbolen ist. Ohne eine gewisse Einarbeitungszeit ist es so gut wie unmöglich alle eingehenden Befehle korrekt auszuführen und die eigene Flotte wunschgemäß zu dirigieren. Battlestations Pacific ist ein typischer Easy to Lern – Hard to Handle-Kandidat. Während die Steuerung der einzelnen Einheiten von Anfang an sehr einsteigerfreundlich ausgefallen ist, sorgen vor allem die später immer umfangreicher werdenden taktischen Möglichkeiten für den ein oder anderen Blick ins Handbuch.
Bei der Präsentation haben die Entwickler im Vergleich zum Vorgänger deutlich zugelegt. Bombastisch inszenierte See- und Luftgefechte mit vielen Einheiten, imposante Explosionen, Torpedoeinschläge, Rauchsäulen, Flugzeugabstürze und unzählige Effekte… Der nahezu fotorealistisch wogende Ozean samt Horizont, schöne Sonnen- und Lichteffekte und eine äußerst plastisch wirkende Wolkendecke die sogar hin und wieder von Gewittern zerrissen wird... Ja, Battlestation Pacific sieht gut aus und sorgt vor allem in den hervorragend gemachten Zwischensequenzen für ein grandioses Mitten-Drin-Gefühl. Auch die knapp 100 verschiedenen Einheiten, bestehend aus Flugzeugen, Kriegsschiffen und U-Booten sind schön modelliert und wirken sehr authentisch. Leider ist nicht alles Gold was glänzt, denn spätestens wenn wir im Tiefflug über das Meer gleiten, stechen die ersten klobigen Soldaten und Matschtexturen auf Schiffen, Flugzeugträgern und auch an Land ins Auge. Dazu gesellen sich sporadische Pop Up´s und Clipping-Fehler. Der gute optische Gesamteindruck lässt sich von diesen Peanuts aber nicht weiter beeindrucken und ist absolut gelungen.

Soundtechnisch gibt sich der Titel keine Blöße und verwandelt bei eingeschalteter Surround-Anlage das gesamte Zimmer in einen Kriegsschauplatz. Knatternde Maschinengewehre und Flak-Geschütze, Detonationen, Kriegslärm und die sehr realistisch wirkende Geräusche der einzelnen „Fahrzeuge“ werden von epischen Orchester-Klängen und passender Hintergrundmusik unterlegt. Obwohl die englische Original-Tonspur einen Tick besser klingt, gibt es an der deutschen Synchronisation nichts auszusetzen.
Neben der Singleplayerkampagne bietet Battlestation Pacific natürlich auch einen Multiplayermodus, der wohl auch der Garant für den Wiederspielwert des Spiels sein dürfte. In insgesamt fünf verschiedenen Mehrspielermodi darf online mit bis zu acht Freunden oder offline gegen KI-Gegner angetreten werden. Beim Geleitschutz ist das oberste Ziel das Beschützen einer ausgewählten Einheit während der Feind natürlich versucht eben jene zu zerstören, der Modus Belagerung lässt uns je nach Einstellung eine Insel halten oder eine besetzte Insel erobern. Im Wettkampf sind alle Spieler auf der selben Seite und kämpfen gegen die KI, wer die meisten Abschüsse hat, gewinnt. Beim Duell wird mit bestimmten Einheiten in mehreren Runden gegeneinander angetreten, das Team mit den meisten Punkten gewinnt. Zu guter letzt gibt es noch den Modus Inseleroberung, in dem es wie der Name schon sagt darum geht bis zum Ende der Runde mehr Inseln zu erobern als der Feind. Der Mehrspielermodus wurde gut umgesetzt und sorgt vor allem mit menschlichen Mitspielern für spannende Gefechte. Offline gegen den computergesteuerten Gegner anzutreten empfiehlt sich aber eigentlich nur zu Übungszwecken, im Gegensatz zur Singleplayerkampagne lässt die Intelligenz der KI-Einheiten im Multiplayermodus nämlich etwas zu wünschen übrig.
Battlestations Pacific einzuordnen fällt nicht ganz leicht, die Kombination aus Strategiespiel und Echtzeit-Action wird sicher nicht jedem liegen. Fans des Vorgängers können bedenkenlos zuschlagen, sollten aber keine großartigen Innovationen erwarten. Am Spielprinzip hat sich so gut wie nichts geändert. Dank der deutlich besseren Optik, der etwas vereinfachten Steuerung und dem unterhaltsamen Multiplayermodus lässt sich der Titel aber dennoch als gelungene Weiterentwicklung bezeichnen. Spieler die actionreiche Kämpfe erwarten werden allerdings nur bedingt glücklich, dazu spielen sich vor allem die Seeschlachten viel zu träge. Die Einzelspielerkampagne bietet leider keine zusammenhängende Storyline und schickt uns nur von einer Schlacht in die nächste, was den Titel einiges an Atmosphäre kostet. Abschließend bleibt zu sagen dass die Mischung aus RTS und Arcade-Action zwar wieder aufgeht, aber immer noch nicht ausreicht um den Wertungsthron für sich zu beanspruchen.