
Nachdem ich mein Master System angeworfen und kurz den Startbildschirm beäugt hatte, war mir sofort klar, dass das hier nichts für Auto-Save-Gamer wird. Stattdessen haben wir es unverkennbar mit einem Vertreter aus der guten alten Zeit der Shooter zu tun: Optionen gibt es nicht und wer nach Passwort- oder gar Savekomfort sucht, wird höchstens mit einem imaginären Hohnlachen aus der Richtung des Moduls belohnt. Tja so siehts aus.. Dann mal tapfer auf den Startknopf gedrückt und auf in den Kampf.
Wer einmal einen Vertikalshooter gespielt hat, dürfte auch auf Anhieb mit Astro Warrior zurecht kommen. Man steuert ein kleines Raumschiff, dem sich Horden von Feinden aus obiger Richtung, in mehr oder weniger vorhersehbaren Angriffsmustern entgegenstellen und die man tunlichst abknallen sollte..

Weil das Wort „Gegnerhorden“ hier übrigens stellenweise höchst wörtlich zu nehmen ist und unser kleines Raumschiff zu Beginn außerordentlich schwachbrüstig und so agil wie ein mittelgroßer LKW daher kommt, gibt es, den Entwicklern sei Dank, zahlreiche Upgrades, die das Leben als Ein-Mann-Armee bedeutend erleichtern.
So können zwei Schussupgrades an euer Raumschiff angedockt werden. Das erste verdreifacht eure Feuerkraft, das zweite bringt euch in den Genuss einer Panzerplatten durchschießenden, alles mit einem Schuss killenden Laserwaffe. Die Tatsache, dass ein solcher Andockvorgang irreversibel ist, stört übrigens nicht besonders, da man, sobald man im Besitz der Laserwaffe ist, einfach keine andere Waffe mehr haben möchte.

Es darf übrigens nicht nur an der Waffenfront verbessert werden. Zusätzlich kann auch dem trägen Antrieb Beine gemacht werden... und glaubt mir, der hat es echt nötig! Ohne Upgrades tuckert euer Raumschiff nämlich dermaßen erbärmlich durch den Weltall, dass dagegen jedes Mofa wie eine hochgezüchtete Rennmaschine wirkt. Um die Situation zu verbessern können Geschwindigkeitsupgrades aufgesammelt werden, die, man höre und staune, die Geschwindigkeit eures Raumschiffes erhöhen. Meine persönliche Einschätzung ist übrigens, dass das Raumschiff in der höchsten Geschwindigkeitsstufe wesentlich schlechter zu kontrollieren ist, als in einer mittleren Aufbaustufe. Das aber nur am Rande.
Zusätzlich zu den Upgrades für euer Raumschiff können noch zwei kleine, unzerstörbare Satelliten aufgesammelt werden, die mit der selben Bewaffnung ausgestattet sind wie euer Raumschiff. Sobald man die Laserwaffe sein eigen nennt, hat man also eine ziemliche Feuerkraft zur Verfügung.
So ausgestattet metzelt man sich jetzt fröhlich durch den Level, bis man dem ersten Endgegner begegnet. Ein größeres Raumschiff namens Zanoni. Der Junge stellt nun wirklich kein großes Hindernis da und man findet sich relativ schnell im zweiten Level wieder. Hier heist es dann von neuem durchballern, Bossgegner killen ect.
Same procedure nochmal für Level 3, doch was ist das? Statt eines weiteren Levels, startet das Spiel einfach wieder in Level eins. Also das ist jetzt wirklich krass. Ein Vollpreisspiel für damals fast 100 Mark und nach dem dritten Level setzt eine Endlosschleife ein. Zugegebenermaßen schießen einige Gegner jetzt um sich, die euch im ersten Durchgang noch mit Missachtung gestraft haben, manche Feinde sind auch schneller, das war es dann aber auch schon an Neuerungen. Der Spielspaß geht folglich ziemlich in den Keller und es bleibt nichts anderes übrig als eine eher langweilige Highscorejagd. Sowas hätte nicht sein müssen. Gerade wenn man die drei Level und die zahlreichen, einfallsreichen Gegnertypen betrachtet, wird nämlich offensichtlich, dass hier wirklich viel Kreativitätspotential vorhanden war.
Vielleicht noch ein Wort zu dem Schwierigkeitsgrad. Ich hatte vor meiner Testsession eigentlich einen knochenharten 80er Shooter erwartet. Der Schwierigkeitsgrad hält sich jedoch, zumindest während des ersten Durchganges in angenehmen Grenzen. Diese Tatsache ändert sich mit dem zweiten Durchgang hingegen erheblich. Voll Upgegradet kommt man zwar immer noch recht gut voran, sobald jedoch ein Leben und somit alle Upgrades verloren worden sind, sieht es ziemlich düster aus. Meistens war ich in solchen Fällen dann nicht mehr in der Lage, lange genug zu überleben, um wieder einige Upgrades zu ergattern. Eine etwas bessere Spielbalance wäre also mehr als angesagt gewesen.
Technisch betrachtet ist Astro Warrior, obwohl es ein eher früher Master System Titel ist, durchaus ansehnlich. Es gibt kaum Spriteflackern und alles sieht schön flüssig und bunt aus. Gerade die vielen Gegnertypen gefallen mit ihren abwechslungsreichen und schönen Zeichnungen. Die Sound-Seite geht ebenfalls voll in Ordnung. Hervorzuheben sind hier besonders die fetzenden Zerstörungssounds der Laserwaffe. Da macht das ballern gleich nochmal so viel Spaß.
Astro Warrior ist wieder so ein Titel, bei dem ich mir an den Kopf fasse und mich frage, warum die Entwickler so einen Mist gebaut haben. Die drei Level sind wirklich richtig gut. Die Gegner sind abwechslungsreich, der Schwierigkeitsgrad während des ersten Durchgangs angenehm. Alles super. Warum sie sich dann entschlossen haben, einfach eine Endlosschleife zu setzen ist mir ein Rätsel. So ist das Spiel leider nur etwas für Highscore Jäger.