Silent Hill F im Test

PlayStation 5XboxSeriesSX

Silent Hill F wurde am 25. September 2025 für PlayStation 5, Windows und Xbox Series X/S veröffentlicht und hat seit der Veröffentlichung für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Das liegt nicht nur am ungewöhnlichen Setting des Spiels, sondern auch an dem Gameplay, dass sich von den bisherigen Spielen der Reihe deutlich unterscheidet. Aber alles der Reihe nach.

Silent-Hill-F-31Die lange Durststrecke für Silent-Hill-Fans ist endlich vorbei. Nach Jahren der Stille und gescheiterten Projekten wagt Konami mit Silent Hill F einen mutigen Neuanfang, der die Serie in völlig unbekanntes Terrain führt. Das Spiel spielt im Japan der 1960er Jahre in der fiktiven ländlichen Stadt Ebisugaoka, weit entfernt vom vertrauten amerikanischen Setting der Vorgänger. Diese geografische und kulturelle Verschiebung ist mehr als nur Kulisse – sie durchdringt jede Faser des Spiels und schafft eine Atmosphäre, die sich zugleich vertraut und beunruhigend fremd anfühlt.

Die Protagonistin ist Hinako Shimizu, eine Highschool-Schülerin, deren ruhiges Leben gestört wird, wenn der Nebel hereinkriecht und die Welt sich in ein albtraumhaftes Spiegelbild ihrer selbst verwandelt. Wir erleben eine Geschichte, die sich tief in die psychologischen und gesellschaftlichen Abgründe des damaligen Japans gräbt. Die Narrative stammt von Ryukishi07, dem gefeierten Autor hinter Higurashi und Umineko, und das merkt man in jeder verstörenden Wendung. Die Story verwebt das Schöne mit dem Grotesken auf eine Art, die für Silent Hill zwar charakteristisch ist, aber durch die japanische Linse eine völlig neue Dimension erhält.

Silent-Hill-F-14Ein Großteil des psychologischen Horrors in Silent Hill F entspringt dem Druck auf die Protagonistin Hinako, erwachsen zu werden, besonders wenn es um die Erwartungen der 1960er Jahre an junge Frauen in Japan geht. Die allgegenwärtigen Radionachrichten, Mädchenmagazine und Tagebucheinträge kreisen um gesellschaftliche Vorstellungen vom Wert der Frau in Bezug auf Ehe und Hausarbeit. Diese thematische Tiefe hebt das Spiel über bloße Schockmomente hinaus und verleiht dem Horror eine bedrückende Authentizität.

Visuell ist Silent Hill F ein Fest der verstörenden Ästhetik. Die ikonischen dualen Realitäten von Silent Hill – die „Nebelwelt" und die „Anderswelt" – werden mit einer völlig neuen, von japanischem Horror inspirierten Ästhetik dargestellt, die zugleich verstörend und schön ist. Die Kreaturendesigns von Künstler kera verschmelzen traditionelle japanische Horrorelemente mit der grotesken Ikonografie der Serie und schaffen Wesen, die in ihrer verstörenden Fremdartigkeit schwer zu vergessen sind. Die roten Spinnenlilien, ein wiederkehrendes Motiv, das in der japanischen Kultur den Tod symbolisiert, durchziehen das Spiel wie eine blutige Prophezeiung.

Musikalisch setzt das Spiel auf die Expertise von Akira Yamaoka, dem Komponisten der klassischen Silent-Hill-Titel, zusammen mit Kensuke Inage. Die Soundlandschaft ist eine meisterhafte Mischung aus alter japanischer Hofmusik und modernen Ambient-Klängen, die Qual, innere Konflikte und Angst vermitteln. Der Sound allein schafft es, selbst in ruhigen Momenten eine konstante Grundspannung aufrechtzuerhalten. Man erwischt sich oft, dass man einen der fabelhaft designten Feinde in der Ecke erwartet und dieser dann doch an anderer Stelle auf den Spieler lauert. Ein knisterndes Radio, wie man es von älteren Spielen der Reihe her kennt, wenn man in die Nähe von Feinden kommt, gibt es nicht. Dafür eine ständige Atmosphäre zum wohligen Unwohlsein, wie man es nur selten von der Serie gesehen hat. Und lasst euch nicht täuschen: Feinde findet ihr in Ebisugaoka zuhauf, und die wenigsten Kreaturen sind euch freundlich gesinnt. 

Silent-Hill-F-11Doch hier kommt der große Knackpunkt: das Kampfsystem. Das Spiel verfügt über einzigartigen Kampf, bei dem die Begegnungen so herausfordernd sind wie die Hindernisse, die Hinako im Leben überwinden muss, mit stärkerem Fokus auf Nahkampf und actionorientierterem Gameplay im Vergleich zum Silent Hill 2-Remake. Diese Entscheidung hat die Community gespalten. Anstelle eines Waffenarsenals verlässt sich Hinako auf improvisierte Waffen wie Speere und Klingen, was jede Begegnung angespannt macht. In der Theorie sollte das die Verzweiflung und Hilflosigkeit verstärken – in der Praxis fühlt es sich für viele Spieler jedoch eher frustrierend als beängstigend an, da die Kämpfe vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden, durchaus fordernd sind. Was ebenfalls neu ist: Eure Waffen können nach einigen Hieben zerbrechen, sofern ihr sie nicht wieder repariert. Manche Waffen verschleißen dabei schneller als andere und Reparaturkits sind rar gesät, von daher müsst ihr überlegen, welchen Feinden ihr gegenübertretet und welchen ihr lieber aus dem Weg geht.

Die Entwickler haben betont, dass die Kampfmechanik metaphorisch für Hinakos innere Kämpfe steht, doch nicht jeder Spieler empfindet diese Design-Philosophie als gelungen. Das Spiel bietet zwar einen Story-Modus für diejenigen, die sich primär auf die Narrative konzentrieren möchten, aber selbst dann bleibt der Kampf ein notwendiges Übel, das den sonst so dichten atmosphärischen Flow immer wieder unterbricht. Die Rätsel hingegen sind dort, wo Silent Hill F wirklich brilliert. Sie sind tief in psychologischem Leid verwurzelt und eng mit der Geschichte sowie Elementen der japanischen Kultur verknüpft. Vogelscheuchen, die in der japanischen Folklore eine besondere Bedeutung haben, tauchen in verstörenden Szenen auf und werden zu zentralen Elementen mancher Puzzles. Diese Rätsel fordern nicht nur logisches Denken, sondern auch das Verständnis für kulturelle Symbolik und psychologische Muster.

Silent-Hill-F-22Ein weiteres innovatives Element ist das Entscheidungssystem. Die Wahl, die Hinako trifft, beeinflusst den Verlauf ihrer Story und führt zu verschiedenen Enden. Wird sie Eleganz und Schönheit umarmen oder auf einem Pfad in Wahnsinn und Horror wandeln? Diese narrative Verzweigung verleiht dem Spiel Wiederspielwert, da es mehrere Durchgänge erfordert, um die vollständige Geschichte zu erfassen. Die technische Umsetzung ist solide und oft habe ich mich erwischt, wie ich einfach nur in den fantastisch gestalteten Umgebungen stehen blieb, um alle optischen Details zu erfassen. Die Entwickler reisten nach hierfür nach Kanayama, um die Klanglandschaft authentisch aufzunehmen und die 1960er Jahre durch eine Mischung aus modernen Standortfotos und historischen Referenzmaterialien originalgetreu zu rekonstruieren. Und das zahlt sich meiner Meinung nach aus und schlägt sich auf die Atmosphäre des Spiels nieder.

 

Michael meint:

Michael

Letztendlich ist Silent Hill F ein faszinierendes, wenn auch unvollkommenes Experiment. Es beweist, dass die Serie noch viel zu sagen hat, wenn man bereit ist, neue Wege zu gehen. Die Atmosphäre ist die bisher verstörendste der Serie, die Geschichte packend und tiefgründig, die visuelle und auditive Präsentation meisterhaft. Das umstrittene Kampfsystem mag den Gesamteindruck etwas trüben, aber für Fans von psychologischem Horror und japanischer Folklore ist dies trotzdem ein Pflichtkauf – ein Spiel, das noch lange nach dem Abspann in deinen Gedanken nachhallt wie der Nebel über Ebisugaoka.
 

Positiv

  • gelungene Atmosphäre
  • hoher Wiederspielwert dank verschiedener Enden
  • frisches Setting im Japan der 60er

Negativ

  • Kampfsystem durchaus fordernd
Userwertung
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Forum
  • von Konatas_Diener:

    8/10 ist nach all den Jahren Murks doch super ...

  • von CIT:

    Hatte Silent Hill f als mein diesjähriges Halloween-Spiel auserkoren und habe gestern auch den ersten Durchlauf beendet. Silent Hill f lässt mich etwas gespalten zurück, eigentlich folgt auf fast jeden Punkt den ich positiv hervorheben würde ein "aber". Ich liebe das visuelle Design...

  • von Kou:

    Videospiele sind Relikt. Kauf lieber warhammer

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Silent Hill F Daten
Genre Actionadventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz 4k
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2025-09-25 00:01:39
Vermarkter Konami
Wertung 8.7
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