Angeblich befürchteten die Entwickler, ihr Werk nie zu 100 Prozent vervollständigen zu können. Trotz überragender Verkaufszahlen formierten sich die verantwortlichen Designer und Programmierer bald unter dem eigenen Logo „Monolith Software“. Und machten sich an die Herstellung der ersten Episode für den Playstation-Nachfolger – unter Namcos Schirmherrschaft!
Allerdings kooperieren die Mannen um Monolith nach wie vor eng mit dem Square-Mutterkonzern, ein Bruch mit den einstigen Bossen war also nicht zu befürchten. Xenosaga soll die Gamereihe so behandeln, wie es sich die Entwickler von Anfang an dachten. Daher ist Saga nicht als direktes Prequel zu Gears zu verstehen, selbst Episode V soll zu gegebener Zeit einmal neuaufgelegt werden. Schafften es die Mannen um Chefentwickler Toshiaki Yajima dennoch, einen würdigen und ebenbürtigen Xenogears-Counterpart zu schaffen?
Die epische und fantastische Story beginnt konsequenterweise am Anfang der Saga – und damit mehr als 10.000 Jahre vor Xenogears. Im 21.Jahrhundert machen Wissenschaftler am Rudolfsee in Kenia eine ungeheure Entdeckung, sie bergen ein außerirdisches Artefakt, das wie ein gigantischer Altar anmutet und extreme, mysteriöse Kraft besitzt.
In dieser neuen Weltordnung ringen zwei konkurrierende Großkonzerne um Macht, das Unus Mundi Network, Entwickler der existenziellen Weltraumteleporter und die Vector Industrial Corporation, die ebendiese verwaltet. Zudem bedroht eine geheimnisvolle, aus einer anderen Dimension stammende Alienrasse die Existenz der Menschheit, die mächtigen Gnosis.
Die vereinigten Sternensysteme rüsten sich zum erbitterten Krieg gegen eine unbekannte Macht ... Bereits ein Zehntel der gesamten Population wurde von den Gnosis vernichtet, doch die Überlebenden holen mit dem A.G.W.S. (Anti Gnosis Weapon System) zum Gegenschlag aus. Mit den bereits aus dem Vorgänger bekannten, haushohen und in Japan so beliebten Kampfmechs gebt ihr der teuflischen Brut Saures. Ihr leitet die Geschicke von Shion Uzuki, dem technischen Leiter des ambitionierten KOS-MOS-Projektes. In eurer Mission werdet ihr von Chaos, einem kleinen Jungen, und der schlagkräftigen Androidenamazone M.O.M.O. tatkräftig unterstützt.
Doch lasst euch vom fadenscheinigen Gut gegen Böse-Szenario nicht verschrecken, wie in Gears gibt es keinen eindeutig auszumachenden Bösewicht, bildet euch eure eigene Meinung!
Dennoch gibt es in den Sonnensystemen der Saga viel zu tun. Das Herz des Games basiert lose auf dem aus Xenogears bekannten Kampfsystem. Ihr entscheidet euch zwischen Light, Medium und Heavy Punch, wobei ihr eure Attacken zu mächtigen Kombos verbindet.
Von einer stumpfen Portierung sah man zum Glück ab, stattdessen präsentiert sich das System flexibler und variierbarer als je zuvor. An allen Ecken und Enden könnt ihr die Technik nach eurem Gusto einstellen und verändern, entwickelt euren eigenen Kampfstil. Nach jedem gewonnenen Kampf erhaltet ihr eine bestimme Anzahl TP (Tech Points) mit denen ihr vorhandene Techniken und Specials aufpusht und verbessert, neue Kampffertigkeiten werden euch nach klassischem Level Up beschert.
Sobald die spannenden Battles beginnen, haben eure Alter Egos eine begrenzte Anzahl von AP (Action Points) zur Verfügung, die ihr in Bewegung und Angriff investiert. Hier kommt die Strategie ins Spiel, da eure Moves konsequenterweise unterschiedlich stark aufs AP-Konto drücken: Lege ich meinen Widersacher mit einem wuchtigen Schlag zu den Akten oder investiere ich lieber in kleine Comboketten? Gegenüber dem Vorgänger könnt ihr unverbrauchte APs in die nächste Runde übernehmen, um eine wahre Mörderattacke aufzubauen (Die ihr bei späteren Bossen bitter nötig haben werdet).
„Traurigerweise“ ist es möglich, den Kampfroboterpart des Games komplett zu ignorieren und das Spiel allein mit der Standardriege durchzukloppen. Dennoch werden Bastler an den äußerst konfigurierbaren Blecheimern ihre Freude haben. Äußerst innovativ kommt euer kleiner Taschencomputer, der U.M.S. daher. Hier könnt ihr per E Mail dem Storyplot des Games folgen, euch über diverse Sidequests und Minigames informieren oder bereits besuchte Orte ganz Star Trek-like in einem Simulator erkunden, um eure Helden aufzupowern oder wichtige Items aufzuspüren. Viel Mühe gaben sich die Entwickler auch mit den zahlreichen Minigames. Stammbesucher des Golden Saucer aus Final Fantasy VII werden hier ihre helle Freude haben. ;-)
Die Auswahl reicht vom Pokemon-Verschnitt über ein uninspiriertes Mechgekloppe bis zu einem spaßigen Card Game. Beschäftigt euch intensiv mit den Spielchen, denn das eigentliche Game folgt dem neuen japanischen Trend kurzer, heftiger Spielerlebnisse, der Umfang bekannter Marken und Blockbuster wird bei Weitem nicht erreicht.
Die grafische Präsentation ist meines Erachtens nach nicht so gut wie es euch die meisten euphorischen Import-Reviews verkaufen wollen. Zum einen wirken die (äußerst zahlreichen und gekonnt geschnittenen) Cut Scenes größenteils wie Echtzeit berechnet, lediglich fehlende Treppeneffekte und die brillanten Effekte verdeutlichen hier die Vorberechnung.
Auch die Texturen sind niedrig aufgelöst, zudem werdet ihr Szenario bedingt (Eure Reise führt euch meist durch gigantische Raumstationen und Schiffe) mit grauen Farbtönen konfrontiert. Nichtsdestotrotz wirkt der gesamte optische Eindruck stimmig und wie aus einem Guss, besonders das überragende Design eurer Akteure und deren Artikulation und Gestik entwickeln ihren eigenen Charme.
Für die akustische Untermalung zeichnet sich niemand geringeres als Yasunori Mitsuda verantwortlich, der schon mit Chrono Trigger, Xenogears und Chrono Cross wahre Ohrenfreuden fabrizierte. Der Großmeister hat hier nochmals alles gegeben und den vielleicht besten Score überhaupt geschaffen, ständig umgeben euch klassische Kompositionen und Symphonien (Eingespielt vom berühmten Londoner Philharmonic Orchester), die dermaßen erstklassig sind, dass es schwer fällt, einen echten Höhepunkt ausfindig zu machen.
Insgesamt kommt Xenosaga: Der Wille zur Macht deutlich „arcadelastiger“ als der Vorgänger. Storyline und Umfang wurden zu Gunsten des Spielflusses und der Charakterentwicklung gehörig abgespeckt, die Durchspieldauer liegt bei nur 30-40 Stunden. Ob diese Entscheidung klug war, muss jeder für sich selbst bestimmen, mir fehlt die Komplexität des legendären Gears etwas.
Xenosaga Episode 1: Der Wille zur Macht im Test

In den frühen Tagen der PS2 war es das von vielen am sehnlichst erwartete PS2-Rollenspiel. Doch ein PAL-Release blieb aus. Stattdessen mussten PS2 RPG Spieler auf den US-Import von Xenosaga: Der Wille zur Macht zurückgreifen. Der „Vorgänger“ Xenogears war Squaresofts zweiter, großer Rollenspielerfolg auf Sonys betagter Playstation. Anno 1998 waren die grafische Präsentation, Akustik und Gameplay ein Novum, die Storyline ist die komplexeste und schönste überhaupt.
Kai meint:
Positiv
- RPG mit komplexer Story
- Genialer Soundtrack
- Klasse Kampfsystem
Negativ
- US-Fassung geschnitten
- Stark linear
-
von Civilisation:
Kai darf sich getrost Mr. Xenosaga nennen. Denn er hat nicht nur die Story verstanden sondern auch die Rezension zum Spiel geliefert. Xenosaga Episode 1: Der Wille zur Macht In den frühen Tagen der PS2 war es das von vielen am sehnlichst erwartete PS2-Rollenspiel. Doch ein...
Dennoch darf sich Xenosaga getrost zur absoluten PS2-Elite zählen, insgesamt macht das kurzweilige Abenteuer Appetit auf mehr. RPGler müssen sich zwischen der Japanischen (im Übrigen günstig zu habenden) und der hier getesteten US-Fassung entscheiden. Letztere kommt zwar kompetent lokalisiert, dafür jedoch auch leicht geschnitten über den Ozean.