Schnell wird klar, dass im Vault eine Farce lief und nichts so ist, wie es euch in den Jahren unter der Erde beigebracht wurde. Es gab zwar einen Krieg und die Außenwelt litt auch darunter, ist aber alles andere als unbewohnbar. Viel eher stellt sich heraus, dass nach wie vor ein großer Konflikt hartnäckig hält und den Alltag der Überlebenden bestimmt. Ihr werdet mit eurem Alter Ego mitten in diese Auseinandersetzung voller Politik, Wissenschaft und Ethik geworfen und habt die Möglichkeit, den Lauf der Zukunft zu verändern. Auf euren Erkundungsreisen durch das zerstörte Washington D.C. und dessen Umland trefft ihr auf wilde Ghouls, verrückte Wissenschaftler und eventuell auf einen alten Fallout Bekannten mit dem Namen Harold. Über das ganze Wasteland verteilt findet ihr außerdem auf massig Flüchtlinge, die sich in Ruinen einst prunkvoller Vorstadtsiedlungen einschlossen und dort versuchen weiter zu leben. Jene nehmen euch gerne in eure Gemeinschaft auf – insofern ihr eure Karten clever ausspielt. Der eigentliche Star der großen Karte ist Washington D.C., bzw. das, was davon noch übrig ist. Wer sich ein wenig umschaut, erkennt das Washington Monument oder das Jefferson Memorial sowie die Umgebung. Neue Quests und Charaktere findet ihr selbstverständlich auch vor den Toren der Metropole, doch die größtenteils verfallene Stadt hat ein eigenes, besonderes Flair. Egal ob ihr die Hinterräume einer Cola Fabrik durchstöbert oder euch dazu entscheidet, die stark umkämpften Treppen vor dem Capitol zu besteigen – das Erlebte wird euch begeistern.
Fallout 3 bietet mehr, als man beim ersten Durchspielen erleben kann – egal wie viel Zeit ihr euch lasst. Dafür sorgen allein schon die mehreren Herangehensweisen bei Quests oder spezielle Optionen, die nur der Einsatz von bestimmten Perks ans Tageslicht bringt. Beispiel: Eine Mission, in der ihr einen Androiden finden sollt, kann euch in eine faszinierende Untergrundwelt führen, in der es viele Dinge zu entdecken gibt. Besonders interessant ist hierbei natürlich, dass man als Spieler vorher nicht weiss, wie es weiterlaufen wird und so könnt ihr eurem Charakter diverse Züge von euch selber deutlich aufdrücken. Fallout 3 bietet weniger Quests, als man bei der Größe des Titels eventuell erwarten würde, doch die Komplexität der gebotenen Missionen kann euch fast schon erdrücken.
Dem Entwicklungssystem eures Charakters der Fallout-Reihe bleibt auch Teil 3 treu, in dem es sich auf Attribute, Fähigkeiten und Perks konzentriert. Hinzu kommt das S.P.E.C.I.A.L. System aus vergangenen Teilen, mit dem ihr eure Hauptaugenmerke wie Kraft, Wahrnehmung, Ausdauer usw. bearbeitet. Eine Etage tiefer lassen sich viele spezifische Eigenschaften ausbauen. Dazu gehören Dinge wie beispielsweise schwere Waffen oder Stealth u.v.m. - alles mögliche lässt sich verbessern und erleichtert eurem Charakter so den Alltag. Je nachdem wie ihr spielen wollt, solltet ihr dementsprechend die passenden Gaben pushen. Mit jedem Levelanstieg kann auch ein neues Perk ausgewählt werden. Dabei handelt es sich um Power-Ups, die sowohl hilfreich als ebenso beängstigend sein können. Neben “gewöhnlichen” Dingen wie zum Beispiel besserer Wahrnehmung bei Nacht gesellen sich ebenfalls durchaus merkwürdige Perks hinzu. So z.B. das Ladykiller-Perk, welches euch nach Aktivierung mehr Dialogmöglichkeiten im Gespräch mit weiblichen NPCs freischaltet. Sie sind wichtige Elemente in der Charakterentwicklung und ermöglichen faszinierende neue Optionen.
Die zufriedenstellendsten Kampferlebnisse werden euch jedoch nicht im First Person-Kampf begegnen, sondern eher im Gebrauch des Vault-Tec Assisted Targeting System, kurz VATS. Dieses Kampfsystem lässt sich jederzeit über den rechten Bumper des Xbox 360 Controllers aktivieren und ist als Neuinterpretation des Action Point-Systems aus den Vorgängern zu verstehen. Die Action auf dem Bildschirm wird pausiert und ihr gebt Punkte aus, indem ihr bestimmte Körperteile eines Gegners ins Visier nehmt und versucht, jene zu treffen. Stellt ihr eure Angriffsreihenfolge auf, drückt ihr den rechten Trigger und schaut zu, was draus wird. Die vorher eingegeben Handlungen werden jetzt in einer dynamischen 3rd Person-Ansicht präsentiert. Erfolgreiche Treffer sind nicht vorprogrammiert, jedoch könnt ihr, während VATS aktiviert ist, sehen, wie prozentual hoch bzw. niedrig eure Chance ist, ein bestimmtes Körperteil zu treffen. Das hängt in erster Linie natürlich von der Distanz zwischen euch und dem Gegner ab, aber ebenso andere Faktoren bzw. Eigenschaften eures Charakters spielen eine entscheidende Rolle.
All diese Elemente machen Fallout 3 zu einem erstaunlich komplexen Spiel, dem durch Gameplay Einschübe weitere Tiefe verpasst wird. In regelmäßigen Abständen greift euer Charakter so z.B. zu Haarspangen, um Schlösser von Safes zu öffnen – oder es zumindest zu versuchen. Ein kleines Minispiel kommt auf euch zu, wenn ihr eines der vielen Computerterminals im Wasteland hacken wollt. Hierbei handelt es sich um ein Wörterpuzzle, welches euch im späteren Verlauf bzw. an Computerterminals mit höherem Sicherheitslevel durchaus mal zehn Minuten mit Grübeln beschäftigen kann. Seid ihr eher der handwerkliche Typ? Dann dürfte euch interessieren, dass sich im Wasteland Baupläne zu außergewöhnlichen Waffen finden lassen, die ihr anschließend, entsprechende Bauteile und hohe Mechanikfähigkeiten vorausgesetzt, an einer Werkbank zusammenbasteln könnt. Oder steckt ein Innenarchitekt in euch? Dann sorgt dafür, dass ihr eine Immobilie ergattert, denn diese könnt ihr im Nachhinein nach euren Vorstellungen umdekorieren.
Fallout 3 spielt, wie ihr nach Lektüre der vorigen Passagen wisst, in einem futuristischen Washington D.C. und dessen Umland. Nach dem atomaren Krieg ist die Gegend verständlicherweise extrem zerstört und was das Wasteland angeht verdammt kahl – und trotzdem wirkt die gesamte Umgebung in völlig bizarrer Art und Weise heiter auf den Spieler. Zerbröckelnde Straßenüberführungen machen sich am Horizont bemerkbar und optimistische Werbetafeln im Stil der 50er Jahre präsentieren Produkte mit kitschigen Sprüchen. Fallout 3 sieht definitiv beeindruckend aus, vor allem was die Weitsicht angeh und während ihr euch im Wasteland umher bewegt kommen euch keinerlei Ladezeiten in die Quere. Umso mehr gibt es davon, wenn ihr Gebäude betretet oder die Schnellreise-Funktion nutzt. Viele “Wahrzeichen” der Fallout 3 Welt wirken schon von weitem verhängnisvoll... egal ob ein riesiger Flugzeugträger, der zur Stadt umfunktioniert wurde oder die heruntergekommenen Innenräume des National Air and Space Museum. Ein gewisser Farbmangel lässt sich nicht bestreiten, ist aber mit dem ganzen Thema des Spiels unmittelbar verknüpft. Die Charaktermodelle sind lebhafter und detaillierter als in Oblivion, können in Sachen Animation und Ausdrucksstärke jedoch nicht mit denen aus anderen Titeln (z.B. Mass Effect) mithalten. Die lächerlich explizite grafische Gewaltdarstellung wurde für die deutsche Fassung übrigens enorm entschärft. Wer also abgetrennte Gliedmaße fliegen und literweise Blut fließen sehen will, greift besser zum EU-Import.
Fallout 3 im Test


Mit The Elder Scrolls IV: Oblivion heimsten sie fast überall Bestwertungen ein und auch für uns ist das Game nach wie vor das Maß aller Dinge. Doch scheinbar gab es weiteren Tatendrang bei den Jungs von Bethesda und so schlugen sie im Sommer 2004 zu, als die Fallout Lizenz vom in den Konkurs geratenen Publisher Interplay einen neuen Käufer suchte. Vier Jahre später liegt Fallout 3 im Laufwerk und nach rund 50 Spielstunden trauen wir es uns zu, mit dem Review zum Spiel zu beginnen ...
Gregory meint:
Positiv
- Riesige Spielwelt mit unzähligen Möglichkeiten und Freiheiten
- Herausragendes Design und Präsentation
- Cleveres Gameplay
Negativ
- Story stellenweise ein wenig steril
- Mehr Abwechslung im Radio wäre schön gewesen
- Oblivion Engine was Charaktere angeht nur minimal verbessert
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von Phill XVII:
Durch die Streichung steht ja ner Uncut Remstered Edition + New Vegas ??nichts?? mehr im Weg.
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von aldi404:
...
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von Darkshine:
Wäre ne schöne Gelegenheit Teil 1+2 für Konsolen rauszubringen.
Jedes Jahr erscheinen eine Hand voll Titel, die einfach jeder Konsolenbesitzer gespielt haben muss. Fallout 3 gehört ohne jeden Zweifel zu dieser Gruppe von Spielen, die zur Nominierung für den Game of the Year-Award antreten. Es nimmt den Gamer mit auf eine unbeschreibliche Reise, die – insofern ihr es wollt – eine halbe Ewigkeit dauern kann. Man erlebt eine Welt, die er so schnell nicht vergessen wird. Ja, es hat mehr mit der Elder Scrolls-Reihe gemeinsam als mit den eigentlichen Interplay-Wurzeln, aber das ist meiner Meinung nach alles andere als schlecht. In Wirklichkeit ist der Titel hagerer und kleinlicher als Bethesdas vorige Werke, im gleichen Atemzug aber deutlich intensiver. Nach wie vor wird hoher Wiederspielwert geboten, denn wirklich ALLES in einem Durchgang zu erleben ist schlichtweg unmöglich. Egal ob Fallout-Neuling oder alter Serienhase – vor euch liegen unzählbar befriedigende Stunden in einer nahezu perfekten Spielwelt. Absoluter Pflichtkauf!