Nachdem die vor einigen Jahren mal angekündigte und danach wieder gecancelte Umsetzung von Carmageddon für PC weiter auf sich warten lässt, sind Gizmondo-Besitzer tatsächlich in der glücklichen Lage, den neuesten Ableger der Reihe auf ihrem Handheld zocken zu können. Allerdings handelt es sich dabei nicht so wirklich um eine Neuentwicklung. Wer den 1999 auf den Markt gekommenen PSX-Titel in seiner Softwarebibliothek stehen hat, wird hier nämlich mit Sicherheit etliche "zufällige" Gemeinsamkeiten entdecken.

Diese zwei Kandidaten dürften Veteranen bekannt vorkommen ...
Damit ist gar nicht mal das Spielprinzip gemeint, das wie eh und je unangetastet bleibt. Für Nicht-Kenner daher nochmal kurz erwähnt: Im Grunde handelt es sich bei Carmageddon um ein gewöhnliches Rennspiel, wäre da nicht die Sache mit den verschiedenen Siegbedingungen. Entweder ihr braust als Erster vor allen anderen CPU gesteuerten Fahrzeugen über die Ziellinie und streicht den Sieg ein. Oder aber ihr greift zu härteren Mitteln, etwa indem ihr durch geschickte Rammmanöver alle Mitstreiter ins virtuelle Walhalla befördert. Als dritte Möglichkeit könnt ihr auch einfach (und hier regte sich bei den Jugendschützern der größte Widerstand!) alle Lebewesen auf den frei befahrbaren 3D-Strecken umwalzen, was nicht nur zweibeinige Fußgänger mit frappierender Ähnlichkeit zu Menschen (so ein Zufall aber auch) beinhaltet, sondern auch Tiere wie Kühe oder Wild. Zur Belohnung winkt hierbei dann immer eine Gutschrift auf dem Zeit- und Geldkonto, weshalb sich so mancher "Schlenker" über den Bürgersteig auf der Zielgeraden durchaus lohnen kann.

Auch auf dem Gizmondo gehts bei Carmageddon ruppig zu ...
Auch die Gizmondo-Version von Carmageddon bietet diese Möglichkeiten und ist darüber hinaus unzensiert, weshalb ihr es also nicht mit Robotern oder Zombies statt üblichen Fußgängern zu tun bekommt. Wer das makabere Spielprinzip also mit seinem moralischen Gewissen vereinbaren kann, darf hier auf den futuristisch angehauten Strecken ordentlich wüten. Behilflich sind dabei zahlreiche, über den gesamten Strecken verstreute Extras und Items, mit denen ihr euch nach alter Sitte der CPU-Konkurrenz gegenüber reichlich unsportlich geben könnt.

Hoppala...
Habt ihr ein Rennen schließlich für euch entschieden und die gemeinhin relativ schwach ausgefallene KI-Konkurrenz besiegt, schaltet ihr eine neue Strecke (insgesamt 30) und zumeist auch ein neues der enthalten 26 Gefährte frei. Mit erspieltem Geld darf zudem auch jederzeit das eigene Gefährt repariert werden, was durch Druck nach oben auf dem Giz-Steuerkreuz geschieht. Gerade nach einigen ausgiebigen Kuschelaktionen mit der KI-Konkurrenz absolut empfehlenswert. Wer übrigens auf den relativ groß ausgefallenen Rennstrecken mal verloren gehen sollte, der kann jederzeit auch per Knopfdruck eine kleine Übersichtskarte einblenden und seine Position orten.
Auch technisch bereitet Carmageddon auf dem Gizmondo Freude. Die flüssige 3D-Grafik ist schick und kann so einige Details vorweisen, wenngleich sie selbst auf dem kleinen Screen hier und da noch etwas arg pixelig wirkt. Auch Clipping-Fehler in Wandnähe gehören leider zum Alltag. Dafür halten sich aber die Ladezeiten erfreulich in Grenzen und die begleitenden Metal-Klänge lassen bei alten Carmageddon-Fans fast nostalgische Gefühle aufkommen.

Manche Strecken sind an Skurrilität kaum zu überbieten ...
Nun mag sich so mancher Leser wundern, wieso bei derlei interessanten und gelungenen Merkmalen nur eine mittelmäßige Bewertung von 6.6 unter dem Fazit zu finden ist? Die Erklärung ist ganz einfach – Entwickler SCi hat es tatsächlich fertig gebracht, die Steuerung auf dem Gizmondo so zu vermurksen, dass selbst eingefleischte Fans der Reihe irgendwann wutentbrannt den Giz in die nächste Ecke pfeffern wollen. In den ersten Spielminuten ist es praktisch kaum möglich, den Wagen allein auf der Startgeraden ruhig zu halten, von der Unmöglichkeit Kurven ordentlich anzufahren ganz schweigen. Das Fahrverhalten ist somit, gelinde gesagt, ein Witz – und ein schlechter noch dazu. Zwar schafft die wohldosierte zur Hilfenahme der Handbremse über die R-Schultertaste mit viel Übung etwas Erleichterung, ein Gefühl der vollen Kontrolle über das eigene Gefährt wird man als Spieler aber dennoch niemals haben. Schade, denn so wurde mit wenigen Handgriffen einem eigentlich sehr vielversprechenden Gizmondo-Titel sein potenzieller Hitstatus geraubt!
Eingefleischte Fans brachten viele Argumente zur Verteidigung des Giz Carmageddon vor – schließlich sei es doch nie offiziell veröffentlicht worden, daher fehle das Feintuning und außerdem ist es auch nur als kostenloser Download im Netz erhältlich. Allerdings sei dem entgegenzuhalten, dass Carmageddon bereits als Releasekandidat geführt wurde und wohl nur aufgrund des versiegenden Budgets von Gizmondo nicht mehr den Weg in die Giz-Stores fand. Was bleibt ist unter dem Strich ein guter Racer mit einer verdammt ärgerlichen Macke, die beim Daddeln viele Nerven kostet. Da sich viele Gamer aber offensichtlich unterschiedlich schwer mit der Kontrolle der Autos tun, lohnt sich ein Reinschauen aber allemal!