Unglaublichen, Die - Angriff der Tunnelgräber im Test

GameCube
Nachdem sich Disney und das Animationsstudio Pixar getrennt haben, sieht es trotz des gigantischen Erfolgs erst einmal düster aus für eine Fortsetzung von Die Unglaublichen auf der großen Leinwand. Konsolenbesitzer dürfen nun aber trotzdem an einem zweiten Abenteuer der Superheldenfamilie teilhaben. Wer sich Der Angriff des Tunnelgräbers zulegt, verpasst keine Sekunde der Geschichte, denn das Game beginnt mit der gleichen Szene, mit der die Geschichte des Kinostreifens endet.


Kennt man sich ein wenig in der Welt der Comics aus, wird man die Parallelen zu einem klassischen Abenteuer der Fantastischen Vier zu schätzen wissen. Statt dem Mole Man erscheint bei den Unglaublichen der so genannte Tunnelgräber aus den Tiefen der Erde und statt einer Horde von Monstern begleitet ihn eine Roboterarmee. Die genauen Pläne des Fieslings bleiben etwas undurchsichtig, denn er hält keine großen Reden, sondern geht direkt zum Angriff auf die zivilisierte Welt über. Während sich Mrs. Incredible und die Kinder um die Sicherheit der Anwohner kümmern, starten ihr superstarker Ehemann und der mit Kältekräften ausgestattete Frozone einen Gegenangriff.



Im Grunde handelt es sich bei Der Angriff des Tunnelgräbers um eine einzige lange Prügelei, die mit kleineren Geschicklichkeitstests veredelt wurde. Immer neue Roboterhorden fallen über die potentiellen Weltenretter her und müssen beseitigt werden. Die Auswahl an verschiedenen Attacken fällt dabei sehr überschaubar aus. Neben dem ständigen Drücken der immer gleichen Schlagtaste sorgen wenigstens die individuellen Stärken der Charaktere für das Mindestmaß an Abwechslung. Während Mr. Incredible diverse Gegenstände als Wurfgeschosse missbrauchen kann, ist der körperlich deutlich schwächere Frozone dazu in der Lage, seine Gegner mit Eisstrahlen zu bearbeiten. Erstaunt stellt man fest, dass sich mit dem rechten Analog-Stick einige besonders schnelle Bewegungen ausführen lassen. Leider sind diese Aktionen relativ nutzlos, lassen aber erahnen, dass dieses Game mit ein paar kniffligeren Gegnern sehr viel mehr Potential gehabt hätte.

Das kooperative Element ist zwar eine der ganz wenigen halbwegs originellen Ideen, die ihren Weg in das Game gefunden haben, wird aber schon nach wenigen Minuten zur Tortur für Einzelzocker. So lange der Computer den Verbündeten steuert, zweifelt man daran, dass sich die künstliche Intelligenz seit den Zeiten von Pac-Man überhaupt verbessert hat. Oft wirkt es tatsächlich so, als würde der Partner mit absolut zufälligen Kommandos gefüttert. Wer mitten in einer Schlacht anfängt sinnlos umher zu springen, ist jedenfalls keine große Hilfe. Da man in einigen Situationen dazu genötigt wird, die Spielfigur zu wechseln, um beispielsweise mit Frozone Gegner einzufrieren oder mit Mr. Incredible eine schwere Tür anzuheben, wird Der Angriff des Tunnelgräbers oft zu einem frustrierenden Erlebnis. Hektische Kämpfe sind kaum zu bewältigen, wenn man wirklich versucht, die jeweiligen Superkräfte sinnvoll zu kombinieren. Ganz anders sieht es aus, sobald man einen menschlichen Mitzocker gefunden hat, der weiß, was er tut. Hier kommt trotz der simplen Grundidee durchaus ein wenig Stimmung auf. Die Kooperationsmöglichkeiten sind zwar nicht sonderlich beeindruckend, laufen aber zu zweit sehr viel koordinierter und flüssiger ab. Ein kleines Manko ist, dass es weniger Spaß bringt, mit Frozone zu spielen. Seine Angriffe sind auf die Dauer einfach nicht direkt genug, um in einem Game mit so vielen Actionsequenzen zu überzeugen.



Als kleine Motivationshilfe ist in jedem Level eine bestimmte Punktzahl vorgegeben, die es zu überbieten gilt. Schafft man dieses kleine Kunststück, darf man die Fähigkeiten der Spielfiguren ein wenig verbessern. Stärkere Schläge, mehr Energie und andere nützliche Dinge stehen zur Verfügung. Ein gleichmäßiger Ausbau beider Hauptdarsteller ist auch hier nur möglich, wenn man gemeinsam mit einem weiteren Zocker aus Fleisch und Blut auf die Jagd nach dem Tunnelgräber geht und sich darauf konzentriert, dass jeder genügend Gegner ins Datennirvana schicken kann. Es scheint tatsächlich so, als hätte die verantwortliche Softwareschmiede es nie in Betracht gezogen, dass ein Käufer dieses Produktes tatsächlich allein vor der Konsole sitzt.



Eigentlich wäre der Name "Mr. Incredible und Frozone gegen den Tunnelgräber" passender für dieses Spiel gewesen. Im Gegensatz zum ersten GameCube Abenteuer darf man nämlich diesmal nicht alle Helden steuern, sondern muss sich auf das Familienoberhaupt und seinen besten Freund beschränken. Vor allem für die vielen jüngeren Fans der Vorlage wird diese Tatsache sehr enttäuschend sein. Wenn man schon ein Spiel zum Film kauft, erwartet man eigentlich auch, dass alle Unglaublichen zum Einsatz kommen, statt nur in kleinen Nebenrollen aufzutauchen.

Natürlich bestimmt die Filmvorlage auch das Aussehen der Spielfiguren. Die Superhelden sind zwar sofort erkennbar, aber nicht sonderlich detailliert, da sich die Kostüme selbstverständlich an dem absichtlich simplen Look des Kinostreifens orientieren. Die Animationen sind absolutes Mittelmaß und es wird auf die Dauer etwas ermüdend, immer wieder die gleichen Bewegungsabläufe zu verfolgen. Das war es aber auch schon, was man an der Grafik bemängeln kann, denn Der Angriff des Tunnelgräbers ist durchaus ein optisch ansprechendes Game. Das liegt vor allem an dem riesigen Effektfeuerwerk, welches auf dem Fernseher abgebrannt wird. Wirklich jede Aktion wird von Blitzen, Staubwolken, herunter fallenden Trümmern oder Explosionen begleitet. Wenn man dann noch das halbe Dutzend großer Roboter bedenkt, das sich in regelmäßigen Abständen auf die Protagonisten stürzt, sieht tatsächlich kaum ein Quadratzentimeter des Bildschirms langweilig aus. Trotz einer Kamera, die bis auf kleinere Entgleisungen bei großer Entfernung zwischen den Helden alles gut im Blick hat und einer soliden Framerate, kann man schon mal für einige Sekunden den Überblick verlieren.

Ein kleines Lob verdient sich das Animationsteam, das für die Zwischensequenzen zuständig war. Natürlich darf man nicht erwarten, dass mit einem Spiel-Budget ähnlich opulente Szenen möglich sind wie in einem millionenteuren Hollywood-Streifen, aber mit einfachen Mitteln haben es die Programmierer geschafft, dem Vorbild sehr nah zu kommen.



Ehrlich gesagt war ich zu faul, um mir die DVD von Die Unglaublichen auszuleihen und den Soundtrack des Spiels mit dem Original zu vergleichen. Falls die Stücke nicht identisch sind, klingen sie äußerst ähnlich. Der Wechsel zwischen orchestraler Musik und verspielten Mini-Melodien, die an die akustische Untermalung alter Cartoons erinnern, passt perfekt. Auch die deutschen Sprecher wissen, was sie tun und verleihen ihren virtuellen Gegenstücken immer die richtigen Emotionen. Die Soundeffekte überzeugen zwar eher durch Masse als Klasse, aber das fällt in einem Game, bei dem es ständig scheppert und knallt, nicht unangenehm auf.

Tim meint:

Tim

Ein kurzes und simples Spiel, das sich offensichtlich an Einsteiger richtet. Obwohl ein Wiedersehen mit den Incredibles immer ein Grund zur Freude ist, hätten hier größere Anstrengungen unternommen werden müssen, um Der Angriff des Tunnelgräbers zu mehr als einem typischen Lizenz-Game zu machen. Bis auf die teilweise unübersichtlichen Spielsituationen gibt es kaum Anlass zur Kritik, wenn man die Technik des zweiten GameCube Ausflugs der Unglaublichen beurteilt. Das Gameplay bietet allerdings nicht genügend Abwechslung, um den anspruchsvollen Zocker lange vor dem Bildschirm zu halten. Als reiner Solo-Spieler sollte man aufgrund der sehr fragwürdigen künstlichen Intelligenz des computergesteuerten Partners einen weiten Bogen um Der Angriff des Tunnelgräbers machen. Wenn sich zwei Fans der Unglaublichen vor dem GameCube einfinden, sind allerdings ein paar spaßige Stunden möglich. 

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Unglaublichen, Die - Angriff der Tunnelgräber Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 10. November 2005
Vermarkter THQ
Wertung 6
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neXGam YouTube Channel
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