Planescape Torment im Test

PC Windows
Baldur’s Gate ist wohl jedem Gamer ein Begriff und selbst die fundamentalistischsten Konsoleros kamen schon in den Genuss von Umsetzungen der Rollenspiellegende (Baldur’s Gate: Dark Alliance). Entwickler Black Isle biss sich damals allerdings nicht nur in die Abenteuer rund um die Schwertküste fest, sondern ermöglichte es dem geneigten RPG-Fan auch andere AD&D-Welten interaktiv zu erforschen. Hier kommt Planescape: Torment und räumt mit den üblichen Zwergen- und Drachenklischees auf.
Denn obwohl PS:T sich (fast) genauso spielt wie Baldur’s Gate und auch genauso aussieht (beide Spiele basieren auf der damals erprobten und beliebten Infinity Engine von Black Isle), ist es doch anders als alle anderen Rollenspiele, die man vielleicht kennt.



An den Schauplätzen herrscht reges Treiben, NPCs unterhalten sich auch untereinander.


Nun, wie kann ein Rollenspiel anders sein als andere? Indem die Story und das Setting einfach einzigartig sind. Denn statt mit Halbelfen und Trollen durch die Wälder zu ziehen, dreht sich die Geschichte in PS:T um einen namenlosen Unsterblichen der auf der Suche nach seiner Identität die Ebenen des Planescape Universums durchstreift - innovativ, nicht wahr?

Skurril ist schon der Anfang, denn das Spiel beginnt dort, wo alle anderen eigentlich enden würden, nämlich in einer riesigen Leichenhalle der „Staubmenschen“. Dort erwacht der Namenlose nämlich auf einer Bahre und muss einen Weg aus dem riesigen Krematorium finden. Gleich nachdem der Spieler die ersten Schritte getan hat, stößt auch schon der erste Partymember dazu: ein schwebender Schädel namens Morte, der den Namenlosen scheinbar aus einer früheren Inkarnation kennt. Denn da liegt der Hase im Pfeffer begraben - unser Held wacht nämlich jedes Mal nachdem er das Zeitliche segnet wieder irgendwo wohl auf, kann sich aber an sein früheres Leben nicht mehr erinnern. Und niemand scheint zu wissen, welche Macht ihn immer wieder zurückholt oder wer er wirklich ist. Dies herauszufinden ist Sinn des Spiels.



Der Kartenbildschirm verschafft Überblick über die besuchten Areale – und zeigt sie in ihrer ganzen Pracht.


RPG-typisch erfüllt man kleine Quests für die verschiedenen Geschöpfe der Ebenen, für welche man Erfahrungspunkte und Items kassiert. Oft stößt man dabei auf scheinbar alte Bekannte, die sich an den Namenlosen zu erinnern glauben, aber nur Kleinigkeiten über seine vergangenen Leben preisgeben. Lustig makaber wird’s, wenn der Namenlose vom örtlichen Schankwart erfährt, dass er mal vor 15 Jahren ein Auge bei ihm gelassen hat und man nun die Wahl hat das Auge zurückzukaufen oder es verschimmeln zu lassen. Kauft man es dem Wirt ab, kann man spontan entscheiden das vorhandene Auge herauszureißen und durch das alte zu ersetzen, was einem verlorene Erinnerungen zurückbringt.

Solche Momente kommen tatsächlich öfter vor und man freut sich als Spieler jedes mal wieder über den schier unendlichen Ideenreichtum der Entwickler. Noch mehr skurriles: Eine der Ebenen wird von einem Volk bewohnt, welches seine Umwelt alleine durch die Kraft der Gedanken aus dem Chaos formt. Denn im Planescape Universum haben Gedanken und Namen eine besondere Bedeutung und formen durchaus die Wirklichkeit. So kann man sich schon ziemlich früh im Spiel einen ausgedachten Namen geben und irgendwann tauchen tatsächlich Menschen auf, die Erlebnisse mit diesem Namen verbinden.



Auch Begegnungen mit Geistern sind in diesem Universum auf der Tagesordnung


Diese komplexe Story lässt erahnen: Bei diesem Titel wird sehr viel Wert auf die Erzählung gelegt. Man muss entschieden mehr lesen als in anderen RPGs und Kämpfe haben keine zentrale Bedeutung, sondern treten nur auf wenn es unbedingt sein muss. Dies zeigt sich schon bei der Charaktererstellung: Werte für Weisheit, Charisma und Intelligenz sollten höher gesetzt werden als typische Kämpfereigenschaften wie Stärke und Kondition, denn so erhält man mehr Optionen in Gesprächen und deckt mehr von der Vergangenheit des Namenlosen auf.

Abenteurer, die heiß darauf sind mit ihren Kumpels durch die Lande zu ziehen und nach verlorenen Erinnerungen zu suchen, müssen leider passen - PS:T besitzt leider weder LAN noch Internetunterstützung, ist aber meiner Meinung nach verständlich, da die Story schon einen gewissen Fokus auf die Singleplayererfahrung legt.



Dieser sympathische Geselle ist der Held dieses Spiels, ihn umranken viele Geheimnisse die der Spieler lüften soll.


Grafisch ist das Spiel heutzutage wohl für die Meisten ein ziemlicher Schock. Gerade die Auflösung von festen 640x480 stört selbst den härtesten Retrofan. Denn durch die niedrige Auflösung sieht man relativ wenig auf dem Bildschirm, die Figuren sind relativ groß, aber die Übersicht über die oftmals verwinkelten Gassen fehlt einfach und es fällt teilweise schwer manche Details auch zu erkennen. Abhilfe schafft hier ein kleiner Eintrag in der torment.ini. So lässt sich das Spiel dann im Fenster spielen - und zwar in nativer Desktopauflösung! Dadurch wird das Bild viel kleiner und die Grafik gleichzeitig viel schärfer und man erkennt die wunderschön gezeichneten Umgebungen viel besser. Zaubersprüche sind mit ansprechenden Effekten ausgestattet und wie schon aus anderen Black Isle Titeln bekannt sieht man jede Veränderung der Ausstattung der Figuren.

Der Sound ist stimmig, die Musikuntermalung reicht von Stille bis zu orchestralen Klängen á la Hollywood, wenn es im Kampf heiß hergeht. Auch schön: Partymitglieder melden sich ab und zu auch zu Wort und lassen einen Kommentar zur Situation ab.



Das Inventar ist wie üblich übersichtlich und zweckmäßig aufgebaut.

Christian meint:

Christian

Planescape: Torment ist ein wirklich außergewöhnliches Rollenspiel. Die komplexe Story lässt sich in so einem kurzen Review natürlich nicht richtig zusammenfassen und sollte von jedem Spieler selbst erfahren werden. Die angestaubte Grafik ist ein Manko, aber wer Rollenspiele wegen ihrer Grafik spielt, der hat hier sowieso nichts verloren. Denn der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Atmosphäre und Erzählung. In dieser Hinsicht ist der Titel eine wahre Perle und jeder Rollenspielfan sollte es gespielt haben.

P.S.: In der ursprünglichen Version 1.0 besitzt das Spiele viele Bugs und sollte dringend vor dem spielen auf 1.1 gepatched werden. Wer noch die letzten größeren Fehler ausschalten will, sollte anschließend den Fanfix drüberbügeln, den es auf den zahlreichen Fansites zum Spiel zum runterladen gibt.

XP User können darüber hinaus beruhigt zugreifen, denn das Spiel läuft ohne irgendwelche Zicken zu machen. Falls jedoch im Verlauf des Spiels bei euch extreme Ruckler und Slowdowns auftreten sollten, dann hilft scheinbar wenn man für die torment.exe den Kompatibiliätsmodus auf Win 2000 stellt, zumindest brachte es bei mir den erwünschten Effekt.

written by Bartosz Zarzycki, © nexgam
 

Positiv

  • Einmalige Atmosphäre
  • Einfach ein Erlebnis

Negativ

  • ..mit leider veralteter Grafik
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Planescape Torment Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 03. Januar 2000
Vermarkter Interplay
Wertung Keine Wertung
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