Wir werden zukünftig versuchen, vermehrt solche Tagebücher zu Online-RPGs zu veröffentlichen, um euch einen Blick in die spannende Welt der MMORPGs zu geben. (Massive Multiplayer Online Role Playing Games)
Schließlich ist deren Auswahl mittlerweile recht stattlich - Informationen darüber sind aber leider verhältnismäßig rar gesäht. Dem werden wir versuchen abzuhelfen. Begleitet unseren Helden also bei seinen ersten Schritten im Online-Abenteuer...
Nach der unproblematischen Installtion von den drei CDs auf die Festplatte wird es beim Thema Account registrieren schon etwas anspruchsvoller - um nicht zu sagen ein wenig verwirrend. Denn ihr müsst euch zuerst auf der Homepage von Entwickler NCSOFT registrieren, um dort dann einen Account für Lineage II freischalten zu können.
Auch die Zahlungsmodalitäten werden nach gewohntem Muster gelöst - ca. 10 - 11 Dollar, abhängig von der Anzahl der gekauften Spielzeit, werden euch hier per Monat berechnet, vorzugsweise bezahlt per Kreditkarte.
Das Königreich Aden hat schon mal bessere Zeiten gesehen. Mit den beiden Nachbarn Gracia und Elmore in einen bösen Krieg verzettelt, spitzt sich auch im Land selber die Lage zu. Marodierende Ork- und Monsterherden fallen über die einst so friedvollen Fantasy-Ländereien her und wer kann, rettet sich und sein Hab und Gut.

Ihr schlüpft in die Rolle eines wahlweise männlichen oder weiblichen Angehörigen des Menschen- oder Zwegenvolkes, Lichtelfen oder Dunkelelfen bzw. Orks. Eine grobe Richtung wie etwa magiebegabt oder kampfesmut müsst ihr eurem Recken noch mitgeben, bevor ihr euch per leider nicht ganz umfangreichen Baukasten um die Äußerlichkeiten kümmert. An dieser Stelle beginnen wir das Tagebuch mit unserer menschlichen Kriegerin Veronika, die am menschlichen Startpunkt auf Talking Island startet...
Frisch angekommen in dieser Welt leidet unsere Heldin Veronika erstmal unter leichten Orientierungsschwierigkeiten. Doch eine Stimme flüstert ihr erste Tipps ins Ohr - in Cedric's Guild Hall sollen junge Krieger und Kriegerinnen die Möglichkeiten haben, ihre Fähigkeiten auszubauen. Gesagt getan stoplern wir in Richtung der uns beschriebenen Richtung und finden zu unserem Erstaunen in einer burgartigen Kaserne tatsächlich einige Lehrmeister des Krieges.

Hier die kesse Kriegerin in der Nahaufnahme
Nach kurzer Konversation und einigen Ratschlägen bekommen wir unseren ersten Auftrag - einer der Waffenmeister benötigt vier Klauen eines Wolfes und da gerade niemand anderes verfügbar sei, sollen wir das übernehmen. Im Gegenzug will er uns eine Referenz ausschreiben. Nichts leichter als das!
Die ersten Gegner sind auch schon recht schnell gefunden. Direkt vor der Kaserne lauern sie abseits des Weges in den hohen Gräsern. Unser altgedientes Schwert findet schnell sein Opfer und ehe sich der Lehrmeister versieht, stehen wir auch schon mit den geforderten Krallen vor ihm. Außerdem hat der Kampf Veronika nicht geschadet - nach drei erschlagenen Wölfen fühlte sie sich plötzlich etwas stärker als noch zuvor.

Die Kämpfe sind weitestgehend automatisiert
Nachdem wir die versprochene Referenz erhalten haben und uns mit dieser beim Großmeister Roien vorgestellt haben, bekommen wir einen Tip - nicht weit entfernt von der Kaserne befindet sich das Dorf Talking Island Village in dem ein gewisser Kensley evtl. einen interessanten Auftrag für uns hätte. Voller Motivation nehmen wir die Beine in die Hand und nach einer kurzen und ereignislosen Wanderung auf der Straße erreichen wir auch tatsächlich schon besagtes Dorf "Talking Island Village" .
Und obwohl es nur ein Dorf ist, ist unsere Heldin von der Größe ganz erschlagen. Sie muß sich erst einmal mehrmals umsehen, um sich orientieren zu können. Schon lang hat sie keine menschliche Stadt mehr gesehen und hier herrscht auch bereits buntes Treiben. Zahlreiche Händler, Abenteurer und Bewohner bevölkern die wenigen Straßen des Dorfes und auch am Brunnen scheinen einige andere Heroen den strahlenden Sonnenschein zu genießen.

Im Dorf herrscht für gewöhnlich buntes Treiben
Nach einem kurzen Schlendrer in der Einkaufsstraße (wie Frauen nun mal so sind ^_^) geht es dann auch schon wieder in die Wildnis. Felle wollen für den Leuchtturmwärter gesammelt werden, der diese zur Herstellung einer Puppe benötigt. Also müssen wieder ein paar Wölfe daran glauben und Veronika fühlt sich nach den Kämpfen immer stärker. Leider scheint sich die Sonne schon am Horizont zu verabschieden und auch unsere Heldin ist kampfesmüde. Zurück im Dorf sucht sie sich ein ruhiges Plätzchen nahe dem Stadttor um dort in einen geruhsamen Schlaf zu entfliehen...
Das war wohl doch keine so gute Idee. Halb erfroren war nicht an Schlaf zu denken, außerdem machen die Händler, die selbst Nachts ihre Waren anbieten, unübehörbaren Krach. In Ermangelung an Geld für ein Rasthaus beschliesst unsere Heldin also sich noch bis zum Morgengrauen etwas die Füße in die Stadt zu vertreten, bevor das Dorf durch das Tor nach Norden verlassen wird.
Und es dauert auch nicht lange, bis schon die ersten Wölfe gesichtet werden und die Abenteuerin in einen Kampf verwickeln. Nach kurzer Zeit liegen drei niedergestreckte Tiere am Boden und Veronika's Geldbeutel freut sich über regen Zuwachs. Außerdem fühlt sie sich nun wieder stärker und beschliesst weiter in den nördlichen Teil der Insel vorzudringen.
Auf dem Weg dorthin sind plötzlich Geräusche zu vernehmen - wenige Sekunden später kommt ein junger Menschenkrieger um die Ecke gelaufen, dicht hinter ihm ein wütender Ork. Während beide unsere Heldin nicht zu beachten scheinen, ist die so erstaunt das sie gar nichts zu tun vermag. Und ehe sie sich versehen hat, sind die beiden dann auch schon um die nächste Ecke gebogen.

Zum regenerieren der HP / MP sollte man sich öfters eine Pause gönnen!
Eigentlich hätte man dies als böses Omen nehmen können und sollen, denn wenig später sprang plötzlich seitlich ein Ork aus dem Dickicht und versetzt unserer jungen Abenteuerin einen Schlag, der sie erstmal taumeln liess. Völlig überraschend beschloss sie gleich es dem Mann von vorher gleich zu tun und die Beine in die Hand zu nehmen. Es dauerte eine Weile, bis die rettenden Stadttore am Horizont zu sehen waren und der Ork liess sich einfach nicht abschütteln.
Plötzlich surrten Pfeile durch die Luft und bohrten sich tief in das stinkige Fleisch des Orks. Ein Bogenschütze mittleren Alters hatte die Verfolgungsjagd beobachtet und den Ork mit ein paar Pfeile niedergestreckt.
Artig bedankt sich unsere Heldin bei dem Mann, was dieser mit einem kurzen Nicken bestätigt, bevor er wortlos im nächsten Waldstück verschwindet.
Erschöpft durch den langen Lauf und die Aufregung beschliesst Veronika den Tag ruhiger angehen zu lassen - ein Einkaufsbummel in der Stadt ist vielleicht der richtige Abschluß des Tages...
Gestern zum ersten Mal die verschiedenen Ankündigungen im Dorf wahrgenommen. Vom nahegelegenen Hafen auf Talking Island scheinen in regelmäßigem Abstand Schiffe Richtung Festland abzulegen.

Der Hafen auf Talking Island
Fasziniert von der Idee diesem kleinen Eiland zu entkommen, wird beschlossen sich diesen ominösen Hafen mal aus der Nähe anzusehen. Etwas Fußweg ohne Zwischenfälle später ist er schon deutlich vor uns sichtbar, allerdings kann von einem großen Hafen nicht gerade die Rede sein - lediglich ein paar Schiffe sind am kleinen Pier vertaut. Der geschwätzige Hafenmeister berichtet, daß dies vor Kriegsbeginn einst ein florierender Handelshafen war, mittlerweile aber nur noch hier und da Schiffe anlegen. Außerdem bietet er Veronika ein Ticket für eine Überfahrt an, doch die geforderten 2400 Adena (= Währung) sind kein Pappenstil und überschreiten ihr finanzielles Budget bei weitem. Vorerst wird das also wohl nichts, mit dem Verlassen der Insel...
Also wird zuerst wieder mit einigen Wölfen vorlieb genommen. Außerdem hört man Gerüchte über einen NPC (Non Player Character) Piraten der die Insel gelegentlich überfallen soll. Und tatsächlich - keine 15 Minuten später ist tatsächlich ein junger Ritter zu sehen, der aufgeregt vor einer wütenden Meute Piraten flüchtet...

Hier das Beweisfoto - die Piraten verfolgen den jungen Ritter..
Auf dem Rückweg zur Stadt wurde Veronika dann Zeuge eines brutalen Überfalls. Von hinten schlich sich der bekannte Mörder namens "Weasle" an sein nichtsahnendes Opfer heran und sprach einen Frost Zauber auf sein Opfer aus. Dieses merkte erst gar nichts davon und ehe es zu spät war, sackte der junge Mann bereits gen Boden. Unglaublich, aber heute scheinen die Straßen und Wege auf der Insel sehr unsicher zu sein. Daher ist es vielleicht ratsamer, den Rest des Tages hinter den sicheren Stadtmauern zu verbringen...
Gestern den restlichen Tag dazu benutzt die Stadt mal genau zu erkunden. Auch wenn nicht mehr wirklich ortsfremd, lädt selbst dieses als "Dorf" bezeichnete Städtchen zum verlaufen ein. Erst nach 2-3 Anläufen gelang es den örtlichen Waffenschmied ausfindig zu machen. Dafür hatte sich die Sucherei aber gelohnt, denn für happige 800 Adena wurde dort ein Bogen samt Pfeilen erstanden. Auf diese Art und Weise lassen sich PKs (Player Killer) hoffenlich besser auf Distanz halten!
Außerdem stattete unsere Heldin auch noch den Waffenmeistern der Stadt einen Besuch ab und liess ihre Fertigkeiten im Umgang mit dem Schwert verbessern, was zu deutlich besseren Ergebnissen im Nahkampf führen dürfte. Sollen sie nun doch kommen, PKs, Piraten oder wer auch immer!

Dank Bogen nun auch auf Fernkämpfe eingestellt..
Frisch ausgeruht und bestens gerüstet ging es in den Norden der Insel, nicht ohne vorher allerdings noch eine Lehrstunde beim örtlichen Waffenmeister zu nehmen. Sowohl Umgang mit dem Bogen wurden trainiert, als auch eine Spezialattacke im Kampf mit Schwert und Schild.
Auf den Weg Richtung Norden ging es vorbei am Obelisk des Sieges mitten ins Orkland. Und das Land trägt seinen Namen zu recht - binnen kürzester Zeit schon stürmte der erste Ork auf unsere Heldin ein, die sich aber nun nicht mehr so einfach überrumpeln liess, wie noch vor zwei Tagen. Stattdessen bekam der Grünhäuter dank neuer Spezialattacke erstmal eins vor den Latz geknallt, bevor er sich Sekunden später in perforierter Form unfreiwillig Richtung Boden bewegte.
Danach noch ein paar mehr Schritte tiefer in das Orkland, wobei auch unglaublich viele Pfeile mit dem neuen Bogen verschossen wurden. Leider war der gekaufte Munitionsvorrat dieser exzellenten Fernwaffe eher gering und so musste nach einiger Zeit schon kehrt gemacht werden, um in die Stadt zurückzukehren und sowohl Gesundheit als auch Ausrüstung wieder auf neuesten Stand zu bringen.
Immerhin hatte sich der Spaß gelohnt - die Orks hatten geklautes Gold einstecken und auch den einen oder anderen interessanten Ausrüstungsgegenstand, der sich im Dorf mit Sicherheit zu Geld machen lassen wird. Nun ist aber erstmal etwas Ruhe angesagt. Morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag...
Wie auch schon die Tage zuvor war wieder das Dorf der Ausgangspunkt für alle Erkundungen. Da Veronika heute morgen mit glänzenden Augen am Schaufenster eines Waffenladens kleben geblieben war, weil ein wunderschönes Schwert ihren Blick fesselte, ging es daran vor der Stadt einige Wölfe zu kloppen. Schließlich lässt sich so schnell etwas Geld verdienen, zumindest soviel um die Rüstung erwerben zu können.
Doch die Heldin hatte das Spiel mit der Spieltechnik gemacht. Gerade als ein Wolf unweit von einem Baum den Tod durch ihr Schwert gefunden hatte, ging plötzlich nichts mehr - Veronika steckte fest. Und tatsächlich war das geschehen, was vielen Online-Abenteurern schon als "getting stuck" negativ im Kopf umherschwebt. Die Spielfigur lässt sich nicht mehr bewegen. Da hilft es nur noch einen Staff-Member von NCSoft per ingame Nachricht zu verständigen und um sofortige Hilfe zu bitten.
Leider liess diese auf sich warten. Als auch nach fünf Minuten noch keine Hilfe zu sehen war, wurde es brenzlig. Ein Character mit rotem Namen tauchte auf, ein untrügerisches Zeichen dafür das es sich hierbei um einen der gefürchteten PKs (Player Killer) handelt. Und tatsächlich - der erkennt die hilflose Lage unserer Heldin und ihr Unvermögen davonzulaufen und attackiert diese. Doch bevor er auch nur in Schwerreichweite kommen kann, hat er schon einen Pfeil in seinem rechten Arm stecken. Veronika hatte schnell reagiert und den Bogen ausgepackt.

Von dieser Stelle konnte sich Veronika nicht mehr befreien..
Was nun folgte war ein Schlagabtausch nach bester Nahkampfsitte, bei dem sich beide Teilnehmer mit Schwert und Schild gegenseitig beharkten. Und zu Veronikas großer Überraschung hinterliessen die Treffer ihres vermeintlichen Mörders kaum Blessuren, während dieser unter ihren Schlägen zu leiden scheinte. Als dieser irgendwann plötzlich die Flucht ergriff und unehrenhaft floh, setzte ein schnell abgeschossener Pfeil seinem Leben ein Ende. Noch einige Sekunden lag sein Körper bewegungslos am Boden, bevor er sich an der Luft Adens auflöste.
Pünktlich wenn man keine Hilfe mehr braucht, kam dann endlich auch eine göttliche Hand und verhalf der Abenteurerin aus ihrer Zwickmühle. Durch eine Teleportation wenige Meter neben dem unsichtbaren Gefängnis war ihre Bewegungsfreiheit wiederhergestellt. Jetzt aber nichts wie weg hier, bevor der PK womöglich noch mit Verstärkung zurückkommt. Im Dorf kann schließlich nicht viel geschehen, denn neben der Dorfwache sind ja auch noch die anderen Spieler hier als Schutz vorhanden.
Zurück vor dem Geschäft ergab eine kurze Rechenprobe, daß Veronikas Schwert der Begierde in greifbarer Nähe war! Wenige Minuten türmten sich stolze 928 Adena auf dem Thresen des Verkäufers, der daraufhin die neue Klinge aushändigte. Sehr fein, man mag kaum abwarten, diese beim Kampf gegen Orks und Wölfe einzuweihen!
Wie ihr sicher gemerkt hat, war es uns aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich, das Lineage II Tagebuch weiter zu führen. Wir bitten dies zu Entschuldigen, mußten diesen Schritt aber ergreifen, um in der äußerst hektischen und arbeitsintensiven Vorweihnachtszeit die redaktionelle Berichterstattung nicht zu vernachlässigen.
Wir überdenken derzeit die Möglichkeit, im Frühjahr das Tagebuch evtl. nochmal fortzusetzen. Zum Abschluß wollen aber noch ein paar Worte gesprochen werden. Wichtig hierbei, daß trotz der Tatsache, daß die Server in den USA stehen wenig bis gar kein Lag (bei einer DSL Verbindung) vorhanden war. Auch lief das Spiel stabil und bis auf den lästigen "stuck" Bug wie im Tagebuch geschildert, waren keinerlei technische Mängel zu entdecken.
Dafür liefert Lineage II auf spielerischer Seite etwas wenig Stoff ab. Auch nach Jahren geht es in der PC Online-RPG Familie immer noch nur ums möglichst schnelle hochleveln mittels möglichst vieler Monsterkills. Außerdem fehlte uns etwas die Kommunikation mit den Mitspielern, trotz der Tatsache das viele spätere Monster nur in einer Gruppe bezwungen werden können. Dies ist den Entwicklern aber sicherlich nur zum Teil anzulasten, vielleicht lag es ja auch am Server und seinen vielen sehr erfahrenen Spielern.
Positiv hingegen die stufenlos zoom- und frei drehbare 3D Optik und der unterhaltende Sound. Obwohl das Spiel mittlerweile schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist und bleibt die Grafik noch zeitgemäß. Besonderen Reiz verspricht auch die Möglichkeit, mit einem Clan seine Burg zu erobern und diese zu beherrschen, was Lineage II zumindest etwas von der sonstigen Online Konkurrenz abhebt.
Alles in Allem kann Lineage II weiterempfohlen werden, sofern ihr euch nicht am auf Dauer etwas monotonen Spielprinzip und der erst ab Level 20 (also min. 10 Spielstunden und mehr) stattfindenden Spezialisierung eures Charakters stört.