Zombi vs. ZombiU im Test

Starttitel von einer neuen Konsole haben immer etwas Magisches. Zumindest ist das bei mir so und somit kommen jedes Mal angenehme Erinnerungen hoch, wenn ich an Battle Arena Toshinden (PlayStation), F-Zero (Super Nintendo), Wipeout 2048 (PlayStation Vita) oder Super Mario Bros. (NES) denke. Zum Wii-U-Release war neben New Super Mario Bros. U Ubisofts Zombiespektakel mit an Bord und ich glaube meine Freundin kann sich noch gut daran erinnern, wie gespannt ich vor dem Bildschirm saß und voller Aufregung meine ersten Schritte machte. Wobei die Angst, jederzeit ins Graß zu beißen, allgegenwärtig war. ZombiU war nicht nur ein einfacher Horrortitel mit netten Gamepad-Gimmicks, sondern für mich das Aushängeschild, wie man die damals neue Steuerungsvariante der Wii U ordentlich nutzen kann. Ihr müsst wissen, dass ich zu jener Zeit noch große Hoffnungen hegte, das Nintendo mit ihrer Heimkonsole den Videospielmarkt aufmischen würde. Ganz besonders nach dem ewigen Wii-Remote-Rumgefuchtel.

Somit herrschte, wenigstens bei mir, Aufbruchsstimmung und ZombiU war sozusagen der Startschuss für eine neue Videospielwelt und ihre Interaktionsmöglichkeiten, die noch kommen sollten. Dass dies wenig später wieder im Keim erstickte, ist eine andere Story. Obwohl das Game bei der Presse nicht sonderlich gut abschnitt, war ich sprichwörtlich hin und weg von der Spielidee im Zusammenhang mit dem Gamepad. Auch wenn grafisch nicht herausstechend, ist der Titel bis heute das Paradebeispiel, wie man ein Spielgeschehen mit dem Tabletcontroller kombiniert, ohne das es aufgesetzt wirkt bzw. den Spielfluss schmälert. Um die es kurz zu machen: Ich war mehr als begeistert und hoffte auf einen Nachfolger, der die Welt vergrößert und neue Interaktionsmöglichkeiten bietet. Aber Pustekuche! ZombiU verkaufte sich so schlecht, dass Ubisoft wenig später den Support der Wii U auf ein Minimum herunter fuhr.

Wohl mit dem Gedanken, aus dem Verlustgeschäft doch noch ein bisschen Gewinn zu machen, hat sich der Entwickler dazu entschieden, das Spiel nach fast drei Jahren für PlayStation 4, PC und Xbox One zu veröffentlichen. Dabei strich man alles, was das Game so außergewöhnlich machte. Somit ade lokaler Mehrspielermodus bzw. Onlinesupport! Zombi, so der neue Name, ist nur noch eine einfache Einzelspielererfahrung, der man ihr wichtigstes Feature geklaut hat, nämlich den Gamepad-Support. Und das drückt ganz schön auf das Spielerlebnis. Als ich mich erneut ins infizierte London begab, war ich erschrocken, wie sich das Spiel ohne Tabletcontroller ändert.

Als Erstes sollte man erwähnen, dass Zombi inhaltlich eine 1:1-Umsetzung des Wii-U-Originals geworden ist. Somit bietet der Titel auf diesem Gebiet für Kenner des Originals nichts Neues, um ein zweites Mal eine Kaufanregung zu geben. Durch den Wegfall des Gamepads und dessen Funktionen spielt sich der Überlebenskampf viel schneller und weniger authentisch, weil ihr eben nicht mehr dauernd auf den zweiten Bildschirm schauen müsst, um die Gegend zu scannen oder euer Inventar zu verwalten. Das passiert jetzt komfortabel mit simplen Knopfdrücken des Controllers der Xbox One bzw. PlayStation 4. Das spielt sich zwar „gut“, aber nimmt dem Spielgeschehen seine Magie und dies merkt man alles Kenner des Originals zu oft. Zudem wirkt die Minikarte, die nun auf dem heimischen Fernseher rechts unten sitzt, deplatziert, weil diese vorher noch auf dem Tabletcontroller ausgelagert wurde.

Viele, die das hier lesen, denken sich bestimmt: Worüber beschwert der sich, wenn jetzt alles einfacher vonstattengeht? Das stimmt so weit schon. Zombi ist durch den Wegfall des zweiten Bildschirms eine rundere Sache, aber dies machte die Wii-U-Version gerade so besonders und schaffte sozusagen ein „Mittendringefühl“. Was ich dann nicht verstehe, dass ist, wieso Ubisoft sich nicht die Arbeit gemacht hat, den Onlinemodus mit in die Portierung zu übernehmen. War dieser doch eine lustige Erfahrung mit seinem vorher verlorenen Protagonisten das Spiel eines anderen zu infizieren. Auch das Schreiben von Nachrichten à la Demon Souls war eine Besonderheit, welche zur Atmosphäre beitrug. Doch das viel alles der Schere zum Opfer. Wieso werden wir wohl nie erfahren. Obendrauf kommt eine veraltete Grafik, die zwar auf 1080p hochskaliert, aber nicht um neue Aspekte erweitert wurde. Das riecht für mich alles nach liebloser Portierung eines Videospiels und am Ende ist es das eigentlich auch. Somit kann ich die negativen Reaktion von vielen Usern bei uns im Forum nachvollziehen. Und so kommen wir zu meinen Fazit: Zombi ist eine herzlose Umsetzung eines guten Spiels, das auf die falschen Konsolen umgesetzt wurde!