Mario, das Multitalent Seite 1

Wer sich mit dem Thema einmal beschäftigt hat, wird schnell merken, dass es eine große Fülle von Möglichkeiten gibt, mit Mario seine Zeit zu verbringen, ohne dabei eine Prinzessin zu retten. Fangen wir doch mit etwas Sportlichem an. Anscheinend merkte Nintendo recht früh, wofür der schnauzbärtige Klempner gut ist und machten ihm quasi zum Star eines Golfspiels, welches im frühen Lebenszyklus für das Nintendo Entertainment System erschien. Während die Spielmechanik noch recht überschaubar war, blieb vielmehr Marios Erscheinung in den Köpfen der Spieler hängen.

Hier wirkt der italienische Klempner ein bisschen wie ein übergewichtiger Bauarbeiter, der sich schwer tat denn Ball ins Loch zu bekommen. Spieltechnisch ist der Nachfolger NES Open Tournament Golf viel interessanter. Zusammen mit seinem Bruder Luigi wurde ein Spielprinzip präsentiert, welches dem akkuraten Golfsport näher kam. Zudem war die Grafik im Vergleich zum Vorgänger ein unglaublicher Schritt nach vorne und die Spielbarkeit ausgefeilter. Außerdem war Prinzessin Peach Marios neue Nebenbeschäftigung nicht abgeneigt und diente als freundlicher Caddie.

Auch auf dem Game Boy war Mario mit einem Golfspiel vertreten, das mich damals für eine unglaublich lange Zeit an den Handheld fesselte. Der Hauptgrund lag in der internen Batterie, die eure Punktezahl und Handicaps speicherte. Gepaart mit einem einsteigerfreundlichem Gameplay und Link-Funktion um gemeinsam mit einem Freund die Bälle auf den zwei Kursen (Japan und Amerika) zu jagen. Weiter ausgebaut wurde dieser Franchise  mit Mario Golf (Nintendo64) sowie Mario Golf: Toadstool Tour.

Das letztgenannte Game erschien exklusive für den Gamecube und wies schon alle bekannten Merkmale, auf die später alle Mario-Sportspiele bieten sollten. Fun-Sport mit Protagonisten aus dem Mushroom Kingdom. Eine bunte Präsentation und ein verdammt guter Mehrspielermodus waren ein Garant, dass so schnell keine Langeweile aufkam. Eine extra Erwähnung muss auch Mario Golf Advance Tours finden, welches von der Presse durch den Rollenspieleinschlag, die saubere Darstellung und das famose Gameplay mit Höchstwertungen belohnt wurde.

1989 eroberte der Game Boy die Kinderzimmer und auch manche Erwachsenen konnten sich diesem Bann nicht entziehen. Zementiert wurde der Siegeszug durch das Puzzlespiel Tetris, welches einen neuen Boom in diesem Genre auslöste. Wirkliche Konkurrenz folgte ein Jahr später mit Dr. Mario für das Nintendo Entertainment System sowie seinem kleinen Bruder. Hier gibt sich der Prinzessinnenretter mit einem gewissen Fachwissen für Medizin aus, um mittels Pillen eine Epidemie von Viren Herr zu werden.

Das Spielprinzip war leicht zu verstehen und bot für damalige Verhältnisse gutes Potential. Die verschiedenfarbigen Schädlinge wurden durch farbig passende Dragees dezimiert. Das alles passiert in bester Tetris Manier. Obwohl beide Varianten technisch komplett identisch sind, war die Game Boy-Version von Dr. Mario weiter verbreitet als sein NES-Counterpart. Das lag natürlich an dem großen Boom des Handhelds, bei dem fanatische Spieler wirklich jedes Stücks Software kauften, was nur den Namen ‚‚Game Boy‘‘ auf dem Cover hatte. Doch zuguterletzt verlor Dr. Mario, welches nebenbei unter der Federführung von Gunpei Yokoi entstand, gegenüber dem russischen Exportschlager.

Bleiben wir doch noch eben kurz auf dem kleinen Handheld: In der ersten Generation Game Boy-Spiele hat man bei Mario immer öfter gesehen, dass er auch andere Dinge tat, die man ihm nie zugetraut hätte. War er in einem Moment noch auf dem Tennisplatz als Schiedsrichter tätig, saß er im nächsten Augenblick in einem Raumschiff und verschoss Bälle im Breakout-Klon Alleyway. Hier bekam das Nintendo-Masskotchen sogar ein eigenes Level spendiert. Erwähnenswert sind auch die Shooter-Abschnitte in Super Mario Land, worin er sowohl ein Flugzeug, als auch ein U-Boot bemannt und alles in bester Gradiusmanier über den Haufen ballert.

Gerne würden wir diese Ausflüge ins Actiongenre nochmals erleben. Doch so maskulin, wie Mario sich gibt, ist er nicht immer. Diesen Moment der Schwäche nutzte Bowser schamlos aus und entführte den kleinen Helden. Und wer kam ihm zur Hilfe? Ihr werdet es kaum glauben aber Prinzessin Peach sah es als ihre Pflicht an ihren geliebten Retter aus den Händen des Schergen zu befreien.

War Super Princess Peach ein klassisches Mariospiel im 2D-Gewand, brachte es doch mit dem Emotionssystem ein innovatives Feature. Zudem war der Rollentausch einfach erfrischend anders. Das nächste Spiel, das ich erwähnen möchte, war für ein Konsolenspiel des Jahres 1992, mit einem gewagten Konzept ausgestattet. Zusammen mit einer Computermaus stand kurz vor Weihnachten Mario Paint in den Läden und machte aus der Heimkonsole einen kleinen PC.

Im Stiel von Microsoft Paint bot das Programm eine Reihe von Funktionen, um sich künstlerisch zu betätigen. Ob man jetzt selbst eigene Bilder entwerfen oder doch lieber vorgefertigte Motive ausmalen wollte, dieses Programm bot alles. Es ging sogar noch weiter und fügte ein Animationsprogramm um kurze, eigenhändig erstellte Zeichentrickvideos zu generieren und einen Sequenzer hinzu. Mit ihm war es möglich, auf einfache Art Musikstücke zu komponieren, die sogar als Hintergrundmusik für die angefertigten Videos verwendbar waren.

Doch es gab ein großes Manko an der Sache. Obwohl die kreativen Werke auf der Cartridge gespeichert werden konnten, gab es sonst keine Möglichkeit diese auszudrucken oder auf den PC zu übertragen. Somit blieb den meisten nur die Option den heimischen Videorekorder anzuschließen, um seine Arbeiten mittels Videokassette zu importieren. Trotzdem war Mario Paint ein Verkaufsschlager.

Hierdurch war die SNES-Mouse stark verbreitet, was zum Vorteil hatte, dass einige Strategietitel wie Mega Lo Mania, PowerMonger oder Populous II eine bessere Steuerung besaßen. Eine gänzlich andere Spielerfahrung mit Mario versteckte sich hinter Yoshi‘s Safari. Hier sitzt der kühne Held auf dem Rücken seines Reittier Yoshi und ballert Feinde mit dem Super Scope aus der Luft. Dies war damals recht ungewöhnlich, da Mario nie wirklich zu solchen Mitteln greifen musste.


Doch das Nintendo R&D1-Entwicklerteam wollte mit diesem Titel die technischen Gegebenheiten der Konsole sowie die Light-Gun Super Scope vermarkten. Diese Rechnung ging nur zum Teil auf. Obwohl das Spiel eine Weltkarte bot, war der eigentliche Ablauf in der Egoansicht sehr ernüchternd und zu einfach gestaltet. Zudem gab es Probleme mit dem Super Scope in einigen Ländern, da das Gerät durch seinen Bazooka-Look zum größten Teil nicht zu kriegen war. Gewaltgegner wissen wieso.

Nintendo wirkte in vielen Bereichen als Innovator. Ob es jetzt die Messlatte für einen neuen Kontrollerstandard oder spieletechnischer Natur war. Super Mario Kart für das Super Nintendo definierte das Genre der Fun-Racer neu. Acht spielbare Fahrer, worunter sich natürlich auch Mario befand, fuhren auf verschiedenen Strecken im Mushroom Kingdom um den Sieg auf dem Treppchen. Hierbei wurde die Steuerung bewusst simple gehalten und durch den Einsatz der Spezialwaffen war jede Fahrt zum Sieg ein verbissener Kampf.

Spätere Spiele, wie Wipeout für Sonys Playstation, können diesen Ursprung nicht verleugnen. Mario Kart 64 topte dies noch durch eine komplette 3D-Grafik und einen spaßigen Vier-Spieler-Splittscreenmodus. Insgesamt brachte es die Serie auf sieben Teile, worunter Mario Kart DS den Onlinemodus für Nintendos DS eindrucksvoll zelebrierte. Mit dem Launch von Mario Strikers Charged Football auf Nintendos Wii gab der kleine Klempner auch seinen Einstand in den Weiten des Internets.

Während der Vorgänger Mario Smash Football nur Mehrspielerduelle an einem Fernseher erlaubte, konnten sich beim Nachfolger Spieler aus aller Welt miteinander messen. Und wie alle anderen Mario-Sportspiele machte der kleine Held zusammen mit seinen Freunden eine superbe Figur. Gute Spielbarkeit und ein Regelwerk, dass mehr auf Spaß als auf Realismus beruhte waren der Garant für feurige Duelle auf dem Bolzplatz.