Seite 05: 1993 - The Legend Of Zelda: Link's Awakening (Gameboy)

Ein Abenteuer zum Mitnehmen

 

Anfang der Neunziger ist neben dem Super Nintendo der tragbare Gameboy in aller Munde. Bietet der Handheld doch alle Lieblingsspiele auch zum Mitnehmen und unterwegs zocken. Alle Spiele? Nein, denn neben Mario und anderen Stars der Szene lässt Zelda auf sich warten. Es ist aber abzusehen, dass auch Links Abenteuer auf dem kleinen grauen Kasten fortgesetzt werden und so kommt es, wie es zu erwarten war: Am 6. Juni 1993 erscheint mit The Legend Of Zelda: Link’s Awakening das erste tragbare Abenteuer des Helden in Japan. Erscheinungstermin in Amerika ist August 1993, in Deutschland freuen sich die Zocker am 18. November des gleichen Jahres. Ziel der Entwickler ist es, mit dem neuen Zelda ein Spiel zu entwickeln, welches in der Qualität dem grandiosen A Link To The Past in nichts nachsteht. Kritiker wollen im Vorfeld nicht so recht daran glauben und werden mit dem Release eines besseren belehrt. Als komplett deutsches Spiel erscheint Zelda: Link’s Awakening auf dem Gameboy und schießt im Wertungsolymp diverser Magazine sofort nach ganz oben.

 

Im Traum des Windfischs

 

Als erstes Zelda spielt Links Gameboy-Auftritt ausnahmsweise nicht in Hyrule. Auch von Prinzessin Zelda und Ganon fehlt jede Spur. Schauplatz des Ganzen ist nämlich die Insel Cocolint, an dessen Strand Link gespült wird, nachdem sein Schiff einem tosenden Sturm zum Opfer fällt. Am Strand wird Link vom Mädchen Marin gefunden und bei ihr zu Hause gesund gepflegt. Dort erwacht der Held in einem Bett und erfährt, wo er gelandet ist. Von Marins Vater erhält er ein Schild, welches der alte Herr am Strand fand. Sofort begibt sich Link auf Erkundungstour und findet sein Schwert im Sand des Strandes verborgen. Unterwegs trifft Link auf eine sprechende Eule, die ihm von der Insel erzählt. Um diese verlassen zu können, muss Link den Windfisch aufwecken, der hoch oben auf einem Berg in einem riesigen Ei ruht. Dafür benötigt er allerdings acht Instrumente, denn nur mit deren Klang kann er den Windfisch aufwecken. Problematisch ist aber, dass die acht Instrumente in gefährlichen Dungeons liegen und von bösartigen Kreaturen bewacht werden.

 

Während seines Abenteuers erfährt Link von mehreren Bewohnern, dass die ganze Insel nicht real ist. Cocolint und alle ihr Bewohner sind nur ein Traum des Windfischs. Auch Link ist in dieser Traumwelt gefangen.

 

Wunderschöne Trauminsel

 

Das Gameboy Abenteuer ist eine Wucht und erinnert stark an den hoch gelobten SNES-Ableger, was Technik und Gameplay betrifft. So sieht man Link wie gewohnt von oben und auch die Moves und Fähigkeiten seines Vorgängers hat der Gestrandete drauf. Allein die Farben werden vermisst, da der Gameboy ja nur Graustufen darstellen kann. Nichtsdestotrotz ist die Leistung der Entwickler phänomenal und ein superbes Beispiel dafür, was man alles aus dem Handheld heraus kitzeln kann.

 

I think I just saw Super Mario

 

Wenn man ein wenig über Link‘s Awakening nachforscht, findet man sehr schnell bekannte Nintendo Charaktere wieder, die es auch auf die Insel des Windfisches verschlagen hat. So läuft man dem berühmten Klempner über den Weg oder springt auf Gumbas, die in so manchen Verliesen ihr Unwesen treiben. Sogar der Kettenhund ist in einem Vorhof zu finden und wird sogar für das Lösen eines Rätsels benötigt. Zudem lehnt sich Link’s Awakening sehr stark an ein japan-exklusives Action-Rollenspiel an, welches den Namen Kaeru no Tamei ni Kane wa Naru hat. Der Zungenbrecher kam schon vor dem Zelda Titel auf den japanischen Markt und lief mit der gleichen Engine. Viele Gameplay Elemente und Merkmale haben es auch in Link’s Spiel geschafft, ebenso wie dessen Hauptcharaktere, die in Link’s Awakening Gastauftritte haben.

 

Deluxe-Version gefällig?

 

Ebenso wie seine Vorgänger, wird auch Link’s erstes Gameboy Abenteuer auf einem später erschienenen System neu auferlegt. Hier ist es aber nicht der Gamecube oder Nintendo Wii, sondern der Gameboy Color, der ein Remake in Form von Link’s Awakening DX bekommt. Dabei handelt es sich um eine Deluxe Edition, die dank der Farbpower des gepimpten Gameboys schön bunt daherkommt. Außerdem konnte man einen Bonus Dungeon aufsuchen und dort gegen noch fiesere Monster kämpfen. Wer einen Gameboy Printer in seinem Besitz hat, darf sich zudem viele Bilder drucken, die es nur in der DX Version zu finden gibt. Obwohl sich das Original 1993 über 4 Millionen Mal verkauft, schlägt auch die DX Fassung ein wie eine Bombe und geht 1998 über 2 Millionen Mal über die Ladentheke.


Schnipp, schnapp, Spielinhalt ab

 

Zwar werden der DX Version Farben und ein Bonus Dungeon spendiert, ganz gleich ist die Version zur Urfassung aber trotzdem nicht. Nintendo zückte nämlich bei der Portierung die Zensurschere und beschnitt die Neuauflage leicht. Die Unterschiede sind zwar nicht gravierend, aber dennoch nennenswert. Im Gameboy Original kann man die gegnerischen Elektroblobs mit Zauberpulver bestreuen. Als Folge geben die Blobs witzige Sätze ab. „Nie ohne Kondom“, „Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen“, „Irgendwelche Sorgen, Nöte oder Probleme“ und „Stop the war! Give peace a chance!“ bekommt man als Spieler zu lesen. In der DX Version fallen die Sätze harmloser aus. Sobald ihr in der Urfassung auf eine Meerjungfrau trefft, sagt sie euch, dass sie ihr Bikinioberteil verloren hat. Versucht ihr zu tauchen, um einen Blick auf ihr-wisst-schon-was zu erhaschen, kontert sie mit „Hey! Laß das, Du Strolch“. Habt ihr die Sidequest gelöst, bekommt ihr zu lesen: „Dein Angelhaken ist nun ein sexy Bikini-Oberteil! - Wow! Sabber ...“ Das ist Nintendo bei der Neuauflage wohl zu brisant und so wird aus dem sexy Oberteil eine Perlenkette. Und auch der Satz am Ende der Sidequest wird entschärft. Letzte bekannte Zensur findet sich beim Krokodil-Künstler im Tierdorf. Dieser malt ein weibliches Krokodil, welches in ein Handtuch gewickelt ist und sexy posiert. In der Neuauflage sitzt die Krokodil-Dame einfach nur auf dem Boden rum und will gemalt werden.

 

Was Nettes für die Ohren und ein erneutes Remake?

 

Der damalige Chefredakteur der Club Nintendo Zeitschrift, Claude M. Moyse, hatte im Entwicklungsprozess von Link’s Awakening eine mehr oder weniger geniale Idee. Er wollte sich mit einem eigens komponierten Song unsterblich machen. Gebt ihr in der deutschen Version des Spiels „MOYSE“ als Namen ein, ertönt die vom Chefredakteur persönlich erstellte Melodie. Sieben Jahre nach Erscheinen von Link’s Awakening DX lässt die Insel Cocolint nochmal von sich hören. Im Internet taucht die Karte der Insel auf. Der Stil erinnert dabei gravierend an die Weltkarte von A Link To The Past und sorgt natürlich für Aufsehen. Ein Remake in SNES Optik? Etwas später stellt sich jedoch heraus, dass es sich dabei um einen Aprilscherz gewiefter Fans handelt und alle Träume von einer grafisch stärkeren Version verpuffen wie der Traum des Windfischs.

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