Yakuza Zero im Test

PlayStation 4
Geld regiert die Welt. Besonders im dekadenten Japan der späten Achtziger. In SEGAs Prequel zu Yakuza taucht der Spieler in die Zeit der Blasenwirtschaft in Japan ein und verschleudert Milliardenbeträge.

Yakuza_Zero_nexgam_05Tokio, Dezember 1988. Kazuma Kiryu ist seit drei Jahren Mitglied der Yakuza, als ein scheinbar einfacher Job als Geldeintreiber dazu führt, dass er des Mordes beschuldigt wird und die Organisation verlassen muss. Bald erfährt er, dass er mitten in einen Machtkampf des Tojo Klans geraten ist, in dem es um das letzte Stück von Kamurocho geht, welches benötigt wird für ein sehr lukratives Bauprojekt. Im Wettkampf um das kleine Fleckchen inmitten der Straßenschluchten soll er geopfert werden, wird aber von einem Immobilienmagnaten aufgenommen. Der Deal: Kazuma hilft ihm beim Erwerb besagten Stückchens Land, und mit der dadurch erworbenen Position der Stärke wird seine Rehabilitation erkauft.


Yakuza_Zero_nexgam_02Zeitgleich in Osaka, Schauplatz von Yakuza 2, fristet Goro Majima sein Exil im Luxusgefängnis des größten Kabarettklubs der Stadt. Für die Mißachtung der Befehle seines Bosses muss der Ex-Yakuza das Etablissement tadellos führen und unerhörte Beträge erwirtschaften. Die Verstellung als galanter, immer zuvorkommender Geschäftsführer passt dem wilden Kämpfer gar nicht, und so willigt er ein, seine Strafe im Goldkäfig auf drastische Art und Weise abzukürzen: Er erklärt sich bereit einen Mord auszuführen, zum ersten Mal in seinem Leben. Als er aber feststellt, dass sein Ziel nicht das ist, was ihm gesagt wurde, hindert den Gangster sein Gewissen.

Soviel zur Story. Wie aus der Beschreibung hervorgeht, dreht sich diesmal alles um nur zwei Charaktere. Ein Rückschritt gegenüber den vier bzw. fünf Heroen von Yakuza 4 und 5. Allerdings handelt es sich bei den beiden auch um die wohl populärsten Figuren aus SEGAs Unterwelt-Saga, wodurch Fans besänftigt sein dürften. Besonders dass erstmals Majima spielbar ist, wird Viele erfreuen, ist er doch im Laufe der Jahre zum heimlichen Star der Reihe geworden. Für mich persönlich ein Zwiespalt, wurde er doch in Yakuza 1 noch als skrupelloser Irrer ohne Selbstkontrolle dargestellt, so erscheint er nunmehr weltmännisch und berechnend. Aber das ist Meckerei im Detail, und vielen Fans wird der Majima mit mehr Zeug zum Helden gefallen.

Yakuza_Zero_nexgam_03Der generelle Umfang des Spiels ist trotz der Beschränkung auf zwei Protagonisten und ebenso viele Städte wie üblich sehr groß. Gerade für Newcomer wird zudem der Status als Vorgeschichte ein Segen sein. Das Wegfallen des inzwischen geradezu beängstigenden geschichtlichen Ballastes (Yakuza-Spiele bieten sonst deshalb schon komplexe Beziehungs-Diagramme in-Game) macht Yakuza Zero zum idealen Einstieg für Neugierige.

Wer die Story verfolgt wird schon zig Stunden beschäftigt sein. Aber die eigentliche Substanz liegt in den unzähligen Nebenbeschäftigungen. Mädels kennenlernen, absurde Nebengeschichten erleben, Billiard, Bowling und dutzende Glücksspiele ... oder in der Spielhalle Out Run und Space Harrier zocken. Mahjong und vor allem Shogi sind ebenfalls vorhanden und dürften den meisten westlichen Spielern ein Rätsel bleiben. Es gibt unendlich viel zu tun, so dass man Gefahr läuft, die Handlung völlig aus den Augen zu verlieren. Noch dazu warten 100 kleine Nebenhandlungen auf die Yakuza. Wo die Haupthandlung sehr ernst und dramatisch ist, da strotzen die kleinen Episoden aus dem Leben im japanischen Rotlicht vor Absurdität und großartigem Humor. Wehmutstropfen ist, dass diese Nebenaufgaben nicht auf der Karte markiert sind. Da heißt es wirklich jeden Meter der Straßen abzusuchen.

Zentrale Rollen spielen die neuen Minigames als Chef einer Immobilienfirma sowie als Leiter eines aufstrebenden Kabarettklubs. Der Immobilienpart ist Kazuma vorbehalten, und mit einem simplen, aber viele Stunden bis zur Vollendung dauernden Prozess sollen darin die fünf Areale von Kamurocho fünf skrupellosen Milliardären weggenommen werden. Dazu werden Immobilien in allen Gebieten aufgekauft und Angestellte zum Geldeintreiben von den Mietern geschickt. Mit den Erlösen werden wieder neue Gebiete gekauft.

Yakuza_Zero_nexgam_04Beim Kabarettklub (es handelt sich hier schlicht um eine andere Bezeichnung für einen Hostessenklub) müssen ebenfalls fünf Gebiete auf ähnliche Art erobert werden. Hier dienen Partnerschaften mit Geschäften zum Erreichen neuer Fans. Die besuchen dann den eigenen Klub, und man führt den Gästen in einem Minispiel Abend für Abend je nach Bedürfnissen die richtigen Mädchen zu und versucht dadurch möglichst viel Geld zu verdienen. Dazu können neue Mädels rekrutiert, und die besonderen Platinum Hostessen, welche auf echten Models basieren zurechtgemacht, trainiert und aufgemotzt werden.

Beide Modi sind natürlich mit Handlungen verbunden und bieten auch einige kleinere Kämpfe und mehr oder minder dramatische Storyereignisse. Als Belohnungen für Etappensiege winken neue Kampfskills und sogar ein ganz neuer Kampfstil.

Yakuza_Zero_nexgam_07Apropos Kampfstile: Zentrales Element der wie üblich actionreichen Keilereien ist der Stilwechsel. Beide Charaktere verfügen über drei verschiedene Stile (plus einen geheimen Zusatzstil), zwischen denen sie mit einem Druck aufs Steuerkreuz beliebig wechseln können. Diese unterscheiden sich grundlegend. Von einem eher klassischen Kampfstil über einen Breakdance, einen Baseballschlägerstil bis hin zu einem der sich aufs schnelle Ausweichen konzentriert sind die Techniken sehr unterschiedlich. Zudem steht noch die Nutzung verschiedener ausgerüsteter Waffen offen. Jede Art kann bei Trainern verfeinert werden, und durch die Investition von Geld in eine Art Skilltree neue Fähigkeiten freigeschaltet werden. Alle Kampftechniken zu meistern dauer sehr lange.

Yakuza_Zero_nexgam_06Ja, selbst die Skills kosten Geld. Der schnöde Mammon ist ein sehr wichtiger Aspekt, und um das dekadente Feeling jener Jahre in Nippon wieder zuspiegeln, gibt es davon überall weit mehr als je zuvor. Von jedem Punk auf der Straße kassiert man hunderttausende Yen. Bei jedem Schlag fliegen Geldscheine herum. Oft läuft man mit Milliardenbeträgen durch die Straßen. Die üblichen Heilitems und Ähnliches, oder das Essen in Restaurants hat weiterhin Standardpreise und ist dementsprechend im Angesicht des höheren Einkommens spottbillig. Allerdings durchstreifen sogenannte Mr. Shakedowns die Straßen. Hünen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben einem alles Geld in einem Kampf abzunehmen.

Weiterhin ist die Sexualisierung in Yakuza Zero noch deutlicher als sonst. Ebenfalls ein Symbol der Zeiten vor politischer Korrektheit, oder einfach ein Verkaufsmittel fürs Spiel? Neben den Hostessen kann man Frauen mit anzüglichen Telefonaten zu Dates verführen, in Kabinen zu Videos von Idols onanieren und erlebt in Nebenquests alles vom Sado-Maso-Training bis hin zu Schulmädchen, die getragene Slips verkaufen. Eine versteckte "Catfight" Arena bietet zudem Wetten auf Schaukämpfe leicht bekleideter Mädels. Alles natürlich immer mit einem Augenzwinkern.Yakuza_Zero_nexgam_08


Technisch ist leider weniger Gutes zu sagen. Als Cross-Plattform-Spiel - Yakuza Zero ist in Japan parallel für die PS3 erschienen - wirkt das Ganze eher wie ein Last-Gen-Game. Es ist nicht hässlich, aber unspektakulär und nur dezent aufgehübscht gegenüber den bekannten Vorgängern. Was 2009 bei Yakuza 3 sehr schick aussah wirkt heute trotz 1080p angestaubt. Zudem trüben sehr deutliche Pop-ups und wechselnder Detailgrad der Texturen beim Näherkommen das Gesamtbild. Zu allem Überfluss macht häufges Tearing dem Spiel zu schaffen. So etwas sollte bei einem von der PS3 übernommenen Spiel nicht vorkommen.


Wie seit Teil 2 gewohnt bietet das Spiel komplett japanische Sprachausgabe und englische Untertitel.

Daniel meint:

Daniel

Yakuza Zero ist wieder ein mal ein toller Serienteil. Die Technik mag dabei nicht wirklich sauber sein, aber inhaltlich gefällt mir das von Story-Altlasten entschlackte Prequel äußerst gut. Lediglich dass von Majimas ursprünglich durchgedrehtem Charakter nun wenig übrig ist stört mich etwas, ansonsten weiß die Handlung zu gefallen und ist ohne Vorkenntnisse voll verständlich. Der wahre Star sind aber wie immer die Nebenbeschäftigungen, die weit mehr Zeit in Anspruch nehmen können als die Hauptquest. Bleibt zu hoffen, dass alle, die die Reihe bisher gemieden haben mit diesem Neuanfang dem großartigen Franchise eine Chance geben.

Positiv

  • Spannende Geschichte
  • Viele tolle Nebenbeschäftigungen
  • Spaßige Kämpfe

Negativ

  • Veraltete Technik
  • Nebenquests schwierig zu finden
  • Nur in Japanisch mit englischen Untertiteln
Userwertung
9.44 5 Stimmen
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Forum
  • von Oiseau:

    Zero ist doch ziemlich gut gealtert, finde ich technisch selbst heute noch relativ gut gemacht. Die spielerische Altbackenheit habe ich das erste mal nach Kiwami 2, also bei Teil 3 (Remastered) gespürt....

  • von ChaosQu33n:

    Ich zocke auch gerade Zero. Ich finde es geht echt noch. Ich bin damals mit Yakuza 1 und 2 auf PS2 angefangen und well... die sind gar nicht gut gealtert. In meiner Erinnerung sah Yakuza 1 immer aus wie "Kiwami". ...

  • von Phill XVII:

    Meine Fresse wenn man zuletzt 8 und 7 gespielt hat, fühlt man sich bei Zero wieder irgendwo Technisch ins Zeitalter zwischen PS2 und PS3 versetzt. ...

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Yakuza Zero Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2017-01-24
Vermarkter SEGA
Wertung 8.5
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neXGam YouTube Channel
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