The Talos Principle Deluxe Edition im Test

Schon der erste Trailer machte mich auf „The Talos Principle“ neugierig. Haben sich in meiner langen Videospielgeschichte doch zwei Titel besonders ins Gehirn gebrannt: Ich rede von Myst und Portal. Beides Rätselspiele erster Klasse. Man könnte grob umschreiben, dass man diese zwei Ideen mit einem dicken Schuss philosophischen Hintergrund garniert, in altertümliche Umgebungen gepackt und mit dem Sinn nach dem Leben, dem Unterschied zwischen Mensch und Maschine und einem Forschungsprojekt abgerundet hat. Ach ja, und für Tetris-Spieler ist auch noch was dabei! Klinkt wirr? Ja stimmt, aber so einfach ist es in einem Einleitungsabsatz auch nicht zu erklären. Aber versuchen wir kurz auf die Details näher einzugehen.

Ihr übernehmt im Spiel die Rolle eines Roboters. Gleich zu Beginn begrüßt euch Elohim. Von ihm könnte man sagen, dass er Gott personifizieren soll. Als „Kind“ betitelt lassen seine Sprüche die ersten Gedanken um das menschliche Dasein kreisen. Den Weg in seinen Tempel zu finden meistert ihr, indem ihr in verschiedene Räume müsst, in denen ein Puzzleteil liegt. Mit den entsprechenden Teilen und deren richtiger Farbe aus dem Tetris-Universum lassen sich immer neue Bereiche öffnen oder Gegenstände „freischalten“, damit diese in neuen Gebieten genutzt werden können. Netterweise müsst ihr die Steine auch noch in der korrekten Weise auf ein Türfeld ablegen (inklusive des Drehens, wie es sich für Tetris gehört). Einmal angekommen wird euch klar, dass die Sache hier größer ist, als zuerst gedacht. Dabei wandert ihr durch eine Art altgriechische bzw. römische Ruinenstadt. Persönlich hat mich dieses Flair, die musikalische Untermalung und die Geräuschkulisse sofort eingefangen. Als hätte ich es geahnt, wird im späteren Verlauf eine Anekdote auf die wissenschaftliche Leiterin eines Supercomputerprojekts und deren Kindheit serviert. Diese war als Neunjährige in Pompeii und erkannte dort, dass zwar alles vergänglich ist, aber Dinge auch bleiben. Der Zufall will es, dass ich in meiner Kinderzeit im gleichen Alter ebenfalls mit meinen Eltern in der zerstörten Stadt am Fuße des Vesuvs mehrere Urlaube verbracht und die geschichtlichen Eindrücke tief eingesogen habe.

Wie oben geschrieben, haben mich im späteren Verlauf Titel wie Portal und Myst begeistert. Und hier mischt The Talos Principle in der gleichen Liga mit, denn für jedes Puzzlestück müsst ihr ein Rätsel lösen. Dies beginnt recht einfach durch elektronische „Jammer“, welche Energiebarrieren oder unfreundliche Sonden außer Gefecht setzen kann. Da diese nicht unzählig rumstehen, müssen die grauen Zellen aber schon hier auf Spannung sein. Im weiteren Verlauf heißt es Lichtstrahlen umleiten, Schalter betätigen und gar Dinge in die Luft zu befördern, damit störende Hindernisse überbrückt werden und Energiestrahlen so das Ziel treffen. Gegen Ende müsst ihr dann gar Aufnahmen tätigen und diese im Anschluss abspielen, damit euer Erstes „Ich“ z. B. auf Plattform A steht und ihr selbst „gleichzeitig“ auf Schalter B. Ehe man sich versieht, merkt man, dass der erste Tempel nur ein Teil des ganzen Areals ist. So geht es alsbald in die ägyptische Ecke. Ein dritter Bereich wartet ebenfalls auf die Erkundung und ganz Schlaue heimsen hier noch Extrasterne ein, die hinter besonders knackigen Rätseln verschanzt liegen. Tja, und dann gibt es noch den Turm. Den sollt ihr laut „Gott“ niemals betreten. Ist klar, erst neugierig machen und dann sagen, dass man es nicht darf. Aber genau hier liegt der Clou des Spiels, denn ihr stoßt immer wieder auf Terminals, an denen sich alte, teils fragmentierte Daten abrufen lassen. Hierdurch werdet ihr fast analysiert, verwirrt, zu Gedankengängen geschubst, die nicht nur den Sinn nach dem eigenen Sein ein wenig in Frage stellen „wollen“. Geschickt schafft man hierbei die Balance zwischen „ohne Text lesen“ und „jetzt will ich aber doch wissen, was da steht“. Teils finden sich auch Audiologs in „Zeitkapseln“, welche das Geflecht aus Geschichte, Mythologie, dem Ende der Menschheit und den Universitäten, die an der ultimativen künstlichen Intelligenz gearbeitet haben, voranbringen.

So stellt man euch allein im Hauptspiel satten 120 Rätseln gegenüber, die im Schnitt gute 15 Stunden eurer Zeit beanspruchen werden. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei stetig an und führt euch je nach euren Handlungen zu verschiedenen Enden. Wem das noch nicht genug ist, der darf sich im Anschluss an das enthaltene Add-on „Road to Gehenna“ stürzen. Dieses sollte keinesfalls vor dem Hauptspiel angegangen werden, da dieses nicht nur die Geschichte zu einem bestimmten Punkt führt, sondern auch eure grauen Zellen auf das vorbereitet, was euch hier erwarten wird. Der aktuelle Preis von knapp 40 Euro ist für Rätselenthusiasten somit absolut im fairen Bereich, obgleich man das Spiel seit Mai auch auf Android-Systemen günstiger erwerben kann. Die optische Präsentation auf der PlayStation 4 ist dieser aber doch deutlich überlegen und durch den Einbau authentischer Gebäude, Figuren und Orte der Antike bleibt man sicher mehr als einmal stehen, um alles auf sich wirken zu lassen.