Rocksmith im Test

PlayStation3Xbox 360

Seit Guitar Hero das Musikspielgenre revolutioniert hat, träumen Besitzer von Spielzeuginstrumenten davon, eines schönen Tages tatsächlich eine Gitarre spielen zu können. Die Erfüllung dieses Wunsches rückt dank Rocksmith jetzt in greifbare Nähe. Zwar war es bereits bei Rock Band 3 theoretisch möglich, eine E-Gitarre zu benutzen, das entsprechende Zubehör wurde aber in so geringer Stückzahl produziert, dass es Normalsterbliche niemals zu Gesicht bekommen haben. Ubisofts Konkurrenzprodukt ist weit weniger elitär und erlaubt den Anschluss von handelsüblichen Instrumenten. Lohnt es sich, das komplette Entertainment-Budget in Rocksmith und eine Klampfe zu investieren? neXGam-Leser erfahren es in unserem Bericht.

Rocksmith_6Das Setup ist denkbar einfach. Dank des mitgelieferten Kabels lassen sich alle handelsüblichen E-Gitarren und Bässe an den USB-Port der Konsole anschließen. Um den Sound zu optimieren, empfiehlt es sich, die Xbox 360 oder die PS3 direkt mit einer Anlage zu verbinden. Zwar funktioniert das Spiel auch, wenn das Audio-Signal vom Fernseher weitergeleitet wird, aber eine Verzögerung macht sich in diesem Fall deutlich bemerkbar. Nur bei Nutzung des optischen Ausgangs oder eines Komponenten-Kabels werden die heimischen Lautsprecher zum vollwertigen Ersatz für einen Verstärker.

 

Rocksmith_9Das Herzstück des Games ist der Karriere-Modus, bei dem es darum geht, sich durch alle Songs zu rocken und das Publikum zu begeistern. Dabei wird der Schwierigkeitsgrad automatisch dem Können des jeweiligen Zockers angepasst. Diese Maßnahme, die sich in der Theorie genial anhört, erweist sich in der Praxis vor allem für Einsteiger als Frustgarantie. Sobald eine Stufe gemeistert wurde, schaltet Rocksmith automatisch einen Gang hoch. Plötzlich werden statt einzelnen Noten komplexe Akkorde gefordert. Das fühlt sich an, als ob jede gute Leistung sofort bestraft wird und nervt besonders in der frühen Einarbeitungsphase extrem. Ubisofts Ziel war es offensichtlich, den Karriere-Modus besonders innovativ und fordernd zu gestalten. Glücklich werden damit aber nur Menschen, die schon vor dem Kauf von Rocksmith einige Gitarrenstunden hinter sich haben.

 

Rocksmith_8Das Spiel ist schwer, bietet aber abseits der Karriere viele gelungene Hilfestellungen. Jeder Song lässt sich einzeln auf verschiedenen Schwierigkeitsgraden trainieren und es ist natürlich auch möglich, einzelne Akkorde zu erlernen, bevor man die große Bühne betritt. Hilfreich sind auch die vielen Videos samt Begleitkommentar. Hier wird fast alles erklärt, was ein Nachwuchsrocker braucht, um seine lange Reise zum Gitarrenvirtuosen zu beginnen. Von der richtigen Anschlagtechnik bis hin zum Wechseln einer gerissenen Saite kümmern sich die Lehrmeister um nahezu jedes Problem. Schade ist allerdings, dass während des eigentlichen Spiels nie klar wird, wie die korrekte Fingerhaltung bei komplexen Griffen ist. Wer also nicht von Beginn an Fehler machen will, die sich später stark auswirken, sollte sich eventuell etwas Sekundärliteratur besorgen oder sich einige Youtube-Videos zum Thema ansehen.

 

Rocksmith_4Obwohl ich selbst blutiger Anfänger bin, bin ich davon überzeugt, dass Fortgeschrittene sehr viel Freude an Rocksmith haben werden. Schließlich will jeder Musiker neue Songs meistern oder seine eigenen Kompositionen verbessern. Genau diese Gelegenheiten bietet das Spiel. Knapp 50 Titel namhafter Künstler werden mitgeliefert, Klassiker von den Rolling Stones, Eric Clapton oder David Bowie sind ebenso enthalten, wie aktuellere Hits von Bands wie Velvet Revolver und den Kings of Leon. Insgesamt ist die Mischung wirklich gelungen, auch wenn richtig harte Metal-Kracher fehlen. Abhilfe schafft hier der Online-Shop, der zwar nicht annähernd so viel Auswahl bietet wie die monströsen Song-Bibliotheken der Konkurrenz, aber trotzdem alle Geschmäcker bedient.

 

Rocksmith_10Es sind keinerlei Notenkenntnisse nötig, um sich in das Geschehen zu stürzen. Auf dem Bildschirm sind lediglich die Saiten mit einigen Anweisungen zu sehen. Wer bereits Gitarre spielen kann, wird sich darüber freuen, dass es in den Optionen möglich ist, eine Tabulatur-Ansicht zu wählen. Echte Könner, die keine Hilfestellungen mehr benötigen oder einfach nur nach Herzenslust rocken wollen, dürfen sich im Studio austoben und völlig ohne Vorgaben spielen. Hier stehen auch eine Reihe von Werkzeugen zur Verfügung, mit denen sich Fußpedale, Boxen und Verstärker simulieren lassen, um professionell klingende Verzerrungen und weitere Effekte verwenden zu können. Sehr gelungen ist auch die Bass-Simulation, die es erlaubt, eine Standard-E-Gitarre zu verwenden, um den Verwandten zu ersetzen.

 

Rocksmith_11Vor dem Kauf sollte eins ganz klar sein. Rocksmith bietet eine völlig andere Spielerfahrung als die Genreverwandtschaft. Wer auf der Suche nach einem genialen Partykracher ist, der dazu in der Lage ist, eine ganze Horde von spaßwütigen (und eventuell angetrunkenen) Besuchern zu unterhalten, sollte definitiv ein Musikspiel von Harmonix wählen. Obwohl das Rocksmith-Kabel auch separat erhältlich ist und eine zweite Gitarre bzw. ein Bass mit der Konsole verbunden werden kann, dauert es eine kleine Ewigkeit, bis Neueinsteiger gemeinsam gute Ergebnisse erzielen. Rock Band und Guitar Hero sind von der ersten Sekunde an unkomplizierte Multiplayer-Granaten, Rocksmith ist in der Anfangsphase harte Arbeit.

 

Es ist nachvollziehbar, dass ein Game, das sich auf das Erlernen von Saiteninstrumenten konzentriert, keine Drum-Kits unterstützt. Etwas merkwürdig wirkt aber die Tatsache, dass auch keine Mikros verwendet werden dürfen. Der Text wird bei jedem der Songs eingeblendet und selbst wenn der Gesang keinerlei Auswirkung auf die Highscores hätte, wäre eine Karaoke-Option wirklich nett gewesen. Hier wurde die Gelegenheit verpasst, mit minimalem Aufwand unterhaltsame Band-Sessions zu ermöglichen.

 

Rocksmith_2Rocksmith mag zwar auf den ersten (und zweiten) Blick ungefähr so ernst und spaßbefreit wirken wie ein Oberstufen-Musiklehrer, aber es gibt dennoch einige Elemente, die erkennen lassen, dass es sich um ein Videospiel handelt. Diverse Mini-Games lockern das harte Training auf. Natürlich steht auch bei den kleinen Herausforderungen die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten im Vordergrund, aber wenn Enten oder Zombies durch das Anschlagen der richtigen Töne abgeschossen werden, ist das ein sehr kurzweiliges Vergnügen. Wie für jeden regulären Song gibt es auch für die Mini-Games Online-Highscorelisten, was zu einer guten Wettkampfatmosphäre beiträgt.

 

Die Grafik ist absolut zweckmäßig. Das ist aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades auch gut so, denn volle Konzentration ist enorm wichtig, um die Songs zu meistern. Rocksmith sieht aus wie ein Teil der Guitar Hero-Reihe ohne jeglichen Schnickschnack. Hier tanzen keine aufwändig animierten Musiker über die Bühne und die Effekte lenken nicht vom eigentlichen Spielgeschehen ab. Die Saiten und die dazugehörigen Hinweise stehen eindeutig im Vordergrund der Präsentation. Etwas mehr Mühe hätte sich Ubisoft mit dem virtuellen Publikum geben können. Die Fans sehen nämlich ziemlich grob und zweidimensional aus, was einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Auch die Mini-Games sind grafisch keine Offenbarung, bringen aber dank ihrer witzigen Protagonisten etwas Abwechslung in den Gitarrenunterricht.




 

 

Tim meint:

Tim

Rocksmith ist gleichzeitig mehr und weniger als ein typischer Vertreter des Musikspiel-Genres. Das ambitionierte Produkt eignet sich nicht als kurzweiliger Party-Spaß, da die Anforderungen viel zu hoch sind, um schnell Erfolge feiern zu können. Wer ernsthaft darüber nachdenkt, Bass oder Gitarre zu lernen, sollte aber unbedingt zuschlagen. Obwohl es noch Raum für Verbesserungen gibt, ist Rocksmith in der Welt der Konsolenspiele absolut konkurrenzlos. Trotz einiger kurzweiliger Herausforderungen haben die Macher ein umfangreiches Lernprogramm und kein Game im eigentlichen Sinne abgeliefert. Sicherlich ersetzt Rocksmith keinen klassischen Unterricht, aber wenn der nötige Ehrgeiz vorhanden ist, können innerhalb weniger Wochen erstaunliche Ergebnisse erzielt werden.

Positiv

  • Umfangreiches Lernprogramm
  • Gute Songauswahl
  • Für alle E-Gitarren und Bässe geeignet

Negativ

  • Schwierigkeitsgrad steigt zu schnell
  • Kein Mikro-Support
Userwertung
9.2 2 Stimmen
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Forum
  • von Verytex:

    Weil Weihnachten ist, verlosen wir exklusiv in Zusammenarbeit mit Ubisoft ein paar hübsche Accessoires für alle angehenden Heimrocker. Darunter Schlüsselanhänger, Plektren, T-Shirts und Gigbags. Wer eines dieser drei Fanpakete ergattern möchte, muss lediglich zwei Fragen zum...

  • von Verytex:

    Der Metal Rock-DLC für Rocksmith steht ab sofort auf Xbox LIVE und im Playstation Network zur Verfügung. Das Alternative Rock DLC-Paket (19,99 €) enthält: § Three Days Grace – “I Hate Everything About You” § Megadeth – “Public Enemy No. 1” § Evanescence – “Bring Me To...

  • von Afro-Toad:

    Das neXGam-Review ist endlich online... Seit Guitar Hero das Musikspielgenre revolutioniert hat, träumen Besitzer von Spielzeuginstrumenten davon, eines schönen Tages tatsächlich eine Gitarre spielen zu können. Die Erfüllung dieses Wunsches rückt dank Rocksmith jetzt in...

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Rocksmith Daten
Genre Lernsoftware
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2012-09-27
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.3
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neXGam YouTube Channel
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