Grand Slam Tennis 2 im Test

SEGA hat mit Virtua Tennis 4 im letzten Jahr vorgelegt und auch Top Spin 4 konnte viele Fans für sich gewinnen. Beides Tennisspiele, die nicht nur durch eine gute Mischung aus Arcade- und Simulationsgameplay punkten, sondern auch durch eine große Optionsvielfalt. Vor allem an der Langzeitmotivation mangelte es bei Grand Slam Tennis auf Nintendo Wii, da der Karrieremodus in knapp 1 ½ Stunden Spielzeit beendet war und nicht mehr als ein Übungsmodus für Internetplay war. Das Menüsystem des Nachfolgers ist stark an die anderen Sportreihen wie NHL oder FIFA angelehnt, was Kenner der anderen Sportspiele den Einstieg erleichtert.

Die Modivielfalt ist allerdings deutlich überschaubarer: Neben einem schnellen Match können ein Karrieremodus, die ESPN Grand Slam Klassiker oder ein Turnier gewählt werden. Neulinge sollten zunächst die Tennisschule besuchen, um die Spielmechanik ein wenig kennenzulernen. Während John McEnroe euch auf seine spezielle Art anfeuert, erlernt ihr die verschiedenen Schlagtechniken des Spiels. Hier hat es EA geschafft sowohl Anfängern, als auch Profis verschiedene Steuerungsvarianten an die Hand gegeben, um alle zufriedenzustellen. Die meisten dürften mit der Arcadevariante zufrieden sein. Die diversen Schläge werden einfach über den passenden Button ausgeführt. Je länger gedrückt wird, desto härter sind auch die Hiebe.

Wer mehr Kontrolle möchte, für den ist die erweiterte Steuerung interessant. Hier werden alle Knöpfe außen vor gelassen und man schlägt den Ball ausschließlich mit dem rechten Analogstick. Hier ist nicht nur Präzision, sondern präzises Timing gefragt, um den Filzball genau dorthin zu preschen, wo er auch landen soll. Es erwarten euch einige Stunden Übung, diese Steuerungsart zu perfektionieren. Im Gegensatz zur angenehmen Steuerung ist der Karrieremodus eher enttäuschend. Zwar kann man exklusiv das Traditionsturnier in Wimbledon spielen, leider ist der gesamte Modus aber ähnlich mager wie beim Vorgänger ausgefallen.

Mit vier Kleinen und vier Grand Slam Turnieren stehen einige zur Auswahl, allerdings ist die Wahl des Schwierigkeitsgrads unglücklich ausgefallen. Dieser steigert sich in jeder Saison. Das bedeutet, dass ihr bereits im ersten Jahr alle Turniere für euch entscheiden werdet, da die Konkurrenz, also selbst die Profis, auf Amateurlevel spielen. Erst mit fortschreitendem Spielverlauf werden diese ebenso stärker, falls man sich so lange darauf einlässt.

Erfreulicher ist hier der ESPN-Grand-Slam Classics Modus, bei dem man bedeutende Spiele aus den vergangenen drei Jahrzehnten gespielt kann. Begonnen wird in der jüngeren Tennisgeschichte und mit jedem gewonnenen Match erhält man Punkte, um die nächste Dekade freizuschalten. So erwarten euch klassische Begegnungen wie etwa Boris Becker gegen Michael Stich in Wimbledon oder wie Pete Sampras einen John McEnroe schlug. Herzstück ist sicherlich der Onlinemodus, bei dem man Einzel und Doppel spielen und sogar Onlineturniere austragen kann. Ähnlich wie im Vorgänger ist auch der Kampf der Nationen vertreten. Hier zählt jeder Sieg im Onlinespiel für das jeweilige Land, für das ihr antretet. Die Onlinematches sind außergewöhnlich lagfrei und ebenso spannend. Schwierig wird es nur, wenn ihr gegen Spieler aus Übersee antretet. Da kann es schon mal passieren, dass der Ball kurzzeitig in der Luft »stehen« bleibt.

Bei so viel Licht gibt es natürlich auch Schatten. Auch wenn die Electronic Arts typische Präsentation einiges hermacht, kann es nur schlecht darüber hinwegtäuschen, dass noch relativ wenige verschiedene Spielmodi vertreten sind. Was auch für Unverständnis sorgt ist die Auswahl der Tennisprofis. Es ist lobenswert neben aktuellen Tennisstars vergangene Größen wie Björn Borg, Pat Cash und Boris Becker mit ins Boot zu nehmen, aber von den aktuellen Spielern sind leider nur eine Handvoll zu sehen. Dies macht sich vor allem bei den Damen bemerkbar, da aus der Top 10 nur Serena Williams vertreten ist. Wo ist eine Caroline Wozniacki? Auch über eine Andrea Petkovic oder sogar Steffi Graf hätte man sich als deutscher Tennisfreund gefreut.