Lion King, The im Test

SNES

So schön kann die eigene Kindheit sein, wenn man irgendwo in der Wildnis mit der liebenden Familie und vielen dienenden Untertanen groß wird. Man schnippt mit den Tatzen und die Mutter erscheint und füttert einen bis zum Erbrechen oder der Vater zeigt stolz dem Sohn sein Königreich, welches er eines Tages erben wird. Doch bei all dieser Harmonie innerhalb der Familie kann schnell Neid entstehen, ganz besonders wenn der Bruder des Königs Kniebeugen vor seinem Neffen zu vollführen hat.

Lion_King_14Und deswegen hat der jüngere Bruder von Mufasa, Scar, gleich vor, sich seines Bruders zu entledigen und natürlich auch dessen Sohn und Nachfolger – indem er beide umbringen lässt. Doch ich merke schon, dass ich bei der Geschichte rund um den König der Löwen zu weit vorgreife. Also fangen wir lieber da an, wo Simba seine ersten Gehversuche macht und in Vaters Reich noch alle Tiere glücklich miteinander leben.

So ist es dem Königssohn auch nicht übel zu nehmen, wenn er seinen künftigen Untertanen regelrecht auf dem Kopf springt, was ihr in Westwoods Filmversoftung vollbringen müsst, um die fiktive Geschichte voranzutreiben. Die Erkundung der Prärie steht an vorderster Stelle, was in gewohnter Jump ’n‘ Run-Manier vollzogen wird. Ein Knopf dient dabei zum Springen, ein anderer zum Schreien, damit die Untergebenen sofort merken, wer hier der Chef ist. Bei den Sprungpassagen solltet ihr euch vor explodierenden Käfern und klaffenden Tiefen in Acht nehmen, weil dies sonst an eurer Lebensenergie bzw. den verbleibenden Leben knabbert.

Schaut man sich am Anfang die handgemalte Grafik an, könnte man wirklich ins Schwärmen geraten: Verträumte Sonnenuntergänge, eine farbenfrohe Natur und der Zeichenstil, der den Kinofilm so unverkennbar machte, sprechen für grafische Brillanz. So meint man zu Beginn auch, dass der König der Löwen ein Spiel für die jüngeren Fans sei. Bei manchen Abschnitten sollte das Kind aber dann doch besser schnell seinen Vater herbeirufen, denn selbst ein erwachsener Gamer wird sich bei den so kniffligen Sprungpassagen manchmal vor Ärger ins eigene Knie beißen wollen. Westwood verlangt schon recht frühzeitig einen siebten Sinn, wenn es etwa darum geht, Hindernisse zu erkennen oder Gegnern auszuweichen. Das ist leider nicht immer gegeben, und weil Checkpoints sehr rar sind, muss der Spieler oft von vorne anfangen, was bisweilen reichlich nervt. Bei der Erzählung der Story haben die Designer keine Experimente gewagt, weshalb der Simba-Fan haargenau demselben Leidensweg folgt, den der Kleine auch schon im Film durchlaufen musste.

Lion_King_10Ab Mitte des Spiels, nachdem Simba der tosenden Herde von Gnus in einem netten Mode-7-Level entkommen ist, macht er Bekanntschaft mit Erdmännchen Timon und Warzenschwein Pumbaa. Mit denen verbringt er dann seine restliche Kindheit auf der Suche nach Käfern. Die Urlaubsstimmung ändert sich jedoch schlagartig, als er versteht, dass sein Reich ihn braucht und der fiese Onkel seinen Platz eingenommen hat.

Ab hier macht das Setting eine überraschende Kehrtwendung. War zuvor alles bunt und flockig, so werden jetzt Kälte und Dunkelheit präsentiert, was zudem eindeutig zur Stimmung des Hauptcharakters passt. Auch das Agieren mit Feinden wird um eine Aktion erweitert. Konntet ihr zuvor in bester Mario-Tradition den Gegnern auf den Kopf springen, so habt ihr jetzt die Möglichkeit, eure Krallen zu gebrauchen, um Jaguare bzw. andere Kreaturen auf Abstand zu halten.

Leider ist das ganze Potenzial des Titels etwa ab Mitte des Spieles komplett ausgeschöpft und bis auf ein anderes Setting mit den passenden Feinden ändert sich nicht mehr viel. Die Spielweise bleibt stets gleich: Durchs Level rennen, Schalter betätigen, Gegner plätten und hoffen, dabei nicht draufzugehen. Abhängig von eurem Fortschritt zieht der Schwierigkeitsgrad noch ein dickes Stückchen an, was dem Spielspaß gar nicht so gut bekommt. Da lassen uns auch die äußerst kurzen Bonuslevel mit Timo und Pumbaa nicht drüber hinwegsehen: The Lion King ist ein reinrassiges Lizenzspiel geworden.




Dominic meint:

Dominic

Persönlich sind mir zwei Dinge in Erinnerung geblieben: Das unfaire Leveldesign und die tolle Präsentation. In beiden Kategorien punktet der Titel mit voller Wucht, wobei mir die Grafik und der Filmsoundtrack doch immer noch lieber sind als das olle Spielprinzip selbst. Deswegen war schon nach kurzer Spielzeit der Ofen aus. Was bringt mir eine Schachtel Pralinen, wenn ich sie nur anschauen darf, weil ich genau weiß, dass ich nach dem Verzehr die nächsten Wochen nicht vom Klo komme?

Christian meint:

Christian

Ihr sucht ein klassisches 2D Hüpfspiel, daß mal so ganz anders als der Rest ist? Wenn ja, dann solltet ihr The Lion King getrost überspringen, denn spielerisch wird hier nur alter Kaffee geboten - gewürzt mit einer kräftigen Prise Schwierigkeitsgrad. Mit anderen Worten: Dieses Modul bietet heutzutage keine besonderen Kaufanreize mehr, es sei denn ihr vergöttert sowohl den Film, als auch solide Jump'n'Run Kost.  

Positiv

  • Schöne Grafik und Soundtrack
  • Versteckte Cheats
  • Filmnah

Negativ

  • Hoher Schwierigkeitsgrad
  • 08/15-Spieldesign
Userwertung
7.5375 8 Stimmen
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Lion King, The Daten
Genre Jump’n Run
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 1994-12-08
Vermarkter Virgin
Wertung 5.4
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