Schon nach wenigen Sätzen wird klar, dass es sich bei dem Buch, das für € 29,90 über die Ladentheke gereicht wird, um Fachliteratur handelt und nicht um kurzweilige Unterhaltung der Marke GAMEplan. Das soll keinesfalls bedeuten, dass die insgesamt 14 Beiträge, die in dem Sammelband zusammengefasst sind, für Gelegenheitsleser absolut unzugänglich sind. Allerdings bedienen sich einige der Autorinnen und Autoren einer gehobenen wissenschaftlichen Ausdrucksweise, die durchaus abschreckend wirken kann, wenn die Standard-Bettlektüre aus Spielanleitungen und Comics besteht. Wer das Werk komplett verstehen will, sollte nicht nur ein gutes deutsches Grundvokabular mitbringen, sondern darüber hinaus auch die englische Sprache beherrschen, da zwei der Artikel nicht übersetzt wurden.
Jeder von uns kann erklären, was ein Konflikt ist. Zumindest denken wir das, bis uns das Buch eines Besseren belehrt. Es handelt sich eben nicht immer um einen simplen Streit, der mit verbalen Mitteln oder körperlicher Gewalt ausgetragen wird. Alle Artikel wurden einem von insgesamt fünf Themenschwerpunkten zugeordnet, die sich jeweils mit einer bestimmten Dimension des Konfliktes beschäftigen. Das mag sich wissenschaftlich und trocken anhören, liest sich aber häufig sehr interessant. Ein typischer Vielspieler scheucht seine digitalen Stellvertreter gern durch virtuelle Welten, schickt dabei ganze Armeen von Gegnern ins Nirvana und nimmt sich selten die Zeit, wirklich über das Geschehen auf dem Bildschirm nachzudenken. Wer Contact - Conflict - Combat liest, lernt nicht nur viel über die Komplexität von Games, sondern auch über die eigene Persönlichkeit und die motivationssteigernde Wirkung, die von gut in Szene gesetzten Konfliktsituationen ausgeht. Bereits der erste Beitrag, der sich größtenteils der Analyse von Prince of Persia - Warrior Within widmet, zeigt, dass der innere Konflikt des Titelhelden deutlich faszinierender und vielschichtiger ist als seine Kampfkünste.
Die vielen bunten Bilder, die normalerweise in Büchern zum Thema Videospiele zu finden sind, sucht man in Contact - Conflict - Combat vergeblich. Nur in zwei der Beiträge tauchen ein paar kleine Screenshots auf. Hier wird tatsächlich wenig Platz für optische Leckerbissen geopfert. Glücklicherweise schaffen es einige der Schreiberlinge, die übrigens aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen kommen, auch mit Worten bestens zu unterhalten. Besonders weit vom bierernsten Fachbuchstil entfernt sich Christian Huberts in seinem Artikel “Zwischen 1 und 0 - Der romantische Konflikt zwischen realen und virtuellen Welten“. Sehr persönlich schildert der Autor zunächst die Vorteile, die digitale Lebensräume im Vergleich zur wirklichen Welt zu bieten haben. Die World of Warcraft dient ihm als Zufluchtsort in düsteren Zeiten. Während Herr Huberts krank vorm Bildschirm sitzt, genießt sein untoter Avatar seine Existenz in der Fantasy-Welt Azeroth. Doch genau so schnell wie die Euphorie gekommen ist, weicht sie der bitteren Erkenntnis, dass die sozialen Komponenten des umjubelten Rollspiels klare Grenzen haben. Obwohl der Text stilistisch ungewöhnlich ist, ist er inhaltlich durchaus mit den restlichen Beiträgen vergleichbar. Nur selten werden klare Pro- oder Contra-Positionen bezogen. Jedes der Themen wird aus mehreren Blickwinkeln betrachtet.