Silent Hill HD Collection im Test

Wir beginnen mit einer schlechten Nachricht. Auf der Disc befinden sich nur zwei Spiele der Grusel-Serie. Es ist verständlich, dass der antike erste Teil, der ursprünglich für die PSone erschien, nicht neu aufgelegt wurde, warum allerdings Silent Hill 4: The Room durch Abwesenheit glänzt, bleibt ein Mysterium. Zwar hat jedes Game eine in sich abgeschlossene Story, aber mit allen drei PS2-Episoden hätte die Sammlung deutlich runder gewirkt. Sehr schade ist auch die Tatsache, dass Konami seine frühere Vorzeigeserie nicht angemessen feiert. Erinnert sich noch jemand an die Bonus-DVD, die Silent Hill 2 ursprünglich beilag? Warum wurde dieses interessante Making Of nicht auf die neue Blu Ray gepackt? Was ist mit der Silent Hill Experience, die bisher nur Besitzer einer PSP erleben durften? Es gibt so viel tolles Hintergrundmaterial zu dieser Reihe, aber wir bekommen nur Silent Hill 2 und 3. Das ist für ein Produkt, das sich in erster Linie an echte Fans richtet, ziemlich wenig.

Wer sich, so wie ich, zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder mit den beiden Genre-Klassikern beschäftigt, wird zu Beginn einen kleinen Schock erleben. Während der ersten halben Stunde musste ich mich ständig fragen, wie ich diesen Schrott damals mit so großer Begeisterung durchzocken konnte. Die Steuerung ist einfach nur furchtbar. Die Perspektive wechselt ständig und lässt sich nicht individuell anpassen. Darüber hinaus werden die Hauptdarsteller ausschließlich mit dem linken Analog-Stick bewegt. Es dauert eine Weile, bis sich das Gehirn wieder an die unvorteilhafte Controllerbelegung vergangener Tage erinnert. Danach sind zwar nicht alle Probleme beseitigt, aber wenigstens rennen die Protagonisten nicht mehr ständig ungewollt gegen Hindernisse. Nachdem sich der Mensch vor dem Bildschirm auch noch an die oberflächlichen und langsamen Kämpfe gewöhnt hat, können Silent Hill 2 und 3 endlich ihre wahren Stärken zeigen.

Die Actionsequenzen sind alles andere als atemberaubend und große Denksportaufgaben sind eher selten zu finden. Nach den Regeln der Logik müssten die beiden Oldies also richtig miese Vertreter des ehemals so beliebten Survival Horror-Genres sein. Doch das Gegenteil ist der Fall! Die Gameplay-Macken geraten aufgrund der genialen Atmosphäre und der herrlich wirren Storys schnell in Vergessenheit. Silent Hill 2 ist ein langer und spannender Psychotrip.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht James Sunderland, der auf der Suche nach seiner Frau ist. Spätestens wenn klar wird, dass die Angebetete schon vor Jahren gestorben ist, wird es schwer, den Controller aus der Hand zu legen. Es beginnt eine Reise in den Wahnsinn, die Fans düsterer Unterhaltung einfach bis zum bitteren Ende gehen müssen. Silent Hill 3 orientiert sich etwas stärker am Konkurrenzprodukt Resident Evil. Doch obwohl die jugendliche Protagonistin sich hier durch wesentlich mehr Gegner metzeln und ballern muss als James im Vorgänger, stört das die besondere Atmosphäre kaum. Auch der dritte Teil weiß dank unerwarteten Wendungen, intelligent platzierter Schockmomente und anatomisch verstörender Monster zu gefallen.

Als Silent Hill 2 für die Playstation 2 erschien gehörte es zu den optisch imposantesten Titeln für die noch junge Konsole. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich damals einige Sekunden benötigt habe, um zu verstehen, dass ich nicht mehr das Intro sehe, sondern mich tatsächlich bereits im eigentlichen Spiel befinde. Seit diesem denkwürdigen Tag sind mehr als zehn Jahre vergangen und natürlich können die Oldies in Sachen Grafik inzwischen nicht mehr in der ersten Liga mitspielen. Noch immer fällt auf, dass die namensgebende Kleinstadt mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. Praktisch jeder Hintergrund bietet einige neue Elemente, wodurch Silent Hill trotz geringer Einwohnerzahl lebendig wirkt. Auch die Animationen, die früher wegweisend waren, sind würdevoll gealtert, so dass es leicht fällt kleinere Macken zu vergeben.

Die HD-Auflösung entpuppt sich als zweischneidiges Schwert. Einige Feinheiten sind jetzt erstmals wirklich erkennbar, aber es fällt auch auf, dass die Texturen zu Beginn des aktuellen Jahrtausends ziemlich grob aussahen. Besonders hart hat die Überarbeitung den Nebeleffekt getroffen. Das mag sich nach einem Mini-Manko anhören, doch wer Silent Hill kennt weiß, dass die dichten Schwaden in denen sich die Monster verstecken, sehr viel zur Gruselstimmung beitragen. Nun wird klar, dass es die Schwächen alter Röhrenfernseher waren, die den Nebel natürlich erscheinen ließen. Die graue Wand in der HD Collection erlaubt zu häufig einen Blick hinter die Kulissen, was die Stimmung ebenfalls negativ beeinflusst.

Glücklicherweise hat sich die akustische Untermalung von Spielen innerhalb der letzten Dekade nicht so rasant weiterentwickelt wie die Grafik. Darum wirken weder die Soundtracks noch die Effekte beider Games veraltet. Mal sind es düster anmutende Melodien, mal einzelne Noten oder Geräusche, die dem Zocker zusammenzucken lassen. Offensichtlich haben die Komponisten diese Methode aus klassischen Horrorfilmen übernommen und es ist beeindruckend, dass sie in interaktiven Schockern noch besser zur Geltung kommt. Kaum nachvollziehbar ist hingegen die Entscheidung neue Sprecher zu engagieren. Das Ergebnis klingt, abgesehen von einigen asynchronen Dialogen, weder besser noch schlechter als das Original, wird aber echte Fans der Serie trotzdem vor den Kopf stoßen. Bei Silent Hill 2 hat man die freie Auswahl, aber im dritten Teil ist nur die überarbeitete Fassung zu hören.