Silent Hill 3 im Test

PlayStation2
1999 erschien das erste Silent Hill für Sony`s PlayStation. Der verwitwete Schriftsteller Harry Mason macht mit seiner Tochter Cheryl Urlaub in dem Ferienort Silent Hill, einer lauschigen Ami-Kleinstadt. Nach einem Autounfall verschwindet das siebenjährige Töchterchen im wabernden Nebel – und Harry startet eine verzweifelte Suchaktion in der verwaisten Stadt. Im weiteren Storyverlauf trifft Mason auf einen obskuren Satanskult, diverse Monstren und mysteriöse Nebencharaktere. Von Zeit zu Zeit verschwindet die Stadt in einer Art Paralleldimension, angekündigt wird der Dimensionwechsel von einer heulenden Sirene.
Mit Taschenlampe und defektem Radio (das plötzliche Rauschen des Gerätes kündigt Monsteraktivitäten an) bewaffnet stößt Harry nach und nach auf das grauenhafte Geheimnis der Stadt. Im finalen Showdown wird der verstörte Autor mit dem Schicksal seiner Tochter konfrontiert. Silent Hill 1 schlug vor 4 Jahren wie eine Bombe ein – und revolutionierte das Survival-Horror-Genre. Im Gegensatz zur ebenfalls äußerst populären Resident Evil-Serie setzt Silent Hill nicht so sehr auf direkte Schockmomente und –effekte, sondern eher auf einen schleichenden, unterschwelligen und allgegenwärtigen Angriff auf die Nerven des Spielers.


Der atmosphärische Soundtrack Akira Yamaoka`s setzte neue Maßstäbe, die Mischung aus Ambientsounds, Industrialeinlagen und disharmonischem Lärm versetzte Millionen von Silent Hill-Spielern in Angst und Schrecken. Vor allem der geschickte Einsatz von „stillen Momenten“ wurde sein Markenzeichen. Übrigens zeichnet Herr Yamaoka für alle drei Soundtracks der Serie verantwortlich.

2001 wurde das langerwartete Silent Hill 2 auf der PS2 veröffentlicht – und spaltete prompt die Fangemeinde. Hauptkritikpunkte vieler Spieler waren der recht geringe Umfang u. die Linearität des Spiels, sowie die etwas drögen Kämpfe. Die Story wußte hingegen zu begeistern: Ein gewisser James Sunderland erhält plötzlich einen Brief von seiner Ehefrau. An sich nichts ungewöhnliches, wäre seine Frau nicht drei Jahre zuvor an einer unheilbaren Krankheit verstorben. Der Brief lenkt James nach Silent Hill, wo er einst mit seiner Ehefrau schöne Urlaubstage verlebte. Der depressive Witwer erlebt in Silent Hill seinen persönlichen Alptraum, immer getrieben von Schuldvorwürfen, großer Trauer und einer vagen Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Mary, seiner Frau. Im Laufe der Geschichte trifft James auf einige seltsame Charaktere, welche aufgrund ihrer dunklen Geheimnisse und ihrer Verschrobenheit in jedem David Lynch-Film mitspielen könnten. Die Abgründe der menschlichen Seele werden geschickt ausgelotet, der mysteriöse Storyverlauf läßt viel Raum zum Spekulieren.

So, kommen wir endlich zum neuesten Streich der Konami-Entwickler. Silent Hill 3 bietet einige Überraschungen und Neuentwicklungen. Zuerst wäre da die Veröffentlichung des Spieles zu nennen: europäische Spieler kommen diesmal vor den Spielern in Japan und Amerika in den Genuß des Games, eine relativ unübliche Releasepraxis und Balsam auf die Seelen der in der Vergangenheit häufig benachteiligten Pal-Zocker. Hoffentlich macht dieses Beispiel Schule.


Gleich nach dem Spielstart erblickt das Spielerauge eine Wahloption zwischen 50 und 60Hz, ebenfalls vorbildlich von Konami. Der Introsong kommt mit weiblichen Vocals daher – wieder eine Neuerung. Im Titelbildschirm kann der Spieler den Action- und Rätselgehalt den eigenen Bedürfnissen anpassen, jeweils drei Schwierigkeitsgrade werden angeboten. Im Optionsmenü kann man Untertitel in mehreren europäischen Sprachen aktivieren (deutsche Sprachausgabe bietet das Spiel nicht an), Bildschirmposition und Helligkeit anpassen, etc. Wie schon im Vorgänger kann man erneut zwischen 2-D- (Resident Evil lässt grüssen) und 3-D-Steuerung wählen.

Das Spiel beginnt serienuntypisch nicht in den vernebelten Gassen Silent Hills, sondern in einem ordinären Einkaufszentrum. Die 17jährige Heather, scheinbar ein blondes All American-Girl, möchte für ihren Vater Besorgungen erledigen . Plötzlich taucht ein mysteriöser Mann auf, der mit seinem Trenchcoat, Stoppelbart und Hut einem schlechten Detektivfilm entsprungen sein könnte. Douglas, so heißt der mittelalte Mann, spricht Heather an, möchte mit ihr über ihre Vergangenheit sprechen. Ihr kommt der Mann suspekt vor, also lässt sie ihn unvermittelt stehen und flüchtet vor ihm. Kurze Zeit später wimmelt es überall vor Monstren, der altbekannte Silent Hill-Horror hat wieder zugeschlagen. Das Einkaufszentrum entwickelt sich in eine dreckige, düstere und blutbesudelte Hölle. Spätere Locations sind eine U-Bahn-Station, ein Bürogebäude, ein Jahrmarkt, etc. - laßt euch überraschen. Erfahrene Silent Hill-Zocker werden das eine oder andere Gebiet bereits aus den Vorgängern kennen.


Der dritte Teil der Serie baut auf den Erstling auf, damals offengebliebene Fragen werden endlich beantwortet. Silent Hill-Veteranen können also einige Aha-Erlebnisse und Überraschungen erwarten. Nach dem eher weltlich angehauchten 2. Teil dreht sich die Story des 3. Teil wieder um Satanskult und die dunklen Geheimnisse Silent Hills.

Die Steuerung wurde gründlich überarbeitet. Ausgeburten der Hölle können mittels gedrückter R2-Taste fest anvisiert werden, Metroid Prime und Zelda standen hier wohl Pate. Bei gedrückter R2-Taste bewirkt die Betätigung des Quadrat-Buttons eine Abwehrbewegung Heather`s – bei schwächeren Gegnern kann so, richtiges Timing vorrausgesetzt natürlich, größerer Schaden vermieden werden. Die Tasten L1 und R1 bewirken einen Seitenschritt nach links oder rechts, die L2-Taste kontrolliert die zuweilen etwas hektische Kamera. Drückt man L1 und R1 gleichzeitig, so vollführt Heather eine 180° Drehung. Ein Druck auf die R3-Taste aktiviert vorher ausgewählte Items, schnelle Heilung und rasches Nachladen der Schußwaffen werden so ermöglicht.
Das Waffenarsenal ist klassisch: Stahlrohr, Messer, Katana, Morgenstern, Schrotflinte und Pistole laden zum fröhlichen Monstermetzeln ein. Neu sind Uzi und Elektroschocker. Letzteren dürften die Entwickler dem Resident Evil-Remake (NGC) entnommen haben.

Die grafische Gestaltung des Spieles ist konkurrenzlos gut. Alle Charaktere wirken absolut lebensecht, die lippensynchrone (englische) Sprachausgabe trägt viel zur gelungenen Atmosphäre bei. Lichtquellen wie die obligatorische Taschenlampe werfen beeindruckende Schatten. Der Look der Locations ist gewohnt düster und schmuddelig gehalten, Ekelanfälle werden also garantiert. Teil 2 wurde wegen der geringen Gegnervielfalt gerügt, Konami nahm sich die Kritik offensichtlich zu Herzen. Das Spektrum reicht jetzt von widerlichen Fleischbergen über Höllenhunde bis hin zu riesigen Insekten. Die Monstren agieren wesentlich flinker und offensiver, taktisches Vorgehen wird belohnt. Ab und an kommt es zu einem Bosskampf. Waren diese Kämpfe im Vorgänger geradezu lächerlich einfach, so fordert der Nachfolger hier etwas mehr Geschick und Können vom Spieler. Mit der richtigen Ausrüstung und Taktik sind diese Fights aber schnell abgehandelt, unfair wird`s zu keinem Zeitpunkt.


Von Zeit zu Zeit gilt es diverse Such- und Kombinierrätsel zu lösen. Auf den ersten beiden Schwierigkeitsstufen kommt bei diesen genretypischen Einlagen bestimmt kein Hirn in Wallung, dafür ist das Spiel zu linear - und die Lösung der Rätsel zu offensichtlich. Wer Rätselfutter in der Tradition des Erstwerks erwartet hat, der wird mit Sicherheit bitter enttäuscht sein.

Rote Symbole signalisieren die Speicherpunkte, welche in regelmäßigen Abständen auftauchen. Eine Speicherbegrenzung gibt es nicht. Nach dem ersten Durchgang erhält der Spieler eine Leistungsbewertung. Auf einer Schreibmaschine können erspielte Paßwörter eingetippt werden, neue Outfits für Heather sind das Resultat. Fleissige Zocker werden zudem mit neuen Optionen belohnt - so können z.B. Farbe und Menge des Blutes reguliert werden.

Der Soundtrack ist von gewohnt hoher Qualität. Schreie, Schluchzer und Hundeheulen treiben den Spieler langsam in den Wahnsinn. Stille Passagen werden von plötzlich auftretenden Lärmattacken unterbrochen, Adrenalin pur. Revolutionärste Neuerung sind die bereits angesprochenen Gesangseinlagen einiger Stücke. Wie schon bei den beiden Vorgängern bietet Konami den Silent Hill 3-Soundtrack separat zum Verkauf an, für Fans der Serie sicherlich eine Überlegung wert.

Nun zu den Kritikpunkten. Die Kamera nervt immer noch von Zeit zu Zeit, oftmals wird das Bildschirmgeschehen aus so unglücklichen Perspektiven gezeigt, daß ein Monsterangriff nahezu unvermeidbar ist. Ständiges Korrigieren der Kameraposition via L2 ist unverzichtbar.

Die Storyline entwickelt sich recht langsam, erst nach ca. 2-3 Spielstunden kommt das Spiel in Fahrt. Im Grunde nicht weiter tragisch, wäre da nicht die kurze Gesamtspielzeit: schon nach 6-7 Stunden bittet der Endgegner zum Finale. Mehrmaliges Durchspielen wird zwar mit den üblichen Goodies belohnt (alternative Endsequenzen, Bonuswaffen wie z.B. ein Star Wars-Lichtschwert, neue Outfits für Heather, etc.), dennoch ist Silent Hill 3 definitiv zu kurz. Geschmackssache ist die Story. Im Gegensatz zum 2. Teil bietet Silent Hill 3 weniger ausgefeilte Nebencharaktere, auch sind Begegnungen und Kontakte deutlich seltener und oberflächlicher.

Team neXGam meint:

Team neXGam

Silent Hill 3 ist in meinen Augen ein zweischneidiges Schwert. Die Präsentation ist nahezu perfekt - Konami treibt die PS2 mal wieder ans Limit. Die Kämpfe wurden überarbeitet und wirken nicht mehr ganz so statisch und unspektakulär wie im Vorgänger. Dennoch könnten sie weitaus dynamischer ablaufen, zumal einem die nervöse Kamera immer wieder ins Handwerk pfuscht. Die Rätsel sind nett, aber nicht mehr - hier verschenkten die Entwickler viel Potenzial. Nach Beendigung der ersten beiden Silent Hill-Episoden blieben viele Fragen zur Story offen, der Spieler konnte eigene Theorien und Mutmaßungen erstellen. Teil 3 wirkt aufgrund seiner starken Linearität weit weniger mysteriös, alle Unklarheiten dürften nach dem Genuß des Abspanns geklärt sein. In meinen Augen ist diese Tatsache bedauerlich - und raubt dem Spiel etwas von seinem Charme. Unterm Strich ist SH3 ein sehr gutes Spiel, welches aber keineswegs die morbid-depressive Stimmung der Vorgänger erreicht. Genre-Fans greifen trotz des knappen Umfangs zu, ängstliche und schreckhafte Naturen meiden das Spiel besser.

written by Claas, © neXGam

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  • von Nognir:

    so bin weitergekommen, also danke für die Hilfe ...

  • von Nognir:

    hmm die Zeitungen mit dem Fluch hab ich schon gelesen, also hab ichs praktisch schon verschi***en *g* ich bin doch eigentlich am Gleis 3. Gibt ja nur des eine Gleis an dem es zur Bergen Str. geht oder seh ich das falsch? Karte hab ich ja Edit: Hab mir das Video mal angesehen, jetz glaub ich weiß...

  • von Nils:

    *Silent Hill Experte zu Wort meld* nein! Den Fehler hab ich uch erst immer gemacht, du musst (ich hoffe du hast die Karte von der U-Bahn Stadtion sonst wird es kompliziert) zu einer Stelle die an den Bergen heißt, ich glaub es war Gleis 3 wenn mich nicht alles täuscht, dort kommst du an den...

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Silent Hill 3 Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit erhältlich
Vermarkter Konami
Wertung 8.3
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