Splosion Man im Test

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Das Versuche aus den Geheimlaboren tief unter der Erde nicht immer zum Wohle der Menschheit gemacht werden, wissen wir spätestens seit der Analogkäse-Schinken-Pizza. Weitaus bekömmlicher hingegen ist der neuste Streich des Indie-Entwicklers Twisted Pixel. Als Namens gebender Splosion Man sprengt ihr euch durch den Weg nach oben. In unserem Review erfahrt ihr ob der Titel letztendlich genau da ankommt.
Die Welt der Digitalen Unterhaltung hat schon so einige Helden kommen und gehen sehen. Nur die wenigsten bleiben im Gedächtnis der Spieler und eins lasst euch gesagt sein – der Splosion Man wird zweifelsohne dazu gehören! Bereits mit The Maw haben die Indie-Entwickler von Twisted Pixel ihr Gespür für ausgefallen skurrile Charaktere und gut platzierten Slapstickhumor beweisen aber ihre neueste Kreation sprengt – im wahrsten Sinne des Wortes – alles bisher da gewesene. Bereits im Intro herrscht ein Chaos das seinesgleichen sucht. Wild umher rennende Wissenschaftler, herumfliegende Cartoon-Fleischkeulen und mittendrin die Geburtsstunde des Splosion Man. Gegen seine apathisch, nervösen Zuckungen und das irre Rumgekichere wirkt selbst der Crazy Frog wie ein gesetzter Doktor mit Harvard-Diplom und gegen das hämisch durchgeknallte Grinsen frisch aus der Anstalt hat nicht mal der Joker was zu lachen – warum den So ernst?
Das Beste daran – ihr habt noch nicht mal einen Button auf euren Controller betätigt aber grinst schon von der ersten Sekunde an über den sympathischen Antiheld. Der perfekte Einstieg in einen Trip durch den Wahnsinn und zur brodelnden Ursuppe des Jump and Runs.



Denn im herzen des Titels erinnert das ganze an die gute alte Zeit als man noch einen Knopf am Pad oder Joystick hatte und damit das gesamte Spiel bestritt. Mit eben dieser einen Aktion lasst ihr den Splosion Man explodieren und katapultiert in so durch die Luft. Das funktioniert bis zu 3 mal, danach braucht ihr wieder festen Boden unter den Füßen. Genau so simpel gestaltet sich euer Ziel, da in den linearen Levels lediglich den Ausgang erreichen müsst.
Das erinnert wohltuend an den Ninjahüpfer N+ und genau wie die minimalistischen Ninjas werdet ihr alsbald feststellen, dass euch eure Umgebung alles andere als wohl gesonnen ist. Säurebäder, ein stetig steigender Wasserspiegel oder Wachdrohnen machen euch genau so zu schaffen wie zahlreiche Fallen. Dagegen gibt es allerdings auch so nützliche Dinge wie explosive Fässer, welche euch hoch katapultieren.



Doch während ihr im Verlauf der zahlreichen Levels um euer Leben schwitzt und die ständig kniffliger werdenden Sprungpassagen mit perfektem Timing meistert hat der Splosion Man vor allem eines – einen irren Spaß. Selten zuvor hatte ein Held ein derart dynamisches und durchgedrehtes Eigenleben. Das zeigt sich schon in den vielfältig abgedrehten Laufanimationen. Mal prescht ihr wie ein Affe durch die Gänge nur um dann plötzlich mit ausgestreckten Armen ein Flugzeug zu Mimen. Das passende Gebrabbel, Gegacker und Gekicher gibt es natürlich oben drauf. Auf all die irren Grimassen und Aktionen habt ihr so gut wie keinen Einfluss und es ist eben diese Detailvielfalt, die den Splosion Man aus dem endlosen Cast generischer Helden heraussprengt.

Damit nicht genug ist das gigantische Untergrundlabor von feigen Wissenschaftler, gefährlichen Robotern sowie 3 fordernden Endgegnern bewohnt. Vor allem letztere zwingen euch zum Kampf, bei dem ihr meistens per Explosion Projektile zurückschleudern oder aber an einer bestimmten Schwachstelle zünden müsst. Bis auf die etwas langweiligen Drohnen überzeugen auch die Antagonisten auf voller Linie. Die Wissenschaftler sind ein verängstigtes Völkchen, das sich nur hinter seiner Technik versteckt.
Deutlich gelassener nehmen es da lediglich die korpulenten Vertreter dieser Art. Diese singen lieber ein Lied über leckere Donuts als vor euch reiß auszunehmen und eignen sich ansonsten als hervorragende Schutzschilde für die eine oder andere Situation.
Weitaus aggressiver präsentieren sich da die finalen Gegner. Mit oftmals tödlichen Attacken trachten sie euch nach dem Leben und Fluchen beherzt rum wenn ihr ihnen entwischt.



Das vor allem in den Kämpfen schon mal Frust aufkommt, ihr müsst beim Ableben den Endboss wieder von vorne bekämpfen, gehört genau so zur Spielerfahrung wie so manch arg kniffliger Sprung in einer Kettenreaktion. Fehler werden sehr oft mit dem Ableben bestraft. Glücklicherweise hält sich der Frustfaktor in geringen Grenzen. Zum einen bieten die Levels nach größeren Passagen meist intelligent gesetzte Checkpoints zum anderen könnt ihr nach vermehrten Ableben den Ausweg der Feiglinge wählen. Dann kommt ihr automatisch in den nächsten Level und dürft euch bis zum Levelabschluss über einen rosa Tü-Tü an der Hüfte freuen und den einen oder anderen Gimmick im Level verpassen.
Neben zahlreichen Anspielungen auf Filme wie Matrix wartet jeder Level des Labors mit einem versteckten Kuchen auf…ungelogen ,,,) Auf ausufernde Zwischensequenzen oder gar eine Story müsst ihr hingegen vollkommen verzichten. Da der Humor aber oftmals Live on Stage stattfindet werdet ihr solche Dinge aber auch nicht vermissen.



Natürlich ist das vornehmlich für Perfektionisten gedacht aber auch ohne Suche nach der leckeren Backware oder der perfekten Levelzeit werdet ihr alle Hände voll zu tun haben es bis zum abgedrehten Abspann zu schaffen. Ständig werden neue Levelelemente eingeführt und so kommt gegen Ende mit einem Gemisch aus stachelbesetzten Walzen, Presse, stachelbesetzten Hydraulik-Wänden, Fließbändern, Laserbarrieren und Säuregruben ein buntes Potpore aus Gefahren zusammen.
Die dynamische Kamera setzt das stets zweidimensionale Geschehen mit Schwenks und Zooms meist gekonnt in Szene. Nur selten verpasst ihr aufgrund ungeeigneter Kameraperspektiven den Anschluss an einen Sprung. Leider habt ihr alsbald alle Gegenstände und Fallenkombination gesehen und so fühlt sich das letzte drittel des Titels mitunter etwas lang gezogen an da ihr viele Passagen so oder in ähnlicher Form schon bestanden habt. Knifflig und spannend bleibt es trotzdem.



Wer genug vom Einzelspieler hat kann sich in den zahlreichen speziell dafür designten Levels mit bis zu 3 weiteren Mitspielern austoben. Gemeinsam gilt es Abgründe zu überwinden und Schalter zu aktivieren oder per getimten Sprung an ansonsten unerreichbare Orte zu kommen. Das klappt offline mit Absprache wunderbar, online hingegen gibt es einen Timer der von 3 herunterzählt, was die ganze Sache nur bedingt einfacher macht. Multipliziert aber den abgedrehten Splosion Man ins 4-fache und ihr könnt euch den sicher denken, das 4 der irren Kerlchen noch mehr Spaß bedeuten.

Neben dem superben Spieldesign zündet auch die Technik. Die butterweichen Animationen könnten direkt aus einem Cartoon stammen. Gepaart mit den hübschen Lichteffekten sowie den scharfen Texturen ergibt das ein stimmiges Gesamtbild. Lediglich die Levelarchitektur lässt zu wünschen übrig.
Die 3 Labors unterscheiden sich thematisch nur von der Farbwahl her und bieten ansonsten allesamt zusammengeschusterte Levelabschnitte aus dem Baukasten mitsamt eher langweiligem Levelinventar - einen Editor für eigene Levels gibt es im Übrigen aber nicht. Auch wenn sich das ganze perfekt spielt, optische Abwechslung sieht anders aus. Dank des genialen Charakterdesigns fällt das aber kaum ins Gewicht.

Das letzte Knallbonbon ist der Sound. Nahezu nahtlos fügen sich das wilde Gebrabbel des Splosion Man mit den kreischenden Wissenschaftlern und rummotzenden Endgegner ein. Wie aus einem Guss wirkt auch die Musik.
Die eingängigen Melodien begleiten euch durch die Levels und passen perfekt zum abgedrehten Cartoonambiente und halten so manche Referenz zur Popkultur bereit. Wen überrascht es da noch, dass der Abspann mit 2 abgedrehten Songs rund um den Splosion Man belohnt.



Nach ungefähr 5 Stunden findet der Wahnsinn dann ein Ende und schenkt euch neben einem Hintergrundthema für euer Dashboard einen zusätzlichen Schwierigkeitsgrad so wie das popkulturrelevante Achievement „Youre the best around!“ und das kann man ohne vorbehalte so unterschreiben.


Splosion Man (Xbox Live Arcade) - Trailer
(click play to start)



Der Splosion Man ist einfach nur skurril, irre, abgefahren! Wenige Charaktere in diesen Tagen wachsen einem so sehr ans Herz wie der durchgeknallte Bombenman. Das rund herum ein genial ausgetüfteltes und herausforderndes Jump and Run entstanden ist tut sein übriges dazu. Fans des Genres müssen einfach zuschlagen. Aber auch wer bisher eher dem Genre abgeneigt war sollte einen Blick riskieren. Der Titel holt dank des „easy to learn – hard to master“ Prinzip aus der simplen Ein-Button-Formel alles raus und überzeugt mit seinem abgedrehten Humor. Einziger Wehrmutstropfen ist das eintönige Leveldesign so wie das sich gegen Ende hin sichtlich abnutzende Spielprinzip. Lasst euch davon aber nicht vom Kauf abhalten – der Titel ist seine 800 Microsoft Points mehr als wert.

Positiv

  • Abgedrehter Antiheld
  • Sehr fordernd aber nie unfair
  • Klasse Sounduntermahlung

Negativ

  • Frustige Bosskämpfe
  • Level aus dem Baukasten
  • Optisch kaum Abwechslung
Userwertung
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Splosion Man Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 22.07.09
Vermarkter Microsoft
Wertung 8.6
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